2025-09-05-coi-cms-laenderinformationen-afghanistan-version-12-3379

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter

/ 209
PDF herunterladen
Fällen dürfen Familienangehörige sie nicht besuchen (HRW 11.1.2024). Am 5.1.2023 wurde 
der französische afghanische Journalist Mortaza Behboudi verhaftet; er wurde am 18. Oktober 
wieder freigelassen, ohne dass eine Anklage gegen ihn erhoben wurde (HRW 11.1.2024; vgl. 
RSF 18.10.2023).
Reporter ohne Grenzen (RSF) meldete, dass Razzien bei unabhängigen Medien in mindestens 
fünf Fällen mit Unterstützung der Generaldirektion des Nachrichtendienstes (GDI) durchgeführt 
wurden, ohne dass die Kommission für Medienbeschwerden und Rechtsverletzungen (MCRVC) 
eingeschaltet wurde. Die 2022 nach einjähriger Unterbrechung wieder eingerichtete MCRVC 
soll verhindern, dass sich andere Stellen in Medienangelegenheiten einmischen, und sicher­
stellen, dass eine „ neutrale“ Gruppe jeden gemeldeten Verstoß untersucht, so der Sprecher des 
Taliban-Regimes und ehemalige stellvertretende Informationsminister Zabihullah Mujahid (RSF 
15.8.2023).
Internet und Mobiltelefonie
Die Zahl der Internetnutzer in Afghanistan ist in den letzten Jahren zusammen mit der jugendli­
chen Bevölkerung rapide angestiegen und liegt mit April 2022 bei etwa neun Millionen Nutzern 
(BBC 22.4.2022). Im Jahre 2021 wurde die Anzahl der Mobiltelefonnutzer auf ca. 23 Millionen 
geschätzt (GBL 26.11.2021).
Es gibt keine Ausfälle in Gebieten, die vor der Übernahme durch die Taliban per Telefon oder 
Internet erreichbar gewesen wären. Laut Informationen von IOM haben sich die Telekommuni­
kations- und Internetdienste seit dem Sturz der vorherigen Regierung verbessert, was auf einen 
Rückgang der Konflikte im ganzen Land und die Leichtigkeit zurückzuführen ist, mit der Tele­
kommunikationsunternehmen ihr Dienstleistungsangebot erweitern können. In Afghanistan ist 
die Verfügbarkeit von Internet- und Telekommunikationsdiensten weit verbreitet und deckt den 
größten Teil des Landes ab, mit Ausnahme einiger isolierter und dünn besiedelter Siedlungen 
außerhalb der großen Städte. Derzeit sind fünf Telekommunikationsunternehmen in Afghani­
stan tätig, darunter der staatliche Festnetzbetreiber Afghan Telecom und vier Mobilfunkbetreiber: 
Afghan Wireless Communication Company (AWCC), Roshan, MTN Afghanistan und Etisalat 
Afghanistan (IOM 22.2.2024).
Seit der Machtübernahme durch die Taliban gab es keine Berichte über größere Einschränkun­
gen beim Zugang zu Telekommunikationsdiensten (IOM 12.1.2023; vgl. IOM 22.2.2024). In den 
Provinzen, die Widerstand gegen das Taliban-Regime leisteten (z. B.: Provinz Panjsher), kam es 
jedoch in der Vergangenheit zu Abschaltungen von Telekommunikations- und Internetdiensten 
(IOM 12.1.2023).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (26.6.2023): Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und ab­
schiebungsrelevante Lage in Afghanistan - Lagefortschreibung - (Stand: Juni 2023), https://www.ec
oi.net/en/document/2094871.html, Zugriff 9.8.2023 [Login erforderlich]
■ AfW - Afghan Witness (15.8.2023): Two years of Taliban rule: documenting human rights abuses 
using open source, https://www.afghanwitness.org/reports/two-years-of-taliban-rule:-documenting
-human-rights-abuses-using-open-source , Zugriff 31.1.2024
88
94

■ ANI - Asian News International (1.5.2022): 43% of Afghan media outlets closed down within 3 months 
of IEA takeover: UN, https://www.ariananews.af/43-of-afghan-media-outlets-closed-down-within-3
-months-of-iea-takeover-un , Zugriff 24.1.2023
■ BBC - British Broadcasting Corporation (22.4.2022): Afghanistan: Taliban orders TikTok, PUBG ban 
for ’misleading’ youths, https://www.bbc.com/news/world-asia-61185931, Zugriff 31.1.2023
■ GBL - Global Business Line (26.11.2021): Can Afghanistan’s underground “sneakernet” survive the 
Taliban?, https://www.businessline.global/can-afghanistans-underground-sneakernet-survive-the-t
aliban/info-tech, Zugriff 31.1.2023
■ HRW - Human Rights Watch (11.1.2024): World Report 2024 - Afghanistan, https://www.ecoi.net/e
n/document/2103130.html, Zugriff 17.1.2024
■ IOM - International Organization for Migration (22.2.2024): Information on the socio-economic situ­
ation in Afghanistan, https://www.ecoi.net/en/file/local/2104781/Socioeconomic Information Update 
Afghanistan.pdf, Zugriff 23.2.2024 [Login erforderlich]
■ IOM - International Organization for Migration (12.1.2023): Information on the socio-economic situ­
ation in Afghanistan, https://www.ecoi.net/en/document/2085350.html , Zugriff 18.1.2023 [Login 
erforderlich]
■ RSF - Reporter ohne Grenzen (18.10.2023): RSF announces the release of journalist Mortaza 
Behboudi after 284 days in detention in Afghanistan: „ the end of a painful ordeal“, https://rsf.org/en
/rsf-announces-release-journalist-mortaza-behboudi-after-284-days-detention-afghanistan-end-p
ainful, Zugriff 17.1.2024
■ RSF - Reporter ohne Grenzen (15.8.2023): Nine arrested in Taliban offensive against Afghan journ­
alists, https://rsf.org/en/nine-arrested-taliban-offensive-against-afghan-journalists , Zugriff 17.1.2024
■ RSF - Reporter ohne Grenzen (2.12.2022): Afghanistan, https://rsf.org/en/country/afghanistan , 
Zugriff 24.1.2023
■ RSF - Reporter ohne Grenzen (24.9.2021): Taliban-Medienregeln bedrohen Journalisten, https:
//www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/taliban-medienregeln-bedrohen-jou
rnalisten, Zugriff 1.3.2024
15 Versammlungsfreiheit und Vereinigungsfreiheit
Letzte Änderung 2025-01-14 15:59
Die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit wurde seit der Machtübernahme der Taliban ent­
gegen allgemeiner Zusicherungen deutlich eingeschränkt (AA 26.6.2023; vgl. FH 24.2.2022). 
