liby-lib-2022-05-30-ke

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Die Reisefreiheit im Inland ist eingeschränkt (BS 23.2.2022). Die Infrastruktur im Land hat unter
den Kriegswirren erheblich gelitten. In den Städten und auf den Hauptverbindungstraßen Libyens 
wie insbesondere die wichtigste Verbindungsstrecke von West nach Ost entlang der Küste gibt es 
eine Vielzahl militärischer Kontrollposten der Sicherheitsbehörden und bewaffneter Milizen, die 
umfassende und häufig willkürliche Kontrollen durchführen. Überlandstraßen und Autobahnen wie 
auch  Grenzübergänge  sind  zeitweise  gesperrt.  Reisen  im  Land  ist  durch  Kampfhandlungen 
vielerorts  weiterhin  sehr  gefährlich,  hinzu  kommen  eine  fehlende  Disziplin,  schlechte  bzw. 
unbefestigte Straßen und mangelnde Sicherheitsstandards von Fahrzeugen, die zu einer hohen 
Unfallrate führen (AA 30.5.2022). 
Die  wichtigsten  Flughäfen  (z.B.  der  internationale  Flughafen  von  Tripolis,  der  derzeit 
wiederaufgebaut wird) wurden in den letzten Jahren  durch Kämpfe schwer beschädigt. Es gibt 
Verbesserungen  bei  den  Inlands-  und  internationalen  Flügen,  die  jetzt  vom  internationalen 
Flughafen Benina in Benghazi aus durchgeführt werden. Der Hauptzugang nach Tripolis erfolgt 
über Flüge von Tunesien zum Flughafen Mitiga mit begrenzter Kapazität. Die Kämpfe in diesem 
Gebiet haben jedoch  wiederholt zur zeitweiligen Schließung  des Flughafens geführt (Crisis 24 
o.D.).  Der  Luftverkehr  entspricht  nicht  europäischen  Sicherheitsstandards.  Libysche 
Luftfahrtunternehmen stehen auf der gemeinschaftlichen Liste unsicherer Fluggesellschaften der 
EU (AA 30.5.2022).
Quellen:
-AA - Auswärtiges Amt der Bundesrepublik [Deutschland] (30.5.2022): Libyen: Reisewarnung, 
https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/libyensicherheit/219624, Zugriff 
31.5.2022
-BS - Bertelsmann Stiftung (23.2.2022): BTI 2020 Country Report: Libya, 
https://www.ecoi.net/en/file/local/2069673/country_report_2022_LBY.pdf, Zugriff 16.5.2022
-Crisis 24 (o.D.): Libya Country Report - Transportation, https://crisis24.garda.com/insights-
intelligence/intelligence/country-reports/libya?origin=gwc24, Zugriff 20.5.2022
-USDOS - U.S. Department of State [USA] (12.4.2022): 2021 Country Reports on Human 
Rights Practices: Libya, https://www.ecoi.net/de/dokument/2071167.html, Zugriff 16.5.2022
 15. Grundversorgung und Wirtschaft
Libyen unterscheidet sich von den anderen unruhegeschüttelten arabischen Ländern durch eine 
geringe Bevölkerung (6,87 Mio. – momentan sollen sich aber bis zu 2 Mio. Libyer ob der Umstände 
im Ausland befinden), enorme Vermögensreserven (ca. USD 73,9 Mrd. 2020) und die größten 
bestätigten Erdölreserven Afrikas (48 Mio. Barrel). Libyen ist unter den nordafrikanischen Staaten 
mit Abstand am meisten vom Ölexport abhängig, denn 62 % der staatlichen Einnahmen (lt. Budget 
2015), 60 % des Bruttoinlandsprodukts (Stand 2014) und ca. 96% der Exportumsätze werden mit 
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Erdöl und Erdgas erwirtschaftet (Exportstatistik 2021). Außer einem Stahlwerk und mehreren
Zementwerken verfügt Libyen kaum über eine eigene Industrie, obwohl einige private Investoren
dahingehend langsam Pläne entwickeln (WKO 5.2022). 
