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wirtschaftliche und soziale Entwicklung, andererseits eine zunehmende Machtkonzentration 
in Händen der Exekutive. Das beachtliche Wirtschaftswachstum der letzten Jahre wirkte sich 
positiv  auf  die  Arbeitslosenstatistik  (2015:  4,77%)  und  die  Armutsreduzierung  aus.  Der 
staatlich festgelegte Mindestlohn beträgt aktuell 354 US-Dollar monatlich und soll 2016 auf 
366  US-Dollar  angehoben  werden.  Ecuador  zählt  zu  den  weltweit  bedeutendsten 
Produzenten  qualitativ  hochwertigen  Kakaos,  jedoch  nicht  zu  den  wichtigsten 
Massenproduzenten.  Darüber  hinaus  ist  Ecuador  weltweit  einer  der  größten 
Bananenproduzenten.  Circa  25%  aller  Arbeitnehmer  sind  im  Landwirtschaftssektor 
beschäftigt.  2015  erzielte  Ecuador  aufgrund  des  hohen  Dollarkurses  und  des  niedrigen 
Ölpreises geringere Einnahmen, insbesondere aus den Erdölexporten, und musste daraufhin 
die vorgesehenen Ausgaben wiederholt kürzen. Die absolute Armut erhöhte sich bis März 
2015 wieder leicht auf 8,97% der Gesamtbevölkerung. Die Inflationsrate ist 2015 mit 3,38% 
eine der geringsten in Lateinamerika (2014: 3,6%) (AA 3.2016c).
Erst zum Ende des vergangenen Jahres wurde die Wirtschaft Ecuadors vor eine schwere 
Herausforderung gestellt: der drastische Verfall des Erdöl-Preises - fatal für ein Land, das zu 
50% von den Einnahmen des Verkaufs von diesem Rohstoff abhängt - der jetzige Preis 
deckt stellenweise nicht einmal mehr die Produktionskosten. Und nun diese Katastrophe: am 
16 April wurden die Bewohner der im Norden liegenden Küstenregion Ecuadors zur frühen 
Abendstunde jäh aus Ihrer Ruhe gerissen - ein Beben mit einer Stärke von 7,8 Mw rüttelte 
für 60 quälende Sekunden das Land, Gebäude stürzten ein und in der 170 km entfernten 
Hauptstadt Quito brach Panik aus. Hilfe kommt aus aller Welt, so haben die Weltbank und 
die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) Kredite in der Höhe von USD 600 Millionen 
zur Verfügung gestellt. Auch bieten österreichische Unternehmen Soforthilfe und nachhaltige 
Initiativen für den Wiederaufbau (WKO 26.4.2016).
Folgt man dem Human Development Index (HDI) der vergangenen Jahre, ist in Ecuador eine 
positive Entwicklung zu beobachten. Das Land befindet sich inzwischen in der Gruppe der 
hoch  entwickelten  Staaten.  Entgegen  diesen  positiven  Fortschritten  gibt  es  weiterhin 
zahlreiche  Defizite  in  der  wirtschaftlichen  und  sozialen  Entwicklung.  Armut  und 
Benachteiligung sind weiterhin die größten Herausforderungen für die Regierung in Quito. 
Besonders  betroffen  von  der  Armut  sind  indigene  Bevölkerungsgruppen  im  Norden  des 
Landes. Daher wurde 2009 ein umfassendes Programm zur Reduzierung der Armut und 
sozialer Inklusion sowie zur Verbesserung der Gleichberechtigung und Gerechtigkeit
aufgelegt (BICC 12.2015). 
Die  angesehene  britische  Tageszeitung  The  Guardian  beschreibt  Ecuador  als  "neues 
Paradigma  für  wirtschaftliche  Entwicklung".  Jedoch  rangiert  das  Land  trotz  aller
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Regierungsanstrengungen weiterhin auf einem der hinteren Plätze in Lateinamerika und der 
Welt hinsichtlich des Liberalisierungsgrades der Wirtschaft. 2014 verbesserte sich der Wert 
auf dem Index of Economic Freedom zwar leicht, doch wird das Wirtschaftssystem Ecuadors 
weiterhin als "repressed" charakterisiert (LIPortal 9.2015c).