Die Taliban ließen wiederholt friedliche Proteste gewaltsam auflösen (AA 26.6.2023; vgl. HRW 
11.1.2024, EUAA 12.2023) und es kam zum Einsatz von scharfer Munition und Wasserwerfern 
(AA 26.6.2023). Ab Mitte Jänner 2022 wurden sukzessive Vertreterinnen der vor allem in Kabul 
aktiven Protestbewegung durch die Sicherheitskräfte der Taliban festgenommen und es gibt 
Berichte zu Misshandlungen und sexuellen Übergriffen, auch wenn diese schwer zu verifizieren 
sind (AA 26.6.2023). In diesem Jahr gab es nur wenige öffentliche Proteste im Vergleich zu 
2021, als es zahlreiche kleinere Proteste von Frauen gab, die gleiche Rechte, die Beteiligung 
an Entscheidungsprozessen und den Zugang zu Bildung und Beschäftigung forderten (USDOS 
20.3.2023a). Diese gewalttätigen Zwischenfälle und die Androhung von Verhaftungen (und das 
Verschwinden in einem undurchsichtigen Gefängnissystem ohne ordnungsgemäße Verfahren) 
haben zunächst dazu geführt, dass die großen Anti-Taliban-Proteste eingedämmt wurden, ob­
wohl es weiterhin kleinere Versammlungen gab (AI 15.8.2022). Gegen Ende des Jahres 2022 
kam es wieder vermehrt zu Protesten, nachdem die Taliban Frauen vom Universitätsbesuch 
ausgeschlossen hatten (RFE/RL 29.12.2022; vgl. BBC 22.12.2022; vgl. RFE/RL 22.12.2022) 
und NGO-Mitarbeiterinnen verboten, ihrer Arbeit nachzugehen (FR24 2.1.2023). Den Protes­
ten schlossen sich auch Hunderte männliche Professoren, Studierende und Väter an (RFE/RL 
29.12.2022; vgl. ABC 30.12.2022).
89
95

Berichte über Verhaftungen von Menschenrechtsaktivisten (HRW 11.1.2024; vgl. AMU 23.1.2024, 
Afintl 19.9.2023) und Journalisten setzten sich über das Jahr 2023 hindurch fort (HRW 11.1.2024; 
vgl. RSF 15.8.2023, RSF 18.10.2023).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (26.6.2023): Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und ab­
schiebungsrelevante Lage in Afghanistan - Lagefortschreibung - (Stand: Juni 2023), https://www.ec
oi.net/en/document/2094871.html, Zugriff 9.8.2023 [Login erforderlich]
■ ABC - American Broadcast Network (30.12.2022): Male students, professors walk out of Afghan 
universities to protest ban on female students, https://www.abc.net.au/news/2022-12-30/male-stu
dents-professors-walk-out-of-afghan-universities-/101816314 , Zugriff 3.1.2023
■ Afintl - Afghanistan International (19.9.2023): Taliban Arrests Afghan Female Protester Neda Parwani 
In Kabul, https://www.afintl.com/en/202309191134, Zugriff 31.1.2024
■ AI - Amnesty International (15.8.2022): The Rule of Taliban: A year of violence, impunity and false 
promises, https://www.ecoi.net/en/document/2077274.html, Zugriff 3.1.2023
■ AMU - Amu Tv (23.1.2024): Amnesty International urges immediate release of female activist in 
Taliban custody, https://amu.tv/80706, Zugriff 31.1.2024
■ BBC - British Broadcasting Corporation (22.12.2022): Afghanistan: Taliban arrest women protesting 
against university ban, https://www.bbc.com/news/world-asia-64065206?at_medium=RSS&at_cam
paign=KARANGA, Zugriff 29.12.2022
■ EUAA - European Union Agency for Asylum (12.2023): Afghanistan Country Focus, https://www.ec
oi.net/en/file/local/2101835/2023_12_EUAA_COI_Report_Afghanistan_Country_Focus.pdf, Zugriff 
7.2.2024
■ FH - Freedom House (24.2.2022): Afghanistan: Freedom in the World 2022 Country Report, https:
//freedomhouse.org/country/afghanistan/freedom-world/2022, Zugriff 15.12.2022
■ FR24 - France 24 (2.1.2023): Afghanistan’s NGO ban for women exposes rifts in Taliban ranks, 
https://www.france24.com/en/asia-pacific/20230102-afghanistan-s-ngo-ban-for-women-exposes-r
ifts-in-taliban-ranks , Zugriff 3.1.2023
■ HRW - Human Rights Watch (11.1.2024): World Report 2024 - Afghanistan, https://www.ecoi.net/e
n/document/2103130.html, Zugriff 17.1.2024
■ RFE/RL - Radio Free Europe/Radio Liberty (29.12.2022): ’Teach Everyone Or No One’: Afghan Men 
