lib-komo-2022-08-31-ke
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter“
Wirtschaftlich sind die Komoren stark von Importen abhängig und weisen eine fragile Wirtschaft auf. Nur drei Produkte werden exportiert (Vanille, Ylang Ylang und Nelken) (ÖB 5.7.2022a), wohingegen 80 Prozent des Nahrungsmittelbedarfs von dem Inselstaat importiert werden (ÖB 5.7.2022b; vgl. ÖB 5.7.2022a) – trotz des eigenen Potentials von Fischerei und Landwirtschaft. Dies hebt das Risiko einer Destabilisierung (ÖB 5.7.2022b). Die aktuell schwierige Wirtschaftslage, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine und die Störung des internationalen Handels infolge der COVID-19-Krise, hat das Land mit voller Wucht erfasst. Die Komoren haben eine fragile Wirtschaft, welche äußeren Schocks stark ausgesetzt ist. Der Benzinpreis ist seit 31.5.2022 um 44 Prozent gestiegen, was Folgewirkungen auf die gesamte Wirtschaft hat. Nahrungsmittelpreise sind seit Mai 2022 um 37 Prozent gestiegen. Diese Preissteigerungen belasten die Bevölkerung stark. Seit Anfang Juli 2022 interveniert der Staat, um die Preise für Transport und Brot auf einem konstanten Niveau zu halten (ÖB 5.7.2022b). Lieferschwierigkeiten hemmen das Wirtschaftswachstum und befeuern eine Negativspirale von Inflation und stagnierendem Wachstum (ÖB 5.7.2022b). Große Probleme sind außerdem die unzureichenden Transportverbindungen auf und zwischen den Inseln, die Abhängigkeit von importierten Nahrungsmitteln, ein hohes Bevölkerungswachstum und ein niedriges Ausbildungsniveau, welches zu einer hohen Arbeitslosigkeit führt (WKO o.D.). Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut. Viele Menschen haben nicht genug zu essen und können weder lesen noch schreiben (NAU 28.3.2019; vgl. LZ 28.3.2019). 2017 wurden die Komoren von der EU auf die Liste jener Drittstaaten gesetzt, die sich im Kampf gegen die illegale Fischerei als nicht kooperativ erweisen. Aufgrund dessen ist der Export von Fischereiprodukten in die EU untersagt (ÖB 5.7.2022b). Quellen: - LZ - Luzerner Zeitung (28.3.2019): Politische Turbulenzen nach umstrittener Wahl im Inselstaat Komoren, https://www.luzernerzeitung.ch/newsticker/international/politische-turbulenzen-nach- umstrittener-wahl-im-inselstaat-komoren-ld.1106280, Zugriff 26.8.2022 - NAU - Nau Media (28.3.2019): Politische Turbulenzen nach umstrittener Wahl im Inselstaat Komoren, https://www.nau.ch/politik/international/streit-um-wahlergebnis-sturzt-komoren-in- politische-krise-65500873, Zugriff 26.8.2022 -ÖB - Österreichische Botschaft in Nairobi [Österreich] (5.7.2022a): Art-8-Konsultation, Politischer Dialog nach Art. 8 zwischen der EU und den Komoren am 5. Juli 2022, Quelle liegt in der Staatendokumentation auf -ÖB - Österreichische Botschaft in Nairobi [Österreich] (5.7.2022b): EU Briefing – Dialogue politique UE-Comores am 5 Juli 2022, Quelle liegt in der Staatendokumentation auf - WKO - Wirtschaftskammer Österreich (o.D.): Komoren: Informationen zu Wirtschaft, Recht und Steuern sowie Reisen, https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/komoren-wirtschaft-recht- steuern-reisen.html, Zugriff 29.8.2022 .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 25 von 27

19. Medizinische Versorgung Krankenhäuser entsprechen nicht dem europäischen Standard (BMEIA 29.8.2022; vgl. AA 29.8.2022). Die medizinische Versorgung ist örtlich technisch, apparativ und hygienisch problematisch. Es fehlt eine adäquate Notfallversorgung (AA 29.8.2022). Außerhalb der auf Grande Comore gelegenen Hauptstadt Moroni ist die medizinische Grundversorgung nicht gewährleistet (EDA 29.8.2022). Die medizinische Versorgung durch Ärzte und Krankenhäuser auf den Komoren ist im Vergleich zur Weltbevölkerung unterdurchschnittlich. Pro 1.000 Einwohner stehen im Land 2,2 Krankenhausbetten zur Verfügung. Mit rund 145 ausgebildeten Ärzten stehen pro 1.000 Einwohner rund 0,17 Ärzte zur Verfügung (LDI o.D.c). Im Jänner 2021 kam es zu einem Stromausfall auf der Insel Moheli, an der Nordküste zu