2025-09-08-coi-cms-laenderinformationen-pakistan-version-8-9527
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter“
Verluste auf pakistanischer Seite bei Luftangriffen und Schusswechseln an der Grenze durch die indische Armee zusammen im Zeitraum vom 22. April bis 15. Mai anhand pakistanischer Medienberichte mit 62 Zivilisten und 14 Armeeangehörigen an (PIPS 18.5.2025a). Vor diesen Ereignissen hatte sich die Lage an der Grenze zu Indien signifikant verbessert, seitdem beide Länder im Februar 2021 erklärt hatten, das Waffenstillstandsabkommen aus dem Jahr 2003 verstärkt zu respektieren. Im Jahr 2022 fand nur ein Vorfall an der Grenze statt - ohne Opfer oder Schaden (PIPS 24.2.2023), 2023 waren es vier mit acht toten Zivilisten (PIPS 19.1.2024), 2024 einer, wobei die indische Armee einen Zivilisten, der die Grenze unerlaubt überquert haben soll, erschossen hat (PIPS 30.1.2025a) [Sicherheitslage / Kaschmir: Gilgit- Baltistan und Azad Jammu & Kaschmir]. Situation Afghanistan Im Nordwesten Pakistans wurde 2017 mit dem Bau eines Grenzzaunes entlang der 2.611 Kilometer langen Durand-Linie genannten Grenze zu Afghanistan begonnen. Dies sollte den Bewegungen von Militanten und Schmugglern sowie illegalen Grenzübertritten Einhalt gebieten (AP 13.7.2021). Der Bau des Grenzzauns wird allerdings vom nunmehrigen Taliban-Regime in Afghanistan zurückgewiesen, insbesondere aufgrund des Verlaufs an der Durand-Linie, auf deren definitive Grenzsetzung Pakistan aus Sicht der Taliban keinen rechtlichen Anspruch hat (PIPS 4.1.2022; vgl. DAWN 14.1.2022). Im April 2023 berichteten Medien, dass laut pakista nischen Behördenangaben 98 Prozent des Grenzzaunbaus abgeschlossen sind, während die afghanische De-facto-Regierung den Bau weiterhin ablehnt (KP 27.4.2023; vgl. TN 26.4.2023). Es zeigt sich, dass die Taliban eine striktere Reaktion in Bezug auf den Bau des pakistanischen Grenzzauns übernommen haben als die Vorgängerregierung, wobei sich ihr Widerstand gegen den Grenzzaun auch in Gewalt äußerte (PIPS 30.5.2023). So war 2022 der Grenzzaun Hauptgrund für eine Eskalation der Grenzzusammenstöße zwi schen pakistanischen Sicherheitskräften und afghanischen Kämpfern. Verschiedenen Schuss wechseln fielen auch Zivilisten zum Opfer, außerdem führten sie immer wieder auch zur Schlie ßung des Grenzübergangs Chaman (DAWN 14.12.2022). PIPS zählte im Jahr 2022 13 Grenz übergriffe zwischen Afghanistan und Pakistan in den Provinzen Khyber Pakhtunkhwa und Be lutschistan, bei denen 34 Menschen starben (PIPS 24.2.2023). Auch im Jahr 2023 führten im Februar (AJ 25.2.2023; vgl. PIPS 8.3.2023) und im September Schusswechsel zur vorübergehenden Grenzschließung bei Torkham (AN 12.9.2023; vgl. RFE/ RL 12.9.2023). Insgesamt kam es im Jahr 2023 laut der Datenbank von PIPS zu vier Zusammen stößen pakistanischer Sicherheitskräfte oder Zivilisten mit afghanischen Grenzwächtern, wobei zwei Zivilisten getötet wurden, sowie zu drei grenzüberschreitenden Zusammenstößen paki stanischer Sicherheitskräfte mit militanten Gruppen, die drei Tote innerhalb der pakistanischen Armee sowie sechs unter militanten Gruppen forderten (PIPS 19.1.2024). Im Jahr 2024 wurden 25 Grenzübergriffe gemeldet. Davon waren neun Schusswechsel mit afghanischen Sicherheitskräften, 14 Infiltrationsversuche von und Kämpfe mit TTP-Kämpfern 24

