2025-09-08-coi-cms-laenderinformationen-somalia-version-8-50fd
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter“
■ WB - Weltbank (6.2021): Somalia Economic Update. Investing in Health to Anchor Growth, http: //documents1.worldbank.org/curated/en/926051631552941734/pdf/Somalia-Economic-Update-Inv esting-in-Health-to-Anchor-Growth.pdf , Zugriff 15.12.2023 ■ WHO/Rizwan - World Health Organization (Herausgeber), Humayun Rizwan (Autor) (8.10.2020): Mental Health in Somalia, https://www.humanitarianresponse.info/sites/www.humanitarianresponse .info/files/documents/files/mental_health_presentation.pdf, Zugriff 27.6.2024 23.1.2 Spezifische Behandlungen (Diabetes, Dialyse, Krebs etc.) Letzte Änderung 2024-11-27 12:20 Nur 5 % der Einrichtungen sind in der Lage, Krankheiten wie Tuberkulose, Diabetes oder Ge bärmutterhalskrebs zu diagnostizieren und zu behandeln (WB 6.2021, S. 34). • Diabetes: Stand 2020 litten in Somalia rund 537.000 Menschen an einer Form von Diabetes (HIPS 5.2020, S. 26). Laut WHO kann das Follow-up nach einer Diagnose auch von medi zinischen Einrichtungen unterer Ebene durchgeführt werden (DIS/WHO 3.2024). Patienten, die an Diabetes leiden, können im Krankenhaus von einem Arzt oder Facharzt für innere Medizin behandelt werden. Alle von Tana Copenhagen nachgefragten Medikamente sind in Apotheken in Mogadischu erhältlich, mit Ausnahme von mittelfristig wirkendem Insulin (DIS 3.2024). Schnell wirkendes Insulin kostet 6-10 US-Dollar (100 Stk.) (TANA/DIS 18.1.2024). Laut WHO müssen die Medikamente selbst bezahlt werden (DIS/WHO 3.2024). • Dialyse: Mehrere Quellen des DIS - darunter UNICEF und die WHO - berichten von Dialy sezentren in Mogadischu. In zwei näher analysierten Krankenhäusern ist Dialyse möglich, es gibt dort auch Nephrologen und Fachärzte für innere Medizin. Grundsätzlich findet sich Dialyse im privaten Sektor, es gibt jedoch auch ein öffentliches Krankenhaus, das Dialyse kostenlos anbietet. Die Kapazitäten in diesem Krankenhaus sind begrenzt (DIS 3.2024). Nach älteren Angaben steht Dialyse in Städten zur Verfügung, nicht aber auf Bezirksebene (DIS/MoHSom 27.8.2020, S. 74). Eine Dialyse-Session kostet im Erdoğan Hospital 38,5 US- Dollar, im Shaafi Hospital 35 US-Dollar (TANA/DIS 18.1.2024). • Herzleiden: Patienten, die an Herzkomplikationen und Bluthochdruck leiden, können in den zwei von TANA näher analysierten Krankenhäusern von einem Facharzt für innere Medizin oder von einem Kardiologen behandelt werden. Alle nachgefragten relevanten Medikamente sind in Mogadischu verfügbar (DIS 3.2024). Spezielle Behandlungen stehen laut WHO nur dem reicheren Teil der Bevölkerung zur Verfügung (DIS/WHO 3.2024). • Chronisch obstruktive Lungenkrankheiten: Patienten können von einem Pneumologen im Erdoğan Hospital behandelt werden. Alle nachgefragten relevanten Medikamente sind in Mogadischu verfügbar (DIS 3.2024). • HIV/AIDS: Kostenlose Dienste stehen zur Verfügung (DIS/MoHSom 27.8.2020, S. 74). Über das Land verstreut gibt es Zentren, in welchen anti-retrovirale Medikamente kostenfrei ab gegeben werden (UNFPA/DIS 25.6.2020, S. 83). Die Somali Red Crescent Society (SRCS) stellt in mehreren Städten Behandlung für Patienten bereit (SRCS 2023). 388

• Krebs: Es gibt keine Onkologen in Mogadischu und kaum Behandlungsmöglichkeiten. Che motherapie ist nur sehr eingeschränkt verfügbar (DIS 3.2024), Radiotherapie gar nicht. Ei nige private Spitäler bieten für einige Krebsformen Diagnose und Behandlung an. Jene, die es sich leisten können, lassen sich im Ausland behandeln (DIS/WHO 3.2024). • Orthopädie: Die SRCS betreibt in Hargeysa, Mogadischu und Galkacyo orthopädische Rehabilitationszentren samt Physiotherapie. An den genannten Zentren werden Prothesen, Orthosen, Physiotherapie, Rollstühle und Gehhilfen organisiert, unterhalten und repariert. Die Zentren wirken über die Städte hinaus - etwa mit Zuweisungen oder mit mobilen Diensten (SRCS 2024). • Transplantationen: Diese sind in Somalia nicht möglich, es gibt keine Blutbank. Patienten werden i.d.R. nach Indien, in die Türkei oder nach Katar verwiesen (UNFPA/DIS 25.6.2020, S. 84). • Tuberkulose: Die Behandlung wird über den Global Fund gratis angeboten (UNFPA/DIS 25.6.2020, S. 84). Die Zahl an Infizierten mit der