Join In Protests Against Taliban’s Ban On Women’s Education, https://www.ecoi.net/en/document/2
084823.html, Zugriff 3.1.2023
■ RFE/RL - Radio Free Europe/Radio Liberty (22.12.2022): Taliban Violently Disperses Women’s 
Protest Against University Ban, https://www.ecoi.net/en/document/2084556.html, Zugriff 29.12.2022
■ RSF - Reporter ohne Grenzen (18.10.2023): RSF announces the release of journalist Mortaza 
Behboudi after 284 days in detention in Afghanistan: „ the end of a painful ordeal“, https://rsf.org/en
/rsf-announces-release-journalist-mortaza-behboudi-after-284-days-detention-afghanistan-end-p
ainful, Zugriff 17.1.2024
■ RSF - Reporter ohne Grenzen (15.8.2023): Nine arrested in Taliban offensive against Afghan journ­
alists, https://rsf.org/en/nine-arrested-taliban-offensive-against-afghan-journalists , Zugriff 17.1.2024
■ USDOS - United States Department of State [USA] (20.3.2023a): 2022 Country Report on Human 
Rights Practices: Afghanistan, https://www.ecoi.net/en/document/2089060.html, Zugriff 15.5.2023
16 Haftbedingungen
Letzte Änderung 2025-01-31 16:38
Vor der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 wurden Gefängnisse, Jugendrehabi­
litationszentren und andere Haftanstalten von unterschiedlichen Organisationen verwaltet: Das 
General Directorate of Prisons and Detention Centers (GDPDC), ein Teil des Innenministeriums 
(MoI), war verantwortlich für alle zivil geführten Gefängnisse, sowohl für weibliche als auch 
90
96

männliche Häftlinge, inklusive des nationalen Gefängniskomplexes in Pul-e Charkh. Das Natio­
nal Directorate of Security (NDS) war verantwortlich für Kurzzeit-Haftanstalten auf Provinz- und 
Distriktebene, die in der Regel mit den jeweiligen Hauptquartieren zusammenarbeiten. Das 
Verteidigungsministerium betrieb die Nationalen Haftanstalten Afghanistans in Parwan (USDOS 
12.4.2022a). Die Überbelegung der Gefängnisse war auch unter der ehemaligen Regierung ein 
ernstes und weitverbreitetes Problem. Nach der Übernahme Kabuls durch die Taliban haben 
sich viele Gefängnisse geleert, da fast alle Gefangenen entkamen oder freigelassen wurden 
(USDOS 12.4.2022a; vgl. UNHRC 8.3.2022).
Trotz anhaltender Bemühungen, die Zahl der Inhaftierten zu reduzieren (UNGA 1.12.2023), gab 
der stellvertretende Leiter der Gefängnisverwaltung im Jänner 2024 bekannt, dass die Gefäng­
nispopulation 19.300 Personen erreicht habe, von denen 800 Frauen sind (UNAMA 1.5.2024). 
Im September 2024 gab die Generaldirektion für Gefängnisse und Haftanstalten der Taliban 
bekannt, dass etwa 23.000 Personen in Afghanistan inhaftiert sind (SWN 2.9.2024). Einen Tag 
zuvor hatten Beamte des Direktorats noch angegeben, dass 11.000 Personen in afghanischen 
Gefängnissen inhaftiert wären, wovon 2.000 Frauen und Kinder wären (KP 1.9.2024; vgl. SWN 
2.9.2024). Dies wurde insofern richtiggestellt, als darauf hingewiesen wurde, dass neben den ca. 
11.000schon verurteilten Inhaftierten etwa 12.000 Personen in Haftanstalten auf Gerichtsurteile 
warten (SWN 2.9.2024).
Die Situation in den Gefängnissen in Afghanistan wird von den Vereinten Nationen als sehr 
schlecht bezeichnet, kann jedoch aufgrund von nur punktuellem Zugang für Menschenrechtsor­
ganisationen nicht abschließend beurteilt werden (AA 12.7.2024). Es scheint keine landesweiten 
Haftstandards und keinen Mechanismus zu geben, um die Haftbedingungen anzufechten (AHR 
29.4.2024). Finanzielle Engpässe und die Einstellung der Finanzierung durch Geber wirkten 
sich weiterhin auf die Fähigkeit der Gefängnisverwaltung aus, internationale Standards zu er­
füllen (UNGA 1.12.2023), einschließlich der systematischen Bereitstellung angemessener Nah­
rungsmittel, Hygieneartikel (UNGA 1.12.2023; vgl. AHR 29.4.2024), der beruflichen Aus- und 
Weiterbildung sowie der medizinischen Versorgung (UNGA 1.12.2023).
