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Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter

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Bedeutung hat, sind Dinge wie Alkohol, Glückspiel oder Ehebruch laut Paschtunwali verboten 
(STDOK/VQ AFGH 4.2024).
Das Paschtunwali umfasst Verhaltensregeln, durch deren Umsetzung die Rechte des Einzelnen 
in gewisser Weise gesichert werden, z. B. die Achtung des Eigentums anderer, das Verbot 
der Vergewaltigung, die Bestrafung von Mördern, der Schutz der Dorfbewohner, die finanzielle 
Hilfe für arme Menschen sowie der Schutz gefährdeter Menschen. Doch gleichzeitig hat ein Teil 
der bestehenden Gesetze im Rahmen des Paschtunwali negative Auswirkungen und kann die 
soziale Stabilität bedrohen, wie z. B. Rache, Verbot der Ausbildung von Mädchen, Zwangsehe, 
Fortbestehen von Feindschaft über lange Zeit und damit einhergehende bewaffnete Auseinan­
dersetzungen (STDOK/VQ AFGH 4.2024).
Obwohl die ehemalige afghanische Regierung in den zwanzig Jahren vor der Machtübernahme 
der Taliban 2021 zahlreiche Einrichtungen für den Zugang der Menschen zur Justiz und zu 
den Justizbehörden geschaffen hat, haben die Menschen aufgrund der unsicheren Lage in 
einigen Gebieten und der weitverbreiteten Korruption im Justizsystem kein Vertrauenin diese 
Behörden [Anmerkung: der ehemaligen Regierung] (STDOK/Nassery 4.2024). Vor allem in 
ländlichen Gebieten lösen Paschtunen Probleme und Streitigkeiten meist mit den Mechanismen 
des Paschtunwali (STDOK/VQ AFGH 4.2024).
Auch wenn die Umsetzung des Paschtunwali und seiner speziellen Gesetze in den Zentren 
der Großstädte nachgelassen haben, so bedeutet dies jedoch nicht das völlige Verschwinden 
des Paschtunwali in diesen Regionen. Zwar sind Paschtunen in ländlicheren Gebieten generell 
eher gegen die (höhere) Bildung von Mädchen, während die Bewohner von größeren Städten 
dem eher offen gegenüber stehen. Andere Bereiche des Paschtunwali haben aber nach wie 
vor große Bedeutung für alle Paschtunen, auch jene die in den städtischen Zentren des Landes 
leben (STDOK/VQ AFGH 4.2024).
Im Folgenden werden die wichtigsten Teile des Paschtunwali erörtert:
Jirga und Maraka
Jirgas und Marakas sind Versammlungen zwischen Ältesten der jeweiligen Gemeinschaften und 
den Konfliktparteien, um Streitigkeiten zu lösen, wobei Marakas eher bei kleineren Differenzen 
angewandt werden. Marakas werden auch abgehalten, um Freundschaften zu schließen und 
die Gemeinschaft zu fördern. Eine Jirga hat qualitativ und quantitativ einehöhere Wertigkeit 
als eine Maraka und wird angewandt, um größere Probleme und Konflikte (wie zum Beispiel 
Mord, Land- oder Ehestreitigkeiten) zu lösen. So ist die Loya Jirga beispielsweise die größte 
Jirga des Landes, die auch dafür genutzt wurde, die Verfassung der ehemaligen Regierung zu 
beschließen. Die Ältesten bzw. die Gelehrten der Gemeinschaft fungieren hierbei als Richter 
und entscheiden in den einzelnen Fällen, was Tage, aber auch Wochen oder Monate dauern 
kann (STDOK/VQ AFGH 4.2024: vgl. STDOK 1.7.2016).
Ein afghanischer Journalist gab an, dass die Taliban seit ihrer Machtübernahme versuchen, den 
Jirga-Mechanismus unter die Verwaltung ihrer Regierung zu bekommen, um ethnische Konflik­
te zu lösen. Die Taliban versuchen hierbei, einen Waffenstillstand zu verhandeln, notfalls mit 
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Gewalt, um im Anschluss durch Gespräche und Vermittlung zwischen den Parteien im Rahmen 
einer Jirga Frieden zu schließen und den Konflikt beizulegen. So reisten Taliban-Regierungs­
beamte beispielsweise mehrfach in die Provinzen Khost, Paktia und Paktika, um Streitigkeiten 
im Rahmen von Jirgas zu lösen (STDOK/VQ AFGH 4.2024).
