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Familien, was häufig zu einer weiteren Bestrafung durch die Familie oder die Gemeinschaft 
führt, gibt es für die in den Frauenhäusern untergebrachten Frauen nur wenige Alternativen 
(USDOS 20.3.2023).
Quellen
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19.1.3 Zwangsehen, Kinderehen, temporäre Ehen, Blutgeld-Ehe (Fasliya)
Letzte Änderung 2023-10-09 14:57
Das gesetzliche Mindestalter für eine Eheschließung beträgt 18 Jahre. Eine Heirat ist aber 
auch schon mit Vollendung des 15. Lebensjahrs möglich, mit elterlicher Erlaubnis (USDOS 
20.3.2023; vgl. FH 24.2.2022, DFAT 16.1.2023, S.31) und richterlicher Genehmigung (DFAT 
16.1.2023, S.31). Berichten zufolge unternimmt die Regierung jedoch wenig Anstrengungen, um 
dieses Gesetz durchzusetzen. Traditionelle Zwangsverheiratungen von Mädchen, Kinderehen 
und sogenannte Ehen auf Zeit (zawaj al-mut‘a) finden im ganzen Land statt (USDOS 20.3.2023). 
Zwangs-Kinderehen werden als passive Bewältigungsmechanismen für vertriebene, in Armut 
lebende Familien mit nachteiligen Lebensumständen eingesetzt (EMHRM 6.2021, S.40). Das 
Gesetz stellt Zwangsverheiratungen unter Strafe, macht aber vollzogene Zwangsverheiratungen 
nicht automatisch ungültig (USDOS 20.3.2023).
Zwangs- und Kinderehen sind weit verbreitet, insbesondere im Zusammenhang mit Vertreibung 
und Armut (HRW 12.1.2023). Traditionelle Formen von arrangierten, frühen und erzwungenen 
Ehen sind besonders unter der überwiegend ungebildeten, ländlichen und der Stammesbe­
völkerung vertreten (UKHO 3.2021, S.15). Laut UNICEF werden etwa 18,4 % der Frauen als 
Mädchen vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet (AA 28.10.2022, S. 12). Andere Quellen berichten, 
dass über ein Viertel der Frauen im Alter von 20 bis 24 Jahren bereits im Alter von 18 Jahren 
verheiratet war (HRW 12.1.2023).
Auch Ehen auf Zeit oder sogenannte Vergnügungs-Ehen sind ein Problem im Irak (STC 
25.6.2021, S.14). Zeitehen werden jedoch nur in der schiitischen Tradition rechtlich anerkannt 
(MPG o.D.). Dabei werden junge Mädchen und Frauen für kurze Zeit mit älteren Männern 
verheiratet (STC 25.6.2021, S.14; vgl. DFAT 16.1.2023, S.31). Nach Ablauf der bei der Ehe­
schließung vereinbarten Zeit läuft die Ehe aus, ohne, dass eine Scheidung für die Trennung 
der Ehepartner notwendig ist. Die Rechtswirkung einer Zeitehe beginnt mit dem Vollzug. Kinder, 
die aus einer Zeitehe entsprungen sind, gelten als ehelich (MPG o.D.).
Die irakischen Gerichte folgen den sunnitischen Rechtsschulen, welche diese Praxis ablehnen, 
und erkennen Zeitehen nicht an (MPG o.D.).
Zwangsehen und Ehen auf Zeit werden benutzt, um Frauen und Mädchen innerhalb des 
Irak zum Zweck der sexuellen Ausbeutung zu verkaufen (OHCHR 11.11.2019; vgl. USDOS 
20.3.2023, DFAT 16.1.2023, S.31). Dabei zahlt ein Mann der Familie der Betroffenen eine Mitgift 
für die Erlaubnis, sie für einen bestimmten Zeitraum zu heiraten. Besonders junge Frauen, die 
durch den Konflikt mit dem Islamischen Staat (IS) verwitwet oder verwaist sind, werden für diese 
Art der Ausbeutung als anfällig angesehen (USDOS 30.3.2021; vgl. DFAT 16.1.2023, S.31). 
Viele Frauen und Mädchen sind durch Flucht und Verfolgung besonders gefährdet. NGOs be­
richten über Zwangsprostitution irakischer Mädchen und Frauen im Land und in der Nahost- und 
Golfregion (AA 28.10.2022, S.13). Es gibt vermehrt Berichte, dass Mädchen in Flüchtlingslagern 
zur Heirat gezwungen werden. Dies geschieht entweder, um ihnen ein vermeintlich besseres 
Leben zu ermöglichen, oder um ihre Familien finanziell zu unterstützen. Häufig werden die 
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Ehen nach kurzer Zeit wieder annulliert, mit verheerenden Folgen für die betroffenen Mädchen 
(AA 22.1.2021, S.14).
