ecua-lib-2016-06-06-ke
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter“
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 17 von 21 wirtschaftliche und soziale Entwicklung, andererseits eine zunehmende Machtkonzentration in Händen der Exekutive. Das beachtliche Wirtschaftswachstum der letzten Jahre wirkte sich positiv auf die Arbeitslosenstatistik (2015: 4,77%) und die Armutsreduzierung aus. Der staatlich festgelegte Mindestlohn beträgt aktuell 354 US-Dollar monatlich und soll 2016 auf 366 US-Dollar angehoben werden. Ecuador zählt zu den weltweit bedeutendsten Produzenten qualitativ hochwertigen Kakaos, jedoch nicht zu den wichtigsten Massenproduzenten. Darüber hinaus ist Ecuador weltweit einer der größten Bananenproduzenten. Circa 25% aller Arbeitnehmer sind im Landwirtschaftssektor beschäftigt. 2015 erzielte Ecuador aufgrund des hohen Dollarkurses und des niedrigen Ölpreises geringere Einnahmen, insbesondere aus den Erdölexporten, und musste daraufhin die vorgesehenen Ausgaben wiederholt kürzen. Die absolute Armut erhöhte sich bis März 2015 wieder leicht auf 8,97% der Gesamtbevölkerung. Die Inflationsrate ist 2015 mit 3,38% eine der geringsten in Lateinamerika (2014: 3,6%) (AA 3.2016c). Erst zum Ende des vergangenen Jahres wurde die Wirtschaft Ecuadors vor eine schwere Herausforderung gestellt: der drastische Verfall des Erdöl-Preises - fatal für ein Land, das zu 50% von den Einnahmen des Verkaufs von diesem Rohstoff abhängt - der jetzige Preis deckt stellenweise nicht einmal mehr die Produktionskosten. Und nun diese Katastrophe: am 16 April wurden die Bewohner der im Norden liegenden Küstenregion Ecuadors zur frühen Abendstunde jäh aus Ihrer Ruhe gerissen - ein Beben mit einer Stärke von 7,8 Mw rüttelte für 60 quälende Sekunden das Land, Gebäude stürzten ein und in der 170 km entfernten Hauptstadt Quito brach Panik aus. Hilfe kommt aus aller Welt, so haben die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) Kredite in der Höhe von USD 600 Millionen zur Verfügung gestellt. Auch bieten österreichische Unternehmen Soforthilfe und nachhaltige Initiativen für den Wiederaufbau (WKO 26.4.2016). Folgt man dem Human Development Index (HDI) der vergangenen Jahre, ist in Ecuador eine positive Entwicklung zu beobachten. Das Land befindet sich inzwischen in der Gruppe der hoch entwickelten Staaten. Entgegen diesen positiven Fortschritten gibt es weiterhin zahlreiche Defizite in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung. Armut und Benachteiligung sind weiterhin die größten Herausforderungen für die Regierung in Quito. Besonders betroffen von der Armut sind indigene Bevölkerungsgruppen im Norden des Landes. Daher wurde 2009 ein umfassendes Programm zur Reduzierung der Armut und sozialer Inklusion sowie zur Verbesserung der Gleichberechtigung und Gerechtigkeit aufgelegt (BICC 12.2015). Die angesehene britische Tageszeitung The Guardian beschreibt Ecuador als "neues Paradigma für wirtschaftliche Entwicklung". Jedoch rangiert das Land trotz aller

.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 18 von 21 Regierungsanstrengungen weiterhin auf einem der hinteren Plätze in Lateinamerika und der Welt hinsichtlich des Liberalisierungsgrades der Wirtschaft. 2014 verbesserte sich der Wert auf dem Index of Economic Freedom zwar leicht, doch wird das Wirtschaftssystem Ecuadors weiterhin als "repressed" charakterisiert (LIPortal 9.2015c). In Bezug auf die staatliche Arbeitslosen- bzw. Sozialhilfe gibt es in Ecuador einen sog. Bonus für besonders arme Menschen (ÖB 6.6.2016). Quellen: - AA - Auswärtiges Amt (3.2016c): Wirtschaft, http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Ecuador/ Wirtschaft_node.html, Zugriff 23.5.2016 - BICC - Bonn International Center for Conversion (12.2015): Ecuador, Länderinformation, http://ruestungsexport.info/uploads/pdf/countries/201512/ecuador.pdf, Zugriff 23.5.2016 - LIPortal - Das Länder-Informations-Portal (9.2015c): Ecuador, Wirtschaft & Entwicklung, https://www.liportal.de/ecuador/wirtschaft-entwicklung/, Zugriff 23.5.2016 - ÖB Lima (6.6.2016): Auskunft des Österreichischen Honorargeneralkonsulats in Quito /Ecuador - WKO - Wirtschaftskammer Österreich (26.4.2016): Außenwirtschaft, Ecuador, Ecuador - Ein Land ringt ums Überleben, https://www.wko.at/Content.Node/service/aussenwirtschaft/ec/Ecuador---Ein-Land-ringt- ums-Ueberleben.html, Zugriff 23.5.2016 14.Medizinische Versorgung Das medizinische Versorgungsangebot ist in den größeren Städten im privaten Sektor in der Regel mit dem in Europa zu vergleichen. Der öffentliche Sektor ist jedoch hinsichtlich personeller, apparativer, logistischer und z. T. hygienischer Ressourcen insbesondere in ländlichen Regionen überwiegend defizitär strukturiert (AA 19.5.2016b). Außerhalb der größeren Städte ist die medizinische Versorgung nicht immer gewährleistet (EDA 18.4.2016). Eine kostenfreie Gesundheitsversorgung als Teil des Sozialwesens für alle ecuadorianischen Bürger ist im Aufbau, jedoch wird es derzeit noch nicht flächendeckend gewährleistet (ÖB 6.6.2016). Eine hinreichende Gesundheitsversorgung existiert nur in den großen Städten Quito, Cuenca und Guayaquil. Das staatliche Gesundheitssystem ist zweigliedrig. Die medizinische Infrastruktur, die vom Ministerio de Salud Pública (MSP) unterhalten wird, ist kostenlos - zumindest auf dem Papier. In der Regel fallen aber doch Kosten für Medikamente, Röntgenaufnahmen und Operationsmaterialien an. In die staatliche Kategorie fallen die Regionalkrankenhäuser in den Städten und Dispensarios Medicos (Arztpraxen mit Notfalleinrichtungen). Dieses öffentliche Gesundheitswesen ist aber unterentwickelt und wird