und anderen militanten Gruppen sowie zwei Luftangriffe der pakistanischen Luftwaffe in Afgha nistan im März und Dezember. Die Grenzverletzungen kosteten insgesamt 143 Menschenleben, wobei nach pakistanischen Angaben 136 Angehörige terroristischer Gruppen und sieben pa kistanische Sicherheitskräfte getötet worden sein sollen. Die Übergriffe führten im Mai 2024 zur Schließung der Grenzübergänge sowie zu Vertreibungen in einigen Dörfern an der Grenze (PIPS 30.1.2025a). Situation Iran Im Jänner 2024 verursachten territoriale Verletzungen an der Grenze zwischen Iran und Pa kistan eine diplomatische Krise. Iran hatte einen Raketenangriff auf pakistanisches Gebiet in Belutschistan durchgeführt, und als Ziel eine in Iran aktive, separatistische Terrorgruppe genannt. Pakistan, das angibt, es seien dabei zwei Kinder getötet worden, führte seinerseits daraufhin eine Reihe von Militärschlägen gegen proklamiert terroristische Ziele auf iranischem Gebiet durch (Tagesschau 18.1.2024). Diplomatische Bemühungen konnten die Situation deeskalie ren. Im gesamten Jahr kam es nur zu einem weiteren Zwischenfall, bei dem vier pakistanische Schmuggler von iranischen Grenzwächtern getötet wurden (PIPS 30.1.2025a). 2023 verzeichnete PIPS an der Grenze zum Iran einen territorialen Übergriff, bei dem vier Soldaten starben, allerdings durch eine militant-nationalistische Gruppierung (PIPS 19.1.2024). Gesamtzahl sicherheitsrelevanter Gewaltvorfälle Zusammen genommen registrierte PIPS für das Jahr 2024 785 Vorfälle von sicherheitsrelevanter Gewalt mit 1.950 Toten. Das stellt für beides gleichsam einen Anstieg um 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar (PIPS 30.1.2025a). CRSS berichtet zum Vergleich in seiner Auswertung für 2024 von 2.546 Toten in 1.166 Vorfällen sicherheitsrelevanter Gewalt, wobei hier Terroranschläge und Sicherheitsoperationen zusam mengenommen werden. Von den Todesopfern waren demnach 934 Terroristen, 685 Mitglieder der Sicherheitskräfte und 927 Zivilisten (CRSS 31.12.2024). 1524 Toten in 789 Vorfällen si cherheitsrelevanter Gewalt waren es im Jahr 2023. Von den Todesopfern waren demnach 479 Zivilisten, 545 Terroristen und 500 Sicherheitskräfte (CRSS 31.12.2023). Quellen ■ AJ - Al Jazeera (16.8.2023): Mobs burn Christian churches, homes in Pakistan after blasphemy allegations, https://www.aljazeera.com/news/2023/8/16/angry-mobs-burn-christian-churches-in-p akistan-after-blasphemy-allegations , Zugriff 12.10.2023 ■ AJ - Al Jazeera (25.2.2023): Trade resumes as Pakistan, Afghanistan reopen Torkham crossing, https: //www.aljazeera.com/news/2023/2/25/pakistan-afghanistan-reopen-torkham-border-trade-resumes , Zugriff 21.12.2023 ■ AN - Arab News (12.9.2023): Afghan-Pakistan crossing at a standstill a week after gunfight, https: //www.arabnews.com/node/2372091/pakistan, Zugriff 21.12.2023 ■ ANI - Asian News International (20.9.2024): Doctor accused of blasphemy killed in alleged encounter in Pakistan, https://www.aninews.in/news/world/asia/doctor-accused-of-blasphemy-killed-in-alleg ed-encounter-in-pakistan20240920125953/ , Zugriff 27.9.2024 ■ AP - Associated Press (13.7.2021): Shootout in NW Pakistan leaves 2 soldiers, 3 militants dead, https://apnews.com/article/pakistan-ae5585d4039a4a6b2e64ed57d36319f5, Zugriff 21.12.2023 25