Fasliya bezeichnet eine traditionelle Stammespraxis zur Schlichtung von Konflikten, bei der 
Frauen eines Stammes mit Männern eines verfeindeten Stammes als Entschädigung für Mord 
bzw. für die Verletzung von Mitgliedern des anderen Stammes verheiratet werden (USDOS 
20.3.2023; vgl. Musawah 11.2019, S.4, DFAT 16.1.2023, S.31). Dies geschieht ohne die Zu­
stimmung der betreffenden Frauen (Musawah 11.2019, S.4). Ende der 1950er Jahre wurde die 
Blutgeld-Ehe gesetzlich verboten (AlMon 18.6.2015). Es kommt jedoch nach wie vor zu Blut­
geld-Ehen zur Beilegung von Stammeskonflikten (UKHO 3.2021, S.28; vgl. USDOS 20.3.2023). 
Diese Tradition wird besonders in Gebieten fortgesetzt, in denen der Einfluss der Stämme größer 
als der staatlicher Institutionen ist (USDOS 20.3.2023), besonders in den südirakischen Gou­
vernements (DFAT 16.1.2023, S.31). Großayatollah as-Sistani fordert ein Ende dieser Praxis 
(USDOS 20.3.2023).
Im Jahr 2011 hat das kurdische Regionalparlament mit Gesetz Nr. 8 einen Rechtsakt zur Be­
kämpfung von häuslicher Gewalt erlassen, der auch Zwangs-, die Kinder- und Blutgeld-Ehen 
unter Strafe stellt (KPI 21.6.2011, S.1; vgl. AA 28.10.2022, S.12). Das gesetzliche Mindestalter 
für eine Eheschließung mit elterlicher Erlaubnis beträgt in der Kurdistan Region Irak (KRI) 16 
Jahre, ohne Erlaubnis 18 Jahre (USDOS 20.3.2023). Die gesetzlichen Regelungen werden in 
der Praxis allerdings nicht durchgängig umgesetzt (AA 28.10.2022, S.12).
Nach Angaben des Hohen Rates für Frauenangelegenheiten der Kurdischen Regionalregierung 
(KRG) tragen Flüchtlinge und Binnenvertriebene (IDPs) in der KRI zu einer zunehmenden Zahl 
an Kinderehen und Polygamie bei (USDOS 20.3.2023). Das Gesetz der KRG stellt Zwangsheirat 
unter Strafe und setzt vollzogene Zwangsehen aus, macht sie aber nicht automatisch ungültig 
(USDOS 20.3.2023). Der kurdische Hohe Rat für Frauenangelegenheiten hat mit Unterstützung 
von UNFPA einen Plan zur Verringerung der Kinderheirat entwickelt, der sich auf Aufklärung 
konzentriert (STC 25.6.2021, S.14).
Quellen
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19.1.4 Ehrenverbrechen an Frauen
Letzte Änderung 2023-10-09 15:03
Als Ehrenverbrechen werden Vorfälle wie Gewalt, Gewaltandrohung, Einschüchterung, Nöti­
gung oder Missbrauch (einschließlich psychologischem, körperlichem, sexuellem, finanziellem 
oder emotionalem Missbrauch) bezeichnet, die zum Schutz oder zur Verteidigung der Ehre einer 
Einzelperson, einer Familie und/oder einer Gemeinschaft begangen werden, wegen angeblicher 
oder vermeintlicher Verstöße gegen den Verhaltenskodex der Familie und/oder der Gemein­
schaft (CPS 9.2019), bzw. weil „ Schande“ über die Familie oder den Stamm gebracht wurde. 
Ehrenverbrechen werden oft in Form von Mord begangen, obwohl sie auch andere Arten der 
Gewalt umfassen können, wie z. B. körperliche Misshandlung, Einsperren, Einschränkung der 
Bewegungsfreiheit, Entzug von Bildung, Zwangsverheiratung, erzwungener Selbstmord und 
öffentliche Schändung bzw. „ Entehrung“ (MRG 11.2015, S.26). Die Familien- und die individu­
elle Ehre wird ausschließlich von Männern gehalten und kann verloren oder wiedergewonnen 
werden. Frauen dagegen können nur eine Quelle der Familien- oder individuellen „ Schande“
sein, und können nicht aktiv Ehre in ihre Familie oder ihren Stamm bringen (TCF 7.11.2019).