UNAMA berichtet von Fällen, in denen Personen zum Zeitpunkt der Festnahme nicht über die 
Gründe für ihre Festnahme informiert wurden. Des Weiteren werden laut UNAMA Inhaftierte 
auch weder über ihre Rechte, noch darüber informiert, wie sie während der Haft Beschwer­
den vorbringen können. Es wurden auch Fälle dokumentiert, in denen Inhaftierte nicht über 
ihr Recht auf einen Anwalt informiert wurden oder ihnen die Kontaktaufnahme mit ihrer Fami­
lie verwehrt wurde (UNAMA 1.9.2023). Viele Strafverteidiger haben von Schwierigkeiten beim 
Zugang zu ihren Mandanten berichtet (AHR 29.4.2024). Zwischen 1.1.2022 und 31.7.2023 do­
kumentierte UNAMA über 1.600 Menschenrechtsverletzungen (11% betrafen Frauen) durch die 
Taliban-Behörden im Zusammenhang mit der Festnahme und anschließenden Inhaftierung von 
Personen. Knapp 50% dieser Verstöße betrafen Folter und andere grausame, unmenschliche 
oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung. Diese Vorfälle ereigneten sich in 29 der 34 
Provinzen Afghanistans (UNAMA 1.9.2023). Inhaftierte Personen beschreiben verschiedene 
Formen der Folter, wie z. B. Schläge, kopfüber aufgehängt zu werden, Elektroschocks, Ersti­
cken (AHR 29.4.2024) und Gewalteinwirkung im Genitalbereich. Einem Bericht zufolge sollen 
91
97

seit der Machtübernahme der Taliban 87 Personen in Taliban-Gefängnissen an den Folgen von 
Folter gestorben sein (Afintl 8.8.2024).
Es existieren Berichte über Folter an Journalisten, Anwälten, Frauenrechtsaktivistinnen und 
-aktivisten und ihren Verwandten, Demonstrierenden und ehemaligen Sicherheitskräften (AA 
12.7.2024) bzw. Gefangene, die mit der ehemaligen Regierung in Verbindung standen (USDOS 
20.3.2023a). Des Weiteren sollen festgenommene Frauenrechtsaktivistinnen psychologischer 
und physischer Folter sowie sexueller Gewalt durch Taliban-Sicherheitskräfte ausgesetzt wor­
den sein. Verifiziert sind zudem mehrere Fälle, in denen festgesetzte Journalisten geschlagen 
wurden (AA 12.7.2024).
Der Verhaltenskodex der Taliban zur Reform des Gefängnissystems sieht keine unverzügliche 
medizinische Untersuchung bei der Einweisung in eine Haftanstalt vor. Er sieht vor, dass in den 
Gefängnissen Erste-Hilfe-Einrichtungen und -Vorräte zur Verfügung stehen müssen und dass 
für die notwendige Behandlung von Schwerkranken rechtzeitig die erforderlichen Maßnahmen 
zu treffen sind. Mehrere Taliban-Polizeibehörden bestätigten gegenüber UNAMA, dass die Per­
sonen vor ihrer Einlieferung in die Polizeieinrichtungen von einem Arzt untersucht und bei Bedarf 
in ein Krankenhaus gebracht werden. Allerdings dokumentierte UNAMA keinen Fall, bei dem 
eine Person bei der Inhaftierung oder vor einer Befragung medizinisch untersucht wurde, wobei 
eingeräumt wird, dass insbesondere in abgelegenen Gebieten nicht immer Ärzte zur Verfügung 
stehen (UNAMA 1.9.2023).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (12.7.2024): Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und ab­
schiebungsrelevante Lage in Afghanistan - Lagefortschreibung - (Stand: Juni 2024), https://www.
ecoi.net/en/file/local/2112794/Auswärtiges_Amt,_Bericht_über_die_asyl-_und_abschiebungsre
levante_Lage_in_Afghanistan_-_Lagefortschreibung_-,_12.07.2024.pdf , Zugriff 2.9.2024 [Login 
erforderlich]
■ Afintl - Afghanistan International (8.8.2024): 87 Dead Due To Torture Inside Talibans Intelligence 
Prison, https://www.afintl.com/en/202408081458, Zugriff 9.10.2024
■ AHR - Advocates for Human Rights, The (29.4.2024): Afghanistan: Death Penalty & Detention 
Conditions, https://www.theadvocatesforhumanrights.org/Res/Afghanistan UPR Information Death 
Penalty.pdf, Zugriff 9.10.2024
■ KP - Khaama Press (1.9.2024): Nearly 2,000 women, children held in prisons across Afghanistan: 
Officials repport - Khaama Press, https://www.khaama.com/nearly-2000-women-children-held-in-p
risons-across-afghanistan-officials-repport , Zugriff 17.1.2025
■ SWN - Salam Watandar (2.9.2024): At least 23,000 inmates in state prisons, declares prison affairs 
body, https://swn.af/en/2024/09/at-least-23000-inmates-in-state-prisons-declares-prison-affairs-b
ody, Zugriff 17.1.2025
■ UNAMA - United Nations Assistance Mission in Afghanistan (1.5.2024): Update on the human rights 
situation in Afghanistan: January - March 2024 UPDATE, https://unama.unmissions.org/sites/defau
lt/files/human_rights_update_march_2024_engf.pdf, Zugriff 9.10.2024
■ UNAMA - United Nations Assistance Mission in Afghanistan (1.9.2023): The treatment of detainees 
in Afghanistan; Respecting human rights: a factor for trust, https://www.ecoi.net/en/file/local/20975
27/unama_report_-_treatment_of_detainees_200923_english.pdf, Zugriff 16.2.2024
■ UNGA - United Nations General Assembly (1.12.2023): The situation in Afghanistan and its implica­
tions for international peace and security, https://www.ecoi.net/en/file/local/2102425/N2336960.pdf, 
Zugriff 14.2.2024
■ UNHRC - United Nations Human Rights Council (8.3.2022): Situation of human rights in Afghanistan 
- Report of the United Nations High Commissioner for Human Rights (A/HRC/49/24) (Advance 
92
98

Unedited Version) - Afghanistan, https://reliefweb.int/report/afghanistan/situation-human-rights-afg
hanistan-report-united-nations-high-commissioner-human , Zugriff 6.2.2023
■ USDOS - United States Department of State [USA] (20.3.2023a): 2022 Country Report on Human 
Rights Practices: Afghanistan, https://www.ecoi.net/en/document/2089060.html, Zugriff 15.5.2023
■ USDOS - United States Department of State [USA] (12.4.2022a): 2021 Country Report on Human 
Rights Practices: Afghanistan, https://www.ecoi.net/en/document/2071122.html, Zugriff 15.12.2022
17 Todesstrafe
Letzte Änderung 2024-04-09 12:24
Die Gesetze aus der Zeit vor der Machtergreifung der Taliban im August 2021 sehen die Verhän­
gung der Todesstrafe in bestimmten Fällen vor (AA 26.6.2023; vgl. UNAMA 8.5.2023). Zwischen 
2001 und dem 15.8.2021 hat die Regierung der Islamischen Republik Afghanistan Berichten 
zufolge mindestens 72 Personen hingerichtet (UNAMA 8.5.2023).