Bad o Por (Blutpreis)
Der Preis, um gewisse Feindschaften und Streitigkeiten zu lösen, nennt sich Bad o Por. Wenn 
eine Person, oder ein Mitglied einer Familie, die Rechte anderer verletzt oder gegen die Grund­
sätze des Paschtunwali verstößt, muss sie den Preis bzw. Bad o Por zahlen. Je nach Art und 
Bedeutung der Streitigkeit kommt es hierbei zur Zahlung eines Geldbetrages, der Ausrichtung 
eines Festes oder einer Entschuldigung. Bei größeren Streitigkeiten werden jedoch auch um­
strittene Handlungen wie das „ Verschenken“ von Frauen an die Gegenseite angewandt, um den 
Konflikt beizulegen (STDOK/VQ AFGH 4.2024).
Vor allem Streitigkeiten, die die Ehre (der Familie) betreffen, sind sehr heikel. Dazu gehören 
beispielsweise das unerlaubte Fortlaufen eines Mädchens von zu Hause oder vorehelicher 
Geschlechtsverkehr. So erklärt ein paschtunischer Stammesältester, dass, wenn ein Mann mit 
einer Frau unerlaubt flieht, er zwei Möglichkeiten hat: Entweder er kehrt nie wieder zurück oder 
er zahlt Bad o Por. Hier muss im Rahmen einer Jirga entschieden werden, dass die Frau zu ihm 
gehört, und er muss den Vater des Mädchens auszahlen. Dann kann er der Ehemann der Frau 
werden. Die Frau hingegen wird aus ihrer Familie ausgestoßen und ihr wird auch das Erbrecht 
entzogen (STDOK/VQ AFGH 4.2024).
Als die Taliban die Macht in Afghanistan übernahmen, wurde mittels speziellem Erlass die 
Zwangsverheiratung von Frauen (STDOK/VQ AFGH 4.2024; vgl. Independent 19.1.2024) und 
die Abgabe von Mädchen für Bad o Por verboten. Die Taliban fügten hinzu, dass Stämme, die 
sich nicht an diesen Erlass hielten, mit schweren Strafen belegt würden (STDOK/VQ AFGH 
4.2024). Die Zwangsverheiratung von Mädchen zur Beilegung von Feindseligkeiten ist unter 
den Paschtunen in den Provinzen jedoch immer noch weit verbreitet (STDOK/VQ AFGH 4.2024; 
vgl. AA 26.6.2023, AI 7.8.2023).
Badal (Vergeltung, Blutfehden) und Nanawatai (Abbitte leisten)
Badal, bedeutet in Paschto „ Vergeltung“ und soll die Gerechtigkeit wiederherstellen oder an den 
Übeltätern Rache nehmen (STDOK 1.7.2016). Die Feindschaft zwischen Familien und Stämmen 
beginnt manchmal mit sehr kleinen Vorfällen und entwickelt sich schließlich zu einer großen 
Feindschaft. Zu diesen Fällen gehören beispielsweise verbale Auseinandersetzungen um Land, 
Spannungen um die Stammesführung oder körperliche Auseinandersetzungen zwischen den 
Jugendlichen zweier Stämme (STDOK/VQ AFGH 4.2024), die nach und nach größer und größer 
werden und Jahre oder auch Generationen andauern können (STDOK/VQ AFGH 4.2024; vgl. 
STDOK 1.7.2016). So führt ein paschtunischer Ältester aus, dass die Strafe für Mord der Tod 
ist, und dass sich daraus eine Feindschaft entwickeln kann, der Dutzende andere Menschen 
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zum Opfer fallen können. Feindseligkeiten können durch Jirgas (oder im Falle „ kleiner“ Strei­
tigkeiten durch Marakas) beendet werden und es kommt, wie bereits ausgeführt, weiterhin zur 
„ Schenkung“ von Frauen, um Feindseligkeiten zu beenden (STDOK/VQ AFGH 4.2024).
Eine längere Blutfehde kann jedoch auch durch Versöhnung, genannt Nanawatai (Abbitte leisten) 
vermieden werden. Hinter Nanawatai steht der Gedanke, dass sich jemand seinem Gegner 
vollständig unterwirft und ausliefert, ihn um Verzeihung bittet und um den Erlass des Badal, 
das von ihm eingefordert werden soll. Wer Abbitte leistet, muss dann um jeden Preis geschützt 
werden. Außerdem muss Flüchtigen vor der Justiz Zuflucht gewährt werden, bis die Lage nach 
dem Paschtunwali entschieden ist. Nanawatai wird jedoch in Fällen von Namoos (Bewahrung 
der Keuschheit der Frauen) abgelehnt oder wenn jemand anderer als der Ehemann einer Frau 
beischlief (STDOK 1.7.2016).