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Belutschen und Paschtunen (EB 6.5.2025). Belutschen besiedeln dabei eher den Süden, Pasch tunen den Norden der Provinz (Pakistan Today 7.8.2022). Außerdem findet sich eine signifikante Gemeinschaft der ethnischen Minderheit der Hazara in Belutschistan (EB 15.4.2025). Belutschistan ist zwar die größte Provinz, hat aber die geringste Bevölkerungszahl und -dichte (UNDP 9.11.2023; vgl. PAKBS 18.7.2024). Es nimmt 44 Prozent der Fläche des Landes ein, stellt aber nur um die 5 Prozent der Bevölkerung (UNDP 12.2022). Außerdem weist es - gemeinsam mit den neu eingegliederten Distrikten Khyber Pakhtunkhwas [der ehemaligen FATA] - die mit Abstand höchste Armutsrate Pakistans auf (UNDP 24.7.2023). Die Ausstattung mit Infrastruktur, inklusive Trinkwasserversorgung (Policy Watcher 11.6.2023) und staatlichen Dienstleistungen ist mangelhaft. Dabei ist Belutschistan reich an Bodenschätzen (UNDP 9.11.2023). Die Belut schische Befreiungsarmee - Balochistan Liberation Army, BLA - und andere bewaffnete Gruppen bezichtigen die Regierung einer ungerechten Verteilung der Gewinne aus dem Ressourcenab bau (EUAA 17.12.2024). Verschiedene belutschisch-nationalistische Rebellengruppen verüben Anschläge und konzentrieren sich dabei regional überwiegend auf Belutschistan. Am schlag kräftigsten ist darunter mit Abstand die BLA, gefolgt von der Belutschischen Befreiungsfront - Baloch Liberation Front, BLF (PIPS 30.1.2025a). Als weiterer Auslöser für Konflikte kommt die chinesische Präsenz im Rahmen des China Pa kistan Economic Corridor (CPEC) und der Einsatz des Militärs zu deren Schutz hinzu (AA 21.9.2023; vgl. Chatham 21.3.2025). So verüben bewaffnete belutschische Gruppen auch eine Reihe von gewaltsamen Angriffen auf chinesische Bauprojekte und Arbeiter in der Region (PIPS 30.1.2025a; vgl. PIPS 24.2.2023; SRIL Guardian 7.11.2023). Neben der separatistischen Ge walt ist die Provinz auch mit extremistisch-konfessionell motivierter Gewalt und islamistischen Anschlägen konfrontiert (PIPS 30.1.2025a; vgl. EUAA 17.12.2024). Ein extensives Vorgehen der Sicherheitskräfte hatte die aufständischen Gruppen bis 2020 ge schwächt, wobei allerdings Berichten zufolge auch zu Mitteln wie erzwungenem Verschwinden lassen gegriffen wurde (EASO 10.2021) [vgl. dazu Allgemeine Menschenrechtslage, Folter und unmenschliche Behandlung sowie Belutschen]. Der Abzug der NATO-Truppen aus Afghani stan und der Zusammenbruch der dortigen Regierung 2021 hatten allerdings u. a. zur Folge, dass Terroristen befreit wurden, und vermehrt auch grenzübergreifend Waffen im Umlauf sind. Zunehmend deutlich zeigen sich außerdem Anzeichen für eine Kooperation zwischen der TTP und belutschischen Separatisten (AA 21.9.2023; vgl. PIPS 30.1.2025a). Auch in Belutschistan hat sich die Sicherheitslage in der Folge verschlechtert. Mehr noch, zeigt sich nun auch ein starker Anstieg an jihadistischen Aktivitäten in den paschtunischen Regionen Belutschistans (JF 8.9.2023; vgl. EUAA 17.12.2024). Diese galten bisher als vergleichsweise friedlich (Pakistan Today 7.8.2022). So nehmen die Anschläge islamistisch orientierter Gruppen, allen voran TTP und ISKP, in der Provinz zu. Die TTP ist dabei vor allem in den paschtunischen Regionen aktiv (PIPS 10.1.2024; vgl. PIPS 30.1.2025a). 29