Seit ihrer Machtübernahme in Afghanistan am 15.8.2021 haben die Taliban de facto die Kör­
perstrafen und die Todesstrafe eingeführt (UNAMA 8.5.2023). Die Taliban haben hierzu bisher 
keine gesetzlichen Regelungen erlassen. Die sowohl während des ersten Taliban-Regimes, als 
auch vor dem Zusammenbruch der Republik in von den Taliban kontrollierten Gebieten ange­
wandte Rechtspraxis auf Grundlage ihrer Auslegung der Scharia, sieht die Todesstrafe vor (AA 
26.6.2023). Ende November 2022 ordnete der oberste Führer der Taliban, Haibatullah Akh­
undzada, allerdings Richtern an, Strafen zu verhängen, die öffentliche Hinrichtungen, öffentliche 
Amputationen und Steinigungen umfassen können (BBC 14.11.2022; vgl. Guardian 14.11.2022, 
UNAMA 8.5.2023).
Am 7.12.2022 fand die erste öffentliche Hinrichtung der Taliban in Afghanistan seit der Macht­
übernahme im August 2021 statt (AA 26.6.2023; vgl. BBC 7.12.2022, REU 7.12.2022). Der 
Hingerichtete soll gestanden haben, vor fünf Jahren bei einem Raubüberfall einen Mann mit ei­
nem Messer getötet und dessen Motorrad und Telefon gestohlen zu haben (RFE/RL 7.12.2022; 
vgl. BBC 7.12.2022, REU 7.12.2022). Im Juni 2023 wurde in Laghman ein Mann durch die 
Taliban hingerichtet, der für schuldig befunden wurde, im vergangenen Jahr fünf Menschen 
ermordet zu haben (AP 20.6.2023; vgl. AJ 20.6.2023). Im Februar 2024 vollstreckten die Taliban 
eine Doppelhinrichtung in Ghazni, bei der Angehörige der Opfer von Messerstechereien vor 
Tausenden von Zuschauern mit Gewehren auf zwei verurteilte Männer schossen (AI 23.2.2024; 
vgl. ABC News 26.2.2024).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (26.6.2023): Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und ab­
schiebungsrelevante Lage in Afghanistan - Lagefortschreibung - (Stand: Juni 2023), https://www.ec
oi.net/en/document/2094871.html, Zugriff 9.8.2023 [Login erforderlich]
■ ABC News - Australian Broadcasting Corporation News (26.2.2024): Story taliban carry double public 
execution stadium southeastern afghanistan, https://abcnews.go.com/International/wireStory/talib
an-carry-double-public-execution-stadium-southeastern-afghanistan-107439878 , Zugriff 26.2.2024
■ AI - Amnesty International (23.2.2024): Afghanistan: Taliban must halt all executions and abolish 
death penalty, https://www.amnesty.org/en/latest/news/2024/02/afghanistan-taliban-must-halt-all-e
xecutions-and-abolish-death-penalty , Zugriff 26.2.2024
93
99

■ AJ - Al Jazeera (20.6.2023): Afghanistan’s Taliban publicly executes man convicted of murder, 
https://www.aljazeera.com/news/2023/6/20/afghanistans-taliban-publicly-executes-man-convicted
-of-murder, Zugriff 26.2.2024
■ AP - Associated Press (20.6.2023): Taliban carry out 2nd known public execution since seizing power 
in Afghanistan, https://apnews.com/article/afghanistan-taliban-public-execution-f224fd940a8ce34
7bc89eb08f7d77325, Zugriff 26.2.2024
■ BBC - British Broadcasting Corporation (7.12.2022): Murderer publicly executed by his victim’s father, 
Taliban say, https://www.bbc.com/news/world-asia-63884696, Zugriff 16.12.2022
■ BBC - British Broadcasting Corporation (14.11.2022): Afghanistan: Taliban leader orders Sharia law 
punishments, https://www.bbc.com/news/world-asia-63624400, Zugriff 16.12.2022
■ Guardian - The Guardian (14.11.2022): Afghan supreme leader orders full implementation of sharia 
law, https://www.theguardian.com/world/2022/nov/14/afghanistan-supreme-leader-orders-full-imp
lementation-of-sharia-law-taliban , Zugriff 16.12.2022
■ REU - Reuters (7.12.2022): Taliban publicly execute man accused of murder, in a first since takeover, 
https://www.reuters.com/world/middle-east/taliban-publicly-execute-man-accused-murder-senior-o
fficials-attend-2022-12-07 , Zugriff 16.12.2022
■ RFE/RL - Radio Free Europe/Radio Liberty (7.12.2022): Taliban Holds First Public Execution In 
Afghanistan Since Retaking Power, https://www.rferl.org/a/taliban-holds-first-public-execution-afg
hanistan/32165979.html, Zugriff 16.12.2022
■ UNAMA - United Nations Assistance Mission in Afghanistan (8.5.2023): Corporal Punishment and 
the Death Penalty in Afghanistan, https://reliefweb.int/attachments/f937287a-5d85-4549-b171-ebf
ca2999b90/hr_brief_on_cpdp_03052023-_english.pdf, Zugriff 16.1.2024
18 Religionsfreiheit
Letzte Änderung 2024-04-05 14:09
Etwa 99 % der afghanischen Bevölkerung sind Muslime. Die Sunniten werden auf 80 bis 
89,7 % und die Schiiten auf 7 bis 15% der Gesamtbevölkerung geschätzt (CIA 1.2.2024; vgl. 