Ehrendelikte werden überwiegend von männlichen Familienmitgliedern gegen weibliche Fami­
lienmitglieder verübt, obwohl gelegentlich auch Männer Opfer solcher Gewalt werden können. 
Ehrenverbrechen werden meist begangen, nachdem eine Frau eines der folgenden Dinge getan 
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hat bzw. dessen verdächtigt wird: Freundschaft oder voreheliche Beziehung mit einem Mann; 
Weigerung, einen von der Familie ausgewählten Mann zu heiraten; Heirat gegen den Willen der 
Familie; Ehebruch; Opfer einer Vergewaltigung oder Entführung geworden zu sein. Solche Ver­
letzungen der Ehre werden als unverzeihlich angesehen. In den meisten Fällen wird die Tötung 
der Frau, manchmal auch die des Mannes, als der einzige Weg gesehen, die Ehrverletzung zu 
sühnen (MRG 11.2015, S.26).
Ehrenmorde bleiben weiterhin ein Problem und kommen in allen Landesteilen vor (USDOS 
20.3.2023; vgl. AA 28.10.2022, S.12, DFAT 16.1.2023, S.30), ohne Beschränkung auf bestimm­
te ethnische oder religiöse Gruppen (EUAA 6.2022, S.110). Das Ausmaß der Ehrenmorde ist 
aufgrund einer hohen Dunkelziffer nicht bekannt (UKHO 3.2021, S.6). Die Mehrheit der Opfer 
sind jedoch Frauen (DFAT 16.1.2023, S.30). UNAMI berichtete 2018, dass jedes Jahr mehrere 
hundert Frauen durch Ehrenmorde sterben. Einige Familien sollen Ehrenmorde so arrangiert 
haben, dass sie wie Selbstmord aussehen (UKHO 3.2021, S.18; vgl. USDOS 20.3.2023, DFAT 
16.1.2023, S.30). Obwohl einige Gemeinschaften Dekrete erlassen und Schritte unternommen 
haben, um Frauen von der vermeintlichen Schuld freizusprechen, die mit ihrer sexuellen Aus­
beutung durch Kämpfer des Islamischen Staats (IS) verbunden ist, bleiben Ehrenmorde ein 
Risiko (USDOS 20.3.2023).
Das Strafgesetzbuch des Irak sieht für Gewalttaten aus „ ehrenhaften Motiven“, inklusive Ehren­
morde, milde, reduzierte Strafen vor (FH 24.2.2022; vgl. HRW 12.1.2023, STC 25.6.2021, S.14, 
AA 28.10.2022, S.12, AI 3.2.2023). In Fällen von Gewalt gegen Frauen erlaubt das irakische 
Recht zudem den Grund der „ Ehre“ als rechtmäßige Verteidigung. Wenn ein Mann des Mordes 
an einer Frau angeklagt wird, die er getötet haben soll, weil sie des Ehebruchs verdächtigt wor­
den war, begrenzt das Gesetz seine mögliche Strafe auf maximal drei Jahre Gefängnis (USDOS 
20.3.2023; vgl. DFAT 16.1.2023, S.30). Strafen für Ehrenverbrechen sind selten (FH 24.2.2022; 
vgl. EASO 1.2021, S.81).
In der Kurdistan Region Irak (KRI) wurdenEhrenmorde durch eine Abänderung des irakischen 
Strafrechts im Jahr 2015 anderen Morden strafrechtlich gleichgestellt. In einigen gesellschaftli­
chen Gruppen gilt der „ Ehrenmord“ aber immer noch als rechtfertigbar (AA 28.10.2022, S.12). 