Im nationalen Aktionsplan gegen Terrorismus ist ein Zugehen auf die belutschischen separatis tischen Anführer, um den Konflikt zu beenden, festgehalten. In diese Richtung wurde wenig un ternommen. Statt auf einem effektiven Versöhnungsprozess bleibt der Fokus auf dem Peaceful Balochistan Programme. Dieses sieht finanzielle Unterstützung und Rehabilitation für belut schische Aufständische, die sich ergeben, vor (PIPS 4.1.2022). Auch 2024 (Chatham 3.9.2024) 2023 (PIPS 10.1.2024) und 2022 war kein politisches Zugehen erkennbar, der Fokus lag auf einer militärischen Herangehensweise (PIPS 24.2.2023; vgl. JF 8.9.2023). Gleichzeitig befeuert das Thema „ Verschwindenlassen“ den Konflikt. Die Situation begünstigt die Rekrutierung von Jugendlichen für Terrorgruppen und bringt die moderaten politischen belutschischen Kräfte unter Druck (PIPS 10.1.2024). Eine Entwicklung ist erkennbar, in der bewaffnete Gruppen statt früher in erster Linie von Stammesmitgliedern getragen zu werden, zunehmend Zulauf von der gebil deten Mittelschicht und auch Frauen erhalten, mit Studentinnen als Selbstmordattentäterinnen als eklatant herausstechendes Merkmal im besonders konservativen Belutschistan (Chatham 3.9.2024). Belutschistan bleibt damit einer der großen Unruheherde Pakistans (AA 21.9.2023). Es war im Jahr 2024 ebenso wie in den Jahren davor die nach Khyber Pakhtunkhwa am stärksten von Terroranschlägen betroffene Provinz (PIPS 30.1.2025a; vgl. PIPS 10.1.2024, PIPS 24.2.2023; PIPS 4.1.2022, PIPS 15.6.2021). Außerdem finden sich Teile Belutschistans nicht gänzlich unter staatlicher Kontrolle (AA 21.9.2023). Entwicklungen in den Anschlagszahlen Im Jahr 2024 erfuhr Belutschistan eine signifikante Steigerung der Anschlagszahlen um 84 Prozent. 202 Anschläge haben laut den Erhebungen von PIPS 322 Todesopfer gefordert (PIPS 30.1.2025a). Dabei stellte das Jahr 2023 bereits mit 110 Anschlägen und 229 Todesopfern eine erhebliche Steigerung im Vergleich zu den 79 Anschlägen mit 106 Toten im Jahr 2022 dar (PIPS 10.1.2024). Im Jahresvergleich wurde im Jahr 2022 allerdings ein Rückgang der Anschläge und Opferzahlen verbucht (PIPS 24.2.2023). 2021 wurden insgesamt 81 Anschläge mit 136 Toten verzeichnet (PIPS 4.1.2022). Der starke Anstieg im Jahr 2024 lässt sich auf belutschisch-nationalistische Gruppen und die Weiterentwicklung sowohl ihrer operativen Fähigkeiten als auch Strategien zurückführen. Be sonders die BLA hat sich von der Durchführung kleinerer Anschläge mit minderer Schlagkraft hin zu ausgefeilten Operationen mit hohem Wirkvermögen gewendet. Die Anschläge bzw. ko ordinierten Angriffe der verschiedenen belutschisch-nationalistischen Gruppen verzeichneten eine Steigerung um 119 Prozent auf 171 mit 261 Toten. Hauptsächlich gehen diese auf die BLA zurück, gefolgt von der BLF (PIPS 30.1.2025a). 2023 verübten derartige Gruppen zusammen, ebenfalls hauptsächlich die BLA und daneben die BLF, 78 Anschläge mit 86 Todesopfern (PIPS 10.1.2024); 2022 71 Anschläge mit gleichsam 86 Toten (PIPS 24.2.2023). 30