multi-resistenten Art von Tuberkulose ist in Somalia eine der höchsten in Afrika. Mehr als 8 % der Neuinfizierten weisen einen resistenten Typ auf (HIPS 5.2020, S. 25). • Schmerztherapie: Medikamente gegen Schmerzen sind in Mogadischu verfügbar, insge samt ist die Palliativmedizin aber schlecht aufgestellt (DIS/WHO 3.2024; vgl. DIS 3.2024). Quellen ■ DIS - Danish Immigration Service [Denmark] (3.2024): Somalia; Health care services in Mogadishu, https://www.ecoi.net/en/file/local/2105661/medcoi-somalia-til-upload-ny-forside.pdf , Zugriff 14.5.2024 ■ DIS/MoHSom - Ministry of Health [Somalia] (Autor), Danish Immigration Service [Denmark] (Her ausgeber) (27.8.2020): Somalia - Health System, S.72-75, https://www.nyidanmark.dk/-/media/File s/US/Landenotater/COI_report_somalia_health_care_nov_2020.pdf?la=en-GB&hash=3F6C5E28C 30AF49C2A5183D32E1B68E3BA52E60C, Zugriff 1.7.2024 ■ DIS/UNFPA - United Nations Population Fund (Autor), Danish Immigration Service [Denmark] (Her ausgeber) (25.6.2020): Skype-Interview des DIS mit UNFPA, in: DIS (11.2020): Somalia - Health System, S.79-84, https://www.nyidanmark.dk/-/media/Files/US/Landenotater/COI_report_somalia _health_care_nov_2020.pdf?la=en-GB&hash=3F6C5E28C30AF49C2A5183D32E1B68E3BA52E 60C, Zugriff 12.3.2024 ■ DIS/WHO - World Health Organization (Autor), Danish Immigration Service [Denmark] (Herausgeber) (3.2024): Online meeting with WHO Country Office Somalia; in: Somalia, Health care services in Mogadishu, https://www.ecoi.net/en/file/local/2105661/medcoi-somalia-til-upload-ny-forside.pdf , Zugriff 14.5.2024 ■ HIPS - Heritage Institute for Policy Studies (5.2020): Somalia’s Healthcare System: A Baseline Study & Human Capital Development Strategy, http://www.heritageinstitute.org/wp-content/uploads/2020/ 05/Somalia-Healthcare-System-A-Baseline-Study-and-Human-Capital-Development-Strategy.pdf , Zugriff 1.7.2024 ■ SRCS - Somali Red Crescent Society (2024): Annual Report 2023, https://data-api.ifrc.org/ documents/SO/Annual Report Somalia 2023.pdf, Zugriff 17.10.2024 ■ SRCS - Somali Red Crescent Society (2023): Annual Report 2022, https://data-api.ifrc.org/docume nts/SO/AR_Somalia_2022.pdf, Zugriff 1.7.2024 ■ TANA/DIS - Tana Copenhagen (Autor), Danish Immigration Service [Denmark] (Herausgeber) (18.1.2024): Medical Country of Origin Information (Medcoi) from Mogadishu, Somalia; Annex zu: Somalia, Health care services in Mogadishu, https://www.ecoi.net/en/file/local/2105661/medcoi-s omalia-til-upload-ny-forside.pdf , Zugriff 14.5.2024 389

■ WB - Weltbank (6.2021): Somalia Economic Update. Investing in Health to Anchor Growth, http: //documents1.worldbank.org/curated/en/926051631552941734/pdf/Somalia-Economic-Update-Inv esting-in-Health-to-Anchor-Growth.pdf , Zugriff 15.12.2023 23.2 Somaliland Letzte Änderung 2025-01-16 14:11 Die medizinische Versorgung ist im gesamten Land äußerst mangelhaft (AA 23.8.2024), bzw. weist sie zahlreiche Schwächen auf. Sie hat sich im Laufe der letzten Jahre aber substanziell verbessert (ÖB Nairobi 10.2024; vgl. BS 2024). Insgesamt ist die Lage in Somaliland besser als in Süd-/Zentralsomalia. Die Fertilitätsrate liegt in Somaliland bei 5,7 Kindern pro Frau, der gesamtsomalische Durchschnitt beträgt 6,9. In Somaliland werden 40 % der Kinder unter medi zinischer Begleitung geboren (institutional delivery), im somalischen Durchschnitt sind es nur 21 % (WB 6.2021, S. 26ff). Starben im Jahr 2016 noch 732 Mütter bei der Geburt eines Kindes, so waren es 2020 noch 396 (KGHP o.D.). 33 % der Kinder werden nunmehr in einer Gesund heitseinrichtung geboren. Die Lebenserwartung liegt für Frauen bei 52 Jahren, für Männer bei 49. Diese niedrigen Zahlen sind mitunter auf die hohe Kindersterblichkeit (91 von 1.000 Kindern unter fünf Jahren) zurückzuführen (MoHDSL 2022). Nach anderen Angaben liegt die Lebenser wartung für Männer bei 54 und für Frauen bei 57 Jahren (MoFASL 1.1.2021). 13 % der Kinder sind voll immunisiert (MoHDSL 2022). Der Staat gab 2023 ca. 5,5 % des Gesamtbudgets für den Gesundheitsbereich aus - das sind ca. 16,4 Millionen US-Dollar (MoFDSL o.D.a). Infrastruktur: Im somaliländischen Gesundheitssystem gibt es fünf Ebenen: die Gemeindeebe ne; die Primary Health Care Units (PHU); die Health Centers (HC); die Referral Health Centers (RHC) bzw. Bezirksspitäler; und die Regionalspitäler (Hagos et.al. 30.11.2023; vgl. MoHDSL 2022). Für das Jahr 2016 wurde die Zahl an Einrichtungen mit 123 PHUs, 104 HCs und 21 RHC angegeben. Die Zahl an Spitälern beläuft sich auf 16 – dies sind nur knapp weniger als im Rest Somalias zusammen (19) (HIPS 5.2020, S. 13). 