Gastfreundschaft (Mailmastia oder Melmastiya) und Schutz (Panah)
Die paschtunische Kultur betrachtet den Gast als eine ehrenwerte und wichtige Person und be­
zeichnet ihn sogar als einen Freund Gottes. Mailmastia bedeutet allen Besuchern Gastfreund­
schaft und tief empfundenen Respekt entgegenzubringen, unabhängig von Rasse, Religion, 
nationaler Zugehörigkeit und wirtschaftlichem Status und ohne Erwartung einer Belohnung oder 
von Vorteilen. Die Paschtunen haben großen Respekt vor ihren Gästen und bemühen sich 
sehr, sie glücklich und zufrieden zu machen. In der paschtunwalischen Kultur wird dem Gast 
ein gutes Essen zubereitet, eine Unterkunft geboten und er darf nicht belästigt werden. Gast­
freundschaft spielt eine besondere Rolle, wenn es darum geht, Feindschaften zu überwinden, 
Freundschaften zu schließen und Stammesherausforderungen zu meistern. Mit einem Fest oder 
einer Bewirtung wollen die Familien ihre wirtschaftliche Stärke und ihr familiäres Können unter 
Beweis stellen. Wenn der Gast mit dem Essen, der Gastfreundschaft und der Unterstützung 
des Gastgebers zufrieden ist, ist der Gastgeber ebenso stolz und zufrieden (STDOK/VQ AFGH 
4.2024; vgl. STDOK 1.7.2016).
Die Paschtunen legen besonderen Wert auf Schutz und Sicherheit. Bei den Paschtunen ist es 
verboten, jemandem zu schaden, der bei einer Familie oder einem Stamm Zuflucht gesucht hat. 
Nachdem sie jemandem Zuflucht gewährt haben, halten die Paschtunen kleine Marakas ab, um 
über das Schicksal der Person zu entscheiden. Es sollte jedoch klargestellt werden, dass die 
Aufnahme einer Person, die ein Verbrechen wie Mord begangen hat, von den paschtunischen 
Stämmen nicht akzeptiert wird und dazu führt, dass der Asylsuchende nach einer kurzen Jirga 
wieder aus dem Stamm verstoßen wird (STDOK/VQ AFGH 4.2024).
Anmerkung: Ausführliche Informationen zu Paschtunen und dem Paschtunwali können dem 
Themenbericht der Staatendokumentation: Pashtuns and the Pashtunwali und dem dem Dossier 
der Staatendokumentation (7.2016) entnommen werden.
Quellen
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■ STDOK/VQ AFGH - Staatendokumentation des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl [Öster­
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mentation: Pashtuns and the Pashtunwali, https://www.ecoi.net/en/document/2106990.html, Zugriff 
10.4.2024
19.2 Tadschiken
Letzte Änderung 2024-03-28 12:44
Die Volksgruppe der Tadschiken ist die zweitgrößte Volksgruppe in Afghanistan. Sie machen 
etwa 27 bis 30 % der afghanischen Bevölkerung aus (MRG 5.2.2021b; vgl. AA 26.6.2023). Sie 
üben einen bedeutenden politischen Einfluss in Afghanistan aus und stellen den Großteil der 
afghanischen Elite, die über ein beträchtliches Vermögen innerhalb der Gemeinschaft verfügt. 
Während sie in der vor-sowjetischen Ära hauptsächlich in den Städten, in und um Kabul und 
in der bergigen Region Badakhshan im Nordosten siedelten, leben sie heute in verschiede­
nen Gebieten im ganzen Land, allerdings hauptsächlich im Norden, Nordosten und Westen 
Afghanistans (MRG 5.2.2021b).