Offizielle Daten der Kurdischen Regionalregierung (KRG) nennen in der KRI 50 Ehrenmorde im 
Jahr 2017, 46 im Jahr 2018 und 120 im Jahr 2019 (BS 23.2.2022, S.14). Die Generaldirektion 
für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen des Innenministeriums der KRG hat für das erste 
Halbjahr 2022 22 Fälle von Ehrenmord bestätigt (USDOS 20.3.2023). Im übrigen Irak werden 
Tötungen in der Familie von den Behörden nur unzureichend gemeldet, weshalb es keine ge­
nauen Daten über geschlechtsspezifische Gewalt gibt. Beobachter gehen jedoch davon aus, 
dass die Situation für Frauen im föderalen Irak schlechter ist als in der KRI (BS 23.2.2022, S.14).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (28.10.2022): Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und 
abschiebungsrelevante Lage in der Republik Irak (Stand: Oktober 2022), https://www.ecoi.net/e
n/file/local/2082728/Auswärtiges_Amt,_Bericht_über_die_asyl-_und_abschiebungsrelevante_
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19.1.5 Genitalverstümmelung (FGM – Female Genital Mutilation)
Letzte Änderung 2023-10-09 15:04
In Teilen des Nordirak kommt es immer noch zu Genitalverstümmelungen bei Frauen (FGM) 
(AA 28.10.2022, S.13). Sie ist in der Kurdistan Region Irak (KRI) weit verbreitet (BS 23.2.2022, 
S.15), wo sie insbesondere in den ländlichen Gebieten von Erbil und Sulaymaniyah vorkommt 
(USDOS 12.4.2022; vgl. DFAT 16.1.2023, S.31). Im föderalen Irak ist FGM nicht üblich (US­
DOS 20.3.2023; vgl. BS 23.2.2022, S.15), ist aber insbesondere im ländlichen Kirkuk (USDOS 
12.4.2022; vgl. DFAT 16.1.2023, S.31), in der arabischen und turkmenischen Bevölkerung prä­
sent, wenn auch in geringerem Ausmaß (AA 28.10.2022, S.13).
Seit 2011 stellt ein Gesetz in der KRI die FGM unter Strafe (AA 28.10.2022, S.13; vgl. UKHO 
3.2021, S.14, KPI 21.6.2011, S1-2, DFAT 16.1.2023, S.31). Mutmaßlich als Folge dieses Ver­
bots ist FGM in der KRI zurückgegangen (USDOS 20.3.2023). Im föderalen Irak gibt es bisher 
keine staatlichen Anstrengungen zur Bekämpfung von FGM (AA 28.10.2022, S.13; vgl. DFAT 
16.1.2023, S.31).
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Das Thema der FGM von Mädchen und Frauen im Irak war lange Zeit ein Tabu, über das kaum 
gesprochen wurde (UKHO 2.2020, S.10; vgl. MRG 11.2015, S.31). Erst als durch Studien die 
alarmierend hohe FGM-Rate im kurdischen Norden aufgezeigt wurde, hat sich dies geändert 
(MRG 11.2015, S.31).
Eine Umfrage aus dem Jahr 2016 ergab, dass fast 45 % der befragten Frauen in der KRI 
FGM ausgesetzt waren, (DFAT 17.8.2020, S.45). Einer Untersuchung aus 2018 zufolge wurden 
etwa 7,4 % der irakischen Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren einer FGM unterzogen. In 
der KRI waren es 37,5 %, im Zentral- und Südirak hingegen nur 0,4 %. Bei Mädchen im Alter 
von 0 bis 14 Jahren ist der Prozentsatz mittlerweile auf 1 % gesunken, bzw. auf 3 % in der KRI 
(UNICEF 6.12.2018, S.53). In Erbil waren 2018 etwa 50,1 % der Frauen vom FGM betroffen, 
in Sulaymaniyah waren es 45,1 %. In Dohuk hingegen nur etwa 3,1 % (BMCWH 1.4.2021). Auch 
unter Binnenvertriebenen (IDPs) wird FGM noch praktiziert (DFAT 17.8.2020, S.45). Allerdings 
geht die FGM-Rate kontinuierlich zurück (USDOS 20.3.2023; vgl. BMCWH 1.4.2021).