In Bezug auf die staatliche Arbeitslosen- bzw. Sozialhilfe gibt es in Ecuador einen sog. 
Bonus für besonders arme Menschen (ÖB 6.6.2016).
Quellen:
- AA  -  Auswärtiges  Amt  (3.2016c):  Wirtschaft, 
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Ecuador/
Wirtschaft_node.html, Zugriff 23.5.2016
- BICC - Bonn International Center for Conversion (12.2015): Ecuador, Länderinformation, 
http://ruestungsexport.info/uploads/pdf/countries/201512/ecuador.pdf, Zugriff 23.5.2016
- LIPortal - Das Länder-Informations-Portal (9.2015c): Ecuador, Wirtschaft & Entwicklung, 
https://www.liportal.de/ecuador/wirtschaft-entwicklung/, Zugriff 23.5.2016
- ÖB Lima (6.6.2016): Auskunft des Österreichischen Honorargeneralkonsulats in Quito 
/Ecuador
- WKO - Wirtschaftskammer Österreich (26.4.2016): Außenwirtschaft, Ecuador, Ecuador - 
Ein  Land  ringt  ums  Überleben, 
https://www.wko.at/Content.Node/service/aussenwirtschaft/ec/Ecuador---Ein-Land-ringt-
ums-Ueberleben.html, Zugriff 23.5.2016
14.Medizinische Versorgung
Das medizinische Versorgungsangebot ist in den größeren Städten im privaten Sektor in der 
Regel  mit  dem  in  Europa  zu  vergleichen.  Der  öffentliche  Sektor  ist  jedoch  hinsichtlich 
personeller, apparativer, logistischer und z. T. hygienischer Ressourcen insbesondere in 
ländlichen  Regionen  überwiegend  defizitär  strukturiert  (AA  19.5.2016b).  Außerhalb  der 
größeren  Städte  ist  die  medizinische  Versorgung  nicht  immer  gewährleistet  (EDA 
18.4.2016).
Eine kostenfreie Gesundheitsversorgung als Teil des Sozialwesens für alle ecuadorianischen 
Bürger ist im Aufbau, jedoch wird es derzeit noch nicht flächendeckend gewährleistet (ÖB
6.6.2016).
Eine hinreichende Gesundheitsversorgung existiert nur in den großen Städten Quito, Cuenca 
und  Guayaquil.  Das  staatliche  Gesundheitssystem  ist  zweigliedrig.  Die  medizinische 
Infrastruktur, die vom Ministerio de Salud Pública (MSP) unterhalten wird, ist kostenlos - 
zumindest  auf  dem  Papier.  In  der  Regel  fallen  aber  doch  Kosten  für  Medikamente, 
Röntgenaufnahmen  und  Operationsmaterialien  an.  In  die  staatliche  Kategorie  fallen  die 
Regionalkrankenhäuser  in  den  Städten  und  Dispensarios  Medicos  (Arztpraxen  mit 
Notfalleinrichtungen). Dieses öffentliche Gesundheitswesen ist aber unterentwickelt und wird
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nur von der armen Bevölkerungsgruppe genutzt. Die dem Instituto Ecuatoriano de Seguridad 
Social  (IESS) unterstehenden Einrichtungen werden durch ein Krankenversicherungssystem 
finanziert, das sich durch Beiträge von Arbeitnehmer und Arbeitgeber speist. Die besser 
begüterten Ecuadorianer lassen sich  von Privatärzten und  Privatkliniken  behandeln. Die 
Arzthonorare für eine einfache Konsultation liegen bei 20-30 US $ (LIPortal 9.2015b).