Der zu einem großen Teil staatlich finanzierte Privatsektor (22 % des Budgets 2020 wurden als 
Gehälter an die Bevölkerung verteilt, weitere 16% des Budgets waren Subventionen (Benzin, 
Strom etc.)) entwickelte sich bis Mitte 2014 prächtig. Die Gelder flossen vor allem in die Bereiche 
Bau, Medizin und Konsumgüter. Dieser starke Privatkonsum kommt immer wieder vergleichsweise 
rasch in Fahrt (WKO 5.2022).
Die  mangelhafte  Ölförderung  bringt  die  libysche  Wirtschaft  stark  unter  Druck.  Laut libyscher 
Zentralbank (Central Bank of Libya - CBL) hat das in den Jahren 2014-2017 zu direkten und 
indirekten Verlusten von USD 160 Mrd. Geführt. Insgesamt sanken die Exporte seit 2012 (USD 62 
Mrd.) um fast 90 % auf USD 6,8 Mrd. im Jahr 2016. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 kam es 
zwar zu Exportzuwächsen, Exporte von USD 18,8, USD 29,8 Mrd. und USD 28,5 Mrd. sind jedoch 
für Libyen nicht ausreichend (WKO 5.2022).
Die Verschärfung des Konflikts seit April 2019 hat die wirtschaftlichen Aktivitäten erstickt, zum Teil 
durch die häufigen Angriffe auf wichtige Infrastrukturen wie Ölfelder, Straßen und Flughäfen. Die 
COVID-19-Pandemie  hat  die  Lage  zusätzlich  belastet, nachdem  der  erste Fall  am  23.3.2020 
registriert wurde. Bei einer Bevölkerung von offiziell 6,78 Millionen Einwohnern meldete die WHO 
bis zum 30.1.2021 118.631 Infektionen und 1.842 coronavirusbedingte Todesfälle (BS 23.2.2022).
2020 kam der Einbruch auf USD 7,4 Mrd. Im Jahr 2021 gab es aufgrund der vergleichsweise guten 
Ölförderung Exporte in Höhe von USD 22,5 Mrd. Libyen verlor alleine 2020 durch mangelnde 
Ölproduktion  und  -exporte  USD  11  Mrd. Die  Staatseinnahmen  fielen  auf  LYD  23  Mrd.  Das 
entspricht gerade einmal 40 % von den Einnahmen 2019. Die Devisenreserven sanken um mehr 
als ein Drittel, von USD 115,4 Mrd. (Ende 2013) auf USD 73,9 Mrd. Ende 2020. Für 2021 wurden 
noch keine offiziellen Zahlen veröffentlicht (WKO 5.2022).
Die libysche Bevölkerung, die seit 2011 vom Bürgerkrieg gezeichnet ist, befindet sich inmitten
einer schweren humanitären Krise. Jahre der politischen, sicherheitspolitischen und
wirtschaftlichen Unbeständigkeit in Verbindung mit plötzlich auftretenden Schocks wie erneuten 
Zusammenstößen, der COVID-19-Pandemie und der Abwertung des libyschen Dinar haben die 
Lage noch schlimmer gemacht (WFP o.D.). Schätzungsweise 1,3 Millionen Menschen sind jetzt 
auf humanitäre Hilfe angewiesen (WFP o.D.; vgl. BS 23.3.2022). Mehr als die Hälfte von ihnen ist 
nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt (WFP o.D.).
Seit 2018 hat das Welternährungsprogramm (WFP) seine Präsenz vor Ort in Libyen verstärkt und 
unterstützt  nun  jeden  Monat  rund  100.000  Menschen  mit  regelmäßigen  und  Notfall-
Nahrungsmittelverteilungen im ganzen Land. Ergänzende Maßnahmen wie Schulspeisung und 
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Nahrungsmittelhilfe für die Ausbildung tragen dazu bei, die Widerstandsfähigkeit von
Gemeinschaften zu stärken und Frauen und Jugendliche zu fördern. WFP unterstützt auch die
Überprüfung und Wiederherstellung der Sozialschutzsysteme aus der Zeit vor der Krise (WFP 
o.D.).
