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Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter“
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 18 von 21 jedoch weiterhin weitverbreitete gesellschaftliche Diskriminierung und Missbrauch, insbesondere in Bezug auf Wohnen, Bildung und Beschäftigung. Während ein eigener Staatsanwalt für sexuelle Diversität aktiv ist und mit NGOs zusammenarbeitet, ist die LGBT- Gemeinschaft der Meinung, er sei mit zu geringen Mitteln ausgestattet. Es existieren keine besonderen Gesetze die Hassverbrechen gegen LGBT-Personen bestrafen (USDOS 13.4.2016). LGBT-Personen sind wechselnden Bedrohungen und diskriminierender Behandlungen ausgesetzt (FH 27.1.2016). Quellen: - FH - Freedom House (27.1.2016): Freedom in the World, http://www.ecoi.net/local_link/327724/468407_de.html, Zugriff 17.10.2016 - USDOS - US Department of State (13.4.2016): Country Reports on Human Rights Practices 2015, Nicaragua, http://www.ecoi.net/local_link/322620/462097_de.html, Zugriff 17.10.2016 19.Bewegungsfreiheit Das Gesetz garantiert Bewegungs- und Reisefreiheit im In- und Ausland, Emigration und Rückkehr. Generell respektiert die Regierung diese Rechte (USDOS 13.4.2016). Quellen: - USDOS - US Department of State (13.4.2016): Country Reports on Human Rights Practices 2015, Nicaragua, http://www.ecoi.net/local_link/322620/448395_en.html, Zugriff 17.10.2016 20.Grundversorgung und Wirtschaft Die nicaraguanische Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Das Wachstum betrug im Jahr 2015 4,9%, für 2016 wird wieder mit circa 4-5% gerechnet. Die Weltmarktpreise von Nicaraguas Hauptexportgütern Kaffee, Rindfleisch, Zucker und Gold, waren zuletzt rückläufig, die Ernte zusätzlich durch andauernde Trockenheit beeinträchtigt. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen betrug 2015 circa 2000 US-Dollar, die Inflationsrate lag bei unter 3,5%. Nicaragua ist noch immer von der Entwicklungszusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft sowie den Überweisungen der im Ausland lebenden Nicaraguaner an ihre Familien (sog. "remesas") abhängig, die v.a. aus den USA, Costa Rica und Spanien erfolgen. Letztere machten im Jahr 2015 1.2 Millionen US-Dollar aus. Schätzungsweise ein Zehntel des nationalen Haushalts steuern ausländische Geber jährlich bei, wobei die Tendenz (sowohl auf bilateraler als auch auf multilateraler Ebene) rückläufig ist. Nicaragua ist ein Agrarland mit schwacher industrieller Basis. Es erwirtschaftet rund ein Viertel seines

.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 19 von 21 Bruttoinlandsproduktes in Landwirtschaft und Fischerei. In der Industrie – vor allem in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte – findet ein weiteres Viertel der Wertschöpfung statt. Durch den Anstieg des Goldpreises tragen auch die Minen des Landes verstärkt zum Sozialprodukt bei. Branchen mit besonders großem Wachstumspotenzial sind die Bauwirtschaft, die Textilindustrie, der Tourismus, die Landwirtschaft sowie die Energiewirtschaft (AA 10.2016c). Im Human Development Index der Vereinten Nationen belegte Nicaragua 2015 Platz 125. Nicaragua ist das zweitärmste Land Lateinamerikas. 