Als rein sesshaftes Volk kennen die Tadschiken im Gegensatz zu den Paschtunen keine Stam­
mesorganisation (MRG 5.2.2021b). Heute werden unter dem Terminus tājik - „Tadschike“ - fast 
alle Dari/persisch sprechenden Personen Afghanistans, mit Ausnahme der Hazara, zusammen­
gefasst (STDOK 7.2016).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (26.6.2023): Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und ab­
schiebungsrelevante Lage in Afghanistan - Lagefortschreibung - (Stand: Juni 2023), https://www.ec
oi.net/en/document/2094871.html, Zugriff 9.8.2023 [Login erforderlich]
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■ STDOK - Staatendokumentation des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl [Österreich] (7.2016): 
Grundlagen der Stammes- & Clanstruktur, https://www.ecoi.net/en/file/local/1236701/90_14700577
16_afgh-stammes-und-clanstruktur-onlineversion-2016-07.pdf , Zugriff 19.12.2022
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19.3 Hazara
Letzte Änderung 2025-01-31 16:37
Die schiitische Minderheit der Hazara macht etwa 9 bis 15 % der afghanischen Bevölkerung aus 
(AA 26.6.2023; vgl. BAMF 5.2022). Die Mehrheit der Hazara lebt im Hazarajat (oder „ Land der 
Hazara“) (MRG 5.1.2022; vgl. EB o.D., BAMF 5.2022), das im zerklüfteten zentralen Bergland 
Afghanistans liegt und eine Fläche von etwa 50.000 Quadratkilometern umfasst. Die Region 
erstreckt sich auf die Provinzen Bamyan und Daikundi sowie mehrere angrenzende Distrikte 
in den Provinzen Ghazni, Uruzgan, (Maidan) Wardak, Parwan, Baghlan, Samangan und Sar-e 
Pul. Es gibt auch sunnitische Hazara-Gemeinschaften in den Provinzen Badghis, Ghor, Kunduz, 
Baghlan, Panjsher und anderen Gebieten im Nordosten Afghanistans (MRG 5.1.2022). Eth­
nische Hazara sind mehrheitlich Zwölfer-Schiiten (JP o.D.; vgl. BAMF 5.2022), auch bekannt 
als Jaafari-Schiiten (USDOS 15.5.2023). Eine Minderheit der Hazara ist ismailitisch (USDOS 
15.5.2023; vgl. MRG 5.1.2022). Ismailitische Hazara leben in den Provinzen Parwan, Baghlan 
und Bamyan. Darüber hinaus sind sowohl schiitische als auch sunnitische Hazara in erheblicher 
Zahl in mehreren städtischen Zentren Afghanistans vertreten, darunter Kabul, Mazar-e Sharif 
und Herat (MRG 5.1.2022).
Die Taliban haben insbesondere den überwiegend der schiitischen Konfession angehörigen 
Hazara, die während des ersten Taliban-Regimes benachteiligt und teilweise verfolgt wurden, 
Zusicherungen gemacht (AA 26.6.2023). Dennoch berichtete AI (Amnesty International) bereits 
im Juli 2021 über die Tötung von neun Angehörigen der Hazara in der Provinz Ghazni, nachdem 
die Taliban dort die Kontrolle übernommen hatten (AI 19.8.2021; vgl. BBC 20.8.2021a), und 
im August 2021 sollen nach Angaben der NGO in der Provinz Daikundi 13 Angehörige der 
Hazara-Minderheit, darunter ein 17-jähriges Mädchen, von den Taliban getötet worden sein (AI 
5.10.2021; vgl. BBC 5.10.2021).
Es gibt weiters Berichte, dass Angehörige der Taliban beschuldigt werden, Zwangsumsiedlun­
gen, vor allem unter Angehörigen der schiitischen Hazara, vorzunehmen, um das Land unter 
ihren eigenen Anhängern aufzuteilen. Die Quellen verweisen auf Vertreibungen in Daikundi, 
Uruzgan, Kandahar, Helmand und Balkh (HRW 22.10.2021). In der Provinz Daikundi sollen 
im September 2021 ca. 400 Hazara-Familien gewaltsam von ihrem Land vertrieben worden 
sein. Laut Erkenntnissen der UN konnten die meisten mittlerweile wieder zurückkehren (AA 
26.6.2023). In Helmand und Balkh wurden Anfang Oktober „ Hunderte von Hazara-Familien“, 
und in 14 Dörfern in Daikundi und Uruzgan im September mindestens 2.800 Hazara-Bewohner 
vertrieben (HRW 22.10.2021; vgl. USDOS 12.4.2022a). Nach Einschätzung von HRW beruht 
die Diskriminierung von Hazara bei illegaler Landnahme v. a. auf lokalen Konflikten, wird aber 
von der Taliban-Führung toleriert. Es gibt darüber hinaus weitere Berichte über lokale Diskrimi­
nierung, u. a. durch Enteignungen und besondere Besteuerung, die von der Taliban-Regierung 
mindestens geduldet wird (AA 26.6.2023). So kam es auch im Frühjahr 2022 dazu, dass Hazara 
ihre Häuser nach Streitigkeiten mit Nomaden verlassen mussten (AAN 11.1.2023). Am 2.9.2023 
wurde berichtet, dass die Taliban Hazara in der Provinz Maidan Wardak befohlen haben, 
Kutschis eine Entschädigung für den Verlust ihres Viehs zu zahlen. Berichten zufolge 
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ist der Viehbestand der Kutschis vor einigen Jahren in dem Gebiet verschwunden. Auch 
hier wurde den Taliban Voreingenommenheit vorgeworfen (KaN 2.9.2023).