2024 gibt eine Quelle die Gesamtzahl der Gesundheitseinrichtungen mit 336 an, davon 296 PHUs und HCs (Odero 4.2024). Das System ist nicht vollständig ausgebaut. So gibt es etwa im Bezirk Borama 13 HCs, nur ein Primary Hospital und ein 377 Betten umfassendes Regionalspital. Wegen des Mangels an öffentlichen Primary Hospitals (RHCs) werden Patienten von HCs oft direkt an das Regionalspital weiter verwiesen. Dabei würde es im Bezirk Borama zehn private Primary Hospitals geben (Mahfud/ Nour/Abdi 2/Muse/Fader 16.9.2021). Besonders schwierig gestaltet sich der Zugang zu essen zieller medizinischer Versorgung für Nomaden (MoHDSL 2022). Teils werden mobile Kliniken betrieben, so betreibt etwa eine NGO fünf für Kinder, um unterschiedliche IDP-Lager am Rand von Hargeysa abzudecken (MedAcross 2024a). Die meisten öffentlichen Einrichtungen sind unterfinanziert bzw. mangelhaft ausgestattet – vor allem jene in ländlichen Gebieten (BMC/Yussuf/et al. 2020, S. 6; vgl. SJ 16.10.2023). Der Ge sundheitssektor ist nur schwach reguliert. Den Großteil der medizinischen Versorgung stellen 390

UN und NGOs (ÖB Nairobi 10.2024). Sowohl mangelnde finanzielle Ressourcen als auch feh lendes Personal, eine beschränkte Infrastruktur sowie die Abhängigkeit von Gebern stellen das Gesundheitssystem vor Herausforderungen (Hagos et.al. 30.11.2023). Neben staatlichen Einrichtungen gibt es noch jene von NGOs und private Gesundheitsdienst leister (Hagos et.al. 30.11.2023). Seit dem Jahr 2010 sind in Hargeysa viele neue Gesundheits einrichtungen – ganze Spitäler, Zahnarztpraxen, Kliniken – eröffnet worden, viele davon privat (STDOK/SEM 2017). Im Jänner 2021 haben die Vereinten Arabischen Emirate zwei modern eingerichtete Spitäler in Berbera und Burco eröffnet (MoFA-VAE 20.1.2021). Ein weiteres wurde im Juli 2021 von einer NGO in Ceerigaabo (Sanaag) eröffnet (FTL 28.7.2021). Insgesamt wurde im Gesundheitsbereich im vergangenen Jahrzehnt viel getan (MoHDSL 2022). Quellen von EASO [Anm.: nunmehr EUAA] berichten: In Hargeysa gibt es neben dem Har geysa Group Hospital (HGH) noch mehrere private Spitäler (Edna Adan, Hargeysa Internatio nal Hospital, Gargaar Hospital, Haldoor Multispeciality and Teaching Hospital, Amal Grand Hos pital, Arab Medical Union Hospital); diese verfügen jeweils über 50 bis 100 Betten. Zudem gibt es noch zahlreiche kleinere Einrichtungen, die meist auf ein Spezialgebiet fokussiert, sowie nie dergelassene Ärzte (EASO 9.2021, S. 85). Das HGH verfügt über 250 Betten (SJ 16.10.2023). Insgesamt ist die Dichte an Gesundheitseinrichtungen in Somaliland höher als in Süd-/Zentral somalia: Quelle 41: TANA/ACRC 9.3.2023 Kosten: Es gibt keinerlei kostenfreie Gesundheitsversorgung und auch keine Krankenversi cherung (Höhne/ACCORD 9.4.2021). Quellen von EASO berichten: Selbst wenn das größte Spital des Landes - das HGH - „ öffentlich“ oder „ staatlich“ genannt wird, weil es von der öffent lichen Hand mitfinanziert wird, müssen Patienten dort trotzdem für medizinische Leistungen bezahlen. Die Aufnahme kostet ca. 10 US-Dollar; ein Bett in einem Mehrbettzimmer pro Nacht ebenfalls 10 US-Dollar. Operationen kosten zwischen 350 und 1.000 US-Dollar, ein Kaiserschnitt ca. 400 US-Dollar. In den anderen Spitälern in Hargeysa sind die Gebühren für Zulassung und 391