AA 26.6.2023). Andere Glaubensgemeinschaften machen weniger als 0,3 % der Bevölkerung 
aus (CIA 1.2.2024; vgl. USDOS 15.5.2023). Die Zahl der Ahmadiyya-Muslime im Land geht in 
die Hunderte. Zuverlässige Schätzungen über die Gemeinschaften der Baha’i und der Christen 
sind nicht verfügbar. Es gibt eine geringe Anzahl von Anhängern anderer Religionen. Es gibt 
keine bekannten Juden im Land (USDOS 15.5.2023).
Anhänger des Baha’i-Glaubens leben vor allem in Kabul und in einer kleinen Gemeinde in Kanda­
har. Im Mai 2007 befand der Oberste Gerichtshof, dass der Glaube der Baha’i eine Abweichung 
vom Islam und eine Form der Blasphemie sei. Auch wurden alle Muslime, die den Baha’i-Glau­
ben annehmen, zu Abtrünnigen erklärt. Internationalen Quellen zufolge leben Baha’is weiterhin 
in ständiger Angst vor Entdeckung und zögerten, ihre religiöse Identität preiszugeben (USDOS 
15.5.2023).
Sikhs sehen sich seit Langem Diskriminierungen im mehrheitlich muslimischen Afghanistan 
ausgesetzt (EUAA 23.3.2022; vgl. DW 8.9.2021). Als die Taliban im August 2021 nach dem Abzug 
der US-Truppen die Macht in der Hauptstadt wiedererlangt hatten, floh eine weitere Welle von 
Sikhs aus Afghanistan (EUAA 23.3.2022; vgl. TrI 12.11.2021). Nach der Machtübernahme gaben 
die Taliban öffentliche Erklärungen ab, wonach deren Rechte geschützt werden würden (EUAA 
23.3.2022; vgl. USCIRF 3.2023, USDOS 15.5.2023). Trotz dieser Zusicherungen äußerten sich 
Sikh-Führer in Medienerklärungen im Namen ihrer Gemeinschaft jedoch besorgt über deren 
94
100

Sicherheit (EUAA 23.3.2022; vgl. USDOS 15.5.2023). Berichten zufolge lebten mit Ende 2022 
nur noch neun Sikhs und Hindu in Afghanistan (USDOS 15.5.2023).
Die Möglichkeiten der konkreten Religionsausübung für Nicht-Muslime waren und sind durch 
gesellschaftliche Stigmatisierung, Sicherheitsbedenken und die spärliche Existenz von Gebets­
stätten extrem eingeschränkt (USCIRF 3.2023; vgl. AA 26.6.2023). Mit der rigorosen Durchset­
zung ihrer strengen Auslegung der Scharia gegenüber allen Afghanen verletzen die Taliban die 
Religions- und Glaubensfreiheit von religiösen Minderheiten (USCIRF 3.2023). Nominal haben 
die Taliban religiösen Minderheiten die Zusicherung gegeben, ihre Religion auch weiterhin aus­
üben zu können (USCIRF 3.2023; vgl. AA 26.6.2023); insbesondere der größten Minderheit, 
den überwiegend der schiitischen Konfession angehörigen Hazara. In der Praxis ist der Druck 
auf Nicht-Sunniten jedoch hoch und die Diskriminierung von Schiiten im Alltag verwurzelt (AA 
26.6.2023).
Trotz ständiger Versprechen, alle in Afghanistan lebenden ethnischen und religiösen Gemein­
schaften zu schützen, ist die Taliban-Regierung nicht in der Lage oder nicht willens, religiöse 
und ethnische Minderheiten vor radikaler islamistischer Gewalt zu schützen, insbesondere in 
Form von Angriffen der Gruppierung Islamischer Staat Khorasan Provinz (ISKP) und Fraktionen 
der Taliban selbst (USCIRF 3.2023).
