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-FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Brazil,
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088496.html, Zugirff 12.7.2023 
-USDOS  -  U.S.  Department  of State  (20.3.2023):  2022  Country  Report  on  Human  Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
 6. Sicherheitsbehörden
Die  drei  nationalen  Polizeikräfte  -  die  föderale  Polizei,  die  föderale  Autobahnpolizei  und  die 
föderale  Eisenbahnpolizei  -  sind  für  die  innere  Sicherheit  zuständig  und  unterstehen  dem 
Ministerium  für  Justiz  und  öffentliche  Sicherheit  (Justizministerium).  Innerhalb  der  staatlichen 
Polizeikräfte  gibt  es  zwei  verschiedene  Einheiten:  die  Zivilpolizei,  die  Ermittlungsaufgaben 
wahrnimmt, und die Militärpolizei, die für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung in den 
Bundesstaaten und im föderalen Bezirk zuständig ist. Die Militärpolizeikräfte unterstehen dem 
Justizministerium, nicht dem Verteidigungsministerium. Die Streitkräfte haben einige Aufgaben im 
Bereich  der  inneren  Sicherheit  und  sind  dem  Verteidigungsministerium  unterstellt  (USDOS 
20.3.2023; vgl. CIA 30.6.2023). Die zivilen Behörden üben zuweilen keine wirksame Kontrolle über 
die  Sicherheitskräfte  aus.  Es  gibt  Berichte,  dass  Angehörige  der  Sicherheitskräfte  zahlreiche 
Übergriffe begangen haben (USDOS 20.3.2023).
Quellen:
- CIA - Central Intelligence Agency (30.6.2023): The World Factbook,  https://www.cia.gov/the-
world-factbook/countries/brazil/, Zugriff 13.7.2023
- USDOS  -  U.S.  Department  of State  (20.3.2023):  2022  Country  Report on  Human  Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
 7. Folter und unmenschliche Behandlung
Die Verfassung verbietet Folter und unmenschliche oder erniedrigende Behandlung, aber es gibt 
Berichte, dass Regierungsbeamte manchmal solche Praktiken anwenden. Das Gesetz schreibt 
vor, dass spezielle Polizeigerichte die Gerichtsbarkeit über die staatliche Militärpolizei ausüben, mit 
Ausnahme derjenigen, die wegen "vorsätzlicher Verbrechen gegen das Leben", vor allem Mord, 
angeklagt sind. Polizeibeamte sind häufig für die Untersuchung von Anklagen wegen Folter und 
übermäßiger  Gewaltanwendung  durch  Kollegen  zuständig.  Die  Verzögerungen  bei  den 
Sondergerichten der Militärpolizei ließen viele Fälle aufgrund von Verjährungsfristen verjähren 
(USDOS 20.3.2023).
Es wird über Fälle von Folter in Gefängnissen berichtet (HRW 12.1.2023). Einem Bericht der
Menschenrechtskommission der Legislativkammer des Bundesdistrikts Brasilia zufolge stiegen die
Beschwerden über Folter und Misshandlung in den Gefängnissen des Bundesdistrikts von sechs 
Berichten  über  Gewalt  im  Jahr  2019  auf  46  im  Jahr  2020  und  222  im  Jahr  2021  (USDOS 
20.3.2023).
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Die unverändert hohe Zahl von Todesopfern bei Polizeieinsätzen machte deutlich, dass der Staat
seiner Verpflichtung zur externen Überwachung des Polizeiverhaltens nicht wirksam nachkommt.
Ein Grund für das Fortbestehen und das Ausmaß der Tötungen durch die Polizei ist, dass die 
unmittelbar Beteiligten Straffreiheit genießen und auch die Verantwortlichen in der Befehlskette, 
welche  die  unverhältnismäßige  Gewaltanwendung  unterstützen  oder  dulden,  nicht  zur 
Rechenschaft gezogen werden (AI 28.3.2023).