Bett um rund 30 % höher, die Operationen kosten in etwa gleich viel wie am HGH. Da nahezu niemand eine Krankenversicherung hat, muss für die medizinische Versorgung privat aufgekom men werden. Normalerweise unterstützen sich hier Familienmitglieder, typischerweise werden die Kosten von Verwandten in der Diaspora übernommen. Ist eine Person völlig mittellos, kann diese sich auch an eine Moschee und manchmal auch an erfolgreiche Wirtschaftstreibende wenden (EASO 9.2021, S. 84ff). NGOs bieten teils auch kostenlose Untersuchungen und Be handlungen, so etwa MedAcross mittels mobiler Kliniken für Kinder in IDP-Lagern in Hargeysa (MedAcross 2023). UNHCR bietet für Flüchtlinge, Asylwerber, IDPs und manchmal auch für Mitglieder der Aufnahmegemeinden Zugang zu medizinischer Versorgung (UNHCR 23.6.2024). Medikamente: Es gibt eine nationale Medikamentenliste (Essential Medicines List) und auch nationale Standards. Trotzdem bleiben von nicht-lizenzierten und unprofessionellen Händlern vertriebene, gefälschte und minderwertige Medikamente ein großes Problem. Gleichzeitig ist der Zugang zu essenziellen Medikamenten nicht immer gegeben (MoHDSL 2022). Spezifische Behandlungen und Techniken: Das HGH kann in einigen Bereichen spezialisierte medizinische Versorgung bieten, z. B. Dialyse (FIS 5.10.2018, S. 35). Im Jänner 2021 haben die Vereinten Arabischen Emirate in Hargeysa ein Dialysezentrum eröffnet, an welchem 30 Patienten pro Tag behandelt werden können (ENA 23.1.2021). Auch NGOs haben Spitäler gebaut, so etwa MedAcross im Jahr 2013 ein Kinderspital in Hargeysa. Dieses hat alleine in den ersten drei Jahren mehr als 55.000 Patienten behandelt. Im Jahr 2022 wurde das Spital erweitert (MedAcross 2024b). Das Rehabilitationszentrum der SRCS in Hargeysa bietet physiotherapeutische und orthopä dische Dienste. Zudem werden Prothesen, Orthosen, Rollstühle und Gehhilfen organisiert, un terhalten und repariert (SRCS 2024). Quellen von EASO berichten, dass es mehrere medizi nische Bereiche gibt, wo Lücken im System bestehen bzw. wo keine Dienste angeboten wer den: Onkologie, Dermatologie und spezielle chirurgische Eingriffe (z. B. pädiatrische Chirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Herzchirurgie) (EASO 9.2021, S. 85). Im ganzen Land finden sich nur 2-3 MRT-Geräte - alle in privaten Krankenhäusern. Ultraschallgeräte sind u. a. aufgrund von Pri vatinitiativen vorhanden. Im privaten Bereich kostet eine Ultraschalluntersuchung 30 US-Dollar, eine CT 120 US-Dollar (SJ 16.10.2023). Diabetes: Amputationen und Todesfälle aufgrund von Diabetes sind laut einer Quelle häufig. Dies liegt demnach an mangelnder Aufklärung und hohen Kosten für die Behandlung. Insulin für ein Monat kostet etwa 5 US-Dollar. In einer neuen Klinik in Hargeysa erhalten Patienten kostenlos Insulin und andere Medikamente (SJ 16.10.2023). Tuberkulose: Diese Krankheit ist in Somaliland verbreitet und bleibt eines der größten Gesund heitsprobleme. Die Inzidenz konnte aber von 286/100.000 im Jahr 2010 auf 258/100.000 im Jahr 2020 gesenkt werden. Die Erfolgsrate bei der Behandlung liegt bei 85 %. Es gibt 21 Behandlungszen tren für an Tuberkulose Erkrankte (MoHDSL 2022). Ärzte ohne Grenzen haben im Jahr 2019 in Hargeysa und Berbera ein neues Programm gegen multiresistente Tuberkulose begonnen. Menschen aus dem ganzen Land werden an die beiden unterstützten Spitäler verwiesen (MSF 29.4.2022). 392

Krebs: Staatlicherseits gibt es keine Institution, die in der Lage ist, Krebs zu behandeln. Es gibt einige wenige Privatspitäler, die Chemotherapie anbieten, u. a. seit Juni 2022 das Needle Hos pital. Das HGH hat eine entsprechende Pathologie aufgebaut. Im ganzen Land gibt es keine Strahlentherapie (Hagos et.al. 30.11.2023). Quellen ■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (23.8.2024): Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, https://milo.bamf.de/otcs/cs.exe/app/nodes/30275841, Zugriff 4.9.2024 [Login erforderlich] ■ BMC/Yussuf/et al. - BMC Health Services Research (Herausgeber), et al. (Autor), Mohamed Yussuf (Autor) (2020): Exploring the capacity of the Somaliland healthcare system to manage female genital mutilation / cutting-related complications and prevent the medicalization of the practice: a cross- sectional study, https://www.orchidproject.org/wp-content/uploads/2020/04/exploring-the-capacit y-of-the-somaliland-healthcare-system-to-manage-female.pdf , Zugriff 25.6.2024 ■ BS - Bertelsmann Stiftung (2024): BTI 2024 Country Report - Somalia, https://bti-project.org/filea dmin/api/content/en/downloads/reports/country_report_2024_SOM.pdf, Zugriff 18.3.2024 ■ EASO - European Asylum Support Office (9.2021): Somalia – Key socio-economic indicators, https: //www.ecoi.net/en/file/local/2060581/2021_09_EASO_COI_Report_Somalia_Key_socio_economi c_indicators.pdf, Zugriff 17.5.2022 ■ ENA - Emirates News Agency (23.1.2021): UAE opens kidney dialysis centre in Hargeisa, Somaliland, https://wam.ae/en/details/1395302903692, Zugriff 3.7.2024 ■ FIS - Finnische Einwanderungsbehörde [Finnland] (5.10.2018): Somalia: Fact-Finding Mission to Mogadishu and Nairobi, January 2018, https://migri.fi/documents/5202425/5914056/Somalia_- Fact_Finding Mission to Mogadishu and Nairobi January 2018.pdf/2abe79e2-baf3-0a23-97d1- f6944b6d21a7/Somalia_Fact_Finding Mission to Mogadishu and Nairobi January 2018.pdf.pdf, Zugriff 12.3.2024 ■ FTL - Facility for Talo and Leadership (28.7.2021): Somaliland’s Sanaag Specialty Hospital Officially Opened, https://www.ftlsomalia.com/somalilands-sanaag-specialty-hospital-officially-opened , Zugriff 19.6.2024 ■ Hagos et.al. - Gebrekirstos Hagos, Nazik Hammad, Susannah Stanway, Abdikani Yusuf, Tekleberhan Hailemariam (30.11.2023): Cancer care in Needle Hospital, Hargeisa, Somaliland. In: ecancermed icalscience, https://ecancer.org/en/journal/article/1642-cancer-care-in-needle-hospital-hargeisa-s omaliland/pdf, Zugriff 3.7.2024 ■ HIPS - Heritage Institute for Policy Studies (5.2020): Somalia’s Healthcare System: A Baseline Study & Human Capital Development Strategy, http://www.heritageinstitute.org/wp-content/uploads/2020/ 05/Somalia-Healthcare-System-A-Baseline-Study-and-Human-Capital-Development-Strategy.pdf , Zugriff 1.7.2024 ■ Höhne/ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documenta tion (Herausgeber), Markus Höhne (Autor) (9.4.2021): Expertenauskunft zu Somalia: Somaliland: Psychiatrische Versorgung und Kosten; ambulante Versorgung, Verfügbarkeit von Medikamenten [a-11539], https://www.ecoi.net/en/document/2049708.html, Zugriff 3.7.2024 ■ KGHP - King’s Global Health Partnerships / King’s College London (o.D.): King’s Global Health Partnerships, https://www.kcl.ac.uk/ksp, Zugriff 19.6.2024 ■ Mahfud/Nour/Abdi 2/Muse/Fader - Muna M. Mahfud, Fathia M. Nour, Hodan J. Abdi, Sabah M. Muse, Tim Fader (16.9.2021): Strengthening the Somaliland health system by integrating public and private sector family medicine. In: African Journal of Primary Health Care & Family Medicine, 2021 – 13(1): 3049, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8517771/, Zugriff 2.7.2024 ■ MedAcross - MedAcross Onlus (2024a): Fifth refugee camp outreach in Somaliland, https://en.med across.org/where-we-work/somaliland, Zugriff 3.7.2024 ■ MedAcross - MedAcross Onlus (2024b): Somaliland Pediatric Hospital, https://en.medacross.org/w hat-we-do/pediatric-hospital-somaliland , Zugriff 3.7.2024 ■ MedAcross - MedAcross Onlus (2023): A year in Hargeisa, https://en.medacross.org/where-we-wor k/somaliland, Zugriff 3.7.2024 393

■ MoFASL - Ministry of Foreign Affairs [Somaliland] (1.1.2021): Republic of Somaliland, Country Profile 2021, https://somalilandchronicle.com/wp-content/uploads/2021/06/Country-GUIDE-March-2021. pdf, Zugriff 3.7.2024 ■ MoFA-VAE - Ministry of Foreign Affairs [VAE] (20.1.2021): UAE opens two hospitals in Somaliland, https://www.mofaic.gov.ae/en/mediahub/news/2021/1/19/19-01-2021-uae-somal , Zugriff 19.6.2024 ■ MoFDSL - Ministry of Finance Development [Somaliland] (o.D.a): Central Government Budget FY 2023, https://cdn.sanity.io/files/e0lpub15/production/6e9f92baedf12e6b528cb9f7a3a0248db48175 40.pdf?dl=, Zugriff 16.10.2024 ■ MoHDSL - Ministry of Health Development [Somaliland] (2022): National Health Policy III 2022, https://somalilandmohd.com/wp-content/uploads/2023/03/Somaliland_New_HP_Final-1.pdf, Zugriff 2.7.2024 ■ MSF - Ärzte ohne Grenzen (29.4.2022): Healing from drug-resistant tuberculosis in Somaliland, https://www.msf.org/healing-drug-resistant-tuberculosis-somaliland , Zugriff 3.7.2024 ■ ÖB Nairobi - Österreichische Botschaft Nairobi [Österreich] (10.2024): Asylländerbericht zu Somalia, https://www.ecoi.net/en/file/local/2116331/SOMA_ÖB-Bericht_2024_10.pdf , Zugriff 22.10.2024 [Login erforderlich] ■ Odero - Vitalis Okoth Odero (4.2024): Mental Health: A Situational Analysis of Somaliland 2023, https://www.researchgate.net/publication/380792721_MENTAL_HEALTH_A_SITUATIONAL_ANA LYSIS_OF_SOMALILAND_2023, Zugriff 3.7.2024 ■ SJ - Sahan Journal (16.10.2023): Minnesota doctors bring life-saving equipment and training to Somaliland’s