2025-09-08-coi-cms-laenderinformationen-somalia-version-8-50fd
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter“
Nationen ausgebildet, sie hat ein relativ gutes Ausbildungsniveau erreicht. Es gibt eine klare Trennung zwischen Polizei und anderen bewaffneten Kräften (BMLV 2.7.2025). Die Sicherheits kräfte in Kismayo bauen auch auf Informationen aus der Bevölkerung. Die Bedrohungslage durch al Shabaab in der Stadt wurde reduziert (NMG 25.10.2022; vgl. Majid/Abdirahman/LSE 26.3.2021). Durch die fähige nachrichtendienstliche und Sicherheitsstruktur wurde auch die Kri minalität eingeschränkt (Majid/Abdirahman/LSE 26.3.2021). Das verhängte Waffentrageverbot in der Stadt wird umgesetzt, die Kriminalität ist auf niedrigem Niveau, es gibt kaum Meldungen über Morde. Folglich lässt sich sagen, dass die Polizei in Kismayo entsprechend gut funktioniert. Zivilisten können sich in Kismayo frei und relativ sicher bewegen (BMLV 2.7.2025). Ein Mitarbeiter einer Organisation für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit gibt an, dass sich die eigenen internationalen Mitarbeiter in Kismayo bei Tag in der ganzen Stadt normal bewegen können. Es gibt kaum Einschränkungen. Bestimmte Einschränkungen gibt es für IDP-Lager am Rande der Stadt, größere Einschränkungen für solche außerhalb der Stadt. Entlang des Juba bewegen sich Mitarbeiter dieser Organisation bis Goobweyn. Allerdings gibt es im Schnitt jeden Monat eine Woche, in welcher die Sicherheitsbestimmungen verschärft und damit die Bewegungen für internationale Mitarbeiter komplett eingeschränkt werden (MAEZA/STDOK/ SEM 4.2023). Al Shabaab ist nur sehr eingeschränkt in und um Kismayo aktiv. Die Gruppe hat in der Stadt keinen großen Einfluss. Dies beweist auch, dass die Kooperation zwischen Polizei und Bevöl kerung funktioniert (BMLV 2.7.2025; vgl. Majid/Abdirahman/LSE 26.3.2021). Anschläge durch al Shabaab in Kismayo sind zur Seltenheit geworden. In der Stadt gibt es keine derartige „ Be steuerung“ der Wirtschaft, wie al Shabaab dies etwa in Mogadischu praktiziert. Es gibt keine direkte Besteuerung von Gütern in der Stadt oder am Hafen. Trotzdem profitiert die Gruppe stark vom Hafen und kann Einkommen generieren, da sie Güter an Checkpoints außerhalb der Stadt besteuert (BMLV 2.7.2025; vgl. Researcher/STDOK/SEM 4.2023). Rückkehrer aus Kenia kommen primär nach Kismayo. Das Zusammenleben der Bevölkerung mit IDPs bzw. von Bevölkerung und Rückkehrern funktioniert relativ gut. Für al Shabaab sind Rück kehrer kein Ziel (MAEZA/STDOK/SEM 4.2023). Die Regierung von Jubaland hat es geschafft, die Stadt für alle ehemaligen Einwohner zugänglich zu machen - und zwar aus zahlreichen vor mals streitenden Clans. Gleichzeitig wurde aber das Risiko von Clankämpfen reduziert (Majid/ Abdirahman/LSE 26.3.2021). Im Falle eines vollständigen und ersatzlosen Abzugs von ATMIS könnten die Kräfte von Madobe voraussichtlich Kismayo samt Umland halten (BMLV 2.7.2025). Middle Juba: Die Bantu sind die bevölkerungsreichste Volksgruppe der Region. Die beiden politisch und militärisch stärksten Clans sind allerdings die Darod / Aulihan und die Darod / Oga den / Mohamed Zubeer (EUAA 5.2025). Die ganze Region und alle Bezirkshauptstädte (Buale, Jilib, Saakow) stehen unter Kontrolle von al Shabaab (PGN 19.6.2025). Jilib ist de facto die Hauptstadt der Gruppe (SG/WP 28.5.2025; vgl. C4/Jamal 15.6.2022). 49