Auch sind Hazara weiterhin besonders gefährdet, Opfer von Anschlägen des Islamischen Staats 
Khorasan Provinz (ISKP) zu werden (AA 26.6.2023: vgl. HRW 25.10.2021). So kam es auch im 
Jahr 2022 zu Angriffen des ISKP, welche auf Hazara abgezielt haben (AA 20.7.2022; vgl. UNGA 
14.9.2022, HRW 12.1.2023). Beispielsweise wurden bei einem Anschlag auf eine schiitische 
Moschee in Mazar-e Sharif im April 2022 mindestens 31 Menschen getötet (UNGA 15.6.2022; vgl. 
PAN 23.4.2022). Am 24.1.2022 wurden bei einem ISKP-Anschlag im Hazara-Viertel Haji Abbas in 
Herat sieben Menschen getötet und zehn Weitere verletzt (8am 24.1.2022; vgl. REU 23.1.2022). 
Ebenso in Herat kam es am 1.4.2022 im Hazara-Viertel Jebrail zu einem Bombenanschlag, bei 
dem 12 junge Männer getötet und 25 weitere verletzt wurden (8am 6.4.2022; vgl. TN 24.1.2023). 
Mindestens 26 junge Hazara wurden bei zwei Angriffen auf Bildungseinrichtungen in Kabul 
am 19.4.2022 getötet (8am 20.10.2022; vgl. AN 19.4.2022). Acht Menschen wurden im August 
in Kabul getötet, als eine Bombe in der Nähe einer schiitischen Moschee explodierte (VOA 
5.8.2022; vgl. REU 5.8.2022).
Am 13.10.2023 kam es zum Freitagsgebet in der schiitischen Imam-Zaman-Moschee in 
der Hauptstadt Pul-e Khumri in Baghlan zu einer Explosion (Afintl 13.10.2023; vgl. RFE/
RL 14.10.2023). Berichten zufolge sollen bis zu 30 Personen getötet worden sein (BAMF 
31.12.2023). Der ISKP bekannte sich zu der Tat (BAMF 31.12.2023; vgl. RFE/RL 14.10.2023).
In einem mehrheitlich von Hazara bewohnten Viertel in Herat (BAMF 31.12.2023) wurden am 
1.12.2023 bei einem Angriff unbekannter bewaffneter Personen mindestens sechs Menschen, 
darunter zwei Geistliche, getötet und drei weitere verwundet (KP 1.12.2023; vgl. PAN 1.12.2023). 
Berichten zufolge wurden in den letzten anderthalb Monaten mindestens vier Hazara-Kleriker 
oder religiöse Führer in Herat getötet (KP 1.12.2023).
Zwischen Oktober 2023 und Jänner 2024 kam es zu einer Reihe von IED (Improvised Explosive 
Devices)-Angriffen im vornehmlich von Hazara besiedelten Distrikt Dasht-e Barchi, für die der 
ISKP die Verantwortung übernahm. So wurden am 26.10.2023 bei einem Angriff auf einen 
Sportklub mindestens vier Menschen getötet (FR24 27.10.2023; vgl. VOA 28.10.2023). Bei 
einem Angriff auf einen Minibus am 7.11.2023 wurden mindestens sieben Menschen getötet 
und etwa 20 verwundet (UNAMA 22.1.2024; vgl. TN 7.11.2023). Am 6.1.2024 kam es zu einer 
weiteren Explosion eines Minibusses (VOA 6.1.2024; vgl. RFE/RL 7.1.2024). Die Angaben 
zu den Opferzahlen schwanken, jedoch wurden nach Angaben von UNAMA mindestens 25 
Menschen getötet oder verwundet (RFE/RL 7.1.2024; vgl. AP 7.1.2024).