Besonders verdeutlicht wird die Kapazitätsentwicklung der BLA mit einer koordinierten groß angelegten Terroroperation im August 2024, einem Selbstmordanschlag im November (PIPS 30.1.2025a) sowie einer Zugentführung im März 2025 (Chatham 21.3.2025): • Am 26. August 2024 führte die BLA koordinierte Anschläge zur gleichen Zeit in sieben ver schiedenen Distrikten durch, die auf Sicherheitskräfte, nicht-belutschische - hauptsächliche punjabische - Pakistanis und nationale Infrastruktur wie Eisenbahnbrücken zielten. Da bei wurden u. a. mindestens 23 Punjabis aus verschiedenen Verkehrsmitteln anhand ihrer ID-Karten identifiziert und hingerichtet sowie eine Eisenbahnbrücke gesprengt. Mehrere Dutzende BLA Kämpfer waren involviert (PIPS 30.1.2025a; siehe genauer PIPS 2.9.2024). Insgesamt wurden in der zweitägigen Angriffsserie und der Gegenoffensive laut Medien mindestens 38 Zivilisten, 14 Sicherheitskräfte und 21 Terroristen getötet (DAWN 27.8.2024 vgl. EUAA 17.12.2024, Chatham 3.9.2024). • Im November 2024 kostete ein Selbstmordanschlag der BLA an der Quetta Railway Sta tion 28 Menschenleben, darunter 17 Sicherheitskräfte (PIPS 30.1.2025a; vgl. Chatham 21.3.2025). • Am 11. März 2025 entführte die BLA einen mit um die 400 Passagieren besetzten Zug, der erst nach einer 36-stündigen Operation der Army Special Forces befreit werden konnte (Chatham 21.3.2025). Laut offiziellen Angaben wurden während der Geiselnahme 8 Zivilisten und 18 Sicherheitskräfte und während der Befreiungsoperation 4 Sicherheitskräfte und 33 Terroristen getötet (PIPS 10.4.2025). Die Anschläge islamistisch geprägter Terrorgruppen zeigten dagegen im Jahr 2023 eine signi fikante Steigerung. Ihre Anzahl stieg in der Provinz von sieben im Jahr 2022 auf 29 im Jahr 2023, die Zahl der Todesopfer stieg auf 139 (PIPS 10.1.2024), im Jahr 2022 waren es 17 (PIPS 24.2.2023). Im Jahr 2024 blieb die Anzahl der Anschläge dieser Kategorie an Terrorgruppen mit 30 relativ stabil. Sie forderten 60 Todesopfer (PIPS 30.1.2025a). Von den gesamten 202 Anschlägen des Jahres 2024 zielten mit 91 an der Zahl 45 Prozent auf Sicherheitskräfte. Sie forderten 142 Tote. Mit 34 Anschlägen waren 2024 politische Führungs personen und politisch Tätige zweithäufigstes Ziel, gefolgt von mit den Wahlen in Verbindung stehenden Zielen, wie Versammlungen, Umzüge und Wahllokale mit 17 Anschlägen. An vier ter Stelle zielten 15 Anschläge gegen nicht-belutschische Pakistanis, vor allem Punjabis. Sie forderten allerdings mit 62 Toten, die zweithöchste Opferzahl unter den Anschlagszielen (PIPS 30.1.2025a). Im Jahresvergleich zielten 2023 60 Prozent der 110 Anschläge auf Sicherheitskräfte und Straf verfolgungsbehörden (PIPS 10.1.2024). Aufgeschlüsselt nach ideologischem Hintergrund zielten 75 der 171 Anschläge aller nationalis tisch-belutschischen Gruppierungen auf Sicherheitskräfte. Diese forderten 53 Tote. Das zweit häufigstes Ziel dieser Gruppierungen waren nicht-belutschische Pakistanis. Auf diese wurden von ihnen 15 Anschläge verübt. Die TTP führte 14 Anschläge mit 12 Toten in Belutschistan 31