Quellen:
-AI - Amnesty International (28.3.2023): Amnesty International Report 2022/23; Zur weltweiten 
Lage  der  Menschenrechte;  Brasilien  2022,  https://www.ecoi.net/de/dokument/2089425.html, 
Zugriff 17.7.2023
-HRW  -  Human  Rights  Watch  (12.1.2023):  World  Report  2023  –  Brazil, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2085394.html, Zugriff 13.7.2023
- USDOS  -  U.S.  Department  of  State  (20.3.2023):  2022  Country  Report  on  Human  Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
8. Korruption
Das Gesetz sieht strafrechtliche Sanktionen für die Verurteilung von Beamten wegen Korruption
vor und sieht zivilrechtliche Sanktionen für Korruption vor, die von brasilianischen Bürgern oder
Einrichtungen  im  Ausland  begangen  wird.  Es  gibt  zahlreiche  Berichte  über  Korruption  auf 
verschiedenen Regierungsebenen, und es kommt häufig zu Verzögerungen bei Gerichtsverfahren 
gegen Personen, die der Korruption beschuldigt werden, was häufig auf den verfassungsmäßigen 
Schutz gewählter Amtsträger vor Strafverfolgung zurückzuführen ist. Dies führt häufig zu einer 
faktischen Straffreiheit für die Verantwortlichen (USDOS 20.3.2023).
Die weitverbreitete Korruption untergräbt die Fähigkeit der Regierung, Politik ohne ungebührlichen 
Einfluss  privater  oder  krimineller  Interessen  zu  machen  und  umzusetzen.  Korruption  und 
Bestechung sind in Brasilien weit verbreitet, insbesondere bei gewählten Amtsträgern (FH 2023). 
Brasilien belegte auf dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International für das 
Jahr 2022 den 94. von insgesamt 180 Plätzen (TI 2023).
Quellen:
-FH  -  Freedom  House  (2023):  Freedom  in  the  World  2023  -  Brazil, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088496.html, Zugirff 12.7.2023
- TI - Transparency International (2023): Our work in Brazil, 
https://www.transparency.org/en/countries/brazil, Zugriff 13.7.2023
- USDOS  -  U.S.  Department  of State  (20.3.2023):  2022  Country  Report on  Human  Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
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9. Wehrdienst und Rekrutierungen
Von 18-45 Jahren besteht Wehrpflicht, von 17-45 Jahren gibt es auch die Möglichkeit, einen
freiwilligen Militärdienst abzuleisten; im Jahr 2020 machten Frauen etwa 9 Prozent des Personals
der Streitkräfte aus (CIA 30.6.2023).
Quellen:
- CIA - Central Intelligence Agency (30.6.2023): The World Factbook,  https://www.cia.gov/the-
world-factbook/countries/brazil/, Zugriff 13.7.2023
10. Allgemeine Menschenrechtslage
Brasilien verfügt über ein uneingeschränktes Mehrparteiensystem, das durch einen starken
Wettbewerb zwischen den konkurrierenden Parteien gekennzeichnet ist. Die Rahmenbedingungen 
für die Wahlen begünstigen die Verbreitung von Parteien. Die Abgeordneten wechseln häufig die 
Partei, was die Wahlkoalitionen brüchig macht. Die Exekutive muss aufgrund der großen Zahl von 
Parteien  unterschiedliche  und  oft  ideologisch  inkohärente  Koalitionen  zusammenstellen,  um 
Gesetze zu verabschieden. Politische Parteien arbeiten mit wenig Transparenz und ohne Regeln 
für die Regierungsführung und sind häufig Ziel von Ermittlungen wegen der missbräuchlichen 
Verwendung von öffentlichen Geldern (FH 2023).
Die  Verfassung  garantiert  das  Recht  auf  freie  Meinungsäußerung  (FH  2023;  vgl.  USDOS 
20.3.2023). Die Menschen können im Allgemeinen ihre persönlichen Ansichten in der Öffentlichkeit 
äußern, ohne institutionelle Überwachung oder Vergeltungsmaßnahmen befürchten zu müssen. 