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KabulNow, https://kabulnow.com/2023/09/taliban-orders-hazaras-to-pay-penalty-to-kuchis-for-los
t-livestock, Zugriff 21.2.2024
■ KP - Khaama Press (1.12.2023): 6 killed, 3 injured in attack on clerics in Herat, Afghanistan, https:
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■ PAN - Pajhwok Afghan News (1.12.2023): Clerics among 6 killed in Herat attack, https://pajhwok.co
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■ PAN - Pajhwok Afghan News (23.4.2022): Last week deadliest since regime change last year, https:
//pajhwok.com/2022/04/23/last-week-deadliest-since-regime-change-last-year/ , Zugriff 20.12.2022
107
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■ REU - Reuters (5.8.2022): Blast in Kabul, Afghanistan kills 8; Islamic State claims responsibility, https:
//www.reuters.com/world/asia-pacific/blast-hits-afghanistans-capital-kabul-official-2022-08-05 , 
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■ REU - Reuters (23.1.2022): Islamic State claims responsibility for attack in Herat, Afghanistan, 
https://www.reuters.com/world/asia-pacific/islamic-state-claims-responsibility-attack-heart-afghani
stan-2022-01-23/ , Zugriff 20.12.2022
■ RFE/RL - Radio Free Europe/Radio Liberty (7.1.2024): Islamic State Claims Responsibility For 
Deadly Minibus Blast In Kabul, https://www.rferl.org/a/afghanistan-kabul-bus-attack-islamic-state/3
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■ RFE/RL - Radio Free Europe/Radio Liberty (14.10.2023): Islamic State Claims Responsibility For 
Deadly Suicide Bombing At Mosque In Afghanistan, https://www.rferl.org/a/afghanistan-shiite-mos
que-bombing-islamic-state-responsibility/32637481.html , Zugriff 31.1.2024
■ TN - Tolonews (7.11.2023): 7 People Killed, 20 Wounded in Blast in Kabul, https://tolonews.com/
afghanistan-185928#:~:text=At least seven people were,have arrived in the area., Zugriff 20.2.2024
■ TN - Tolonews (24.1.2023): Four Civilians Killed in Two Explosions in Herat, https://tolonews.com/a
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■ UNAMA - United Nations Assistance Mission in Afghanistan (22.1.2024): Human rights situation in 
Afghanistan: October - December 2023 Update, https://unama.unmissions.org/sites/default/files/e
nglish_hr_update_22jan_2024.pdf, Zugriff 20.2.2024
■ UNGA - United Nations General Assembly (14.9.2022): The situation in Afghanistan and its implica­
tions for international peace and security, https://www.ecoi.net/en/file/local/2079419/N2259109.pdf, 
Zugriff 12.1.2023
■ UNGA - United Nations General Assembly (15.6.2022): The situation in Afghanistan and its implica­
tions for international peace and security, https://www.ecoi.net/en/file/local/2074514/N2237309.pdf, 
Zugriff 4.1.2023
■ USDOS - United States Department of State [USA] (15.5.2023): 2022 Report on International Reli­
gious Freedom: Afghanistan, https://www.ecoi.net/en/document/2091855.html, Zugriff 16.5.2023
■ USDOS - United States Department of State [USA] (12.4.2022a): 2021 Country Report on Human 
Rights Practices: Afghanistan, https://www.ecoi.net/en/document/2071122.html, Zugriff 15.12.2022
■ VOA - Voice of America (6.1.2024): Bomb Hits Minibus in Kabul, Killing 2 Afghan Civilians, https:
//www.voanews.com/a/bomb-hits-minibus-in-kabul-killing-2-afghan-civilians/7429329.html , Zugriff 
20.2.2024
■ VOA - Voice of America (28.10.2023): Islamic State Group Claims Deadly Blast in Kabul, https:
//www.voanews.com/a/islamic-state-group-claims-deadly-blast-in-kabul-/7330748.html , Zugriff 
31.1.2024
■ VOA - Voice of America (5.8.2022): Islamic State Bombing Kills 8 Afghan Shiite Mourners in Kabul, 
https://www.voanews.com/a/taliban-bombing-hits-shiite-area-of-kabul/6688865.html , Zugriff 
17.1.2023
19.4 Usbeken
Letzte Änderung 2025-01-14 15:59
Die usbekische Minderheit ist die viertgrößte Minderheit Afghanistans und umfasst etwa 9% der 
Gesamtbevölkerung (MRG 5.2.2021d; vgl. AA 26.6.2023). Usbeken sind Sunniten und leben 
vorwiegend im Norden des Landes, wo sie gemeinsam mit den Turkmenen den größten Teil 
des landwirtschaftlich genutzten Bodens kontrollieren (MRG 5.2.2021d). Sie siedeln sowohl im 
ländlichen Raum, wie auch in urbanen Zentren (Mazar-e Sharif, Kabul, Kandahar, Lashkargah 
u. a.), wo ihre Wirtschafts- und Lebensformen kaum Unterschiede zu Dari-sprachigen Gruppen 
aufweisen. In den Städten und in vielen ländlichen Gegenden beherrschen Usbeken neben dem 
Usbekischen in der Regel auch Dari auf nahezu muttersprachlichem Niveau. Heiratsbeziehun­
gen zwischen Usbeken und Tadschiken sind keine Seltenheit (STDOK 7.2016).
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Die Usbeken haben Stammesidentitäten, die immer noch weitgehend die Strukturen innerhalb 
ihrer jeweiligen Gesellschaft bestimmen, was sich sowohl in ihrem sozialen als auch in ihrem 
politischen Leben widerspiegelt (MRG 5.2.2021d).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (26.6.2023): Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und ab­
schiebungsrelevante Lage in Afghanistan - Lagefortschreibung - (Stand: Juni 2023), https://www.ec
oi.net/en/document/2094871.html, Zugriff 9.8.2023 [Login erforderlich]
■ MRG - Minority Rights Group (5.2.2021d): Uzbeks and Turkmens, https://minorityrights.org/minorit
ies/uzbeks-and-turkmens, Zugriff 19.12.2022
■ STDOK - Staatendokumentation des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl [Österreich] (7.2016): 
Grundlagen der Stammes- & Clanstruktur, https://www.ecoi.net/en/file/local/1236701/90_14700577
16_afgh-stammes-und-clanstruktur-onlineversion-2016-07.pdf , Zugriff 19.12.2022
19.5 Kutschi-Nomaden
Letzte Änderung 2025-01-14 15:59
Ethnisch gesehen ist der Großteil der Kutschi (persisch: „ Nomaden“) paschtunisch und stammt 
vorwiegend aus dem Süden und Osten Afghanistans (MRG 5.2.2021c). Sie sind eher eine so­
ziale Gruppe, obwohl sie einige Charakteristiken einer eigenen ethnischen Gruppe aufweisen. 
Während des ersten Taliban-Regimes wurden viele Kutschi in den usbekisch und tadschikisch 
dominierten Gebieten im Nordwesten des Landes sesshaft. Die größte Kutschi-Population findet 
sich in der Wüste im Süden des Landes (Registan) (MRG 5.2.2021c). Die rund 2,4 Millionen 
Kutschi-Nomaden ziehen im Winter traditionell aus Ost- und Zentralafghanistan, um ihre Her­
den in den Grenzgebieten Pakistans zu weiden (ANPK 19.2.2018; vgl. FAO 30.3.2022). Viele 
Kutschi leben in informellen Siedlungen am Stadtrand von Kabul (MRG 5.2.2021c). Sie züchten 
Vieh und verkaufen die Tiere und ihre Nebenprodukte an lokale Gemeinschaften, um ihren Le­
bensunterhalt zu sichern. Obwohl sie für die Ernährungssicherheit Afghanistans unverzichtbar 
sind, ist die Mehrheit der Kutschi arm und führt ein schwieriges Leben. COVID-19, Konflikte und 
politische Umwälzungen haben ihre Lebensgrundlagen stark beeinträchtigt (FAO 30.3.2022).
In den vergangenen zwei Jahrzehnten kam es gelegentlich zu Zusammenstößen zwischen Kut­
schi und sesshaften Hazara-Bauern (RFE/RL 8.4.2021; vgl. NFF 20.12.2021, AAN 11.1.2023, 
KaN 2.9.2023), wobei jede Seite die andere für die Gewalt verantwortlich machte (RFE/RL 
8.4.2021). Die Kutschi beanspruchen Rechte auf die Sommerweiden im Hazarajat, einer his­
torischen Region in Zentralafghanistan, welche die heutigen Provinzen Bamyan und Daikundi 
sowie Teile von Maidan Wardak, Ghazni, Uruzgan, Ghor, Sar-e Pul, Samangan und Parwan 
umfasst, was der Mittelpunkt des Konfliktes ist (AAN 11.1.2023). Solche Spannungen haben 
sich auch in anderen Teilen Afghanistans zugespitzt, wo die schnell wachsende sesshafte Bevöl­
kerung, die Nomaden als Eindringlinge betrachtet, die ihr Land und ihre Ressourcen bedrohen 
(RFE/RL 8.4.2021). So kam es beispielsweise im Sommer 2022 zu Zusammenstößen zwischen 
Einheimischen und Kutschi in der Provinz Takhar (AAN 11.1.2023).