29,6% der Bevölkerung leben in Armut (2 Dollar oder weniger pro Tag), die Analphabetenrate liegt bei über 15-Jährigen bei 22%. Die Armut ist allerdings rückläufig (AA 10.2016c). Quellen: - AA - Auswärtiges Amt (10.2016c): Wirtschaft, http://www.auswaertiges-amt.de/sid_6EE28FB3243E10495BCF776A70B46E3F/DE/ Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Nicaragua/Wirtschaft_node.html, Zugriff 24.10.2016 21.Medizinische Versorgung In Nicaragua entspricht die Gesundheitsversorgung besonders in ländlichen Gebieten häufig nicht den technischen und hygienischen westeuropäischen Standards (AA 19.10.2016a). Es gibt eine große Kluft zwischen den Gesundheitspflege-Standards unter Nicaraguas Bevölkerung. Gute Gesundheitsvorsorge beschränkt sich auf private Einrichtungen in den städtischen Gebieten, vorwiegend in der Hauptstadt Managua. Nicaraguas öffentlicher Gesundheitssektor besteht aus Regierungsstellen einschließlich des Gesundheitsministeriums und des Instituts für Sozialversicherung. Etwa 90% der nicaraguanischen Bevölkerung hängt vom öffentlichen Gesundheitswesen ab. Diejenigen, die auf das öffentliche Gesundheitswesen angewiesen sind, haben nur Zugang zu Basisversorgung mit konstantem Mangel an Ärzten und langen Wartelisten (PP o.D.). Nicaragua liegt in einem Gebiet, das anfällig für Orkane und Tropenstürme ist. Ausbrüche von bakteriellen wasserbedingten Krankheiten wie Cholera und Leptospirose sind während der daraus resultierenden Überschwemmungen verbreitet. Tuberkulose ist ebenfalls verbreitet (PP o.D.). Quellen: - AA - Auswärtiges Amt (19.10.2016a): Reise- und Sicherheitshinweise, http://www.auswaertiges-amt.de/sid_AB5FFE9AB470F9F43FE4142D7F348957/DE/ Laenderinformationen/00-SiHi/Nodes/ NicaraguaSicherheit_node.html#doc397056bodyText6, Zugriff 19.10.2016

.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 20 von 21 - PP - Pacific Prime (o.D.): Nicaragua Health Insurance, https://www.pacificprime.com/country/americas/nicaragua-health-insurance-pacific- prime/, Zugriff 24.10.2016 22.Rückkehr Nicaragua ist seit den 1980er Jahren ein Auswanderungsland in großem Stile geworden. Zielländer der Migration sind vor allem Costa Rica und die USA. Die Zahl der Nicaraguaner, die dauerhaft in Costa Rica leben, wird auf ca. 500.000 geschätzt. Es besteht kein Zweifel, dass die große Mehrheit von ihnen aus wirtschaftlicher Not ihr Land verlassen hat. Die Zahl der Nicaraguaner, die legal in den USA leben, wird mit 350.000 angegeben. Zusammen mit den Migranten ohne Dokumente liegt ihre Zahl aber eher bei 500.000. Die meisten von ihnen leben in den Staaten Florida und Kalifornien. Ein weiteres Auswanderungsziel ist Spanien und seit den letzten Jahren auch Panama. Nach Angaben der International Organization for Migration (IOM) leben aktuell 683.000 Nicaraguaner im Ausland. Das entspricht 9,5% der Bevölkerung. Tatsächlich dürfte der Prozentsatz höher liegen. In jedem Falle ist die Auswanderung ein soziales Thema von größter Bedeutung geworden. Die Regierungen Zentralamerikas kümmern sich zwar auf diplomatischer Ebene um die Situation der Auswanderer in den Zielländern, aber sie entwickeln keine Perspektiven, um die Abwanderung zu stoppen oder gar die Rückkehr ihrer Landsleute zu ermöglichen. Die Regierung Ortega macht hier keine Ausnahme. Eine Erklärung dafür ist die überragende Bedeutung der Geldüberweisungen („remesas“) aus dem Ausland für die Volkswirtschaft (GIZ 9.2016). Die Regierung kooperiert mit UNHCR durch humanitäre Organisationen wie beispielsweise IOM, um Schutz und Hilfe für Flüchtlinge, zurückkehrende Flüchtlinge, Asylwerber, Staatenlose oder andere betroffene Personen zur Verfügung zu stellen (USDOS 13.4.2016). Quellen: - GIZ – Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (9.2016): Nicaragua, http://liportal.giz.de/nicaragua/wirtschaft-entwicklung/, Zugriff 24.10.2016 - USDOS – US Department of State (13.4.2016): Country Reports on Human Rights Practices 2015, Nicaragua, http://www.ecoi.net/local_link/322620/462097_de.html, Zugriff 24.10.2016