Die  Medienlandschaft  des  Landes  ist dynamisch  (FH  2023).  Investigative  Journalisten, 
insbesondere  solche,  die  über  Korruption  und  Kriminalität  berichten,  sind  jedoch  Drohungen, 
Schikanen, Behinderungen  und  manchmal  tödlicher  Gewalt  ausgesetzt.  Das  Recht  auf  freie 
Meinungsäußerung wird durch den rechtlichen Rahmen nur unzureichend geschützt. Verleumdung 
wird strafrechtlich geahndet (FH 2023; vgl. USDOS 20.3.2023, HRW 12.1.2023).
Während  die  Versammlungsfreiheit  im  Allgemeinen  respektiert  wird  (FH  2023;  vgl.  USDOS 
20.3.2023), gehen die Polizei und andere Sicherheitskräfte manchmal mit übermäßiger Gewalt
gegen Demonstrationen vor (FH 2023).
Nichtregierungsorganisationen können in einer Vielzahl von Bereichen frei arbeiten. Aktivisten, die 
sich  für  Landrechte  und  Umweltschutz  einsetzen,  waren  in  den  letzten  Jahren  jedoch  mit 
Schikanen,  Drohungen  und  Gewalt  konfrontiert  und  wurden  von  Bolsonaro  und  anderen 
Regierungsvertretern verbal angefeindet (FH 2023).
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Quellen:
-FH  -  Freedom  House  (2023):  Freedom  in  the  World  2023  -  Brazil, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088496.html, Zugirff 12.7.2023
- HRW  -  Human  Rights  Watch  (12.1.2023):  World  Report  2023  –  Brazil, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2085394.html, Zugriff 13.7.2023
- USDOS  -  U.S.  Department  of State  (20.3.2023):  2022  Country  Report on  Human  Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
 11. Haftbedingungen
Die  Haftbedingungen  sind  schlecht  und  manchmal  lebensbedrohlich,  vor  allem wegen  der 
Überbelegung der Gefängnisse (USDOS 20.3.2023; vgl. FH 2023). Auf nationaler Ebene war das 
Gefängnissystem im Jahr 2021 zu 45 Prozent ausgelastet, ein Rückgang gegenüber den 67,5 
Prozent  im  Jahr  2020.  Ein  Großteil  der  Überbelegung  ist  auf  die  Inhaftierung  von 
Untersuchungshäftlingen zurückzuführen. Im Jahr 2021 warteten 27.622 Häftlinge auf ein
Verfahren, was 27,2 Prozent der Gesamtzahl der Inhaftierten entsprach. Die Misshandlungen
durch  Gefängniswärter  halten  an,  und  die  schlechten  Arbeitsbedingungen  und  die  geringe 
Bezahlung der Gefängniswärter fördert die Korruption (USDOS 20.3.2023).
Die  Bedingungen  in  stark  überfüllten  Gefängnissen  sind  gekennzeichnet  durch  Krankheiten, 
unzureichende Ernährung und tödliche Gewalt durch Banden. Von der Gewalt sind eher arme, 
schwarze Gefangene betroffen (FH 2023). Die Häftlinge haben oft keinen Zugang zu Trinkwasser, 
angemessener  Ernährung,  Kleidung  und  Hygieneartikeln.  Viele  Zellen  sind  von  Ratten  und 
Kakerlaken befallen. Im Gefängnissystem des Bundesdistrikts gibt es unter anderem Probleme mit 
der schlechten Qualität der Lebensmittel und den hygienischen Bedingungen, dem fehlenden 
Zugang zur Gesundheitsversorgung und der unzureichenden Infrastruktur (USDOS 20.3.2023). 
Die Behörden gewähren unabhängigen NGOs die Möglichkeit, Insassen zu besuchen (USDOS 
20.3.2023).
Quellen:
-FH  -  Freedom  House  (2023):  Freedom  in  the  World  2023  -  Brazil, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088496.html, Zugirff 12.7.2023
- USDOS  -  U.S.  Department  of State  (20.3.2023):  2022  Country  Report on  Human  Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
 12. Todesstrafe
Laut Amnesty International ist Brasilien „Abolitionist for Ordinary Crimes“, d.h. die Todesstrafe ist 
für  gewöhnliche  Verbrechen  abgeschafft  (AI  2023;  vgl.  FD  10.2022).  Für  schwerwiegende 
Verbrechen, wie etwa in Kriegszeiten, kann die Todesstrafe weiterhin verhängt werden (AI 2023).