Die Taliban werden bei Landstreitigkeiten von vielen als Unterstützer der Kutschi und somit als 
Streitpartei und nicht als neutraler Vermittler angesehen (AAN 11.1.2023; vgl. KaN 2.9.2023). 
109
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So wurden in einem Landkonflikt zwischen Kutschi-Nomaden und der Bevölkerung 
des Distrikts Nawur, Provinz Ghazni,Anfang August 17 lokale Bewohner festgenom­
men, wobei den Taliban vorgeworfen wurde, parteiisch mit den Kutschi zu sein (BAMF 
31.12.2023; vgl. KaN 1.8.2023). Berichten zufolge wurden die Festgenommenen ge­
schlagen und gefoltert (KaN 1.8.2023). Am 2.9.2023 wurde berichtet, dass die Taliban 
Hazara in der Provinz Maidan Wardak befohlen haben, Kutschi eine Entschädigung für 
den Verlust ihres Viehs zu zahlen. Berichten zufolge ist vor einigen Jahren in dem Gebiet 
der Viehbestand der Kutschi  verschwunden. Auch hier wurde den Taliban Voreinge­
nommenheit vorgeworfen (KaN 2.9.2023).
Quellen
■ AAN - Afghanistan Analysts Network (11.1.2023): Conflict Management or Retribution? How the 
Taleban deal with land disputes between Kuchis and local communities, https://www.ecoi.net/en/do
cument/2085566.html, Zugriff 18.1.2023
■ ANPK - Arab News Pakistan (19.2.2018): Afghan nomads trapped, hungry as Pakistan blocks access 
to grazing land, https://www.arabnews.pk/node/1249796/pakistan, Zugriff 19.12.2022
■ BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge [Deutschland] (31.12.2023): Briefing Notes Zu­
sammenfassung: Afghanistan - Juli bis Dezember 2023, https://milo.bamf.de/OTCS/cs.exe/app/nod
es/29188455, Zugriff 22.1.2024 [Login erforderlich]
■ FAO - Food and Agriculture Organization of the United Nations (30.3.2022): Afghanistan: FAO 
supports Kuchi nomadic herding communities in southern Afghanistan with livestock protection 
packages, https://www.fao.org/emergencies/resources-repository/photo-collection/detail/fao-suppo
rts-kuchi-nomadic-herding-communities-in-southern-afghanistan-with-livestock-protection-packa
ges/en, Zugriff 19.12.2022
■ KaN - Kabul Now (2.9.2023): Taliban orders Hazaras to pay penalty to Kuchis for lost livestock – 
KabulNow, https://kabulnow.com/2023/09/taliban-orders-hazaras-to-pay-penalty-to-kuchis-for-los
t-livestock, Zugriff 21.2.2024
■ KaN - Kabul Now (1.8.2023): Taliban detains 17 residents of Ghazni’s Nahur district over Kuchi 
dispute, https://kabulnow.com/2023/08/taliban-detains-17-residents-of-ghaznis-nahur-district-ove
r-kuchi-dispute, Zugriff 30.1.2024
■ MRG - Minority Rights Group (5.2.2021c): Kuchis, https://minorityrights.org/minorities/kuchis, Zugriff 
19.12.2022
■ NFF - Netzwerk Fluchtforschung (20.12.2021): Forced Displacement under the Taliban, also a Legacy 
of the Past (?), https://fluchtforschung.net/blogbeitraege/forced-displacement-under-the-taliban-als
o-a-legacy-of-the-past , Zugriff 19.12.2022
■ RFE/RL - Radio Free Europe/Radio Liberty (8.4.2021): Afghan Nomads Mourn A Vanishing Way Of 
Life, https://www.rferl.org/a/afghan-nomads-mourn-a-vanishing-way-of-life/31192945.html , Zugriff 
19.12.2022
20 Relevante Bevölkerungsgruppen
20.1 Frauen
Letzte Änderung 2025-01-30 16:09
Bereits vor Machtübernahme der Taliban  war die afghanische Regierung nicht willens oder 
in der Lage, die Frauenrechte in Afghanistan vollumfänglich umzusetzen, allerdings konnten 
Mädchen grundsätzlich Bildungseinrichtungen besuchen, Frauen studieren und weitgehend am 
Berufsleben teilnehmen, wenn auch nicht in allen Landesteilen gleichermaßen (AA 12.7.2024).  
Es gab eine Reihe von Gesetzen, Institutionen und Systemen, die sich mit den Rechten von 
Frauen und Mädchen in Afghanistan befassten. So hatte beispielsweise das Ministerium für 
110
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