In einigen Gebieten Afghanistans (unter anderem Kabul) haben die Taliban alle Männer zur 
Teilnahme an den Gebetsversammlungen in den Moscheen verpflichtet und/oder Geldstrafen 
gegen Einwohner verhängt, die nicht zu den Gebeten erschienen sind (RFE/RL 19.1.2022) bzw. 
gedroht, dass Männer, die nicht zum Gebet in die Moschee gehen, strafrechtlich verfolgt werden 
könnten (BAMF 10.1.2022; vgl. RFE/RL 19.1.2022).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (26.6.2023): Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und ab­
schiebungsrelevante Lage in Afghanistan - Lagefortschreibung - (Stand: Juni 2023), https://www.ec
oi.net/en/document/2094871.html, Zugriff 9.8.2023 [Login erforderlich]
■ BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge [Deutschland] (10.1.2022): Briefing Notes, https:
//www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/EN/Behoerde/Informationszentrum/BriefingNotes/2022/briefi
ngnotes-kw02-2022.pdf?__blob=publicationFile&v=4, Zugriff 16.12.2022
■ CIA - Central Intelligence Agency [USA] (1.2.2024): Afghanistan - The World Factbook, https://www.
cia.gov/the-world-factbook/countries/afghanistan/#people-and-society , Zugriff 7.2.2024
■ DW - Deutsche Welle (8.9.2021): What Taliban rule means for Sikhs and Hindus, https://www.dw
.com/en/afghanistan-what-does-taliban-rule-mean-for-sikhs-and-hindus/a-59122249 , Zugriff 
15.12.2022
■ EUAA - European Union Agency for Asylum (23.3.2022): Afghanistan - Situation of Sikhs, https:
//www.ecoi.net/en/file/local/2070022/2022_03_23_EUAA_COI_Query_Response_AFGHANISTAN_
SIKH.pdf, Zugriff 15.12.2022
■ RFE/RL - Radio Free Europe/Radio Liberty (19.1.2022): Afghans Fear For Their Rights As Taliban 
Resurrects Religious Policing, https://www.rferl.org/a/afghanistan-taliban-religious-policing/316426
88.html, Zugriff 16.12.2022
■ TrI - Tribune India, The (12.11.2021): Afghan Sikhs, Hindus among 104 airlifted, scriptures brought 
back, https://www.tribuneindia.com/news/nation/afghan-sikhs-hindus-among-104-airlifted-scripture
s-brought-back-348846 , Zugriff 16.12.2022
■ USCIRF - United States Commission on International Religious Freedom [USA] (3.2023): Annual 
Report 2023, https://www.uscirf.gov/sites/default/files/2024-01/AR 2023.pdf, Zugriff 5.3.2024
95
101

■ USDOS - United States Department of State [USA] (15.5.2023): 2022 Report on International Reli­
gious Freedom: Afghanistan, https://www.ecoi.net/en/document/2091855.html, Zugriff 16.5.2023
18.1 Schiiten
Letzte Änderung 2024-04-05 15:38
Gemäß Vertretern der Religionsgemeinschaft sind die Schiiten Afghanistans mehrheitlich Jaafari-
Schiiten (Zwölfer-Schiiten), 90 % von ihnen gehören zur ethnischen Gruppe der Hazara. Unter 
den Schiiten gibt es auch Ismailiten (USDOS 15.5.2023).
Trotz ständiger Versprechen, die Hazara zu schützen, kommt es immer wieder zu An­
griffen auf diese durch den Islamischen Staat Khorasan Provinz (ISKP) und Fraktionen 
der Taliban selbst (USCIRF 3.2023).
Die Taliban haben der schiitischen Gemeinschaft auch untersagt, während des islami­
schen Neujahrsmonats Muharram religiöse Fahnen und Banner zu hissen, die üblichen 
Erfrischungsstände aufzustellen, in Konvois zu fahren und in öffentlichen Verkehrs­
mitteln Klagegedichte zu rezitieren (BAMF 31.12.2023; vgl. KaN 25.7.2023). Bereits 
im Jahr 2022 strich das Ministerium für Arbeit und Soziales der Taliban den Feiertag 
Aschura  [Anm.: 10. Tag des Monats Muharram. An diesem Tag gedenken die Schii­
ten des Todes des für sie dritten Imams Husain in der Schlacht von Kerbela. Er gilt 
als Märtyrer, dessen Ermordung sowohl für Schiiten und Aleviten als auch generell in 
der Geschichte des Islam ein besonderes Ereignis bedeutet (Crisis 24 24.7.2023)] aus 
dem afghanischen Kalender. Diese Entscheidung der Taliban wurde von afghanischen 
Bürgern, insbesondere schiitischen, scharf kritisiert (Afintl 13.7.2023). Trotz der weitver­
breiteten Kritik und Verurteilung hat das Innenministerium der Taliban versichert, dass 
die Gruppe ernsthafte Maßnahmen ergriffen hat, um die Sicherheit bei den Trauerzere­
monien und Paraden während des Muharram-Festes zu gewährleisten (KaN 25.7.2023; 
vgl. Afintl 13.7.2023). Während einer Gedenkfeier zu Aschura im Jahr 2023 wurden in 
der Provinz Ghazni drei Menschen, darunter ein Kind, durch die Taliban getötet. Sechs 
weitere Menschen wurden dabei verletzt (AMU 29.7.2023; vgl. 8am 29.7.2023). Eine 
andere Quelle berichtet von vier Toten und bis zu 33 Verletzten. Das Gouverneursbüro 
der Taliban in Ghazni hat in einer Erklärung die Aschura-Teilnehmer als „ Randalierer“
bezeichnet und sie beschuldigt, die Sicherheit zu stören (KaN 31.7.2023).