Quellen:
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-AI - Amnesty International (2023): Brazil, https://www.amnesty.org/en/location/americas/south-
america/brazil/, Zugriff 17.7.2023 
-FD  -  France  Diplomatie  (10.2022):  Abschaffung  der  Todesstrafe, 
https://www.diplomatie.gouv.fr/de/aussenpolitik-frankreichs/menschenrechte-und-humanitare-
hilfe/abschaffung-der-todesstrafe/, Zugriff 17.7.2023
 13. Religionsfreiheit
Die Bevölkerung besteht offiziell zu 65 Prozent aus Katholiken, 22,2 Prozent Protestanten, 9,7 
Prozent  andere  Christen,  2,2  Prozent  Spiritisten,  1,4  Prozent  andere,  8  Prozent  haben  kein 
Religionsbekenntnis (CIA 30.6.2023).
Die Verfassung besagt, dass die Gewissens- und Glaubensfreiheit unantastbar ist, sieht die freie 
Ausübung religiöser Überzeugungen vor und verbietet es den Regierungen auf Bundes-, Landes-
und Kommunalebene, eine Religion zu unterstützen oder zu behindern. Das Gesetz sieht Strafen
für Handlungen der religiösen Intoleranz und Diskriminierung vor (USDOS 15.5.2023).
Quellen:
- CIA - Central Intelligence Agency (11.7.2023): The World Factbook,  https://www.cia.gov/the-
world-factbook/countries/brazil/, Zugriff 17.7.2023
- USDOS - U.S. Department of State (15.5.2023): 2022 Report on International Religious
Freedom: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2092190.html, Zugriff 17.7.2023 
 14. Minderheiten
Die Verfassung  garantiert gleiche Rechte  ohne  Vorurteile, aber einige  Gruppen  sind  politisch 
stärker vertreten als andere, und es gibt große Ungleichheiten bei der Ausübung der faktischen 
politischen Rechte. Afrobrasilianer und ihre Interessen sind bei Wahlen und in der Regierung 
weiterhin unterrepräsentiert. Die Vertretung der Afrobrasilianer hat sich 2022 allerdings verbessert. 
Im Dezember kündigte der neue Präsident Lula ein Kabinett an, das eine größere ethnische und 
geschlechtliche Vielfalt aufweist (FH 2023).
Das Gesetz verbietet Rassendiskriminierung, insbesondere die Verweigerung des Zugangs zu 
öffentlichen oder privaten Einrichtungen, von Arbeitsplätzen oder von Wohnraum. Das Gesetz 
verbietet auch die Aufstachelung zu Rassendiskriminierung oder Vorurteilen sowie die Verbreitung 
rassistisch beleidigender Symbole und Epitheta und sieht für solche Handlungen Gefängnisstrafen 
vor (USDOS 20.3.2023).
Im Jahr 2021 gaben etwa 57 Prozent der Bevölkerung an, einer anderen Kategorie als Weiß 
anzugehören. Trotz dieses hohen Anteils an der Gesamtbevölkerung waren schwarze und braune 
Bürger,  insbesondere  Afrobrasilianer,  Diskriminierungen  ausgesetzt.  Sie  waren  häufiger  von 
Arbeitslosigkeit betroffen und verdienten im Durchschnitt weniger als Weiße in vergleichbaren 
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Positionen. Außerdem bestand ein erhebliches Bildungsgefälle. Afrobrasilianer waren
überproportional häufig von Kriminalität und Gewalt betroffen (USDOS 20.3.2023).
Viele indigene Gemeinschaften - die etwa ein Prozent der Bevölkerung ausmachen - leiden unter 
Armut und verfügen nicht über angemessene sanitäre Einrichtungen und Bildungsangebote. Die 
indigene Bevölkerung wird erheblich diskriminiert, und ihr Land war unter [Anm. Ex-Präsident] 
Bolsonaro einem verstärkten Druck ausgesetzt, der durch seine Rhetorik und seine Unterstützung 
für  eine  Lockerung  der  Umweltgesetze  gefördert  wird.  Die  Nationale  Indianerstiftung,  eine 
Regierungsbehörde  für  indigene  Angelegenheiten,  wurde  während  der  Regierung  Bolsonaro 
geschwächt (FH 2023).
Quellen:
-FH  -  Freedom  House  (2023):  Freedom  in  the  World  2023  -  Brazil, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088496.html, Zugirff 12.7.2023
- USDOS  -  U.S.  Department  of  State  (20.3.2023):  2022  Country  Report  on  Human  Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
 15. Relevante Bevölkerungsgruppen
15.1. Frauen
Die Verfassung garantiert gleiche Rechte von Frauen und Männern (USDOS 20.3.2023; vgl. FH 
2023),  aber  einige  Gruppen  sind  politisch  stärker  vertreten  als  andere,  und  es  gibt  große 
Ungleichheiten bei der Ausübung der faktischen politischen Rechte. Frauen und ihre Interessen 
sind bei Wahlen und in der Regierung weiterhin unterrepräsentiert. Bei den Wahlen 2022 errangen 
Frauen  17,8  Prozent  der  Sitze  in  der  Abgeordnetenkammer,  was  eine  leichte  Verbesserung 
gegenüber dem Wert von 15 Prozent im Jahr 2018 darstellt. Im Dezember 2022 kündigte der neue 
Präsident Lula ein Kabinett an, das eine größere geschlechtliche Vielfalt aufweist (FH 2023).
Das Gesetz schreibt keinen gleichen Lohn für gleiche Arbeit vor. Nach Angaben der Internationalen 
Arbeitsorganisation  verdienten  Frauen  nicht  nur  weniger  als  Männer,  sondern  hatten auch 
Schwierigkeiten beim Einstieg in die Arbeitswelt: 78 Prozent der Männer hatten einen bezahlten 
Job, aber nur 56 Prozent der Frauen. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist illegal, aber das
Gesetz wird nicht wirksam durchgesetzt (USDOS 20.3.2023).
Das Gesetz stellt die Vergewaltigung von Männern oder Frauen, einschließlich der Vergewaltigung 
in der Ehe, unter Strafe. Darüber hinaus stellt das Gesetz physische, psychische und sexuelle 
Gewalt gegen Frauen sowie Verleumdung und Schädigung von Eigentum oder Finanzen durch 
eine Person, mit der die Geschädigte eine Ehe-, Familien- oder intime Beziehung hat, unter Strafe 
(USDOS 20.3.2023). Die Umsetzung des Gesetzes "Maria da Penha" aus dem Jahr 2006 gegen 
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geschlechtsspezifische Gewalt lässt auf sich warten. Die Behörden teilten Human Rights Watch im
September 2022 mit, dass in einem Land mit mehr als 215 Millionen Einwohnern nur 77
Schutzeinrichtungen  für  Überlebende  geschlechtsspezifischer  Gewalt  in  Betrieb  seien.  Die 
Regierung Bolsonaro hat den Bundeshaushalt zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen bis 
2022 um 90 Prozent gegenüber 2020 gekürzt (HRW 12.2.2023).
Das Gesetz definiert Femizid als Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts, einschließlich, 
aber nicht beschränkt auf Tötung, die aus anderen Formen der häuslichen Gewalt, Diskriminierung 
oder Verachtung von Frauen eskaliert ist. Das Gesetz sieht ein Strafmaß von 12 bis 30 Jahren vor. 
Laut einer vom brasilianischen Forum für öffentliche Sicherheit veröffentlichten Studie wurden im 
Jahr 2021 mehr als 1.300 Frauen Opfer von Femizid. Die Daten zeigten auch, dass 98 Prozent der 
Opfer von einem aktuellen oder ehemaligen Partner oder einem Verwandten getötet wurden, 67 
Prozent der Opfer waren Schwarze Frauen, und mehr als 70 Prozent der Opfer waren zwischen 18 
und 44 Jahre alt. Jedes Staatssekretariat für öffentliche Sicherheit verfügt über Polizeistationen, 
die  sich  ausschließlich  mit  Verbrechen  gegen  Frauen  befassen.  Bundesstaatliche  und  lokale 
Regierungen  unterhalten  außerdem  Referenzzentren  und  vorübergehende  Frauenhäuser,  und 
viele Bundesstaaten unterhalten Hotlines für häusliche Gewalt (USDOS 20.3.2023).