Gedo: Die Darod / Marehan sind politisch und militärisch der mächtigste Clan der Region. Sie beherrschen praktisch das gesamte Gebiet westlich des Juba-Flusses. Am Ostufer domi nieren Rahanweyn in den ländlichen Gebieten (EUAA 5.2025). Die Städte Baardheere, Bel et Xaawo, Doolow, Luuq und Garbahaarey sowie die Orte Ceel Waaq und Buurdhuubo werden von Regierungskräften, äthiopischer Armee und AUSSOM kontrolliert. Die Orte und das Um land von Ceel Cadde und Qws Qurun befinden sich unter Kontrolle von al Shabaab. Dies gilt weitgehend auch für das übrige Zwischengelände der Region (PGN 19.6.2025). Die Städ te Luuq, Garbahaarey, Doolow und Baardheere können hinsichtlich einer Anwesenheit von (staatlichem) Sicherheitspersonal und etablierter Verwaltung als konsolidiert erachtet werden. Die Grenzstadt Doolow sowie Luuq werden als sicher erachtet. Diese Städte und das direkte Grenzgebiet zu Äthiopien sind relativ frei von al Shabaab und stabil. Auch Garbahaarey gilt als stabil (BMLV 2.7.2025). In Garbahaarey und Buurdhuubo stehen laut einer Quelle Kräfte des Bundes, in Doolow und Luuq Kräfte Jubalands, in Belet Xaawo, Ceel Waaq und Baardheere beide (PGN 19.6.2025). Entlang der Grenze zu Äthiopien finden sich außerdem Einheiten der äthiopischen Armee sowie Polizeikräfte der äthiopischen Somali-Region (BMLV 7.8.2024). Die äthiopischen Kräfte spielen bei der Absicherung des Friedens dort eine entscheidende Rol le (UNGA 23.8.2024). Daher unterstützen die Bewohner dort in großen Teilen die äthiopische Militärpräsenz, welche al Shabaab weitgehend in Schach hält. Selbst in Garbahaarey, wo die Unterstützung womöglich geringer ist, sind sich die Menschen bewusst, dass keine anderen Kräfte die Rolle Äthiopiens übernehmen können und dass ein Abzug eine Einnahme durch al Shabaab bedeuten würde (Sahan/SWT 6.1.2025). Fallweise kommt es in Gedo zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Kräften des Bun des und Jubalands, so etwa am 5.2.2025 in Baardheere (sechs Tote) oder am 10.1.2025 in Ceel Waaq (zwei Tote) sowie im Dezember 2024 in Doolow (vier Tote) (EUAA 5.2025; vgl. ICG 5.2025; PGN 19.6.2025). Die Bundesregierung hat diesbezüglich ihre Truppen in Baardhee re verstärkt und baut - laut Angaben einer Quelle - dort u. a. auf eine Zusammenarbeit mit bzw. eine Duldung durch al Shabaab (Horn 15.5.2025). Eine andere Quelle erklärt, dass es hierfür keine konkrete Bestätigung gibt (BMLV 2.7.2025). Eine weitere Quelle erklärt, dass die Bundesregierung die jubaländischen Kräfte aus Ceel Waaq vertreiben möchte (Sahan/SWT 6.1.2025). Mit Bezug auf al Shabaab gibt es seit 2021 keine wesentlichen Veränderungen. Die Gruppe nutzt die von ihr in Gedo gehaltenen Gebiete v. a. als Ausgangsbasis für Angriffe in Kenia. Zudem versucht al Shabaab, ihre Macht in Gedo zu konsolidieren. So wurde Ende September 2024 eine Blockade gegen Baardheere geführt (BMLV 2.7.2025; vgl. ACLED 28.10.2024). Luuq: Bereits im Juli 2024 kam es zum Ausbruch eines Clankonflikts im Bereich Luuq. Tausende Menschen wurden damals vertrieben (UNSC 28.10.2024), mindestens vier Zivilisten getötet und der Markt von Luuq niedergebrannt. Trotz unterschiedlicher Friedensbemühungen (UN OCHA 14.7.2024; vgl. HO 20.7.2024; Halqabsi 5.8.2024) wurde der Konflikt weitergeführt. Laut einer Quelle sind noch einmal mindesten zehn Menschen getötet worden (SD 20.10.2024). Der Konflikt war offensichtlich über Landstreitigkeiten ausgebrochen (UN OCHA 13.8.2024). Im Feber 2025 ist es in Luuq wieder zu heftigen Kämpfen zwischen Clanmilizen gekommen, es gab 50