Für die Regelung und Verwaltung des Sozialversicherungssystems ist das nationale Institut 
für  soziale  Sicherheit  zuständig.  Eine  vollständige  medizinische  Versorgung  ist für 
mitversicherte Kinder bis 18 Jahren und Empfänger der Waisenpension vorgesehen. Die 
Arbeitnehmer  haben  das  Recht  auf  medizinische  und  chirurgische  Behandlung, 
Krankenhausaufenthalt, medizinische Produkte und Rehabilitation (USSSA 3.2016).
Quellen:
- AA  -  Auswärtiges  Amt  (19.5.2016b):  Ecuador:  Reise-  und  Sicherheitshinweise, 
http://www.auswaertiges-amt.de/sid_3EA7DCDE839B095987A546F36169EFB3/DE/
Laenderinformationen/00-SiHi/Nodes/EcuadorSicherheit_node.html, Zugriff 23.5.2016
- EDA - Eidgenössisches Department für auswärtige Angelegenheiten (18.4.2016):
Reisehinweise  für  Ecuador,  https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/vertretungen-und-
reisehinweise/ecuador/reisehinweise-fuerecuador.html, Zugriff 23.5.2016
- LIPortal  -  Das  Länder-Informations-Portal  (9.2015b):  Ecuador,  Gesellschaft, 
https://www.liportal.de/ecuador/gesellschaft/, Zugriff 23.5.2016
- ÖB Lima (6.6.2016): Auskunft des Österreichischen Honorargeneralkonsulats in Quito 
/Ecuador
- US  Social  Security  Administration  -  USSSA  (3.2016):  Social  Security  Programs 
Throughout  the  World;  The  Americas  2015,  Ecuador, 
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1459762894_ecuador.pdf, Zugriff 23.5.2016
15.Rückkehr
Laut ÖB, bzw. dem Österreichischen Honorargeneralkonsulat in Quito/Ecuador gibt es weder 
Repressionen wegen der Stellung eines Asylantrags im Ausland noch Befragungen durch 
die Sicherheitsbehörden über den Auslandsaufenthalt. Rückkehrer erhalten keine staatlichen 
Leistungen, bzw. es existieren keine wohltätigen Organisationen, die eine Grundversorgung 
bereitstellen. Der ÖB, bzw. dem Österreichischen Honorargeneralkonsulat in Quito /Ecuador
ist nicht bekannt, ob Waisenheime, wo unbegleitete Minderjährige untergebracht werden 
können, existieren (ÖB 6.6.2016).
Das Innenministerium koordinierte 2014 die Rückkehr von 15 ecuadorianischen Opfern von 
Menschenhandel  in  das  Land,  darunter  14  minderjährige  Personen.  Opfern  des 
Kinderhandels wurde Unterkunft zur Verfügung gestellt. Es liegen jedoch keine Angaben 
darüber vor, wie vielen Kindern ein Obdach gewährt wurde (USDOL 30.9.2015).
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Laut Ecuadors Vizeministerin für Auswärtiges und Migration, sind die Migranten in Ecuador 
mit Verständnis und Akzeptanz zu behandeln. Das neue Migrationsgesetz, das derzeit im 
Parlament diskutiert wird, richtet sich auch an die zwei Millionen Ecuadorianer im Ausland, 
an Rückkehrer, Geflüchtete, Staatenlose und Opfer von Menschenhandel (amerika21.de 
30.10.2015).
Quellen:
- amerika21.de - Nachrichten und Analysen aus Lateinamerika (30.10.2015): Ecuador: 
Kein Mensch ist illegal, https://amerika21.de/2015/10/135507/einwanderungsgesetz-
ecuador, Zugriff 23.5.2016
- ÖB Lima (6.6.2016): Auskunft des Österreichischen Honorargeneralkonsulats in Quito 
/Ecuador
- USDOL - US Department of Labor (30.9.2015): Periodischer Bericht: 2014 Findings on 
the  Worst  Forms  of  Child  Labor  -  Part  V:  Country  Profiles  -  Ecuador, 
http://www.ecoi.net/file_upload/4765_1457943100_ecuador.pdf, Zugriff 23.5.2016
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