poor, https://sahanjournal.com/health/ultrasound-devices-somalia-hospitals-minneso ta-doctors-abdirahman-madar-max-fraden , Zugriff 23.4.2024 ■ SRCS - Somali Red Crescent Society (2024): Annual Report 2023, https://data-api.ifrc.org/ documents/SO/Annual Report Somalia 2023.pdf, Zugriff 17.10.2024 ■ STDOK/SEM - Staatendokumentation des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl [Österreich], Staatssekretariat für Migration [Schweiz] (2017): Informationen aus den Protokollen der FFM Somalia 2017 ■ TANA/ACRC - Tana Copenhagen (Herausgeber), African Cities Research Consortium (Autor) (9.3.2023): Understanding Systems in Mogadishu City, https://tanacopenhagen.com/wp-content/upl oads/2023/03/ACRC-Tana-Mogadishu-City-System-Analysis.pdf , Zugriff 23.5.2024 ■ UNHCR - United Nations High Commissioner for Refugees (23.6.2024): Operational Update (May 2024) - Somalia, https://reliefweb.int/report/somalia/unhcr-somalia-operational-update-may-2024 , Zugriff 11.7.2024 ■ WB - Weltbank (6.2021): Somalia Economic Update. Investing in Health to Anchor Growth, http: //documents1.worldbank.org/curated/en/926051631552941734/pdf/Somalia-Economic-Update-Inv esting-in-Health-to-Anchor-Growth.pdf , Zugriff 15.12.2023 23.2.1 Psychiatrie, Psychologie Letzte Änderung 2024-11-27 12:48 Gesellschaft: Psychische Krankheiten sind eines der größten Gesundheitsprobleme des Lan des, wurden aber lange vernachlässigt. Zudem werden Patienten und ihre Familien stigmatisiert, oftmals sozial isoliert (MoHDSL 2022; vgl. Odero 4.2024) und mitunter zu Hause in Ketten gehal ten. Manchmal werden sie auch misshandelt oder in Ilaaj (siehe unten) untergebracht. Allerdings ist unklar, wie flächendeckend die Stigmatisierung vollzogen wird, laut einer Studie aus dem Jahr 2010 haben 21 % der befragten Familien angegeben, für einen psychisch schwer kranken Verwandten zu sorgen. Gleichzeitig unternimmt die Regierung zahlreiche Anstrengungen, um das mit psychischen Krankheiten verbundene Stigma zu bekämpfen. Mittlerweile wird auch oft auf Ketten verzichtet (Odero 4.2024). Infrastruktur: Seit 2009 wurde diepsychische Gesundheitsversorgung in Hargeysa, Berbera, Borama, Gabiley und Burco ausgebaut (Ibrahim 2/et al. 2022). Folgende Einrichtungen zur Behandlungpsychischer Erkrankungen sind bekannt: je ein psychiatrisches Spital in Berbera 394

und Gabiley; psychiatrische Abteilungen an den Spitälern von Hargeysa, Burco und Borama; sowie die Sahan Clinic (WHO/Rizwan 8.10.2020). Im Juni 2023 wurde eine neue Klinik in Ceerigaabo (Sanaag) eröffnet (MoHDSL 3.6.2023). In vier der [Anm.: nach eigener Einteilung] sechs Regionen des Landes gibt es funktionierende Dienste auf der Höhe der Zeit (Odero 4.2024). Am Hargeysa Group Hospital (HGH) gibt es eine psychiatrische Abteilung mit vier im Ausland ausgebildeten Psychiatern. Die Abteilung hat bis zu 150 Plätze für stationäre Aufnahmen (Höh ne/ACCORD 9.4.2021). Nach anderen Angaben finden sich am HGH in der psychiatrischen Abteilung 100 Betten und zwei der fünf in Somaliland praktizierenden Psychiater (EASO 9.2021, S. 85f). Insgesamt gibt es im Land ca. 250 Betten in der Psychiatrie (Ibrahim 2/et al. 2022; vgl. EASO 9.2021, S. 85f). Im regionalen Kontext ist die Psychiatrie in Hargeysa relativ gut ausgerüstet. Daneben gibt es in Borama ein relativ gut funktionierendes Krankenhaus mit einer psychiatrischen Abteilung. Diese hat Platz für ca. 26 stationär aufgenommene Patienten. Aller dings arbeiten dort nicht permanent ausgebildete Psychiater, sondern Allgemeinmediziner mit gewissen Kenntnissen in Psychiatrie. Die Psychiatrie in Burco ist in einem schlechten Zustand. Dort fehlt es an Personal und Ausrüstung (Höhne/ACCORD 9.4.2021). Nach neueren Angaben wurden die bestehenden Spitäler für psychische Krankheiten renoviert. Um abseits der Spitäler eine Versorgung zu gewährleisten, wurden landesweit ca. 450 Pfleger und Ärzte ausgebildet, um mit Herausforderungen beim Umgang mit psychischen Erkrankungen umgehen zu können. Zusätzlich gibt es in allen Regionen sogenannte Outreach Services, deren Teams sich aus Ärzten oder Psychiatern, Pflegern sowie Sozial- oder Community-Arbeitern zusammensetzen. Diese reisen durch das Hinterland, um z. B. aus Spitälern entlassene Patienten zu betreuen (Odero 4.2024). Kosten: Quellen