Tote und Verletzte (SMN 9.2.2025). Nach dem Einsatz von Regierungstruppen haben sich die Milizen an den Stadtrand zurückgezogen. Daraufhin hat sich die Lage in der Stadt beruhigt, die Lage im Umfeld blieb aber instabil (SMN 11.2.2025). Die Regierung von Jubaland hat daraufhin Friedensverhandlungen zwischen den Clans von Luuq vermittelt (HO 21.2.2025). Insgesamt ist es im Zeitraum Oktober 2024 bis März 2025 acht Mal zu Kampfhandlungen gekommen, laut Vereinten Nationen auch deshalb, weil es an einer effektiven Vermittlung mangelt (UNSC 28.3.2025). Vorfälle: In den Regionen Lower Juba (1,038.602), Middle Juba (366.851) und Gedo (938.249) leben nach Angaben einer Quelle 2,343.702 Einwohner (IPC 13.12.2022). Im Vergleich dazu meldete die ACLED-Datenbank im Jahr 2023 insgesamt 13 Zwischenfälle, bei welchen gezielt Zivilisten getötet wurden (Kategorie Violence against Civilians). Bei sechs dieser 13 Vorfäl le wurde jeweils ein Zivilist oder eine Zivilistin getötet. Im Jahr 2024 waren es 22 derartige Vorfälle (davon elf mit je einem Toten) (ACLED 10.1.2025). In der Zusammenschau von Bevöl kerungszahl und „ Violence against Civilians“ ergeben sich für 2024 folgende Zahlen (Vorfälle je 100.000 Einwohner): Lower Juba 0,96; Gedo 0,75; Middle Juba 1,36; In der Folge eine Übersicht für die Jahre 2013-2024 zur Gesamtzahl an Vorfällen mit Todesopfern sowie zur Subkategorie Violence against Civilians, in welcher auch „ normale“ Morde inkludiert sind. Die Zahlen werden in zwei Subkategorien aufgeschlüsselt: Ein Todesopfer; mehrere To desopfer. Es bleibt zu berücksichtigen, dass es je nach Kontrolllage und Informationsbasis zu over- bzw. under-reporting kommen kann; die Zahl der Todesopfer wird aufgrund der Schwan kungsbreite bei ACLED nicht berücksichtigt. 51

Quelle 9: ACLED 10.1.2025(und Vorgängerversionen) Quellen ■ ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation (31.5.2021): Somalia - Al-Schabaab und Sicherheitslage; Lage von Binnenvertriebenen und Rück kehrer·innen [sic]; Schutz durch staatliche und nicht-staatliche Akteure; Dokumentation zum COI- Webinar mit Markus Höhne und Jutta Bakonyi am 5. Mai 2021, https://www.ecoi.net/en/file/local/ 2052555/20210531_COI-Webinar Somalia_ACCORD_Mai 2021.pdf, Zugriff 17.5.2022 ■ ACLED - Armed Conflict Location and Event Data (10.1.2025): Curated Data - Africa (10 January 2025), https://acleddata.com/curated-data-files/, Zugriff 16.1.2025 [Login erforderlich] ■ ACLED - Armed Conflict Location and Event Data (29.11.2024): Al-Shabaab targets civilians in Somalia in retaliation for installing CCTV cameras - Situation Update, November 2024, https:// reliefweb.int/attachments/7d28f21b-bb6b-4195-8234-d959f6e1cc7b/Al-Shabaab targets civilians in Somalia in retaliation for installing CCTV cameras - Situation Update - November 2024.pdf, Zugriff 13.12.2024 ■ ACLED - Armed Conflict Location and Event Data (28.10.2024): Controversy over electoral reform sparks debate in Somalia amid al-Shabaab operation, Situation Update, October 2024, https://acle ddata.com/2024/10/28/controversy-over-electoral-reform-sparks-debate-in-somalia-amid-al-shaba ab-operation-october-2024/ , Zugriff 13.12.2024 ■ BMLV - Bundesministerium für Landesverteidigung [Österreich] (2.7.2025): Auskunft eines Länder experten an die Staatendokumentation, per e-Mail ■ BMLV - Bundesministerium für Landesverteidigung [Österreich] (7.8.2024): Auskunft eines Länder experten an die Staatendokumentation, per e-Mail ■ BMLV/STDOK - Bundesministerium für Landesverteidigung [Österreich], Staatendokumentation des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl [Österreich] (6.6.2025): Interview der Staatendokumenta tion mit einem Länderexperten ■ C4/Jamal - Channel 4 (Herausgeber), Osman Jamal (Autor) (15.6.2022): Inside Al Shabaab: The extremist group trying to seize Somalia (Video), https://www.channel4.com/news/inside-al-shabaab -the-extremist-group-trying-to-seize-somalia , Zugriff 10.10.2023 52