In den Jahren 2019 und 2020 kam es zu Engpässen bei Lebensmitteln, Treibstoff, Wasser, Strom 
und Bargeld, und der Zugang selbst zu den grundlegendsten Dienstleistungen hing von politischen 
und ideologischen Differenzen sowie von der Anwendung von Gewalt und der geografischen Lage 
ab. Beide Seiten haben die Versorgungslinien der jeweils anderen Seite angegriffen, da die beiden 
Kriegsparteien versucht haben, Engpässe bei grundlegenden Gütern zu schaffen. Es gab mehrere 
Initiativen im Zusammenhang mit sozialen Sicherheitsnetzen, darunter eine Initiative des libyschen 
Expertenforums im Jahr 2017 und eine weitere, die von der Wirtschafts- und Sozialkommission der 
Vereinten Nationen für Westasien (ESCWA) im Rahmen des sozioökonomischen Dialogs in Libyen 
gefördert wurde. Aufgrund der politischen Spaltung und des Fehlens einer einheitlichen Regierung 
wurde jedoch keine dieser Initiativen jemals umgesetzt (BS 23.2.2022).
Quellen:
-BS - Bertelsmann Stiftung (23.2.2022): BTI 2020 Country Report: Libya, 
https://www.ecoi.net/en/file/local/2069673/country_report_2022_LBY.pdf, Zugriff 16.5.2022
-WFP - Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (o.D.): Libya,
https://www.wfp.org/countries/libya, Zugriff 20.5.2022
-WKO - Wirtschaftskammer Österreich, AußenwirtschaftsCenter Kairo (5.2022): Die libysche 
Wirtschaft, https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/libyen-wirtschaftsbericht.pdf, Zugriff 
23.9.2020
 16. Medizinische Versorgung
Die Ausbreitung des Coronavirus erforderte zusätzliche Ausgaben für Notfälle, die jedoch nicht 
ausreichten, um ein Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten, das aufgrund des Krieges bereits 
zusammenbgebrochen war. Da es zwei Regierungen gab, war die Reaktion auf die Pandemie im 
ganzen  Land  uneinheitlich,  was  die  Effizienz  der  Maßnahmen  zur  Bekämpfung  des  Virus 
reduzierte (BS 23.2.2022).
Die  medizinische  Versorgung  ist  insbesondere  außerhalb  der  Hauptstadt  vielfach  technisch, 
apparativ und/oder hygienisch problematisch. Gewalttätig ausgetragene Konflikte und die Ausreise 
des häufig ausländischen Pflegepersonals der staatlichen Krankenhäuser und privaten Kliniken 
stellen eine zusätzliche Belastung für das angeschlagene Gesundheitssystem dar (AA 19.4.2022). 
Bis zum 15.8.2020 gab es nach Angaben von UNSMIL während der COVID-19-Pandemie über 37 
Angriffe  auf  medizinisches  Personal  und  Einrichtungen.  Etwa  19  Krankenhäuser  wurden 
angegriffen  und  11  medizinische  Mitarbeiter  getötet.  Haftars  LAAF  griffen  am  7.4.2020  die 
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Entbindungsstation des al-Khadra-Krankenhauses in Tripolis an, das ebenfalls zu den
Gesundheitseinrichtungen gehörte, die für einen möglichen Einsatz von COVID-19 vorgesehen
waren. Später im selben Monat wurde auch das Tariq al- houq Royal Hospital südlich von Tripolis 
zerstört. Auch für das medizinische Personal besteht ein Infektionsrisiko, da es nach wie vor an der 
notwendigen Ausrüstung, Wasser und Betten fehlt, um einen möglichen Zustrom von Patienten zu 
versorgen (BS 23.2.2022).