von EASO berichten, dass die psychiatrische Pflege in öffentlichen Einrich tungen kostenlos ist (EASO 9.2021, S. 85f). Nach anderen Angaben belaufen sich die Kosten für den stationären Aufenthalt in der psychiatrischen Abteilung im Krankenhaus auf ca. 5 US- Dollar/Nacht. Dazu kommen Kosten für Nahrung und Medizin. Insgesamt kostet ein Monat im Krankenhaus mindestens 200 US-Dollar, kann aber deutlich teurer werden, je nachdem, welche Medikamente gebraucht werden oder welche sonstigen Behandlungen durchgeführt werden müssen. Sowohl das HGH als auch das Krankenhaus in Borama und die wenigen privaten psych iatrischen Einrichtungen bieten ambulante Versorgung an. Diese ist generell deutlich günstiger als stationäre Aufenthalte. Es fallen allerdings bei jedem Arztkontakt Gebühren zwischen 5 und 10 US-Dollar an. Die Medikamente müssen dann zusätzlich bezahlt werden (Höhne/ACCORD 9.4.2021). Behandlung: Zumindest am HGH werden PTSD, Schizophrenie und schwere Depressionen medikamentös und therapeutisch behandelt. Allerdings ist die Versorgung mit Medikamenten eingeschränkt (Höhne/ACCORD 9.4.2021). Nach wie vor ist das Anketten psychisch Kranker auch in psychiatrischen Einrichtungen in Berbera und Hargeysa eine verbreitete Praxis (WHO/ Rizwan 8.10.2020; vgl. Höhne/ACCORD 9.4.2021). Oft sind Familien aber mit ihren psychisch erkrankten Angehörigen alleine gelassen. Es gibt keine Rehabilitationszentren für Drogen- oder Alkoholkranke (Odero 4.2024). 395

Ilaaj: Mitunter werden Kranke von ihren Angehörigen in private Einrichtungen - Ilaaj - gebracht. Dort befinden sich landesweit ca. 1.600 Personen (davon 167 Frauen) in Behandlung. Von die sen Einrichtungen gibt es 16 in Hargeysa, zwei in Borama, fünf in Burco und eine in Laascaanood. In Ilaaj kommt es mitunter zu Verletzungen der Patientenrechte, u. a. zur Einbehaltung ohne Zustimmung, Einsperren in engen Räumen oder Anketten. Patienten werden meist nur medika mentös aber nicht psychotherapeutisch behandelt. Nur ein kleiner Anteil der dort Beschäftigten verfügt über eine Ausbildung (Odero 4.2024). Quellen ■ EASO - European Asylum Support Office (9.2021): Somalia – Key socio-economic indicators, https: //www.ecoi.net/en/file/local/2060581/2021_09_EASO_COI_Report_Somalia_Key_socio_economi c_indicators.pdf, Zugriff 17.5.2022 ■ Höhne/ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documenta tion (Herausgeber), Markus Höhne (Autor) (9.4.2021): Expertenauskunft zu Somalia: Somaliland: Psychiatrische Versorgung und Kosten; ambulante Versorgung, Verfügbarkeit von Medikamenten [a-11539], https://www.ecoi.net/en/document/2049708.html, Zugriff 3.7.2024 ■ Ibrahim 2/et al. - M. Ibrahim, et al. (2022): Mental health crisis in Somalia: a review and a way forward. In: International Journal of Mental Health Systems 16, Article number 12 (2022), https: //ijmhs.biomedcentral.com/track/pdf/10.1186/s13033-022-00525-y.pdf , Zugriff 27.6.2024 ■ MoHDSL - Ministry of Health Development [Somaliland] (3.6.2023): New Mental Health Clinic Cut It’s Ribbon, https://somalilandmohd.com/new-mental-health-clinic-cut-its-ribbon , Zugriff 3.7.2024 ■ MoHDSL - Ministry of Health Development [Somaliland] (2022): National Health Policy III 2022, https://somalilandmohd.com/wp-content/uploads/2023/03/Somaliland_New_HP_Final-1.pdf, Zugriff 2.7.2024 ■ Odero - Vitalis Okoth Odero (4.2024): Mental Health: A Situational Analysis of Somaliland 2023, https://www.researchgate.net/publication/380792721_MENTAL_HEALTH_A_SITUATIONAL_ANA LYSIS_OF_SOMALILAND_2023, Zugriff 3.7.2024 ■ WHO/Rizwan - World Health Organization (Herausgeber), Humayun Rizwan (Autor) (8.10.2020): Mental Health in Somalia, https://www.humanitarianresponse.info/sites/www.humanitarianresponse .info/files/documents/files/mental_health_presentation.pdf, Zugriff 27.6.2024 24 Rückkehr Letzte Änderung 2025-01-16 14:12 Rückkehr aus der Diaspora:Seit Jahren steigt die Anzahl der nach Somalia zurückgekehrten somalischen Flüchtlinge - u. a. aufgrund steigender Bemühungen zur Repatriierung (z. B. durch Kenia) (ÖB Nairobi 10.2024). Doch auch aus der Diaspora kommen seit 2009 Somali zurück in ihre Heimat, viele mit Bildung, Fähigkeiten und einer unternehmerischen Einstellung. Zuerst tröpfelten sie nur ins Land, ab 2012 