[Anm.: für weitere Information zu Hazara bzw. zu Angriffen auf Schiiten/Hazara sei auf das 
Kapitel „ Hazara“ verwiesen].
Quellen
■ 8am - Hasht-e Sobh (29.7.2023): Taliban Shooting Targets Shiites in Ghazni; Death Toll Reaches 
Four, https://8am.media/eng/taliban-shooting-targets-shiites-in-ghazni-death-toll-reaches-four , 
Zugriff 30.1.2024
■ Afintl - Afghanistan International (13.7.2023): Taliban Imposes New Restrictions on Shia Practices 
Regarding Celebration of Muharram, https://www.afintl.com/en/202307133587, Zugriff 30.1.2024
■ AMU - Amu Tv (29.7.2023): Three killed in Taliban gunfire during Ashura ceremony in Ghazni, 
https://amu.tv/58550, Zugriff 30.1.2024
96
102

■ BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge [Deutschland] (31.12.2023): Briefing Notes Zu­
sammenfassung: Afghanistan - Juli bis Dezember 2023, https://milo.bamf.de/OTCS/cs.exe/app/nod
es/29188455, Zugriff 22.1.2024 [Login erforderlich]
■ Crisis 24 - Crisis24 (24.7.2023): Increased security in place across Afghanistan for Shi’a observance 
of Ashura July 28. Disruptions…, https://crisis24.garda.com/alerts/2023/07/afghanistan-authorities-i
ncreasing-security-nationwide-for-ashura-july-28 , Zugriff 7.3.2024
■ KaN - Kabul Now (31.7.2023): Death toll of Taliban crack down on Ashura mourners rises, https:
//kabulnow.com/2023/07/death-toll-of-taliban-crack-down-on-ashura-mourners-rises , Zugriff 
30.1.2024
■ KaN - Kabul Now (25.7.2023): Taliban’s strict restrictions on Muharram processions continue across 
Afghanistan, https://kabulnow.com/2023/07/talibans-strict-restrictions-on-muharram-processions-c
ontinue-across-afghanistan, Zugriff 30.1.2024
■ USCIRF - United States Commission on International Religious Freedom [USA] (3.2023): Annual 
Report 2023, https://www.uscirf.gov/sites/default/files/2024-01/AR 2023.pdf, Zugriff 5.3.2024
■ USDOS - United States Department of State [USA] (15.5.2023): 2022 Report on International Reli­
gious Freedom: Afghanistan, https://www.ecoi.net/en/document/2091855.html, Zugriff 16.5.2023
18.2 Apostasie, Blasphemie, Konversion
Letzte Änderung 2024-04-05 14:10
Es liegen keine zuverlässigen Schätzungen zur Anzahl der Christen in Afghanistan vor (US­
DOS 15.5.2023), jedoch gibt es Schätzungen, wonach sich etwa 10.000 bis 12.000 Christen 
im Land befinden (USCIRF 8.2022; vgl. ICC 29.9.2021). Bereits vor der Machtübernahme der 
Taliban waren die Möglichkeiten der konkreten Religionsausübung für Nicht-Muslime durch 
gesellschaftliche Stigmatisierung, Sicherheitsbedenken und die spärliche Existenz von Gebets­
stätten extrem eingeschränkt (AA 26.6.2023). Nach Angaben der NGO International Christian 
Concern arbeiten die Taliban daran, das Christentum vollständig aus dem Land zu entfernen, 
und behaupten sogar, dass es in Afghanistan keine Christen gibt. Viele Christen sind in den 
Untergrund gegangen, aus Angst vor den Gerichten (ICC 12.7.2023) oder Hausdurchsuchungen 
der Taliban (USDOS 15.5.2023).
Der Übertritt vom Islam zu einer anderen Religion ist nach der vor Gericht geltenden Hana­
fi-Rechtsschule Apostasie. Proselytenmacherei, also der Versuch, Muslime zu einer anderen 
Religion zu bekehren, ist nach der hanafitischen Rechtsschule, die vor Gericht gilt, ebenfalls 
illegal. Diejenigen, die der Proselytenmacherei beschuldigt werden, werden mit der gleichen 
Strafe belegt wie diejenigen, die vom Islam konvertieren. Auch Blasphemie, zu der unter an­
derem islamfeindliche Schriften oder Äußerungen gehören können, ist nach der hanafitischen 
Schule ein Kapitalverbrechen. Angeklagte Gotteslästerer, einschließlich Apostaten, haben drei 
Tage Zeit, um zu widerrufen, sonst droht ihnen der Tod, obwohl es nach der Scharia kein klares 
Verfahren für einen Widerruf gibt. Einige Hadithe (Aussprüche oder Überlieferungen des Pro­
pheten Muhammad, die als Quelle des islamischen Rechts dienen) empfehlen Gespräche und 
Verhandlungen mit einem Abtrünnigen, um ihn zum Widerruf zu bewegen (USDOS 15.5.2023).
Vor der Machtübernahme durch die Taliban berichteten christliche Vertreter, dass die öffentli­
che Meinung, wie sie in den sozialen Medien und anderswo zum Ausdruck kam, Konvertiten 
zum Christentum und der Idee christlicher Missionierung weiterhin feindselig gegenüberstand. 
Sie berichteten von Druck und Drohungen, vor allem vonseiten der Familie, dem Christen­
tum abzuschwören und zum Islam zurückzukehren. Sie sagten, dass Christen aus Angst vor 
97
103

Go to next pages