einem Stromausfall. Zwei COVID-19- Patienten mit Sauerstoffanschluss verstarben im Krankenhaus Fomboni (CI 6.1.2021). Krankenhäuser verlangen einen Kostenvorschuss, bevor sie Patienten behandeln (EDA 29.8.2022). Quellen: -AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (29.8.2022): Komoren: Reise- und Sicherheitshinweise (COVID-19-bedingte Reisewarnung), https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/komoren-node/komorensicherheit/ 226660#content_0, Zugriff29.8.2022 - BMEIA - Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten [Österreich] (29.8.2022): Komoren (Union der Komoren), Aktuelle Hinweise, https://www.bmeia.gv.at/reise- services/reiseinformation/land/komoren/, Zugriff 29.8.2022 - CI - Comores-infos.net (6.1.2021): Coupure d’électricité à l’hôpital de Fomboni, 2 patients sous oxygène meurent, http://www.comores-infos.net/coupure-delectricite-a-lhopital-de-fomboni-2- patients-sous-oxygene-meurent/, Zugriff 29.8.2022 - EDA - Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten [Schweiz] (29.8.2022): Reisehinweise für die Komoren, https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/vertretungen-und- reisehinweise/komoren/reisehinweise-fuerdiekomoren.html, Zugriff 29.8.2022 - LDI - Länderdaten.info (o.D.c): Komoren, Medizinische Versorgung, https://www.laenderdaten.info/Afrika/Komoren/gesundheit.php, Zugriff 29.8.2022 20. Rückkehr Schätzungen zufolge leben um die 300.000 Komorer außerhalb der Komoren, die meisten in Frankreich. Viele besitzen auch eine Doppelstaatsbürgerschaft, u.a. mit den USA (ÖB 5.7.2022a). Weder UNHCR noch IOM haben Programme, die sich mit der unfreiwilligen Rückkehr komorischer Flüchtlinge befassen. Die Frage nach Unterstützung von unfreiwilligen Rückkehrern stelle sich laut der Leiterin des IOM-Büros in Moroni nicht. Erst einmal wurde ein Hassprediger – ein Imam – zurück nach Grande Comore deportiert und wurde von seiner Gemeinde in Empfang genommen und von ihr versorgt (ÖB 4.7.2022). Es gibt ein von Deutschland finanziertes „Assisted Voluntary Return” (AVR) Programm, welches sich vor allem auf Personen bezieht, die in Ägypten und Libyen aufgegriffen wurden. Diesen Personen wird üblicherweise eine Ausbildung finanziert und/oder die .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 26 von 27

Gründung eines Unternehmens ermöglicht. Italien finanziert ein solches freiwilliges Rückkehrprogramm für komorische Flüchtlinge in Tunesien. Abgesehen davon, betreibt IOM keine weiteren Projekte und verfügt über keine Gelder für Unterstützungsleistungen (ÖB 4.7.2022). Nach einer zwangsweisen Rückführung müssten laut des Leiterin des IOM Büros, die Familien für ihre zurückkehrenden Mitglieder sorgen. Als kollektivistische Gesellschaft ist der Zusammenhalt in der Familie relativ groß und Familienbande haben eine große emotionale/motivationale Bedeutung (ÖB 4.7.2022). In der komorischen Bevölkerung werden Rückkehrer als Versager angesehen und sozial stigmatisiert. Familien üben großen Druck aus, nicht zurückzukehren. Das Risiko die Sahara zu durchqueren ist, nach Ansicht der Familien, vertretbar. Das ultimative Ziel ist es, das „Paradies“ Frankreich. zu erreichen, und selbst der Tod wird dafür in Kauf genommen. Am bedeutendsten ist die Auswanderung in Richtung Mayotte. Mayotte wird von der komorischen Regierung als komorische Insel angesehen. Eine Rückkehrhilfe aus Mayotte nach Grande Comore oder eine andere Insel sei daher undenkbar und wird von der Regierung erst gar nicht verhandelt (ÖB 4.7.2022). Quellen: -ÖB - Österreichische Botschaft in Nairobi [Österreich] (5.7.2022a): Art-8-Konsultation, Politischer Dialog nach Art. 8 zwischen der EU und den Komoren am 5. Juli 2022, Quelle liegt in der Staatendokumentation auf -ÖB - Österreichische Botschaft in Nairobi [Österreich] (4.7.2022): IOM, Gespräch Bot. Christian Fellner mit der Leiterin des IOM-Büros in Moroni am 4. Juli 2022, Quelle liegt in der Staatendokumentation auf .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 27 von 27
