boli-lib-2023-05-30-ke

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter

/ 24
PDF herunterladen
Obwohl Frauen in der Politik gut vertreten sind und 46 Prozent der Sitze in der
Abgeordnetenkammer und fast 56 Prozent der Sitze im Senat innehaben, untergraben Sexismus
und patriarchalische Einstellungen ihre Arbeit, insbesondere auf lokaler Ebene (FH 2023).
Frauen und Mädchen sind trotz eines Gesetzes aus dem Jahr 2013, das umfassende Maßnahmen 
zur Verhinderung  und Verfolgung geschlechtsspezifischer Gewalt vorsieht, weiterhin stark von 
Gewalt bedroht (HRW 12.1.2023).
Das Gesetz sieht für die Vergewaltigung eines Erwachsenen (Mann oder Frau) eine Freiheitsstrafe 
von 15 bis 20 Jahren vor, wurde aber nur selten angewandt. Sexuelle Belästigung ist nach dem 
Gesetz eine Straftat, die mit bis zu acht Jahren Haft geahndet wird (USDOS 20.3.2023).
Das  Gesetz  verbietet  häusliche  Gewalt,  aber  auch  dies  wurde  nur  selten  durchgesetzt.  Die 
Verurteilung wegen häuslicher Gewalt, die zu einer Verletzung führt, wird mit drei bis sechs Jahren 
Gefängnis bestraft, und die Verurteilung wegen schwerer körperlicher oder seelischer Verletzung 
wird  mit  fünf  bis  12  Jahren  Gefängnis  geahndet.  Häusliche  Gewalt  war  nach  Angaben  der 
Nationalen  Beobachtungsstelle  für  öffentliche  Sicherheit  das  am  häufigsten  begangene 
Verbrechen (USDOS 20.3.2023).
Das Gesetz stellt den Femizid, also die Tötung einer Frau aufgrund ihrer weiblichen Identität, unter 
Strafe (USDOS 20.3.2023; vgl. HRW 12.1.2023) und sieht eine Haftstrafe von 30 Jahren vor. Am 
4. Juli unterzeichnete Präsident Arce ein Gesetz, das die Strafen gegen Richter erhöht, die Fälle 
von Femiziden, Kindermorden und sexuellen Übergriffen auf Minderjährige "falsch" behandeln 
(USDOS 20.3.2023).
Frauenrechtsorganisationen berichteten, dass die der Sondereinheit zur Bekämpfung von Gewalt
zugewiesenen Polizeikräfte nicht über ausreichende Ressourcen verfügten und die Beamten an
vorderster Front nicht ausreichend für ihre Ermittlungsaufgaben geschult waren.
Ein Gesetz aus dem Jahr 2014 sah den Bau von Frauenhäusern in jedem der neun Departements 
des  Landes  vor,  aber  bis  zum  Jahresende  gab  es  nur  in  vier  Departements  Frauenhäuser. 
Menschenrechtsaktivisten erklärten, die Frauenhäuser für Opfer häuslicher Gewalt seien personell 
nicht gut ausgestattet, versprächen keine Anonymität und könnten keinen Schutz vor den Tätern 
bieten. Aktivisten erklärten, dass in den Unterkünften gefährdete Frauen, Mädchen, jugendliche 
Straftäter, Opfer von Menschenhandel, Opfer von sexuellem Missbrauch und Minderjährige mit 
psychischen Problemen gemischt wurden (USDOS 20.3.2023).
Nach Angaben von Coordinadora de la Mujer, einem Netzwerk einheimischer NRO, die sich für die 
Rechte der Frauen einsetzen, waren Politikerinnen und Frauen in Regierungspositionen einem 
hohen Maß an politischer Gewalt und Belästigung ausgesetzt (USDOS 20.3.2023).
Während das Mindestlohngesetz Männer und Frauen gleich behandelt, verdienten Frauen  im 
Allgemeinen weniger als Männer für die gleiche Arbeit. Das Gesetz legt fest, dass die offizielle 
Wochenarbeitszeit für Frauen acht Stunden beträgt (kürzer als für Männer), verbietet Frauen die 
Nachtarbeit (mit Ausnahmen) und verbietet Frauen die Verrichtung von Aufgaben, die "gefährlich, 
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 18 von 24
18

ungesund oder schwer sind oder gegen ihre Moral oder die guten Sitten verstoßen" (USDOS
20.3.2023).
Bei den Niedriglohnbeschäftigten im häuslichen Dienst handelte es sich überwiegend um Frauen. 
Ungefähr 40 Prozent von ihnen erhielten ein Gehalt unterhalb des nationalen Mindestlohns und 
arbeiteten  ohne  Vertrag,  Krankenversicherung  oder  andere  relevante  Leistungen  (USDOS 
20.3.2023).
Quellen:
- AI – Amnesty International (27.3.2023): Amnesty International Report 2022/23; The State of the 
World's  Human  Rights;  Bolivia  2022,  https://www.ecoi.net/de/dokument/2089427.html,  Zugriff 
25.5.2023
- FH  –  Freedom  House  (2023):  Freedom  House  (Autor), 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088492.html, Zugriff 24.5.2023
- HRW  –  Human  Rights  Watch  (12.1.2023):  World  Report  2023  –  Bolivia, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2085392.html, Zugriff 24.5.2023
- USDOS – US Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights 
Practices: Bolivia, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089458.html, Zugriff 23.5.2023
17.2. Kinder
Die Staatsbürgerschaft wird sowohl durch die Geburt im Hoheitsgebiet des Landes als auch durch 
die Eltern erworben (USDOS 20.3.2023).
Das Mindestalter für die Eheschließung beträgt 14 Jahre für Mädchen und 16 Jahre für Jungen. 
Die Eltern oder Erziehungsberechtigten von Minderjährigen müssen Eheschließungen zwischen 
Jugendlichen unter 18 Jahren zustimmen (USDOS 20.3.2023).
Die  kommerzielle  sexuelle  Ausbeutung  von  Kindern  wird  mit  15-  bis  20-jährigen  Haftstrafen 
geahndet,  ist  aber  nach  wie  vor  ein  ernstes  Problem.  Das  Gesetz  verbietet  auch  die 
Kinderpornografie, die mit 10 bis 15 Jahren Haft bestraft wird. Die Regierung hat das Gesetz im 
Allgemeinen durchgesetzt (USDOS 20.3.2023).
Bolivien ist ein Herkunftsland für den Handel mit Männern, Frauen und Kindern zum Zwecke der 
Zwangsarbeit und Prostitution (FH 2023).
Quellen:
- FH  –  Freedom  House  (2023):  Freedom  in  the  World  2023  –  Bolivia, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088492.html, Zugriff 24.5.2023
- USDOS – US Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights 
Practices: Bolivia, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089458.html, Zugriff 23.5.2023
17.3. Sexuelle Minderheiten
Keine  Gesetze  kriminalisieren  einvernehmliche  gleichgeschlechtliche  sexuelle  Handlungen 
zwischen Erwachsenen (USDOS 20.3.2023; vgl. BMEIA 25.5.2023).
Das  Gesetz  verbietet  die  Diskriminierung  aufgrund  der  sexuellen  Ausrichtung  und  der 
Geschlechtsidentität.  Die  Regierung  hat  das  Gesetz  nicht  wirksam  durchgesetzt  (USDOS 
20.3.2023; vgl. FH 2023, AA 25.5.2023).
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 19 von 24
19

Lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, queere und intersexuelle (LGBTQI+) Personen
wurden am Arbeitsplatz, in der Schule und beim Zugang zu staatlichen Dienstleistungen,
insbesondere im Gesundheitswesen, offen diskriminiert. 
Das Gesetz ermöglicht es Transgender-Personen, ihren Namen, ihre Geschlechtsmarkierung und 
ihr  Foto  zu  aktualisieren,  um  ihre  Geschlechtsidentität  in  allen  gesetzlichen  Ausweisen  und 
Geburtsurkunden  widerzuspiegeln,  nachdem  sie  sich  einer  psychologischen  Beurteilung 
unterzogen haben und vor dem Standesamt erschienen sind (USDOS 20.3.2023).
Es gab keine Einschränkungen der Meinungs-, Vereinigungs- oder Versammlungsfreiheit in Bezug 
auf  LGBTQI+-Themen  oder  die  Einberufung  entsprechender  Veranstaltungen.  (Obwohl  das 
Gesetz die Diskriminierung von HIV-Infizierten und Aidskranken verbietet, ist die Diskriminierung 
nach wie vor allgegenwärtig. Die Behörden des Gesundheitsministeriums berichteten, dass die 
Diskriminierung von Menschen mit HIV oder AIDS in indigenen Gemeinschaften am stärksten war 
(USDOS 20.3.2023).
Die Verfassung sieht die Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau vor und enthält 
keine Bestimmungen für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften (FH 2023). Im Dezember 
2020  befolgte  das  bolivianische  Standesamt  einen  Gerichtsbeschluss  und  registrierte  die 
Beziehung eines homosexuellen Paares als "freie Vereinigung", die erste gleichgeschlechtliche 
Vereinigung in Bolivien (HRW 12.1.2023; vgl. FH 2023). Im Mai 2022, mit einem Jahr Verspätung, 
registrierte das Standesamt auch die Beziehung eines lesbischen Paares (HRW 12.1.2023).
Quellen:
-AA – Auswärtiges Amt [Deutschland](25.5.2023): Bolivien: Reise- und Sicherheitshinweise, 
Reiseinfos, 
https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/bolivien-node/boliviensicherheit/
213428#content_3, Zugriff 25.5.2023
- FH  –  Freedom  House  (2023):  Freedom  in  the  World  2023  –  Bolivia, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088492.html, Zugriff 24.5.2023
- HRW  –  Human  Rights  Watch  (12.1.2023):  World  Report  2023  –  Bolivia, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2085392.html, Zugriff 24.5.2023
- USDOS – US Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights 
Practices: Bolivia, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089458.html, Zugriff 23.5.2023
18. Bewegungsfreiheit
Das Gesetz sieht Freizügigkeit von Inlandsreisen, Auslandsreisen, Auswanderung und Rückkehr 
vor, und die Regierung hat diese Rechte im Allgemeinen respektiert. Das Gesetz verbietet jedoch 
Reisen an Wahltagen und an Tagen der Volkszählung und schränkt Auslands- und Inlandsreisen 
für bis zu drei Monate als Strafe für Personen ein, die nicht wählen gehen (USDOS 20.3.2023).
Quellen:
- USDOS – US Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights
Practices: Bolivia, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089458.html, Zugriff 23.5.2023
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 20 von 24
20

19. IDPs und Flüchtlinge
Die Regierung hat mit der Internationalen Organisation für Migration, dem Amt des Hohen
Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen und anderen humanitären Organisationen
zusammengearbeitet, um Flüchtlingen, zurückkehrenden Flüchtlingen und Asylbewerbern sowie 
anderen bedrohten Personen Schutz und Hilfe zu gewähren (USDOS 20.3.2023).
Das Gesetz sieht die Gewährung von Asyl oder Flüchtlingsstatus vor, und die Regierung hat ein 
System zum Schutz von Flüchtlingen durch die Nationale Flüchtlingskommission eingerichtet. Das 
Land  verfügt  über  eine  Rechtsstruktur  und  einen  Rechtsrahmen  für  die  Aufnahme  von 
Zufluchtsuchenden sowie über ein Register für Flüchtlinge und Staatenlose (USDOS 20.3.2023).
Quellen:
- USDOS – US Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights 
Practices: Bolivia, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089458.html, Zugriff 23.5.2023
20. Grundversorgung und Wirtschaft
Bolivien zählt zu den Schwellenländern mit mittlerem Durchschnittseinkommen pro Kopf. Dennoch 
ist Bolivien weiterhin eines der ärmsten Länder Südamerikas. Herausforderungen sind fehlende 
staatliche Grunddienstleistungen, der Klimawandel und die geringe industrielle Entwicklung.
Beim Zugang zu Trinkwasser und einem geeigneten Abwassersystem besteht weiterhin eine breite 
Kluft zwischen Stadt und Land. Zu den wichtigsten Zielen der bolivianischen Regierung zählen 
daher Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung für alle Menschen im Land bis zum Jahr 
2025. Knapp 15 Prozent der Bevölkerung haben noch immer keinen Zugang zu Elektrizität (GIZ 
31.12.2022).  Bolivien  ist  darüber  hinaus  besonders  anfällig  für  die  Auswirkungen  des 
Klimawandels.  Dürren,  Überschwemmungen  oder  Wasserknappheit  beeinflussen  die 
Landwirtschaft  und  gefährden  die  Ernährungssicherheit  (GIZ  31.12.2022;  vgl.  Naturefund 
23.3.2023). 
Die Arbeitsgesetze und -vorschriften verbieten die Diskriminierung bei Beschäftigung und Beruf 
aufgrund von Rasse, Alter, Geschlecht, Behinderung, Religion, politischer Meinung, nationaler 
Herkunft  oder  Staatsangehörigkeit,  Sprache,  sexueller  Orientierung  oder  Geschlechtsidentität, 
HIV-positivem Status oder anderen übertragbaren Krankheiten oder sozialem Status. Die
Regierung setzte das Gesetz nicht in allen Bereichen wirksam um (USDOS 20.3.2023).
Das  Gesetz verbietet und  kriminalisiert alle  Formen  von  Zwangs- oder Pflichtarbeit, dennoch 
bleiben  sie  ein  ernstes  Problem.  Die  Beamten  des  Arbeitsministeriums  waren  bei  der 
Durchsetzung des Gesetzes und der Bereitstellung von Diensten für die Opfer von Zwangsarbeit 
nicht effektiv. Das Ministerium veranstaltete Workshops, um gefährdete Arbeitnehmer über ihre 
Rechte aufzuklären, verhängte Strafen gegen Arbeitgeber, die gegen das Gesetz verstießen, und 
leitete  Fälle  von  mutmaßlicher  Zwangsarbeit  zur  strafrechtlichen  Verfolgung  an  das 
Justizministerium weiter (USDOS 20.3.2023).
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 21 von 24
21

Der monatliche Mindestlohn war höher als das offizielle Armutseinkommen der Regierung.
Landarbeiter fallen nicht unter das Arbeitsgesetz und sind somit nicht geschützt (USDOS
20.3.2023).
Die Arbeitslosenquote betrug  2022  4,4  Prozent (laenderdaten.info/wirtschaft ohne  Datum; vgl. 
WKO ohne Datum, statista.com 10.1.2023).  Das durchschnittliche Monatseinkommen beträgt in 
Bolivien 232 Euro pro Kopf (laenderdaten.info/wirtschaft ohne Datum). 
2019 befanden sich 37,2 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze (CIA 16.5.2023).
Quellen:
-CIA – Central Intelligence Agency [USA](16.5.2023): The World Factbook, Bolivia, Economy, 
https://www.cia.gov/the-world-factbook/countries/bolivia/#economy, Zugriff 25.5.2023
- FH  –  Freedom  House  (2023):  Freedom  in  the  World  2023  –  Bolivia, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088492.html, Zugriff 24.5.2023
- GIZ  –  Deutsche  Gesellschaft  für  Internationale  Zusammenarbeit  (31.12.2022):  Bolivien, 
https://www.giz.de/de/weltweit/389.html, Zugriff 6.6.2023
- laenderdaten.info/index  (ohne  Datum):  Bolivien, 
https://www.laenderdaten.info/Amerika/Bolivien/index.php, Zugriff 25.5.2023
- laenderdaten.info/wirtschaft  (ohne  Datum):  Bolivien,  Kennziffern  der  Wirtschaft, 
https://www.laenderdaten.info/Amerika/Bolivien/wirtschaft.php, Zugriff 25.5.2023
- Naturefund (23.3.2023): Bolivien, Dürre und Wasserstress in Bolivien,
https://www.naturefund.de/artikel/news/warnung_vor_duerre_und_wasserstress_in_bolivien, 
Zugriff 6.6.2023
- statista.com  (10.1.2023):  Bolivien:  Arbeitslosenquote  von  1991  bis  2024, 
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/373943/umfrage/arbeitslosenquote-in-bolivien/, Zugriff 
30.5.2023
- statista.com (2.5.2023): Bolivien, Inflationsrate von 1981 bis 2022 und Prognosen bis 2028, 
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/373971/umfrage/inflationsrate-in-bolivien/,  Zugriff 
30.5.2023
- USDOS – US Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights 
Practices: Bolivia, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089458.html, Zugriff 23.5.2023
-WKO  –  Wirtschaftskammer  Österreich  (ohne  Datum):  Länderprofil  Bolivien, 
https://wko.at/statistik/laenderprofile/lp-bolivien.pdf?_ga=2.231562399.1856843543.1685017029-
1305357955.1685017028&_gl=1*2z7b8w*_ga*MTMwNTM1Nzk1NS4xNjg1MDE3MDI4*_ga_4YH
GVSN5S4*MTY4NTAxNzAyNy4xLjEuMTY4NTAxNzA0OS4zOC4wLjA., Zugriff 25.5.2023
20.1. Sozialbeihilfen
Das bolivianische System der sozialen Sicherheit ist immer noch recht begrenzt. Die sozialen
Sicherheitsnetze sind zersplittert, und die Deckung ist trotz Verbesserungen bei weitem nicht
universell  und  gleichmäßig  verteilt.  Seit  2006  setzt  die  Regierung  vor  allem  auf 
Geldtransferprogramme, die das wichtigste Instrument für die (begrenzte) soziale Sicherheit und 
die Armutsbekämpfung sind. Derzeit gibt es zwei an Bedingungen geknüpfte Sozialprogramme, mit 
denen  Kinder,  die  ihre  Grundausbildung  fortsetzen  (Bono  Juancito  Pinto),  sowie  schwangere 
Frauen  und  junge  Mütter,  die  sich  medizinisch  behandeln  lassen  (Bono  Juana  Azurduy), 
unterstützt werden. Darüber hinaus wurde 2008 eine steuerfinanzierte staatliche Rente für alle 
Bürger über 60 Jahre eingeführt (Renta Dignidad). Mit dem Rentengesetz vom Dezember 2010 
wurden die privaten Rentenfonds durch eine öffentliche Einrichtung ersetzt und das Rentenalter 
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 22 von 24
22

von 65 auf 58 Jahre gesenkt. Das beitragsfinanzierte Rentensystem stagniert jedoch nach wie vor,
da der Deckungsgrad aufgrund des großen informellen Sektors und der weit verbreiteten
Steuerhinterziehung auch in der formellen Wirtschaft nach wie vor gering ist. Darüber hinaus gilt 
die zweite klassische Säule der sozialen Sicherheitsnetze, das Gesundheitssystem, als eines der 
am  wenigsten  effizienten  in  Lateinamerika;  nach  Angaben  des  Gesundheitsministeriums  sind 
derzeit 51 % der bolivianischen Bevölkerung überhaupt nicht krankenversichert (BTI 2022).
Die Strom- und Wassertarife für arme Haushalte werden subventioniert, und der Mindestlohn 
wurde seit dem ersten Jahr der Regierung Morales regelmäßig erhöht. Unter der MAS-Regierung 
sind die gesamten Sozialausgaben (pro Kopf) erheblich gestiegen, ebenso wie die öffentlichen 
Investitionen in grundlegende soziale Dienste (BTI 2022).
Gesetzliche  Leistungen  bei  Arbeitslosigkeit  sind  nicht  vorgesehen.  Das  Arbeitsgesetzbuch 
verpflichtet  Arbeitgeber,  entlassenen  Arbeitnehmern,  die  mehr  als  90  Tage  ununterbrochen 
beschäftigt waren, eine Abfindung zu zahlen. Entlassene Arbeitnehmer sind bis zu zwei Monate 
nach  Beendigung  des  Beschäftigungsverhältnisses  für  medizinische  Leistungen  und 
Mutterschaftsleistungen versichert (ISSA 7.2019).
Quellen:
-BTI  –  Bertelsmann  Transformations  Index  (2022):  Bolivia  Country  Report,  https://bti-
project.org/fileadmin/api/content/en/downloads/reports/country_report_2022_BOL.pdf,  Zugriff 
25.5.2023
-ISSA – International Social Security Association (7.2019): Country Profiles, Bolivia,
Unemployment, https://ww1.issa.int/node/195543?country=810, Zugriff 25.5.2023
21. Medizinische Versorgung
Die medizinische Versorgung im Lande ist auf dem Land vielfach technisch, apparativ und/ oder 
hygienisch problematisch (AA 25.5.2023; EDA 25.5.2023).
Aufgrund  der  hygienischen  Verhältnisse,  unzureichender  Versorgung  mit  Medikamenten  und 
Mangel  an  entsprechendem  Fachpersonal  entspricht  der  medizinische  Standard  in  den 
Krankenhäusern im Allgemeinen nicht dem europäischen Niveau (BMEIA 25.5.2023).
Das  Gesundheitssystem gilt als  eines  der  am  wenigsten  effizientesten  in  Lateinamerika  (BTI 
2022).
Quellen:
-AA – Auswärtiges Amt [Deutschland] (25.5.2023): Bolivien: Reise- und Sicherheitshinweise, 
Gesundheit, 
https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/bolivien-node/boliviensicherheit/
213428#content_3, Zugriff 25.5.2023
-BMEIA  –  BM  Europäische  und  internationale  Angelegenheiten  [Österreich]  (25.5.2023): 
Reiseinformationen,  Bolivien,  aktuelle  Hinweise, 
https://www.bmeia.gv.at/reise-services/reiseinformation/land/bolivien/, Zugriff 25.5.2023
-BTI  –  Bertelsmann  Transformations  Index  (2022):  Bolivia  Country  Report,  https://bti-
project.org/fileadmin/api/content/en/downloads/reports/country_report_2022_BOL.pdf,  Zugriff 
25.5.2023
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 23 von 24
23

-EDA – Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten [Schweiz] (25.5.2023):
Reisehinweise  für  Bolivien,  Medizinische  Versorgung, 
https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/vertretungen-und-reisehinweise/bolivien/reisehinweise-
fuerbolivien.html, Zugriff 25.5.2023
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 24 von 24
24