Quellen:
-FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Brazil,
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088496.html, Zugirff 12.7.2023
-HRW  -  Human  Rights  Watch  (12.1.2023):  World  Report  2023  –  Brazil, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2085394.html, Zugriff 13.7.2023
- USDOS  -  U.S.  Department  of  State  (20.3.2023):  2022  Country  Report  on  Human  Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
15.2. Kinder
Die Staatsbürgerschaft wird durch die Geburt im Land erworben oder durch die Geburt von einem 
brasilianischen  Elternteil  abgeleitet.  Das  Gesetz  verbietet  Kindesmissbrauch  und 
Vernachlässigung, aber die Durchsetzung ist oft unwirksam, und Missbrauch ist weit verbreitet. Die 
Berichte über sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche haben sich im Vergleich zum Beginn
der COVID-19-Pandemie mehr als verdoppelt (USDOS 20.3.2023).
Das  gesetzliche  Mindestalter  für  die  Eheschließung  beträgt  18  Jahre  (oder  16  Jahre  mit 
Zustimmung der Eltern oder des gesetzlichen Vertreters). Die Praxis der Frühverheiratung ist weit 
verbreitet (USDOS 20.3.2023).
Brasilien ist – demografisch gesehen – ein sehr junges Land; ca. 25 Prozent der Bewohner des 
Landes sind jünger als 15 Jahre. In den Regionen mit einer hohen Arbeitslosenquote laufen Kinder 
häufig Gefahr, in einer unsicheren häuslichen Umgebung aufzuwachsen. Die Kinderarmut ist vor 
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allem im Nordosten des Landes weit verbreitet. Sehr häufig müssen kleine Kinder arbeiten, um
eine ganze Familie mit Nahrung zu versorgen. 1,5 Millionen Kinder in Brasilien leben in
Behausungen, die keine festen Wände haben. Unterernährung und Ernährungsunsicherheit sind 
auch im heutigen Brasilien nach wie vor anhaltende Probleme. Die Regierung hat mittlerweile 
soziale Fürsorgeprogramme wie z. B. die “Bolsa Familia” ins Leben gerufen, um den Hunger und 
die extreme Armut von Familien mit niedrigen Einkommen zu bekämpfen. In den größten Städten 
des Landes, vor allem in Rio de Janeiro und São Paulo, landen Kinder ohne elterliche Fürsorge 
häufig  auf  der  Straße,  wo  sie  der  Gewalt  von  Straßenbanden,  sexuellem  Missbrauch  und 
Drogenabhängigkeit ausgesetzt sind. Die meisten von ihnen müssen Kinderarbeit verrichten - sie 
putzen Schuhe oder verkaufen Kleinwaren an Ampeln oder am Straßenrand (SOS o.D.).
Quellen:
- SOS - SOS Kinderdorf (o.D.): SOS-Kinderdörfer in Brasilien, https://www.sos-kinderdorf.at/so-
hilft-sos/wo-wir-helfen/amerika/brasilien, Zugriff 17.7.2023
- USDOS  -  U.S.  Department  of  State  (20.3.2023):  2022  Country  Report  on  Human  Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
15.3. Homosexuelle/Sexuelle Minderheiten
Der oberste Gerichtshof hat im Mai 2013 die gleichgeschlechtliche Ehe im ganzen Land ermöglicht 
(TS 30.6.2013). Im Jahr 2019 entschied der Oberste Gerichtshof trotz des starken Drucks einiger 
religiöser und politischer Führer, dass LGBT+-Menschen durch ein Strafgesetz geschützt sind, das 
Diskriminierung aufgrund von "Rasse, Hautfarbe, ethnischer Zugehörigkeit, Religion und nationaler 
Herkunft" verbietet (FH 2023; vgl. USDOS 20.3.2023). Den Tätern drohen ein bis drei Jahre Haft
und eine Geldstrafe bzw. zwei bis fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe, wenn der Täter den Vorfall
über soziale Medien verbreitet und damit das Opfer bloßstellt. Im April 2022 entschied der Oberste 
Gerichtshof einstimmig, dass Schutzmaßnahmen im Rahmen des Gesetzes Maria da Penha, das 
geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt eindämmen soll, auch für eine Transgender-Frau 
gelten (USDOS 20.3.2023).