durch, von diesen richteten sich 12 gegen Sicherheitskräfte und jeweils einer gegen Stammes ältere und politische Führungspersonen. Der ISKP führte mit sechs zwar weniger Anschläge in der Provinz durch als die TTP, doch waren sie mit insgesamt 39 Todesopfern tödlicher. Seine Zielsetzungen waren 2024 auch etwas diverser und beinhalteten Mitglieder der afghanischen Taliban, Hindus und politisch Tätige (PIPS 30.1.2025a). Im Jahr 2023 zielten 42 der 78 Anschläge der nationalistisch-belutschischen Gruppierungen mit 44 Toten auf Sicherheitskräfte. Im Fokus der Anschläge dieser Gruppierungen standen daneben auch in diesem Jahr nicht-belutschische Arbeiter und Siedler, mutmaßliche Spione, Staatsdiener und -einrichtungen. Die Anschläge der TTP zielten in Belutschistan ausschließlich auf Sicherheitskräfte, während ISKP verschiedene Zielsetzungen verfolgte, u. a. auch politi sche und religiöse Versammlungen. Die Anschläge des ISKP erwiesen sich 2023 dabei als die tödlichsten in der Provinz (PIPS 10.1.2024). So geht ein Großanschlag des Jahres 2023, bei dem 63 Menschen bei muslimischen Feierlichkeiten zu Ehren Mohammeds Geburtstag in Mastung Belutschistan starben, auf den ISKP zurück (PIPS 10.1.2024; vgl. PIPS 4.10.2023, AJ 29.9.2023). Im Hinblick auf die regionale Ausbreitung waren 2024 26 Distrikte von Anschlägen betroffen, am stärksten die Provinzhauptstadt Quetta mit 37 Anschlägen und 43 Toten, gefolgt von Kech mit 20 Toten bei 26 Anschlägen (PIPS 30.1.2025a). Auch 2023 waren insgesamt 26 Distrikte von Anschlägen betroffen und auch hier ebenfalls am stärksten Quetta mit 23 Toten bei 23 Anschlägen, gefolgt von Kech mit 20 Toten bei 12 Anschlägen und Mastung mit 69 Toten bei neun Anschlägen (PIPS 10.1.2024). 2022 waren 22 Distrikte von Anschlägen betroffen, Quetta wies dabei als am stärksten betroffe ner Distrikt 16 Anschläge auf (PIPS 24.2.2023). CRSS, als Vergleich herangezogen, berichtet für 2023 in der vertieften Auswertung von zusam mengenommen 161 Vorfällen terroristischer oder aufständischer Gewalt in Belutschistan mit 292 Toten (CRSS 19.2.2024). Im Jahr 2022 registrierte es 82 Anschläge mit 130 Todesopfern (CRSS 2.8.2023). Das Home and Tribal Affairs Department der Provinzregierung registriert die Angriffe auf Lager der Armee und des Frontier Corps. Die Medien sind für zuverlässige Zahlen sowohl zu Angriffen auf diese sowie Verlusten unter diesen ebenso wie zur Durchführung von Sicherheitsoperationen auf das belutschische Innenministerium angewiesen. Doch werden diese Zahlen nicht geteilt. Zuverlässige Informationen, wie hoch die tatsächlichen Verluste unter den Sicherheitskräften sind, sind somit für Belutschistan nicht vorhanden [Anm.: Zur Einschränkung der Medienbericht erstattung in Teilen Belutschistans siehe Kap. Meinungs- und Pressefreiheit] (PIPS 24.2.2023). Eine unabhängige Verifizierung der Intensität und Opferzahl von Anschlägen gestaltet sich schwierig (JF 8.9.2023). Anschläge auf Minderheiten Für das Jahr 2024 wurden zwei gegen religiöse Minderheiten gerichtete Anschläge in Belut schistan verzeichnet. Im Februar fiel ein Hindu einem gezielten Anschlag des ISKP zum Opfer, 32

