Sehr geehrter Herr Broukal,
danke für Ihre Nachricht.
Grundsätzlich liegen die meisten Daten der amtlichen Statistik, und insbesondere die Bevölkerungsstatistik, im Verantwortungsbereich der Statistik Austria (siehe Art. 10 Abs. 1 Z 13 B-VG). Die Landesstatistik Wien führt auf Anfrage von Politik, Medien, Wissenschaft und Öffentlichkeit Auswertungen aus den Datensätzen durch, die uns von der Bundesanstalt zur Verfügung gestellt werden.
Im Anhang finden Sie eine Auswertung des durchschnittlichen Sterbealters sowie die Lebenserwartung bei Geburt im Jahr 2024 nach Geschlecht und Wohnbezirk. Weitere Daten zur Lebenserwartung finden Sie auf der Website der Statistik Austria:
https://www.statistik.at/statistiken/be…
Wir möchten darauf hinweisen, dass das durchschnittliche Sterbealter als Indikator für die meisten Forschungsfragen und Analysen ungeeignet ist, da es zu stark vom Kontext, d. h. von der zugrundeliegenden Bevölkerung, verzerrt wird. Bei kleinräumigen Analysen wie den Wiener Gemeindebezirken verstärkt sich dieses Problem. Ein Extrembeispiel: In Bezirk A wohnen nur 40-Jährige und im gleichgroßen Bezirk B nur 80-Jährige. In Bezirk A stirbt im Jahr X ein 40-Jähriger, in Bezirk B sterben 20 80-Jährige. Durchschnittliches Sterbealter: Bezirk A 40 Jahre, Bezirk B 80 Jahre. Aus dem Vergleich der beiden Zahlen lassen sich keinerlei brauchbare Schlussfolgerungen über die Mortalität in den beiden Bezirken ziehen.
Der Indikator „Lebenserwartung bei Geburt“, den wir ebenfalls mitgeliefert haben, ist robuster gegenüber der beschriebenen Kontextverzerrung, muss aber bei Kleinräumigkeit ebenfalls mit Vorbehalten interpretiert werden. Insbesondere das Schließen auf direkte, ursächliche Zusammenhänge zwischen Wohnbezirk und individueller Lebenserwartung ist aufgrund der Daten nicht zulässig.
Wir haben die Problematik in unserem Blog genauer ausgeführt:
https://wien1x1.at/lebenserwartung-ster…
Bei weiteren Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen