bras-lib-2023-07-19-ke
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter“
Unter der Regierung von Luiz Inácio Lula da Silva (2003 bis 2010) und Dilma Rousseff (2010 bis 2016) erzielte Brasilien beachtliche gesellschaftspolitische Erfolge: Es wurden Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, die Mindestlöhne und -renten wurden kontinuierlich erhöht, die Einkommen stiegen. Brasilien legte das größte Armutsbekämpfungsprogramm der Welt auf und ließ in großem Stil Sozialwohnungen errichten. Zudem wurden große Landesteile an das Stromnetz angeschlossen und die Reform der Landbesitzverhältnisse wurde vorangetrieben (BMZ 19.1.2023). Während 1990 noch knapp ein Viertel der brasilianischen Bevölkerung in extremer Armut lebte, lag dieser Wert 2014 bei nur noch 3,3 Prozent, stieg allerdings bis 2019 wieder auf 5,4 Prozent an. Die Corona-Pandemie traf benachteiligte und vulnerable Bevölkerungsgruppen besonders stark und sorgte für einen weiteren Anstieg der Armut. Deutlich verschlechtert hat sich auch der Zugang der Bevölkerung zu ausreichender Ernährung. Laut einer Studie vom Frühjahr 2022 ist für mehr als 125 Millionen Menschen – also für mehr als die Hälfte der Bevölkerung – die Ernährungssicherheit nicht gewährleistet. Rund 30 Millionen Menschen leiden demnach an Hunger (BMZ 19.1.2023). Zwischen den Regionen und innerhalb der brasilianischen Bevölkerung sind erhebliche Unterschiede in der Besitz- und Einkommensverteilung zu verzeichnen. Brasiliens Gini-Koeffizient, der die Ungleichheit in der Einkommensentwicklung misst, ist einer der höchsten der Welt. Sozial und wirtschaftlich besonders benachteiligt sind indigene und afrobrasilianische Bevölkerungsgruppen (BMZ 19.1.2023). Quellen: - BMZ - Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung [Deutschland] (19.1.2023): Brasilien - soziale Situation, https://www.bmz.de/de/laender/brasilien/soziale- situation-10930, Zugriff 18.7.2023 - WKO - Wirtschaftskammer Österreich (2.5.2023): Brasilien: Wirtschaftslage, https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/die-brasilianische-wirtschaft.html, Zugriff 18.7.2023 - WKO - Wirtschaftskammer Österreich (4.2023): Länderprofil Brasilien, http://wko.at/statistik/laenderprofile/lp-brasilien.pdf? _gl=1*rxsu0q*_ga*MTI5MDYzMzMyNC4xNjg5NjY5NDYz*_ga_4YHGVSN5S4*MTY4OTY2OT Q2My4xLjEuMTY4OTY2OTUwOS4wLjAuMA..&_ga=2.139295731.1334906277.1689669466- 1290633324.1689669463, Zugriff 18.7.2023 18. Medizinische Versorgung Das medizinische Versorgungsangebot ist zumindest in den großen Städten im privaten Sektor überwiegend auf westeuropäischem Standard. Der öffentliche Sektor ist hinsichtlich personeller, apparativer, logistischer und z. T. hygienischer Ressourcen insbesondere in ländlichen Regionen nicht selten defizitär strukturiert (AA 16.6.2023). .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 18 von 20

Das als „Sistema Único de Saúde (SUS)“ bekannte brasilianische Gesundheitssystem ist ein staatliches Gesundheitssystem, das kostenlosen und universellen Zugang zu medizinischer Versorgung bietet. Das SUS steht allen brasilianischen Staatsangehörigen offen, auch wenn der nationalen Gesundheitsbehörde zufolge 25 Prozent von ihnen über eine private Krankenversicherung verfügen. Das SUS ist ein dezentrales System, das von den brasilianischen Bundesstaaten und Kommunen verwaltet wird. Gleichzeitig befindet sich das private Gesundheitssystem wegen der Mängel des staatlichen Gesundheitssystems (medizinisches Personal, Ausstattung usw.) im Aufwind (MSH 2023). Arztbesuche in Brasilien: Brasilianische Allgemeinmediziner oder Hausärzte bieten routinemäßige Gesundheitsversorgung an (Erkältungen, grippale Infekte usw.). Der private Sektor entwickelt sich rasch weiter und die Leistungen sind von hoher Qualität. Allerdings kann die medizinische Versorgung sehr teuer sein. Die Preise sind von Stadt zu Stadt unterschiedlich. In Brasilia liegen die Behandlungssätze etwa bei durchschnittlich 120 BRL (51 USD) und können bis zu 500 BRL (214 USD) betragen. In São Paulo beträgt der durchschnittliche Behandlungssatz 300 BRL (128 USD), in Rio de Janeiro sind es zwischen 200 und 250 BRL (85 bis 107 USD). Da es nicht genügend Ärzte gibt, Allgemeinmediziner wie Fachärzte, kann es schwierig sein, schnell einen Termin zu bekommen (MSH 2023). Krankenhäuser in Brasilien: In staatlichen Krankenhäusern wird die medizinische Versorgung kostenlos angeboten. Die staatlichen Krankenhäuser in Brasilien sind jedoch überfüllt und die Wartezimmer sind voll. Einige brasilianische Krankenhäuser haben einen eigenen Rettungsdienst (MSH 2023). Immer mehr Brasilianer wenden sich lieber an private Krankenhäuser, in denen moderne Technologie und hochwertige medizinische Geräte zum Einsatz kommen. Auch das medizinische Personal ist äußerst effizient. „Ärztetourismus“ ist in Brasilien wegen der qualifizierten Chirurgen und der hochwertigen medizinischen Geräte berühmt (MSH 2023). Arzneimittelkauf in Brasilien: Medikamente, die auf der nationalen Liste der grundlegenden Arzneimittel stehen, werden vom SUS übernommen. Medikamente, die nicht vom staatlichen Gesundheitssystem übernommen werden, werden in den „farmacias populares“ zu einem günstigen Preis angeboten (MSH 2023). Quellen: - AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (16.6.2023): Brasilien: Reise- und Sicherheitshinweise, https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/brasiliensicherheit/201092, Zugriff 12.7.2023 .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 19 von 20

- MSH International – DiotSiaci Group: So funktioniert das brasilianische System, https://www.msh-intl.com/de/lander-liste/brasilien-landerbroschure.html, Zugriff 18.7.2023 19. Rückkehr Die Regierung arbeitet mit dem Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen und anderen humanitären Organisationen zusammen, um Flüchtlingen, zurückkehrenden Flüchtlingen oder Asylbewerbern sowie anderen bedenklichen Personen Schutz und Hilfe zu gewähren (USDOS 20.3.2023). In Brasilien bietet IOM Unterstützung für Migranten, Rückkehrer und Binnenvertriebene und arbeitet dabei mit der Regierung und Wissenschaftlern zusammen (IOM o.D.). Quellen: -IOM Brasilien (o.D.): Nosso Trabalho, https://brazil.iom.int/en/node/107162, Zugriff 19.7.2023 - USDOS - U.S. Department of State (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023 .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 20 von 20