Dennoch hat Brasilien Berichten zufolge eines der höchsten Niveaus an Anti-LGBT+-Gewalt in der 
Welt. Einem Bericht der Grupo Gay da Bahia, einer Organisation, die sich für LGBT+ einsetzt, vom 
Februar 2022  zufolge  wurden im Jahr  2021  276  LGBT+-Personen durch homophobe  Gewalt 
getötet, während weitere 24 durch Selbstmord starben. Die Zahlen der Gruppe bedeuten einen 
Anstieg von 8 Prozent gegenüber 2020 (FH 2023). Gewalt gegen lesbische, schwule, bisexuelle, 
transgender, queere oder intersexuelle Personen (LGBT+) ist ein ernstes Problem. Während die 
Gewalt gegen LGBT+-Personen seit 2017 allgemein zurückgegangen ist, hat die Gewalt gegen 
Transgender-Personen zugenommen. Das Bundesministerium für Inneres ist für die Registrierung 
von  Meldungen  über  Straftaten  aufgrund  des Geschlechts  oder  der  sexuellen  Ausrichtung 
zuständig, reagiert aber Berichten zufolge nur langsam. Transgender-Personen sind besonders 
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gefährdet Opfer von Verbrechen, einschließlich Sexhandel, zu werden oder Selbstmord zu
begehen. Einem Bericht der Grupo Gay da Bahia zufolge wurden in den ersten sechs Monaten
des Jahres 2022 135 LGBT+-Personen im Land getötet, was einem Rückgang von 20 Prozent 
gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021 entspricht (USDOS 20.3.2023).
Quellen:
-FH  -  Freedom  House  (2023):  Freedom  in  the  World  2023  -  Brazil, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088496.html, Zugirff 12.7.2023
- TS - Tagespiegel (30.6.2013): Argentinien, Uruguay und Brasilien erlauben die Homoehe, 
https://www.tagesspiegel.de/politik/lateinamerika-argentinien-uruguay-und-brasilien-erlauben-
die-homoehe/8423748.html, Zugriff 17.7.2023
- USDOS - U.S. Department of State (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
16. Bewegungsfreiheit
Die Verfassung sieht Bewegungsfreiheit im Inland, Reisefreiheit ins Ausland (USDOS 20.3.2023;
vgl. FH 2023), sowie das Recht auf Emigration und Rückkehr vor, und die Regierung respektiert
diese Rechte im Allgemeinen (USDOS 20.3.2023). Ebenso ist die freie Wahl des Wohnorts und 
des Berufes gewährleistet (FH 2023).
Quellen:
-FH  -  Freedom  House  (2023):  Freedom  in  the  World  2023  -  Brazil, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2088496.html, Zugirff 12.7.2023
- USDOS  -  U.S.  Department  of  State  (20.3.2023):  2022  Country  Report  on  Human  Rights 
Practices: Brazil, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089460.html, Zugriff 13.7.2023
 17. Grundversorgung und Wirtschaft
Die brasilianische Wirtschaft erholte sich von der Pandemie-bedingten Rezession erstaunlich gut 
und hatte schon 2021 mit einem Plus von 4,6 Prozent wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht. Der 
positive Trend setzte sich auch 2022 fort und brachte ein Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent. 
Für 2023 liegen die Wachstumsprognosen jedoch aufgrund der hohen Zinsen und der globalen 
Konjunktureintrübung deutlich niedriger; es wird ein Plus von maximal einem Prozent erwartet. Für
die Jahre danach werden Wachstumsraten um die 2 Prozent prognostiziert, wobei die
Haushaltseinschränkungen,  Strukturprobleme  (v.  a.  im  Steuersystem)  und  eine  niedrige 
Arbeitsproduktivität einem höheren Wachstum entgegenstehen (WKO 2.5.2023). 
