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Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter“
11. Todesstrafe Mexiko ist „Abolitionist for all crimes“, die Todesstrafe ist gesetzlich seit 2005 nicht erlaubt und wird nicht angewendet (AI 2025). Mexiko hat im Dezember 2005 die Todesstrafe formell abgeschafft. Die entsprechende Verfassungsänderung trat einen Tag vor dem internationalen Tag der Menschenrechte mit der Veröffentlichung im Gesetzesblatt in Kraft. Das Parlament hatte der Abschaffung der Todesstrafe bereits im Juni 2005 zugestimmt. Die Todesstrafe hatte in den letzten Jahrzehnten davor ohnehin nur noch auf dem Papier bestanden. Seit 1961 wurde in Mexiko niemand mehr hingerichtet (RP 10.12.2005). Quellen: - AI - Amnesty International (2025): Deathy penalty map, https://amnestywebsite.github.io/amnesty-death-penalty/?lang=en, Zugiff 3.9.2025 - RP - Rheinische Post (10.12.2005): Todesstrafe in Mexiko abgeschafft, https://rp-online.de/politik/todesstrafe-in-mexiko-abgeschafft_aid-16985833, Zugriff 3.9.2025 12. Religionsfreiheit Die Verfassung garantiert allen Menschen das Recht auf Religionsfreiheit, einschließlich des Rechts, religiöse Zeremonien und Gottesdienste abzuhalten (USDOS 26.6.2024). Mexikanische Gesetze verbieten Diskriminierung aufgrund von Religion (FH 2025). Die Verfassung erklärt das Land zu einem säkularen Staat. Gemäß der Verfassung genießen indigene Gemeinschaften einen rechtlichen Schutz, der ihnen ein gewisses Maß an Selbstverwaltung ermöglicht, um ihre eigenen „Gebräuche und Sitten” auszuüben, wobei jedoch die Voraussetzung gilt, dass die Gesetze im Einklang mit den Menschenrechtsgarantien der Verfassung und den internationalen Übereinkommen, denen das Land beigetreten ist, angewendet werden müssen (USDOS 26.6.2024). Im Laufe des Jahres 2023 wurden zwei Morde an Priestern sowie mehrere Angriffe auf, Drohungen gegen und Entführungen von Priestern und Pastoren gemeldet. Regierungsbeamte und Führungskräfte der römisch-katholischen Kirche erklärten weiterhin, dass die Angriffe Ausdruck der allgemeinen hohen Gewaltbereitschaft im ganzen Land sind und keinen religiösen Hintergrund haben. Die Nichtregierungsorganisation Catholic Multimedia Center (CMC) meldete zwischen Oktober 2022 und Oktober 2023 landesweit 800 Fälle von Erpressung und Drohungen gegen Priester. Das CMC bezeichnete Mexiko als eines der gewalttätigsten Länder für Priester und berichtete von mehr als 40 Morden an Priestern in den letzten zehn Jahren. Laut CONAPRED [Nationaler Rat für Diskriminierungsprävention] schienen die Gewalttaten gegen religiöse Führer nicht ausschließlich auf deren religiöse Identität zurückzuführen zu sein. Einige Nichtregierungsorganisationen gaben an, dass Kartelle und andere kriminelle Gruppen weiterhin katholische Priester und andere religiöse Führer ins Visier nehmen, weil diese kriminelle Aktivitäten .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 15 von 24

verurteilten und von den Gemeinden als moralische Autoritäten angesehen wurden (USDOS 26.6.2024). Quellen: - FH - Freedom House (2025): Freedom in the World 2025 - Mexico, https://freedomhouse.org/country/mexico/freedom-world/2025, Zugriff 1.9.2025 - USDOS - U.S. Department of State [USA] (26.6.2024): 2023 Report on International Religious Freedom: Mexico, https://www.ecoi.net/de/dokument/2111921.html, Zugriff 2.9.2025 13. Minderheiten Das mexikanische Recht verbietet Diskriminierung aufgrund ethnischer Herkunft, Geschlecht, Alter, Religion und sexueller Orientierung (FH 2025), und eine Verfassungsreform vom September 2024 hat den Schutz indigener und afro-mexikanischer Gemeinschaften verankert (FH 2025; vgl. AI 29.4.2025). Diese Verfassungsänderung erkennt den indigenen Völkern und afro-mexikanischen Gemeinschaften das Recht auf Selbstbestimmung und freie, vorherige und informierte Konsultation zu (AI 29.4.2025). Dennoch genießen Mexikaner mit hellerer Hautfarbe im Vergleich zu Indigenen und anderen Gruppen, darunter Afro-Mexikaner, erhebliche soziale Vorteile. Die große indigene Bevölkerung ist sozialer und wirtschaftlicher Diskriminierung ausgesetzt, und etwa 77 % der Indigenen leben in Armut. Die südlichen Bundesstaaten mit einem hohen Anteil an indigenen Einwohnern leiden unter unzureichenden Dienstleistungen (FH 2025). Zivilgesellschaftliche Organisationen äußern sich besorgt über die Auslassung bestimmter Rechte, wie beispielsweise des Rechts auf Territorium, was strukturelle Ungleichheiten verstärkt und die Umsetzung der Reform erschweren kann. NGOs berichteten im Jahr 2024 über Binnenvertreibungen indigener Menschen aufgrund von Gewalt in den Bundesstaaten Michoacán (mindestens 110 indigene Menschen), Chihuahua (251 indigene Menschen) und Chiapas (mindestens 8.190 Vertriebene, von denen die meisten indigener Herkunft waren). Etwa 600 Menschen aus Chiapas flohen über die Grenze nach Guatemala, um dort Schutz zu suchen (AI 29.4.2025). Mexiko hat eine große indigene Bevölkerung, und indigene Menschen und Gruppen können sich frei an der Politik beteiligen. In einigen Bundesstaaten gibt es Bestimmungen zur Einbeziehung der Bräuche indigener Gemeinschaften bei der Wahl von Führungskräften, allerdings nur für lokale Behörden. In der Praxis sind indigene Menschen in politischen Institutionen nach wie vor stark unterrepräsentiert. Die kleine afro-mexikanische Bevölkerung Mexikos ist in der nationalen Politik ebenfalls unterrepräsentiert, obwohl sie in der Verfassung anerkannt ist. Für die Wahlen im Juni 2024 waren die Parteien verpflichtet, Quoten für die Einbeziehung von Kandidatinnen zu erfüllen, und Kongresskandidaturen wurden an indigene, afro-mexikanische, behinderte und LGBT+- Personen vergeben (FH 2025). .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 16 von 24

Quellen: - AI - Amnesty International (29.4.2025): Amnesty Report 2024/25: Zur Lage der Menschenrechte weltweit; Mexiko 2024, https://www.ecoi.net/de/dokument/2124801.html, Zugriff 2.9.2025 - FH - Freedom House (2025): Freedom in the World 2025 - Mexico, https://freedomhouse.org/country/mexico/freedom-world/2025, Zugriff 2.9.2025 14. Relevante Bevölkerungsgruppen 14.1. Frauen Das Gesetz gewährt Frauen denselben rechtlichen Status und dieselben Rechte wie Männern sowie „gleichen Lohn für gleiche Arbeit bei gleichen Tätigkeiten, Arbeitszeiten und Leistungsbedingungen“. Die Regierung setzt das Gesetz jedoch nicht wirksam durch. Frauen verdienen in der Regel deutlich weniger als Männer für die gleiche Arbeit. Frauen sind häufiger Diskriminierung in Bezug auf Löhne, Arbeitszeiten und Sozialleistungen ausgesetzt. Afro- mexikanische und indigene Frauen berichten von struktureller Ungleichheit in ihrem Alltag. Stellenanzeigen, in denen das gewünschte Geschlecht, Alter, Familienstand und Elternstatus angegeben werden, sind weit verbreitet (USDOS 23.4.2024). Sexueller Missbrauch und häusliche Gewalt gegen Frauen sind in Mexiko weit verbreitet, und Straffreiheit für die Täter ist die Regel (FH 2025). Sexuelle Gewalt und Femizide sind ebenfalls häufig, und es fehlt an angemessenen Ermittlungen zu diesen Verbrechen (AI 29.4.2025). Die Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt waren bislang weitgehend wirkungslos. Die Umsetzung eines Gesetzes aus dem Jahr 2007, das Frauen vor solchen Verbrechen schützen soll, verläuft weiterhin schleppend. Laut offiziellen Statistiken wurden bis November 2024 733 Femizide registriert; einigen nichtstaatlichen Quellen zufolge dürfte die tatsächliche Zahl jedoch weit höher liegen (FH 2025). Laut dem Exekutivsekretariat des Nationalen Systems für öffentliche Sicherheit wurden im Jahr 2024 etwa 3.427 Frauen ermordet; 829 dieser Morde wurden als Femizide eingestuft (AI 29.4.2025). Die Regierung hat einige Anstrengungen unternommen, um Gewalt zu bekämpfen und die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, aber die Regierung López Obrador hat die Mittel für Frauenhilfsdienste gekürzt, und der ehemalige Präsident hat Feministinnen oft als Verbündete der politischen Opposition abgetan. Der von der amtierenden Regierung Sheinbaum vorgeschlagene Haushalt für 2025 sieht Kürzungen für Initiativen zu Frauenfragen vor, darunter Programme zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt (FH 2025). Die Behörden veröffentlichten Dekrete zur Förderung der Rechte von Frauen und Mädchen. Am 18.1.2024 trat das Dekret zur Reform des Allgemeinen Gesetzes über den Zugang von Frauen zu einem Leben ohne Gewalt in Kraft, das darauf abzielt, Gewalt gegen Frauen zu verhindern und zu bestrafen (AI 29.4.2025). .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 17 von 24

Abtreibung ist seit einigen Jahren ein umstrittenes Thema. In einem wegweisenden Urteil aus dem Jahr 2021 erklärte der SCJN ( Supreme Court of Justice of the Nation – Oberster Gerichtshof) Gesetze, die Abtreibung unter Strafe stellen, für verfassungswidrig. In einem Urteil vom September 2023 wurde festgestellt, dass Gesetze, die Abtreibungen verbieten, verfassungswidrig sind, die Rechte der Frauen verletzen und aus dem Strafgesetzbuch des Bundes gestrichen werden müssen. Obwohl das Urteil Abtreibungen landesweit vollständig entkriminalisierte, änderte es nichts an den Gesetzen auf lokaler Ebene, und Abtreibungen sind in vielen Bundesstaaten weiterhin illegal. Das Urteil verpflichtete jedoch die staatlichen Gesundheitsdienste und -einrichtungen des Landes, landesweit Abtreibungsbehandlungen anzubieten, selbst in Bundesstaaten, in denen der Eingriff weiterhin illegal ist (FH 2025). Die Bundesstaaten Chiapas, Estado de México, Jalisco, Michoacán, Puebla, San Luis Potosí und Zacatecas verabschiedeten Gesetze zur Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Gerichtsurteile in den Bundesstaaten Yucatán und Nayarit verpflichteten die lokalen Kongresse zur Verabschiedung von Gesetzen zur Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, deren Umsetzung jedoch noch aussteht. Bis zum Jahresende 2024 war Abtreibung in 19 von 32 Bundesstaaten legal und in zwei Bundesstaaten war die Entkriminalisierung im Gange (AI 29.4.2025). Quellen: - AI - Amnesty International (29.4.2025): Amnesty Report 2024/25: Zur Lage der Menschenrechte weltweit; Mexiko 2024, https://www.ecoi.net/de/dokument/2124801.html, Zugriff 1.9.2025 - FH - Freedom House (2025): Freedom in the World 2025 - Mexico, https://freedomhouse.org/country/mexico/freedom-world/2025, Zugriff 8.9.2025 - USDOS - U.S. Deparmtent of State [USA] (23.4.2024): 2023 Country Reports on Human Rights Practices: Mexico, https://www.ecoi.net/de/dokument/2107784.html, Zugriff 9.9.2025 14.2. Kinder In Mexiko sind 26 % der Bevölkerung unter 14 Jahre alt. Rund 6 % der Kinder zwischen 5 und 17 Jahren sind von Kinderarbeit betroffen. Viele brechen die Schule ab, um zu arbeiten. Es gibt auch Umweltprobleme, die sich negativ auf ihr Leben auswirken. Der Zugang zu sauberem Wasser ist problematisch, und das Land ist mit Problemen der Abfallwirtschaft, Erosion, Wüstenbildung und Entwaldung konfrontiert, die die natürlichen Ressourcen bedrohen, von denen die Bevölkerung abhängig ist. Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien sind oft die ersten, die die Auswirkungen dieser Probleme zu spüren bekommen. Häusliche Gewalt ist in Mexiko nach wie vor ein besorgniserregendes Thema. Mehr als die Hälfte der Kinder zwischen 1 und 14 Jahren wurde zu Hause körperlich und / oder psychisch bestraft. Im Jahr 2014 wurde ein Gesetz zum Schutz von Kindern und Jugendlichen verabschiedet. Mexikanische Kinder leiden oft unter ihrem Gesundheitszustand und dem mangelnden Zugang zu medizinischen Leistungen. Im Jahr 2020 starben 30.080 Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. Auch Unterernährung ist ein Problem. 5 % der .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 18 von 24

Kinder unter fünf Jahren sind untergewichtig. Nicht nur der Zugang zu Wasser, sondern auch zu medizinischen Einrichtungen und zu richtiger Ernährung gibt Anlass zu großer Sorge (SOS o.D.). Das gesetzliche Mindestalter für die Eheschließung liegt bei 18 Jahren. Die Durchsetzung ist jedoch in den einzelnen Bundesstaaten uneinheitlich. Mit Zustimmung eines Richters können Kinder auch in jüngerem Alter heiraten. Laut einer Untersuchung der Nachrichtenagentur La Lista aus dem Jahr 2022 wurden zwischen 2010 und 2021 mindestens 153.000 Kinderehen geschlossen. Am 15.3.2023 verabschiedete der Senat ein Gesetz, das Zwangsheirat von Kindern unter Strafe stellt und eine Freiheitsstrafe von bis zu 22 Jahren vorsieht. Am 26.4.2023 reformierten die Bundesstrafrechtsbehörden das Bundesstrafgesetzbuch, um die Zwangskonkubinate von Minderjährigen und Menschen mit geistiger Behinderung zu verbieten, mit Freiheitsstrafen von acht bis 15 Jahren und möglicherweise höheren Strafen, wenn das Opfer als indigen oder afro-mexikanisch identifiziert wurde (USDOS 23.4.2024). Mexiko ist ein wichtiges Herkunfts-, Transit- und Zielland für Menschenhandel, darunter auch Frauen und Kinder, von denen viele Zwangsarbeit und sexueller Ausbeutung ausgesetzt sind. Organisierte kriminelle Banden sind in Mexiko und in den Vereinigten Staaten am Menschenhandel beteiligt (FH 2025). Quellen: - FH - Freedom House (2025): Freedom in the World 2025 - Mexico, https://freedomhouse.org/country/mexico/freedom-world/2025, Zugriff 8.9.2025 - SOS - SOS Kinderdorf (o.D.): SOS-Kinderdörfer in Mexiko, https://www.sos-kinderdorf.at/so- hilft-sos/wo-wir-helfen/amerika/mexiko, Zugirff 8.9.2025 - USDOS - U.S. Deparmtent of State [USA] (23.4.2024): 2023 Country Reports on Human Rights Practices: Mexico, https://www.ecoi.net/de/dokument/2107784.html, Zugriff 9.9.2025 14.3. Homosexuelle/Sexuelle Minderheiten LGBT+-Personen genießen einen starken rechtlichen Schutz, der jedoch ungleichmäßig durchgesetzt wird (FH 2025). Im April 2024 wurden Änderungen des Strafgesetzbuches und des Allgemeinen Gesundheitsgesetzes verabschiedet, die sogenannte „Konversionstherapien“ verbieten (AI 29.4.2025). Mexiko hat Schritte in Richtung Gleichstellung von LGBT+-Personen unternommen, obwohl weiterhin erhebliche kulturelle und rechtliche Hindernisse bestehen. Eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs (SCJN) aus dem Jahr 2015 hob staatliche Gesetze auf, die den Zweck der Ehe als Fortpflanzung definierten. Die Gesetzgeber in den Bundesstaaten Guerrero und Tamaulipas stimmten Ende 2022 für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe und waren damit die letzten der 32 Bundesstaaten Mexikos, die diesen Schritt vollzogen. Seit 2024 erlauben 23 Bundesstaaten die Änderung der Geschlechtsidentität in Ausweisdokumenten (FH 2025). .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 19 von 24

Insbesondere Transgender-Frauen sind Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt (FH 2025). Das Jahr 2024 war eines der gefährlichsten für Transgender-Frauen, mit mindestens 59 von den Medien und zivilgesellschaftlichen Organisationen gemeldeten Femiziden an Transgender-Frauen. Nach Angaben der Organisation Transgender Europe aus dem Jahr 2024 war Mexiko 2023 nach Brasilien das zweitgefährlichste Land der Welt für Transgender-Personen (AI 29.4.2025). Quellen: - AI - Amnesty International (29.4.2025): Amnesty Report 2024/25: Zur Lage der Menschenrechte weltweit; Mexiko 2024, https://www.ecoi.net/de/dokument/2124801.html, Zugriff 12.9.2025 - FH - Freedom House (2025): Freedom in the World 2025 - Mexico, https://freedomhouse.org/country/mexico/freedom-world/2025, Zugriff 12.9.2025 15. Bewegungsfreiheit Gesetzlich ist die Freiheit der innerstaatlichen Bewegung, Auslandsreisen, Auswanderung und Rückführung vorgesehen, und die Regierung respektiert diese Rechte im Allgemeinen (USDOS 23.4.2024). Die Bürger können ihren Wohnort, ihren Arbeitsplatz und ihre Ausbildung gesetzlich frei wählen (FH 2025). Die Kriminalität beeinträchtigt die Bewegungsfreiheit in weiten Teilen des Landes erheblich. In bestimmten Gebieten überwachen und beschränken kriminelle Gruppen die Bewegungsfreiheit (FH 2025; vgl. USDOS 23.4.2024). In Konfliktgebieten wie Michoacán und Guerrero ist es unsicher, bestimmte von kriminellen Gruppen kontrollierte Gebiete zu durchqueren. Es kommt auch häufig vor, dass kriminelle Gruppen Straßen blockieren. Bürger berichten, dass sie sich auf Autobahnen unsicher fühlen und nach Einbruch der Dunkelheit Straßen in vielen ländlichen Gebieten meiden (FH 2025). Kriminelle Gruppen dominierten die Schleuserkriminalität und entführten, bedrohten und erpressten Migranten häufig, um sie zur Zahlung einer Gebühr für die Erleichterung ihrer Reise in den Norden zu zwingen (USDOS 23.4.2024). Quellen: - FH - Freedom House (2025): Freedom in the World 2025 - Mexico, https://freedomhouse.org/country/mexico/freedom-world/2025, Zugriff 12.9.2025 - USDOS - U.S. Deparmtent of State [USA] (23.4.2024): 2023 Country Reports on Human Rights Practices: Mexico, https://www.ecoi.net/de/dokument/2107784.html, Zugriff 12.9.2025 16. Grundversorgung und Wirtschaft Mit einer Bevölkerung von fast 130 Millionen Menschen, einer reichen Kulturgeschichte, großer Vielfalt und einer günstigen geografischen Lage mit reichhaltigen natürlichen Ressourcen zählt Mexiko zu den fünfzehn größten Volkswirtschaften der Welt und ist die zweitgrößte in Lateinamerika. Das Land verfügt über starke makroökonomische Institutionen, eine offene .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 20 von 24

Handelspolitik und eine diversifizierte Produktionsbasis, die in globale Wertschöpfungsketten integriert ist (WB 23.4.2025). In den letzten drei Jahrzehnten blieb Mexiko in Bezug auf Wachstum, Inklusion und Armutsbekämpfung hinter ähnlichen Ländern zurück. Zwischen 1980 und 2022 wuchs die Wirtschaft durchschnittlich um etwas mehr als 2 % pro Jahr, was den Fortschritt beim Schließen der Lücke zu den Volkswirtschaften mit hohem Einkommen begrenzte (WB 23.4.2025). Das Wirtschaftswachstum Mexikos dürfte 2025 zum Stillstand kommen, nachdem es sich bereits 2024 auf 1,5 % Wachstum verlangsamt hat (WKO 14.5.2025; vgl. WB 23.4.2025), bevor es sich bis 2027 allmählich auf 1,8 % erholt – was immer noch unter der durchschnittlichen Wachstumsrate der letzten drei Jahre liegt (WB 23.4.2025). Dies ist vor allem auf die Zollpolitik Präsident Trumps und die dadurch verursachte Volatilität in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern (WKO 14.5.2025), die bevorstehende Überarbeitung des USMCA (United States–Mexico– Canada Agreement) und die erwartete Abkühlung der US-Wirtschaft zurückzuführen (WB 23.4.2025). Die angesichts der Zolltarife vorgezogenen Käufe und Importe der USA dürften einen noch stärkeren Einbruch des Wachstums bislang verhindert haben. Rund 80 % der mexikanischen Exporte gehen in die USA und rund 50 % der mexikanischen Importe kommen von dort. Mexiko ist mit einem Anteil von rund 14 % am US-Importvolumen nach wie vor und noch vor China der wichtigste Handelspartner der USA (WKO 14.5.2025). Die Arbeitslosenquote bei 15-64-Jährigen lag im Jahr 2015 bei 4,3 % und im Jahr 2024 bei 2,7 %. Die Jugendarbeitslosigkeit der 15-24-Jährigen lag im Jahr 2015 bei 8,5 %, im Jahr 2024 bei 5,5 % (WKO 9.2025). Die offizielle multidimensionale Armutsquote in Mexiko, die neben der Einkommensarmut sechs Indikatoren für soziale Benachteiligung bewertet, sank von 43,2 % im Jahr 2016 auf 36,3 % im Jahr 2022, wodurch 5,4 Millionen Menschen aus der Armut befreit wurden, was hauptsächlich auf die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, einschließlich der Erhöhung des Mindestlohns, zurückzuführen ist (WB 23.4.2025). Quellen: - WB - Worldbank (23.4.2025): Mexico Overview, https://www.worldbank.org/en/country/mexico/overview, Zugriff 8.9.2025 - WKO - Wirtschaftskammer Österreich (9.2025): Länderprofil Mexiko, https://www.wko.at/statistik/laenderprofile/lp-mexiko.pdf, Zugriff 8.9.2025 - WKO - Wirtschaftskammer Österreich (14.5.2025): Wirtschaftslage: Mexiko, https://www.wko.at/aussenwirtschaft/mexiko-wirtschaftslage, Zugriff 9.9.2025 .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 21 von 24

17. Medizinische Versorgung Das Gesundheitswesen in Mexiko ist im weltweiten Vergleich leicht überdurchschnittlich entwickelt. Die wohl wichtigste Kennzahl, mit der sich die Effizienz aller Maßnahmen zusammenfassen lässt, ist die allgemeine Lebenserwartung. Also das theoretische Alter, das ein heute Neugeborenes potenziell erreichen wird. Im Moment liegt dieses Alter in Mexiko für Männer bei 72,2 und für Frauen bei 77,8 Jahren. Zum Vergleich: Weltweit liegt die Lebenserwartung etwa 1,6 Jahre niedriger (Männer: 71,0 / Frauen: 75,8 Jahre). Insgesamt wird pro Einwohner eine Summe von 601,41 Euro veranschlagt, die jährlich für gesundheitliche Maßnahmen ausgegeben wird. Dies entspricht circa 5,7% des Bruttoinlandsproduktes. International liegt dieser Betrag bei durchschnittlich 1.141,54 Euro (~ 9,9% des jeweiligen BIP) (Laenderdaten.info 8.2025). Die medizinische Versorgung durch Ärzte und Krankenhäuser in Mexiko ist im Vergleich zur Weltbevölkerung unterdurchschnittlich. Pro 1000 Einwohner stehen im Land 1,0 Krankenhausbetten zur Verfügung. Der weltweite Mittelwert liegt hier bei 3,3 Betten. Innerhalb der EU stehen 5,3 Betten für jeweils 1000 Einwohner