ein weiterer wurde dabei verletzt (PIPS 6.3.2024). Im März starb ein schiitischer Hazara bei ei nem konfessionell-extremistisch motivierten Anschlag in Hazara Town in der Provinzhauptstadt Quetta (PIPS 15.4.2024). Im Jahr 2023 wurden im August bei zwei Anschlägen mit Schusswaffen in Quetta insgesamt drei Mitglieder der Sicherheitskräfte, die der schiitischen Minderheit der Hazara angehörten, getötet (PIPS 6.9.2023; vgl. PIPS 17.12.2023). Auch ein versuchter Anschlag auf den stellvertretenden Assistant Commissioner von Mastung mit einem Todesopfer dürfte laut PIPS gegen Schiiten gerichtet gewesen sein (PIPS 10.1.2024). Im Jahr 2022 kostete ein Anschlag des ISKP auf die christliche Gemeinde in Mastung zwei Menschenleben. Ein weiterer Anschlag des Jahres war möglicherweise konfessionell-extremis tisch gegen Hazara gerichtet. Dabei wurden drei Menschen getötet, darunter ein Hazara und ein Polizist (PIPS 24.2.2023). Die schiitische Hazara-Gemeinde in Belutschistan war jahrelang in besonderem Maße Opfer anti-schiitischer Anschläge. Bei dem letzten größeren gegen Hazara gerichteten Anschlag im Jänner 2021 wurden 11 Minenarbeiter durch den ISKP getötet. In der Summe liegt das Gewalt- Niveau gegen Hazara heute jedoch deutlich niedriger als vor 2015 [siehe dazu Kap. Hazara] (AA 21.10.2024). Massenproteste Seit 2021 ist Belutschistan verstärkt Schauplatz massiver Proteste. Diese thematisieren u. a. das Verschwindenlassen, Opfer von Operationen der Sicherheitskräfte, chinesische Bauprojek te im Rahmen des CPEC sowie auch verschiedene gravierende Probleme in der Infrastruktur. Dabei kommt es auch zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten und Demons trantinnen (HRCP 2022; vgl. verschiedene Berichte zu Massenprotesten DIP 7.1.2023, SRIL Guardian 7.11.2023, Crisis 24 16.3.2023, PIPS 30.1.2025a). Ab November 2023 formierte sich eine Massenprotestbewegung namens Baloch Yekjehti Committee gegen das Vorgehen der Si cherheitskräfte im Namen der Terrorbekämpfung. Sie wird in erster Linie von Frauen angeführt, die das Verschwindenlassen ihrer männlichen Familienmitglieder beklagen (DIP 19.12.2023; vgl.VOA 20.12.2023). Nachdem ihr Protestmarsch von Kech nach Islamabad dort von der Polizei niedergeschlagen worden war (BBC 21.12.2023), kam es Ende Dezember 2023 zu breiten Pro testen, Straßenblockaden und Streiks quer durch die belutschische Provinz (DAWN 24.12.2023). Diese neue durch Frauen getragene Bewegung rückte die Forderungen in die breite pakistani sche Öffentlichkeit und erringt Sympathie (DIP 28.9.2024). Im Sommer 2024 mobilisierte die Bewegung wieder breite Massenproteste mit denselben The men (DW 14.8.2024; vgl. AI 30.7.2024). Die Sicherheitskräfte sperrten Straßen und Kommu nikationsverbindungen in verschiedenen Distrikten der Provinz. Im Juli 2024 wurden zunächst 14 Personen bei Schüssen durch Sicherheitskräfte verletzt und am Tag darauf drei getötet (AI 30.7.2024). Auch 2025 halten Proteste und Auseinandersetzungen an. Es kommt verstärkt zu Verhaftungen der Führungspersonen (AI 28.3.2025; vgl. VONO 14.4.2025ANI 10.4.2025). Quellen 33