MedCOI kann zu Libyen keine verlässlichen Informationen zur Verfügbarkeit von Behandlungen 
und Medikamenten zur Verfügung stellen (MedCOI 10.8.2020a, b).
Standardmäßige medizinische Beratung in einer Privatklinik kostet ca. 20 Euro, ein Arztbesuch ca. 
23-35  Euro.  Preis  pro  Tag  im  Krankenhaus:  100-150  Euro  exklusive Behandlungen  und 
Medikamenten (MSZ o.D.).
Quellen:
-AA - Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland (19.4.2022): Libyen: Reisewarnung, 
https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/libyensicherheit/219624, Zugriff 
22.9.2020- 
-BS - Bertelsmann Stiftung (23.2.2022): BTI 2020 Country Report: Libya, 
https://www.ecoi.net/en/file/local/2069673/country_report_2022_LBY.pdf, Zugriff 16.5.2022
-MedCOI / International SOS (10.8.2020a): BMA 13821, Zugriff 22.9.2020
-MedCOI / International SOS (10.8.2020b): BMA 13867, Zugriff 22.9.2020
-MSZ - Ministerstwo Spraw Zagranicznych [Außenministerium der Republik Polen] (o.D.): 
Informacje dla podróżujących - Libia, https://www.gov.pl/web/dyplomacja/libia, Zugriff 27.5.2022
 17. Rückkehr
Die IOM  Displacement  Tracking  Matrix  (DTM),  welche  die  Daten  und  Ergebnisse  zu 
Binnenvertriebenen  (IDPs)  und  Rückkehrern  zwischen  Dezember  2021  und  Januar  2022 
präsentiert, entspricht Runde 40 des DTM Mobility Tracking in Libyen. Im Einklang mit dem im Jahr 
2021 beobachteten Trend ging die Zahl der Binnenvertriebenen in dieser Berichtsrunde weiter 
zurück,  während  die  Zahl  der  Rückkehrer  parallel  dazu  anstieg.  Im  Vergleich  zu  661.892 
Rückkehrern, die in Runde 39 identifiziert wurden, stieg die Zahl der in Runde 40 identifizierten 
Personen  auf  673.554.  Dies  bedeutet  einen  leichten  Anstieg  des  prozentualen  Anteils  der 
Rückkehrer (2%), was einem Gesamtanstieg von 19% seit dem Waffenstillstand in Libyen im 
Oktober 2020 entspricht (IOM 11.3.2022).
Die  Zivilbevölkerung  in  ganz  Libyen,  insbesondere  Binnenvertriebene  und  Rückkehrer,  steht 
weiterhin vor großen Herausforderungen in Bezug auf den Schutz. Der Zugang zu medizinischer 
Versorgung,  Medikamenten  und  lebenswichtigen  Gütern  und  Dienstleistungen,  einschließlich 
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Unterkünften, Wasser und sanitären Einrichtungen, ist der dringendste Bedarf. Hunderttausende
von Menschen, die in den Großstädten leben, sind durch explosive Kampfmittelrückstände und
nicht zur Wirkung gelangte Sprengkörper stark gefährdet. Die am meisten gefährdeten Menschen 
haben nur wenige oder gar keine Mechanismen, um sich zu schützen und zu unterstützen. Der 
Zugang  zu lebenswichtigen  Haushaltsgütern wie  Lebensmitteln  ist aufgrund von  Unsicherheit, 
Inflation und begrenzter Verfügbarkeit von Bargeld eingeschränkt (UNHCR 31.7.2021).
Quellen:
-IOM - International Organization for Migration (11.3.2022): Libya - IDP and Returnee Report 40 
(December 2021 - January 2022), https://dtm.iom.int/reports/libya-%E2%80%94-idp-and-
returnee-report-40-december-2021-january-2022, Zugriff 27.5.2022
-UNHCR - UN High Commisssioner for Refugees (31.7.2021): Internally displaced persons and 
returnees in Libya, July 2021, https://reliefweb.int/report/libya/internally-displaced-persons-and-
returnees-libya-july-2021, Zugriff 27.5.2022
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