zur Verfügung. Mit rund 335.000 ausgebildeten Ärzten in Mexiko stehen pro 1000 Einwohner rund 2,56 Ärzte zur Verfügung. Auch hier wieder der Vergleich: Weltweit liegt dieser Standard bei 1,71 Ärzten pro 1000 Einwohnern und in der EU sogar bei 4,12 (Laenderdaten.info 8.2025). Einkommensungleichheit und Armut stellen anhaltende Herausforderungen für die Gesundheit breiter Bevölkerungsschichten dar. In der OECD weist Mexiko die höchste Einkommensun- gleichheit auf, wobei Armut die Landbevölkerung unverhältnismäßig stark betrifft. Insbesondere indigene Völker (ca. 12 % der Bevölkerung) und Menschen, die sich als Afro-Nachfahren bezeichnen (1 % der Bevölkerung), sind mit unverhältnismäßig großen gesundheitlichen Herausforderungen konfrontiert (WHO 2020). Speziell in den ärmeren Gegenden fehlen Pflegekräfte und Fachärzte; Verschärft wird dieser Mangel unter anderem durch Engpässe in der Ausbildung, durch die Frühverrentung im öffentlichen Sektor und die Zunahme chronischer Krankheiten, die zunehmend fachärztliche Kompetenzen erfordern. Auch das Ungleichgewicht bei den Ressourcen betrifft insbesondere ländliche Gebiete und Kleinstädte, wo Unsicherheit und mangelnde Infrastruktur ständige Probleme darstellen. Beim Aufbau einer systemweiten Gesundheitsinformationsplattform und bei der Bereitstellung von Dienstleistungen für die arme Landbevölkerung durch Telemedizin konnten gewisse Fortschritte erzielt werden (WHO 2020). .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 22 von 24

Neben dem Mangel an Fachkräften ist auch der Zugang zu Technologie und innovativen Medikamenten für Krankenhäuser erschwert, wobei dieses Problem wegen der raschen Zunahme chronischer Krankheiten noch verschärft wird (WHO 2020). Gesundheitliche Ungleichheiten zeigen sich im mangelnden Zugang zur Sozialversicherung, von dem im Jahr 2020 52 % der Bevölkerung betroffen waren, sowie zu Gesundheitsdienstleistungen (28,2 %), was einen deutlichen Anstieg gegenüber 2016 darstellt, als dieser Anteil noch bei 15,6 % lag (EO 19.9.2025). Gesundheitsdienstleistungen werden über folgende drei Hauptinstitutionen erbracht: das Gesundheitsministerium (MoH), das Institut für soziale Sicherheit (IMSS) und das Institut für soziale Sicherheit und Dienstleistungen für Staatsbedienstete (ISSSTE). IMSS und ISSSTE sind Sozialversicherungsträger, die für die Gesundheitsversorgung des formellen privaten Arbeitssektors sowie der Beschäftigten des Bundes und der Bundesstaaten und ihrer Familien zuständig sind. Das MoH erbringt Dienstleistungen für die einkommensschwache Bevölkerung und Personen ohne Sozialversicherungszugehörigkeit. Mit IMSS-Bienestar, einem Programm, das vom IMSS im Auftrag der Bundesregierung durchgeführt wird, bietet das Gesundheitsministerium insbesondere der ländlichen und städtischen Bevölkerung in extremer Armut ein begrenztes Leistungspaket an, das über eine vom IMSS getrennte Infrastruktur bereitgestellt wird (EO 11.7.2025). IMSS Bienestar stellt medizinische Versorgung, Medikamente und andere Unterstützung kostenlos zur Verfügung und ist derzeit in 23 Staaten der Republik (Anm: von insgesamt 32) präsent (imss-bienestar 2025). Imss-bienestar folgte 2023 auf die älteren Systeme Seguro Popular (bis 2020) und INSABI (Instituto de Salud para el Bienestar; Institut für Gesundheit und Wohlfahrt; 2020-2022) (Pie Pagina 9.5.2023). Daneben finanzieren die Regierungen der Bundesstaaten die Gesundheitsversorgung ihrer Beamten in erster Linie über ihre eigenen Sozialversicherungsträger oder über Vereinbarungen