■ CT/Karr/Tyson/AEI - Liam Karr (Autor), American Enterprise Institute (Herausgeber), Cathryn Tyson (Autor), Critical Threats (Herausgeber) (12.12.2024): Africa File, December 12, 2024: Kremlin Pivot to Libya or Sudan Post-Syria; Turkey Mediates Ethiopia-Somalia Deal, https://www.criticalthreats.or g/analysis/africa-file-december-12-2024-kremlin-pivot-to-libya-or-sudan-post-syria-turkey-mediate s-ethiopia-somalia-deal , Zugriff 16.12.2024 ■ EUAA - European Union Agency for Asylum (5.2025): Somalia – Security Situation, https://euaa.eur opa.eu/sites/default/files/publications/2025-05/2025_05_EUAA_COI_Report_Somalia_Security_Sit uation.pdf, Zugriff 3.6.2025 ■ Halqabsi - Halqabsi News (5.8.2024): Committee Issues Peace Resolutions to End Conflict in Luuq District, https://halqabsi.com/2024/08/committee-issues-peace-resolutions-to-end-conflict-in-luu q-district/, Zugriff 17.12.2024 ■ HO - Hiiraan Online (21.2.2025): Jubaland brokers peace talks to end clan fighting in Luuq, https: //www.hiiraan.com/news4/2025/Feb/200353/jubaland_brokers_peace_talks_to_end_clan_fighting_ in_luuq.aspx?utm_source=hiiraan&utm_medium=SomaliNewsUpdateFront, Zugriff 17.6.2025 ■ HO - Hiiraan Online (20.7.2024): Luuq District ceasefire declared by Jubaland leaders to end clan violence, https://www.hiiraan.com/news4/2024/July/197156/luuq_district_ceasefire_declared_by_j ubaland_leaders_to_end_clan_violence.aspx, Zugriff 17.12.2024 ■ Horn - Horn Observer (15.5.2025): Clan Deals and Terror: Hassan Sheikh’s Gamble With Al-Shabaab in Somalia, https://hornobserver.com/articles/3319/Clan-Deals-and-Terror-Hassan-Sheikhs-Gambl e-With-Al-Shabaab-in-Somalia , Zugriff 17.6.2025 ■ ICG - International Crisis Group (5.2025): CrisisWatch – Somalia, https://www.crisisgroup.org/crisis watch/database?location[]=12&created=, Zugriff 4.6.2025 ■ IPC - Integrated Food Security Phase Classification (13.12.2022): Nearly 8.3 million people across Somalia face Crisis (IPC Phase 3) or worse acute food insecurity outcomes, https://reliefweb.int/atta chments/fc2d405c-ca29-4526-ad96-6618c2756192/Multi-Partner-Technical-Release-on-Updated -IPC-Analysis-for-Somalia-fo-October-2022-to-June-2023-Final-(English)-13-Dec-2022.pdf , Zugriff 10.10.2023 ■ MAEZA/STDOK/SEM - Staatssekretariat für Migration [Schweiz] (Herausgeber), Staatendokumen tation des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl [Österreich] (Herausgeber), Mitarbeiter einer Organisation für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (Autor) (4.2023): Interview im Rahmen der FFM Somalia 2023 ■ Majid/Abdirahman/LSE - London School of Econonomics and Political Science (Herausgeber), Nisar Majid (Autor), Khalif Abdirahman (Autor) (26.3.2021): The Kismayo Bubble - Justice and Security in Jubbaland, http://eprints.lse.ac.uk/109317/2/The_kismayo_bubble_updated.pdf, Zugriff 10.10.2023 ■ NMG - Nation Media Group (25.10.2022): Inside plans to pull regional troops out of war-torn Somalia, https://nation.africa/africa/news/inside-plans-to-pull-regional-troops-out-of-war-torn-somalia-39975 52, Zugriff 10.10.2023 ■ PGN - Political Geography Now (19.6.2025): June 2025 Somalia Control Map & Timeline: Al Shabaab Resurgence, ISIS Retreat, Jubaland Defiant (Subscription), https://controlmaps.polgeonow.com/20 25/06/june-2025-somalia-control-map-timeline/ , Zugriff 23.6.2025 [kostenpflichtig] ■ Researcher/STDOK/SEM - Staatssekretariat für Migration [Schweiz] (Herausgeber), Staatendoku mentation des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl [Österreich] (Herausgeber), Researcher (Autor) (4.2023): Interview im Rahmen der FFM Somalia 2023 ■ Sahan/SWT - Somali Wire Team (Autor), Sahan (Herausgeber) (6.1.2025): The Ethiopians are set to stay, but the battle for Gedo continues, in: The Somali Wire Issue No. 770, per e-Mail [kostenpflichtig] ■ Sahan/SWT - Somali Wire Team (Autor), Sahan (Herausgeber) (22.5.2024): From jihadi to statesman - Jubaland President Ahmed ’Madoobe’, in: The Somali Wire