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Das Gesetz kriminalisiert alle Formen von Vergewaltigung, auch in der Ehe. Strafen für 
Vergewaltiger schwanken zwischen acht und zwölf Jahren Haft. 15 Jahre sind für schweren 
Missbrauch vorgesehen. Die Regierung setzt das Gesetz jedoch nicht effektiv um, was zu 
einer verbreiteten Straffreiheit und einer Zunahme von Gewalt führte. Viele Frauen zeigen 
Missbräuche nicht an, aus Furcht vor sozialer Stigmatisierung, Vergeltung, Straflosigkeit der 
Täter und Verlust der finanziellen Sicherheit. Das Gesetz stellt auch häusliche Gewalt unter 
Strafe. Zu Strafverfolgung und Verurteilungen sind keine umfassenden Statistiken verfügbar. 
Nach aktuellsten verfügbaren Angaben berichtete die nationale Polizei im Jahr 2013 über 
1.126  Vergewaltigungsfälle  (darunter  schwere  Vergewaltigung)  und  1.090  Fälle  von 
sexuellem Missbrauch. Das Institut für Gerichtsmedizin berichtete im selben Jahr über die 
Untersuchung von 6.069 Fällen von sexueller Gewalt (USDOS 13.4.2016).
Abtreibung ist illegal, selbst aus gesundheitlichen Gründen (um das Leben der Mutter zu 
retten) oder im Falle von Vergewaltigung oder Inzest, und wird mit Freiheitsstrafen geahndet
(FH 27.1.2016). Dies führt dazu, dass Dutzenden Nicaraguanerinnen ein Gerichtsverfahren 
droht (BS 2016).
Nicaragua ist Zielland von Kindersextourismus, obwohl Strafen von fünf bis sieben Jahren 
dafür vorgesehen sind. 2015 gab es keine offiziell gemeldeten Fälle. Die nationale Polizei 
berichtet,  dass  Behörden  im  Jahr  2013  1.242  Klagen  wegen  Sexualverbrechen  gegen 
Mädchen erhielten. Laut einer zivilgesellschaftlichen Organisation, waren 83% der Opfer 
sexueller Gewalt 16 Jahre alt oder jünger. Mehrere NGOs berichten, sexuelle Ausbeutung 
von jungen Mädchen sei verbreitet, wie die Ausbeutung durch ältere Männer unter dem 
Vorwand sie zu unterstützen (USDOS 13.4.2016). 
Menschenhandel ist ein wesentliches Problem in Nicaragua, welches als Ursprungsland für 
Zwangsprostitution von Frauen und Kindern gilt. Erwachsene und Kinder sind in einigen 
Sektoren auch Zwangsarbeit ausgesetzt (FH 27.1.2016). 
Quellen:
- BS  -  Bertelsmann  Stiftung  (2016):  Nicaragua  Country  Report, 
http://www.bti-project.org/fileadmin/files/BTI/Downloads/Reports/2016/pdf/
BTI_2016_Nicaragua.pdf, Zugriff 02.11.2016
- FH  -  Freedom  House  (27.1.2016):  Freedom  in  the  World, 
http://www.ecoi.net/local_link/327724/468407_de.html, Zugriff 21.10.2016
- USDOS  -  US  Department  of  State  (13.4.2016):  Country  Reports  on  Human  Rights 
Practices 2015, Nicaragua, http://www.ecoi.net/local_link/322620/462097_de.html, Zugriff 
20.10.2016
18.2. Homosexuelle
Obwohl sexuelle Orientierung nicht extra erwähnt wird, sind laut Gesetz alle Personen vor 
dem Gesetz gleich und  haben  das gleiche  Recht  auf Schutz. LGBT-Personen erfahren
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jedoch  weiterhin  weitverbreitete  gesellschaftliche  Diskriminierung  und  Missbrauch, 
insbesondere  in  Bezug  auf  Wohnen,  Bildung  und  Beschäftigung.  Während  ein  eigener 
Staatsanwalt für sexuelle Diversität aktiv ist und mit NGOs zusammenarbeitet, ist die LGBT-
Gemeinschaft der Meinung, er sei mit zu geringen Mitteln ausgestattet. Es existieren keine 
besonderen  Gesetze  die  Hassverbrechen  gegen  LGBT-Personen  bestrafen  (USDOS 
13.4.2016). 