.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 19 von 21 nur von der armen Bevölkerungsgruppe genutzt. Die dem Instituto Ecuatoriano de Seguridad Social (IESS) unterstehenden Einrichtungen werden durch ein Krankenversicherungssystem finanziert, das sich durch Beiträge von Arbeitnehmer und Arbeitgeber speist. Die besser begüterten Ecuadorianer lassen sich von Privatärzten und Privatkliniken behandeln. Die Arzthonorare für eine einfache Konsultation liegen bei 20-30 US $ (LIPortal 9.2015b). Für die Regelung und Verwaltung des Sozialversicherungssystems ist das nationale Institut für soziale Sicherheit zuständig. Eine vollständige medizinische Versorgung ist für mitversicherte Kinder bis 18 Jahren und Empfänger der Waisenpension vorgesehen. Die Arbeitnehmer haben das Recht auf medizinische und chirurgische Behandlung, Krankenhausaufenthalt, medizinische Produkte und Rehabilitation (USSSA 3.2016). Quellen: - AA - Auswärtiges Amt (19.5.2016b): Ecuador: Reise- und Sicherheitshinweise, http://www.auswaertiges-amt.de/sid_3EA7DCDE839B095987A546F36169EFB3/DE/ Laenderinformationen/00-SiHi/Nodes/EcuadorSicherheit_node.html, Zugriff 23.5.2016 - EDA - Eidgenössisches Department für auswärtige Angelegenheiten (18.4.2016): Reisehinweise für Ecuador, https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/vertretungen-und- reisehinweise/ecuador/reisehinweise-fuerecuador.html, Zugriff 23.5.2016 - LIPortal - Das Länder-Informations-Portal (9.2015b): Ecuador, Gesellschaft, https://www.liportal.de/ecuador/gesellschaft/, Zugriff 23.5.2016 - ÖB Lima (6.6.2016): Auskunft des Österreichischen Honorargeneralkonsulats in Quito /Ecuador - US Social Security Administration - USSSA (3.2016): Social Security Programs Throughout the World; The Americas 2015, Ecuador, http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1459762894_ecuador.pdf, Zugriff 23.5.2016 15.Rückkehr Laut ÖB, bzw. dem Österreichischen Honorargeneralkonsulat in Quito/Ecuador gibt es weder Repressionen wegen der Stellung eines Asylantrags im Ausland noch Befragungen durch die Sicherheitsbehörden über den Auslandsaufenthalt. Rückkehrer erhalten keine staatlichen Leistungen, bzw. es existieren keine wohltätigen Organisationen, die eine Grundversorgung bereitstellen. Der ÖB, bzw. dem Österreichischen Honorargeneralkonsulat in Quito /Ecuador ist nicht bekannt, ob Waisenheime, wo unbegleitete Minderjährige untergebracht werden können, existieren (ÖB 6.6.2016). Das Innenministerium koordinierte 2014 die Rückkehr von 15 ecuadorianischen Opfern von Menschenhandel in das Land, darunter 14 minderjährige Personen. Opfern des Kinderhandels wurde Unterkunft zur Verfügung gestellt. Es liegen jedoch keine Angaben darüber vor, wie vielen Kindern ein Obdach gewährt wurde (USDOL 30.9.2015).

.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 20 von 21 Laut Ecuadors Vizeministerin für Auswärtiges und Migration, sind die Migranten in Ecuador mit Verständnis und Akzeptanz zu behandeln. Das neue Migrationsgesetz, das derzeit im Parlament diskutiert wird, richtet sich auch an die zwei Millionen Ecuadorianer im Ausland, an Rückkehrer, Geflüchtete, Staatenlose und Opfer von Menschenhandel (amerika21.de 30.10.2015). Quellen: - amerika21.de - Nachrichten und Analysen aus Lateinamerika (30.10.2015): Ecuador: Kein Mensch ist illegal, https://amerika21.de/2015/10/135507/einwanderungsgesetz- ecuador, Zugriff 23.5.2016 - ÖB Lima (6.6.2016): Auskunft des Österreichischen Honorargeneralkonsulats in Quito /Ecuador - USDOL - US Department of Labor (30.9.2015): Periodischer Bericht: 2014 Findings on the Worst Forms of Child Labor - Part V: Country Profiles - Ecuador, http://www.ecoi.net/file_upload/4765_1457943100_ecuador.pdf, Zugriff 23.5.2016