Issue No. 684, per e-Mail [kostenpflich tig] ■ SD - Somali Dispatch (20.10.2024): Deadly Clan fighting erupts in Gedo, https://www.somalidispat ch.com/latest-news/deadly-clan-fighting-erupts-in-gedo , Zugriff 17.12.2024 ■ SG/WP - Somali Guardian, Washington Post, The (28.5.2025): How U.S. cuts in Somalia could imperil the fight against al-Shabab, https://somaliguardian.com/news/somalia-news/how-u-s-cuts-i n-somalia-could-imperil-the-fight-against-al-shabab , Zugriff 17.6.2025 ■ SMN - Shabelle Media Network (11.2.2025): Luuq District in Gedo Region Stabilizes After Two Days of Fighting, https://shabellemedia.com/luuq-district-in-gedo-region-stabilizes-after-two-days-of-fig hting, Zugriff 17.6.2025 53

■ SMN - Shabelle Media Network (9.2.2025): Heavy Fighting Erupts in Luuq, Gedo Region, as Clan Militias Clash, https://shabellemedia.com/heavy-fighting-erupts-in-luuq-gedo-region-as-clan-militia s-clash, Zugriff 17.6.2025 ■ STDOK/BMLV - Staatendokumentation des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl [Österreich], Bundesministerium für Landesverteidigung [Österreich] (10.4.2025): Interview der Staatendoku mentation mit einem Länderexperten des BMLV ■ UNGA - United Nations General Assembly (23.8.2024): Report of the Independent Expert on the situation of human rights in Somalia, Isha Dyfan (A/HRC/57/80) [EN/AR/RU/ZH] - Somalia, https: //reliefweb.int/attachments/de0a5efb-ba80-4c3f-9692-054f1a04f1cc/g2414208.pdf , Zugriff 13.11.2024 ■ UN OCHA - UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (13.8.2024): Somalia Situation Report, https://reliefweb.int/report/somalia/somalia-situation-report-13-aug-2024 , Zugriff 17.12.2024 ■ UN OCHA - UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (14.7.2024): Flash Update No.1 Displacement due to inter-clan conflict in Luuq town, Jubaland State of Somalia, https://reliefweb.in t/report/somalia/somalia-flash-update-no1-displacement-due-inter-clan-conflict-luuq-town-jubalan d-state-somalia, Zugriff 17.12.2024 ■ UNOFFX/STDOK/SEM - Staatssekretariat für Migration [Schweiz] (Herausgeber), Staatendokumen tation des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl [Österreich] (Herausgeber), Senior UN Official X (Autor) (4.2023): Interview im Rahmen der FFM Somalia 2023 ■ UNSC - United Nations Security Council (28.3.2025): Situation in Somalia - Report of the Secretary- General [S/2025/194], https://www.ecoi.net/en/file/local/2124148/n2506871.pdf, Zugriff 24.6.2025 ■ UNSC - United Nations Security Council (28.10.2024): Letter dated 15 October 2024 from the Chair of the Security Council Committee pursuant to resolution 2713 (2023) concerning Somalia addressed to the President of the Security Council, https://digitallibrary.un.org/record/4066421/files/S_2024_ 748-EN.pdf?ln=en, Zugriff 3.12.2024 ■ Weiss/FDD - Caleb Weiss (Autor), Foundation for Defense of Democracies (Herausgeber) (12.12.2024): Analysis: Somali forces turn their weapons on each other, https://www.longwarjournal.org/archives/ 2024/12/analysis-somali-forces-turn-their-weapons-on-each-other.php , Zugriff 17.6.2025 4.1.2 South West State (SWS; Bay, Bakool, Lower Shabelle) Letzte Änderung 2025-08-07 08:37 Ein großer Teil des SWS verbleibt direkt oder indirekt unter der Kontrolle von al Shabaab (PGN 19.6.2025; vgl. Bradford/ACSS 31.3.2025). Die Gruppe kontrolliert vier komplette Bezirke (ca. ein Drittel des Territoriums) und hat darüber hinaus Einfluss auf die ländlichen Gebiete sowie entlang der Hauptverbindungsrouten Mogadischu-Baidoa-Luuq und Mogadischu-Afgooye-Baraawe. Die Regierung hingegen kontrolliert mehrere Ballungszentren, oft jedoch nicht das dazwischenlie gende Gebiet. Dies erschwert den Zugang und die Bewegungsfreiheit