fluteten sie zurück (Sahan/SWT 27.5.2022; vgl. DIPL-X/ STDOK/SEM 4.2023). Rückkehrer aus der Diaspora übernehmen z. B. in Somaliland Führungs positionen in der Regierung, der Verwaltung oder als Berater. Diese Personen werden aber laut einer staatlichen Quelle nicht als „ Rückkehrer“ erachtet, da sie üblicherweise Doppelstaats bürger sind und z. B. über einen europäischen Pass verfügen (NDRA/STDOK/SEM 5.2023). Auch viele lokale Angestellte internationaler NGOs oder Organisationen sind aus der Diaspora zurückgekehrte Somali. Andere kommen nach Somalia auf Urlaub oder eröffnen ein Geschäft (STDOK/SEM 2017). Manche Eltern senden ihre Kinder nach Somalia zurück, um ihnen die Heimat näherzubringen; es herrscht eine Angst vor „ Verwestlichung“ und die Angst, dass einem die Kinder vom Staat weggenommen werden. Manche der Kinder kommen freiwillig, andere 396

werden gezwungen. Manche kommen zur „ Reorientierung“, wenn sie im Westen Alkohol oder Drogen konsumiert haben oder sich in Gangs engagieren. Manche Kinder bleiben bei Verwand ten, manche kommen in „ Reorientierungszentren“. Hinsichtlich solcher Einrichtungen gibt es Berichte zu sexuellem Missbrauch, Anketten und Zwangsehen (AQ21 11.2023; vgl. USDOS 22.4.2024). Rückkehr regional: Die Rückkehrbewegung nach Somalia hat sich mit dem Jahr 2020 deutlich verlangsamt. Insgesamt sind von Ende 2014 bis Mai 2024 mehr als 139.000 Menschen mit oder ohne Unterstützung nach Somalia zurückgekehrt (UNHCR 12.6.2024). IOM beziffert die Zahl an Rückkehrern im Jahr 2022 hingegen mit ca. 224.000 (MBZ 6.2023). Von den 139.000 von UNHCR genannten Rückkehrern gingen rund 57.000 nach Lower Juba (Kismayo), 37.000 nach Mogadischu, 11.000 nach Bay, 3.400 nach Woqooyi Galbeed (Hargeysa), 3.300 nach Gedo, 2.900 nach Lower Shabelle und 2.600 nach Bari (Puntland) (UNHCR 12.6.2024). Von Jänner 2020 bis Dezember 2023 unterstützte UNHCR 3.641 Somali bei ihrer Rückkehr aus dem Jemen über das Assisted Spontaneous Returnees Program (ASR), und zusätzlich 5.337, die eigenständig nach Somalia zurückgekehrt sind. Unter dem ASR kehrten 2023 1.500 Per sonen zurück (UNHCR 23.1.2024). Insgesamt kamen aus dem Jemen bis Mai 2024 mehr als 51.000 Somali zurück (UNHCR 12.6.2024). Somaliland ist zwar der Hauptankunftsort für Flücht linge und Rückkehrer aus dem Jemen, doch UNHCR und Partnerorganisationen unterstützen somalische Rückkehrer bei der Weiterreise zu den Herkunftsgebieten in anderen Teilen Soma lias (ÖB Nairobi 10.2024; vgl. NDRA/STDOK/SEM 5.2023). Der UNHCR und andere internationale Partner unterstützen seit 2014 auch die freiwillige Rück kehr von Somali aus Kenia. Grundlage ist ein trilaterales Abkommen zwischen Kenia, Somalia und dem UNHCR. Seit Abschluss des trilateralen Abkommens kehrten mit Unterstützung des UNHCR über 85.400 Menschen aus Kenia nach Somalia zurück. Diese gingen vor allem nach Kismayo und das südliche Jubaland (AA 23.8.2024; vgl. UNHCR 12.6.2024). Trotz seiner Rolle bei der Rückführung aus Kenia warnt der UNHCR angesichts der aktuellen Lage in Somalia davor, Personen in Gebiete in Süd- oder Zentralsomalia zwangsweise zurückzuschicken, da die Sicherheit nicht gewährt werden kann (ÖB Nairobi 10.2024). Seit Frühjahr 2018 unterstützt die sogenannte EU-IOM Joint Initiative for Migrant Protec tion and Reintegration rückkehrwillige somalische Migranten vornehmlich in Libyen und Äthio pien. Die Leistungen umfassen Beratung zu Möglichkeiten der Rückkehr sowie der Integration in den somalischen Arbeitsmarkt. Außerdem wird die Entwicklung von standardisierten Rück führungsverfahren nach Somalia gefördert (AA 23.8.2024). Aus Dschibuti sind bis Mai 2024 insgesamt 773 Personen zurückgekehrt, aus Libyen 755 (UNHCR 12.6.2024). (Zwangs-)Rückführungen: Laut dem deutschen Auswärtigen Amt ist die unfreiwillige Rückkehr nach Somalia nach wie vor in nahezu allen westlichen Staaten ausgesetzt (AA 23.8.2024). Nach anderen Angaben sind Zwangsrückführungen in Somalia zwar ein heikles Thema und die Regierung will sie nicht. Trotzdem werden demnach Somali zwangsweise zurückgeführt, namentlich aus den USA (mit Charter durch Jubba Air), Norwegen und Großbritannien. Kanada bringt Rückkehrer nach Nairobi, von wo aus diese mit Jubba Air nach Mogadischu weiterreisen 397