Erfreulich war die Entwicklung hinsichtlich Arbeitslosenrate und Inflation, die inzwischen jeweils 
wieder deutlich in den einstelligen Bereich zurückgekehrt sind. Besonders positiv entwickelte sich 
zuletzt der Außenhandel. 2022 konnte ein Handelsbilanzüberschuss von fast 60 Milliarden USD 
erwirtschaftet werden (WKO 2.5.2023). Die Arbeitslosenquote (15-64 Jahre) lag 2022 bei 7,9 
Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit (15-24 Jahre) bei 21,4 Prozent (WKO 4.2023).
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Unter der Regierung von Luiz Inácio Lula da Silva (2003 bis 2010) und Dilma Rousseff (2010 bis
2016) erzielte Brasilien beachtliche gesellschaftspolitische Erfolge: Es wurden Millionen neue
Arbeitsplätze  geschaffen,  die  Mindestlöhne  und  -renten  wurden  kontinuierlich  erhöht,  die 
Einkommen stiegen. Brasilien legte das größte Armutsbekämpfungsprogramm der Welt auf und 
ließ  in  großem  Stil  Sozialwohnungen  errichten.  Zudem  wurden  große  Landesteile  an  das 
Stromnetz angeschlossen und die Reform der Landbesitzverhältnisse wurde vorangetrieben (BMZ 
19.1.2023).
Während 1990 noch knapp ein Viertel der brasilianischen Bevölkerung in extremer Armut lebte, lag 
dieser Wert 2014 bei nur noch 3,3 Prozent, stieg allerdings bis 2019 wieder auf 5,4 Prozent an. Die 
Corona-Pandemie traf benachteiligte und vulnerable Bevölkerungsgruppen besonders stark und 
sorgte für einen weiteren Anstieg der Armut. Deutlich verschlechtert hat sich auch der Zugang der 
Bevölkerung zu ausreichender Ernährung. Laut einer Studie vom Frühjahr 2022 ist für mehr als 
125 Millionen Menschen – also für mehr als die Hälfte der Bevölkerung – die Ernährungssicherheit 
nicht gewährleistet. Rund 30 Millionen Menschen leiden demnach an Hunger (BMZ 19.1.2023).
Zwischen  den  Regionen  und  innerhalb  der  brasilianischen  Bevölkerung  sind  erhebliche 
Unterschiede in der Besitz- und Einkommensverteilung zu verzeichnen. Brasiliens Gini-Koeffizient, 
der die Ungleichheit in der Einkommensentwicklung misst, ist einer der höchsten der Welt. Sozial 
und  wirtschaftlich  besonders  benachteiligt  sind  indigene  und  afrobrasilianische 
Bevölkerungsgruppen (BMZ 19.1.2023).
Quellen:
- BMZ - Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung [Deutschland] 
(19.1.2023): Brasilien - soziale Situation, https://www.bmz.de/de/laender/brasilien/soziale-
situation-10930, Zugriff 18.7.2023
- WKO - Wirtschaftskammer Österreich (2.5.2023): Brasilien: Wirtschaftslage, 
https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/die-brasilianische-wirtschaft.html, Zugriff 
18.7.2023
- WKO - Wirtschaftskammer Österreich (4.2023): Länderprofil Brasilien, 
http://wko.at/statistik/laenderprofile/lp-brasilien.pdf?
_gl=1*rxsu0q*_ga*MTI5MDYzMzMyNC4xNjg5NjY5NDYz*_ga_4YHGVSN5S4*MTY4OTY2OT
Q2My4xLjEuMTY4OTY2OTUwOS4wLjAuMA..&_ga=2.139295731.1334906277.1689669466-
1290633324.1689669463, Zugriff 18.7.2023
 18. Medizinische Versorgung
Das medizinische Versorgungsangebot ist zumindest in den großen Städten im privaten Sektor 
überwiegend auf westeuropäischem Standard. Der öffentliche Sektor ist hinsichtlich personeller, 
apparativer, logistischer und z. T. hygienischer Ressourcen insbesondere in ländlichen Regionen 
nicht selten defizitär strukturiert (AA 16.6.2023).
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