zwischen diesen und schränkt den Einfluss der Regierung ein (Bradford/ACSS 31.3.2025). In den größeren von der Regierung kontrollierten Städten besteht eine grundlegende Verwaltung. Es gibt Bürgermeis ter, eine lokale Rechtsprechung und Ordnungskräfte. Die Regierung konnte mit internationaler Unterstützung ihre eigene, lokal rekrutierte Armee, die South West State Special Police Force (SWSSPF), weiter ausbauen. Diese wird von Äthiopien versorgt. Hauptträger des Kampfes in Bay ist mittlerweile die Bundesarmee (BMLV 2.7.2025). Allerdings ist insbesondere der SWS vollständig von den äthiopischen Truppen abhängig (Sahan/ SWT 3.6.2024). Bilaterale äthiopische Truppen verstärken gegenwärtig nicht nur das AUSSOM- Kontingent in Baidoa, sie sind auch in einigen Orten in Bakool stationiert und stellen dort meist die einzig vorhandenen Sicherheitskräfte (BMLV 2.7.2025; vgl. UNGA 23.8.2024). 54

Für Offizielle erfolgt sicheres Reisen über den Luftweg; „ normale“ Bürger nutzen hingegen vorrangig den Landweg, z. B. zwischen Baidoa und Mogadischu (BMLV 2.7.2025). Da der SWS maßgeblich von den Häfen Kismayo und Mogadischu abhängig ist, müssen Güter teils durch von al Shabaab kontrolliertes Gebiet transportiert werden (HIPS 8.2.2022). Al Shabaab bleibt in der Lage, die somalische Armee und ATMIS im Gebiet anzugreifen. Nach wie vor mangelt es den Regierungskräften an Kapazitäten, um erobertes Gebiet auch zu halten. Kleinere Siedlungen wechseln immer wieder die Kontrolle (BMLV 2.7.2025). Der Hotspot an Angriffen und Gegenangriffen nordwestlich von Baidoa besteht auch weiterhin (BMLV/STDOK 6.6.2025), auch wenn sich das Schwergewicht der Kämpfe an der äußeren Peripherie Baidoas zuletzt vom Nordwesten auf den Osten und Südosten verschoben hat (BMLV 2.7.2025). Im April 2025 hat al Shabaab die Blockade mehrerer Städte im SWS aufgehoben - namentlich jene von Xudur, Qansax Dheere, Waajid und Diinsoor (PGN 19.6.2025; vgl. ICG 5.2025). Einige dieser Blockaden waren über ein Jahrzehnt aufrechterhalten worden (ICG 5.2025). Insgesamt ist die Zahl an Angriffen in Bay und Bakool deutlich zurückgegangen – nicht zuletzt auch deshalb, weil al Shabaab mit Stand Juni 2025 das Angriffsschwergewicht in HirShabelle hat (BMLV/ STDOK 6.6.2025). In der Vergangenheit hat al Shabaab beim Widerstand lokaler Clanmilizen und wo es kaum Schutz durch Sicherheitskräfte gegeben hat, mitunter Älteste entführt und ganze Dörfer ver trieben - etwa bei den Rahanweyn / Leysan in Bay und Bakool oder bei Hawiye / Galja’el in Lower Shabelle. Nun hat es schon seit mehr als einem Jahr keine derartigen Meldungen gege ben (BMLV 2.7.2025). Im Jahr 2024 sind mehrere Clankonflikte aufgeflammt bzw. eskaliert, namentlich in den Be zirken Buur Hakaba, Diinsoor, Baraawe, Wanla Weyne und Qoryooley. Die Verwaltung des Bundesstaates hat angeboten, bei der Lösung der Konflikte zu helfen (HO 19.4.2024). Insge samt waren alleine in den ersten Monaten des Jahres 2024 in acht von 18 Bezirken des SWS Zusammenstöße unterschiedlicher Clanmilizen, regionaler Sicherheitskräfte und Kräften des Bundes zu verzeichnen. Im Jänner und Feber 2024 kam es zu Gewalt innerhalb von Clans oder zwischen Clans in Ceel Barde, Berdale und Qansax Dheere, im März dann in Diinsoor, Buur Hakaba, Wanla Weyne, Qoryooley und Baraawe. Manche Konflikte entstehen um die Kontrolle der Verwaltung eines Bezirks, andere über Ressourcen, wieder andere bestehen seit langen Jahren (Sahan/SWT 15.4.2024). Lower Shabelle: Die Bevölkerungsstruktur ist äußerst vielfältig und komplex und umfasst eine große Anzahl an Subclans der Digil-Mirifle, Dir / Biyomaal im Gebiet von und um Merka sowie zahlreiche Hawiye-Clans im Osten der Region (EUAA 5.2025). Wanla Weyne, Afgooye, Qoryooley, Merka und Baraawe befinden sich unter Kontrolle von Regierungskräften und ATMIS, Kurtunwaarey und Sablaale werden von al Shabaab kontrolliert. Dies gilt auch für große Teile des Hinterlandes nördlich des Shabelle bzw. des ländlichen Raumes (PGN 19.6.2025; vgl. BMLV 2.7.2025). EUAA fasst mehrere Quellen zusammen und berichtet, dass in der Region folgende Einheiten der Bundesarmee eingesetzt werden: 7. Brigade der 60. Division, 83. Brigade, 143. Brigade (EUAA 5.2025). Eine andere Quelle berichtigt: Demnach 55

handelt es sich bei „ 83.“ und „ 143.“ um Bataillone der 14.-Oktober-Brigade, welche wiederum der 12.-April-Division unterstellt ist. Die Brigade ist für die Sicherung von Teilen der Region Lower Shabelle verantwortlich. Das 83. Bataillon war zuletzt im Raum Janaale, das 143. Bataillon im Raum Sabiid eingesetzt (BMLV 2.7.2025). Lower Shabelle ist nach wie vor von Gewalt betroffen, das Gebiet zwischen den Städten liegt im Fokus der al Shabaab. Zwischen Afgooye und Merka kann die Gruppe weiterhin das Gelände zwischen den größeren Orten, die mehrheitlich unter Regierungskontrolle sind, nutzen. Die Versorgung der Truppen von Bundesarmee und AUSSOM in Merka, Baraawe und Qoryooley erfolgt nur in geschützten Konvois (BMLV 2.7.2025). Im März 2025 hat al Shabaab in Lower Sha belle mehrere operativ wichtige Städte erobert, namentlich die Flussübergänge Aw Dheegle, Bariire und Sabiid. Diese sind auch für die Verteidigung von Mogadischu von Relevanz (CT/ Karr/AEI 17.4.2025). Später wurde Sabiid von AUSSOM zurückerobert, die Brücke in Bariire von al Shabaab gesprengt (BMLV 2.7.2025). Die Regierung kontrolliert den Flussübergang in Afgooye (BMLV/STDOK 6.6.2025). Im Juni 2025 war der Bezirk Afgooye weiterhin von Kampf handlungen betroffen, ca. 8.300 Menschen wurden dabei vertrieben (UN OCHA 6.7.2025). In Qoryooley kam es im Juni 2024 zu Auseinandersetzungen zwischen Milizen der Garre und Jiide (HO 19.6.2024). Mitte August 2024 versuchten Sicherheitskräfte des SWS Straßensperren von Milizen der Hawiye / Galja’el im Bereich Yaaq Biri Weyne zu räumen. Bei dadurch ausge lösten Kampfhandlungen kamen mindesten zehn Menschen ums Leben. Von Anfang August bis Ende September 2024 prallten die Konfliktparteien mindestens sieben Mal aufeinander. Auch Clanmilizen der Rahanweyn / Hubeer waren involviert (ACLED 30.9.2024). Diese Landkarte von Critical Threats zeigt die Situation in Lower Shabelle Mitte April 2025: 56

Quelle 10: CT/Karr/AEI 17.4.2025 Afgooye liegt aufgrund seines strategischen Wertes im ständigen Fokus aller Konfliktparteien - die Stadt gilt als Schlüssel zu Mogadischu. Trotzdem kann Afgooye hinsichtlich einer Anwe senheit von (staatlichem) Sicherheitspersonal und etablierter Verwaltung als konsolidiert er achtet werden. Die Stadt ist weiterhin Ziel von wiederholten Angriffen durch al Shabaab (BMLV 2.7.2025). Die Vereinten Nationen berichten, dass es in Afgooye zu Einschüchterung und Gewalt gegen die Bevölkerung durch al Shabaab kommt (UNSC 28.10.2024). Anfang Dezember 2024 haben Kämpfer der al Shabaab Stellungen der Bundesarmee in Afgooye angegriffen, es kam zu mehrstündigen Auseinandersetzungen (SG 4.12.2024). Zuletzt wurde die Gruppe im April 2025 zurückgeschlagen. Insgesamt liegt Afgooye sehr exponiert - mit ein Grund dafür, dass al Shaba ab von einer Inbesitznahme absieht, weil die Gruppe die Stadt nur schwerlich halten könnte (BMLV/STDOK 6.6.2025). Zur Destabilisierung des Gebiets hat al Shabaab aber Anfang Ju ni 2025 eine Kampagne an Angriffen in und um Afgooye begonnen. Es kommt vermehrt zu gezielten Tötungen, Angriffen und Sprengstoffanschlägen auf ugandische und somalische Trup pen. Am 16.6.2025 wurden bei einem Selbstmordanschlag auf einen Konvoi der AUSSOM 20 Soldaten getötet (TRAC 18.6.2025). Merka kann hinsichtlich einer Anwesenheit von (staatlichem) Sicherheitspersonal und etablier ter Verwaltung als konsolidiert erachtet werden (BMLV 2.7.2025). Dort finden sich 300 Mann 57