mit ISSSTE oder IMSS; individuelle Versicherungsfonds gibt es für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie das Militär, die Marine und den Ölkonzern Petróleos Mexicanos (PEMEX), die jeweils die Gesundheitsversorgung ihrer Angehörigen und Mitarbeiter finanzieren und bereitstellen (WHO 2020; vgl. MMN o.D.). Trotz der genannten öffentlichen Sozialversicherungsprogramme stieg der Anteil privater Dienstleistungen an der gesamten ambulanten Versorgung von 38 % im Jahr 2006 auf 66 Prozent im Jahr 2022 (Mexico Business News 10.10.2023), dies deshalb, um Zugangsbarrieren zu umgehen oder Zugang zu qualitativ hochwertigeren Dienstleistungen zu erhalten (WHO 2020). .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 23 von 24

Quellen: - EO - European Observatory on Health Systems and Policies (11.7.2025): Health Systems in Action; Mexico, 2024 Edition, https://www.ecoi.net/en/file/local/2127573/9789289059909-eng.pdf, Zugriff 19.9.2025 - Laenderdaten.info (8.2025): Gesundheitssystem in Mexiko, https://www.laenderdaten.info/Amerika/Mexiko/gesundheit.php, Zugriff 8.9.2025 - IMSS Bienestar (2025): IMSS Bienestar. Servicios Publicos de salud, https://imssbienestar.gob.mx/index.html , Zugriff 19.9.2025 - Mexico Business News (10.10.2023): IMSS-Bienestar / Universal Healthcare, https://mexicobusiness.news/policyandeconomy/news/imss-bienestar-universal-healthcare , Zugriff 19.9.2025 - MMN - Medicalmissionnetwork (o.D.): Das Gesundheitssystem Mexikos, https://www.medicalmissionnetwork.net/das-gesundheitssystem-mexikos-2/, Zugriff 9.9.2025 - Pie Pagina (9.5.2023): La transición del Insabi al IMSS-Bienestar: construir sobre las ruinas de la privatización, https://piedepagina.mx/la-transicion-del-insabi-al-imss-bienestar-construir-sobre- las-ruinas-de-la-privatizacion/, Zugriff 19.9.2025 - WHO - World Health Organization. Regional Office for Europe. European Observatory on Health Systems and Policies (2020): Mexico: Health System Review, https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/334334/HiT-22-2-2020-eng.pdf? sequence=1&isAllowed=y, Zugriff 19.9.2025 18. Rückkehr Gesetzlich ist die Freiheit der innerstaatlichen Bewegungsfreiheit, Auslandsreisen, Auswanderung und Rückführung vorgesehen, und die Regierung respektiert diese Rechte im Allgemeinen (USDOS 23.4.2024). Rund 14.000 Personen sind gemäß Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum seit Trumps Amtseinführung nach Mexiko abgeschoben worden. Darunter hätten sich etwa 11.000 Mexikaner befunden und rund 3.000 Personen mit anderer Staatsbürgerschaft. Um die erwartete Welle von Abschiebungen aufzufangen und die Wiedereingliederung der nach Mexiko Zurückgekehrten zu gewährleisten, hat die Regierung die Strategie "México Te Abrazo" (Mexiko umarmt dich) aufgelegt. Unter anderem sind die 51 Konsulate im Nachbarland verstärkt worden. Außerdem wurden zehn Auffangzentren entlang der Grenze zu den USA eröffnet. Dort sollen Personen, die deportiert wurden, Zugang zu Sozialsystemen und Beratung sowie ein Begrüßungsgeld von rund 100 Euro erhalten (amerika21 25.2.2025). Quellen: - amerika21 (25.2.2025): "Mexiko umarmt dich": Staatliche Hilfsprogramme für Deportierte aus USA gestartet, https://amerika21.de/2025/03/274008/mexiko-abschiebungen-aus-usa, Zugriff 12.9.2025 - USDOS - U.S. Deparmtent of State [USA] (23.4.2024): 2023 Country Reports on Human Rights Practices: Mexico, https://www.ecoi.net/de/dokument/2107784.html, Zugriff 12.9.2025 .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 24 von 24