LGBT-Personen  sind  wechselnden  Bedrohungen  und  diskriminierender  Behandlungen 
ausgesetzt (FH 27.1.2016).
Quellen:
- FH  -  Freedom  House  (27.1.2016):  Freedom  in  the  World, 
http://www.ecoi.net/local_link/327724/468407_de.html, Zugriff 17.10.2016
- USDOS  -  US  Department  of  State  (13.4.2016):  Country  Reports  on  Human  Rights 
Practices 2015, Nicaragua, http://www.ecoi.net/local_link/322620/462097_de.html, Zugriff 
17.10.2016
19.Bewegungsfreiheit
Das Gesetz garantiert Bewegungs- und Reisefreiheit im In- und Ausland, Emigration und 
Rückkehr. Generell respektiert die Regierung diese Rechte (USDOS 13.4.2016).
Quellen:
- USDOS  -  US  Department  of  State  (13.4.2016):  Country  Reports  on  Human  Rights 
Practices 2015, Nicaragua, http://www.ecoi.net/local_link/322620/448395_en.html, Zugriff 
17.10.2016
20.Grundversorgung und Wirtschaft
Die nicaraguanische Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Das 
Wachstum betrug im Jahr 2015 4,9%, für 2016 wird wieder mit circa 4-5% gerechnet. Die 
Weltmarktpreise von Nicaraguas Hauptexportgütern Kaffee, Rindfleisch, Zucker und Gold, 
waren zuletzt rückläufig, die Ernte zusätzlich durch andauernde Trockenheit beeinträchtigt. 
Das  durchschnittliche  Pro-Kopf-Einkommen  betrug  2015  circa  2000  US-Dollar,  die 
Inflationsrate lag bei unter 3,5%.
Nicaragua  ist  noch  immer  von  der  Entwicklungszusammenarbeit  der  internationalen 
Gemeinschaft sowie den Überweisungen der im Ausland lebenden Nicaraguaner an ihre 
Familien  (sog.  "remesas")  abhängig,  die  v.a.  aus  den  USA,  Costa  Rica  und  Spanien 
erfolgen. Letztere machten im Jahr 2015 1.2 Millionen US-Dollar aus. Schätzungsweise ein 
Zehntel  des  nationalen  Haushalts  steuern  ausländische  Geber  jährlich  bei,  wobei  die 
Tendenz (sowohl auf bilateraler als auch auf multilateraler Ebene) rückläufig ist. Nicaragua 
ist ein Agrarland mit schwacher industrieller Basis. Es erwirtschaftet rund ein Viertel seines
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Bruttoinlandsproduktes in Landwirtschaft und Fischerei. In der Industrie – vor allem in der 
Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte – findet ein weiteres Viertel der Wertschöpfung 
statt. Durch den Anstieg des Goldpreises tragen auch die Minen des Landes verstärkt zum 
Sozialprodukt  bei.  Branchen  mit  besonders  großem  Wachstumspotenzial  sind  die 
Bauwirtschaft,  die  Textilindustrie,  der  Tourismus,  die  Landwirtschaft  sowie  die 
Energiewirtschaft (AA 10.2016c).
Im Human Development Index der Vereinten Nationen belegte Nicaragua 2015 Platz 125. 
Nicaragua ist das zweitärmste Land Lateinamerikas. 29,6% der Bevölkerung leben in Armut 
(2 Dollar oder weniger pro Tag), die Analphabetenrate liegt bei über 15-Jährigen bei 22%. 
Die Armut ist allerdings rückläufig (AA 10.2016c).
Quellen:
- AA  -  Auswärtiges  Amt  (10.2016c):  Wirtschaft, 
http://www.auswaertiges-amt.de/sid_6EE28FB3243E10495BCF776A70B46E3F/DE/
Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Nicaragua/Wirtschaft_node.html, Zugriff 24.10.2016
21.Medizinische Versorgung
In Nicaragua entspricht die Gesundheitsversorgung besonders in ländlichen Gebieten häufig 
nicht den technischen und hygienischen westeuropäischen Standards (AA 19.10.2016a).
Es  gibt  eine  große  Kluft  zwischen  den  Gesundheitspflege-Standards  unter  Nicaraguas 
Bevölkerung. Gute Gesundheitsvorsorge beschränkt sich auf private Einrichtungen in den 
städtischen  Gebieten,  vorwiegend  in  der  Hauptstadt  Managua.  Nicaraguas  öffentlicher 
Gesundheitssektor  besteht  aus  Regierungsstellen  einschließlich  des 
Gesundheitsministeriums  und  des  Instituts  für  Sozialversicherung.  Etwa  90%  der 
nicaraguanischen Bevölkerung hängt vom öffentlichen Gesundheitswesen ab. Diejenigen, 
die  auf  das  öffentliche  Gesundheitswesen  angewiesen  sind,  haben  nur  Zugang  zu 
Basisversorgung mit konstantem Mangel an Ärzten und langen Wartelisten (PP o.D.). 
Nicaragua liegt in einem Gebiet, das anfällig für Orkane und Tropenstürme ist. Ausbrüche 
von bakteriellen wasserbedingten Krankheiten wie Cholera und Leptospirose sind während 
der daraus resultierenden Überschwemmungen verbreitet. Tuberkulose ist ebenfalls
verbreitet (PP o.D.).
Quellen:
- AA  -  Auswärtiges  Amt  (19.10.2016a):  Reise-  und  Sicherheitshinweise, 
http://www.auswaertiges-amt.de/sid_AB5FFE9AB470F9F43FE4142D7F348957/DE/
Laenderinformationen/00-SiHi/Nodes/
NicaraguaSicherheit_node.html#doc397056bodyText6, Zugriff 19.10.2016
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- PP  -  Pacific  Prime  (o.D.):  Nicaragua  Health  Insurance, 
https://www.pacificprime.com/country/americas/nicaragua-health-insurance-pacific-
prime/, Zugriff 24.10.2016
22.Rückkehr
Nicaragua ist seit den 1980er Jahren ein Auswanderungsland in großem Stile geworden. 
Zielländer der Migration sind vor allem Costa Rica und die USA. Die Zahl der Nicaraguaner, 
die dauerhaft in Costa Rica leben, wird auf ca. 500.000 geschätzt. Es besteht kein Zweifel, 
dass die große Mehrheit von ihnen aus wirtschaftlicher Not ihr Land verlassen hat. Die Zahl 
der Nicaraguaner, die legal in den USA leben, wird mit 350.000 angegeben. Zusammen mit 
den Migranten ohne Dokumente liegt ihre Zahl aber eher bei 500.000. Die meisten von ihnen 
leben in den Staaten Florida und Kalifornien. Ein weiteres Auswanderungsziel ist Spanien
und seit den letzten Jahren auch Panama. Nach Angaben der International Organization for 
Migration (IOM) leben aktuell 683.000 Nicaraguaner im Ausland. Das entspricht 9,5% der 
Bevölkerung.  Tatsächlich  dürfte  der  Prozentsatz  höher  liegen.  In  jedem  Falle  ist  die 
Auswanderung  ein soziales  Thema  von  größter  Bedeutung  geworden. Die Regierungen 
Zentralamerikas  kümmern  sich  zwar  auf  diplomatischer  Ebene  um  die  Situation  der 
Auswanderer  in  den  Zielländern,  aber  sie  entwickeln  keine  Perspektiven,  um  die 
Abwanderung  zu  stoppen  oder  gar  die  Rückkehr  ihrer  Landsleute  zu  ermöglichen.  Die 
Regierung Ortega macht hier keine Ausnahme. Eine Erklärung dafür ist die überragende 
Bedeutung der Geldüberweisungen („remesas“) aus dem Ausland für die Volkswirtschaft 
(GIZ 9.2016).
Die Regierung kooperiert mit UNHCR durch humanitäre Organisationen wie beispielsweise 
IOM,  um  Schutz  und  Hilfe  für  Flüchtlinge,  zurückkehrende  Flüchtlinge,  Asylwerber, 
Staatenlose oder andere betroffene Personen zur Verfügung zu stellen (USDOS 13.4.2016).
Quellen:
- GIZ – Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (9.2016): Nicaragua, 
http://liportal.giz.de/nicaragua/wirtschaft-entwicklung/, Zugriff 24.10.2016
- USDOS  –  US  Department  of  State  (13.4.2016):  Country  Reports  on  Human  Rights 
Practices 2015, Nicaragua, http://www.ecoi.net/local_link/322620/462097_de.html, Zugriff 
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