aus Uganda sowie weitere 300 somalische Kräfte (BMLV/STDOK 6.6.2025). Eine Quelle der FFM Somalia 2023 erklärt, dass Hawiye / Habr Gedir und Biyomaal in Merka nunmehr ohne größere Animositäten zusammenleben - ein großer Fortschritt. Die Stadt ist demnach fried lich, neue Polizeistationen wurden errichtet. Al Shabaab verfügt in Merka nur noch über wenig Einfluss, während die Gruppe sich im landwirtschaftlichen Teil des Bezirks frei bewegen kann. Insgesamt hat sich die Situation in Merka in den letzten sieben Jahren signifikant verbessert (UNOFFX/STDOK/SEM 4.2023). Aus Baraawe gibt es auch weiterhin nur wenige sicherheitsrelevante Meldungen (BMLV 2.7.2025). Im Juni 2023 kam es dort zu Auseinandersetzungen zwischen Kräften der Armee und Darawish des SWS (MUST 18.6.2023). Dabei sind mindestens zehn Menschen ums Leben ge kommen (HO 14.6.2023). Die Darawish setzen sich v. a. aus Rahanweyn zusammen, die Kräfte der Armee werden hingegen v. a. von Hawiye dominiert (Horn 14.6.2023). Auch im April 2024 kam es zu Auseinandersetzungen mit drei Toten zwischen beiden Gruppen, der Anlass waren Streitigkeiten um die Einkünfte aus dem Verkauf von Khat (Sahan/SWT 15.4.2024). Bay: Die Region wird hauptsächlich von Clans der Rahanweyn bewohnt - in der nördlichen Hälfte v. a. Mirifle, im Süden Digil. Es finden sich auch kleinere Gruppen an Hawiye. Die Stadt Baidoa wird hauptsächlich von Digil und Mirifle bewohnt, wobei die Mirifle den mächtigeren Teil darstellen (EUAA 5.2025). Nördlich von Baidoa muss die Regierung des Bundesstaates mit Opposition des Clans der Mirifle / Leysan rechnen (BMLV/STDOK 6.6.2025). Baidoa, Diinsoor, Qansax Dheere und Berdale werden von Regierungskräften und AUSSOM bzw. äthiopischen Kräften kontrolliert (; vgl. BMLV 2.7.2025; vgl. PGN 19.6.2025), in Buur Hakaba befindet sich ein Stützpunkt der Bundesarmee (BMLV 2.7.2025). Baidoa und Diinsoor können hinsichtlich einer Anwesenheit von (staatlichem) Sicherheitspersonal und etablierter Verwaltung als konsolidiert erachtet werden. Im Umfeld der Stadt Diinsoor, die als Frontstadt bezeichnet werden kann, ist al Shabaab aktiv (BMLV 2.7.2025). Überhaupt kontrolliert die Gruppe große Teile von Bay, darunter - nach Angaben einer Quelle - auch den Ort Leego an der wichtigen Straße von Mogadischu nach Baidoa (PGN 19.6.2025). Eine andere Quelle erklärt, dass sich al Shabaab im Raum Leego zumindest frei bewegen kann (BMLV 2.7.2025). Lokale Milizen der Rahanweyn / Leysan betreiben zwischen Bay und Gedo mehr als zehn Straßensperren (ACLED 30.9.2024). Im April 2024 hat die Verwaltung des SWS erfolgreich in einem Clankonflikt vermitteln können. Im Bezirk Diinsoor hatte dieser zuvor mehr als zehn Todesopfer gefordert, Hunderte Familien wurden vertrieben. Zur Absicherung wurden auch Sicherheitskräfte entsandt (HO 26.4.2024). Die Sicherheitslage in Baidoaist stabil, die Stadt wird als relativ sicher beschrieben.Es gibt dort regelmäßig Sicherheitsoperationen und Razzien durch Sicherheitskräfte (BMLV 2.7.2025). Auch laut einer Quelle der FFM Somalia 2023 ist Baidoa sicher (UNOFFX/STDOK/SEM 4.2023). Eine andere Quelle der FFM erklärt, dass sich das eigene lokale Personal normal in der Stadt bewegt – weil es eben muss. Die Routen nach Baidoa sind fallweise gänzlich durch al Shabaab blockiert. Zudem setzt al Shabaab gegen die Stadt auch Steilfeuer (Mörser) ein. Die IDP-Lager am Rand von Baidoa sind [Zitat] „ regelrecht von al Shabaab verseucht.“ In den aufgrund der 58