Die UNO arbeitet mit Regierungsinstitutionen und lokalen NGOs zusammen, um FGM durch Sen­
sibilisierungskampagnen zu verhindern (UNICEF 6.2.2019).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (28.10.2022): Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und 
abschiebungsrelevante Lage in der Republik Irak (Stand: Oktober 2022), https://www.ecoi.net/e
n/file/local/2082728/Auswärtiges_Amt,_Bericht_über_die_asyl-_und_abschiebungsrelevante_
Lage_in_der_Republik_Irak_(Stand_Oktober_2022),_28.10.2022.pdf , Zugriff 23.3.2023 [Login 
erforderlich]
■ BMCWH - BMC Women’s Health (1.4.2021): Changes in the prevalence and trends of female genital 
mutilation in Iraqi Kurdistan Region between 2011 and 2018, https://bmcwomenshealth.biomedcent
ral.com/articles/10.1186/s12905-021-01282-9 , Zugriff 17.8.2023
■ BS - Bertelsmann Stiftung (23.2.2022): BTI 2022 Country Report Iraq, https://www.ecoi.net/en/file/l
ocal/2069660/country_report_2022_IRQ.pdf, Zugriff 11.7.2023
■ DFAT - Department of Foreign Affairs and Trade [Australien] (16.1.2023): DFAT Country Information 
Report Iraq, https://www.ecoi.net/en/file/local/2085737/country-information-report-iraq.pdf , Zugriff 
2.2.2023
■ DFAT - Department of Foreign Affairs and Trade [Australien] (17.8.2020): DFAT Country Information 
Report Iraq, https://www.ecoi.net/en/file/local/2036511/country-information-report-iraq.pdf , Zugriff 
20.6.2023
■ KPI - Kurdistan Parliament - Iraq [Irak] (21.6.2011): Act No. 8 from 2011, The Act of Combating 
Domestic Violence in Kurdistan Region-Iraq, http://www.ekrg.org/files/pdf/combat_domestic_viole
nce_english.pdf, Zugriff 17.8.2023
■ MRG - Minority Rights Group (11.2015): The Lost Women of Iraq: Family-based violence during 
armed conflict, https://minorityrights.org/wp-content/uploads/2015/11/MRG-report-A4_OCTOBE
R-2015_WEB.pdf, Zugriff 17.8.2023
■ UKHO - United Kingdom Home Office [United Kingdom] (3.2021): Country Policy and Information 
Note Iraq: ‘Honour’ crimes, https://www.ecoi.net/en/file/local/2048206/Iraq_-_Honour_Crimes_-_
CPIN_-_v2.0_-_March_2021_-_EXT.pdf , Zugriff 17.8.2023
■ UKHO - United Kingdom Home Office [United Kingdom] (2.2020): Country Policy and Information 
Note Iraq: Blood feuds, https://www.ecoi.net/en/file/local/2025236/Iraq_-_Blood_Feuds_-_CPIN_v
2.0_-_Feb_2020_-_EXT__004_.pdf, Zugriff 16.8.2023
■ UNICEF - United Nations International Children’s Emergency Fund (6.2.2019): Protecting Girls in 
Iraq from Female Genital Mutilation, https://www.unicef.org/iraq/press-releases/protecting-girls-ira
q-female-genital-mutilation , Zugriff 17.8.2023
214
220

■ UNICEF - United Nations International Children’s Emergency Fund (6.12.2018): 2018 Muliple Indic­
ator Cluster Survey (MICS6) Briefing, https://www.unicef.org/iraq/media/481/file/MICS6.pdf, Zugriff 
1.4.2021
■ USDOS - United States Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human 
Rights Practices: Iraq, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089064.html, Zugriff 11.7.2023
■ USDOS - United States Department of State [USA] (12.4.2022): 2021 Country Report on Human 
Rights Practices: Iraq, https://www.ecoi.net/de/dokument/2071125.html, Zugriff 24.8.2023
19.1.6 Weibliche Familienoberhäupter: Witwen, Geschiedene, alleinstehende Frauen
Letzte Änderung 2023-10-09 15:10
Etwa 10 % aller irakischen Haushalte werden von einem weiblichen Haushaltsvorstand geführt 
(DFAT 16.1.2023, S.29; vgl. REACH 2.6.2021, S.1). Es handelt sich dabei um Witwen, Geschie­
dene und Frauen, die kranke oder behinderte Ehepartner betreuen. Diese Frauen sind in hohem 
Maße von Armut, Ernährungsunsicherheit, Vertreibung, Zwangsräumung sowie sexueller Be­
lästigung und Missbrauch bedroht. Alleinerziehende Mütter und Frauen, die allein leben, werden 
stigmatisiert (DFAT 16.1.2023, S.29-30).
Einer Studie von IOM zufolge, bei der von Ende 2019 bis Anfang 2020 ca. 4.000 Haushalte 
befragt wurden, die 2014/2015 vertrieben wurden, bleiben Haushalte mit weiblichem Haushalts­
vorstand länger binnenvertrieben (IDPs) als Haushalte mit einem männlichen Haushaltsvorstand. 
Bei der Untersuchung waren fünf Jahre nach der ursprünglichen Vertreibung rund 70 % der 
weiblich geführten Haushalte nach wie vor IDPs (bei den männlich geführten Haushalten nur 
62 %). (IOM 23.9.2020, S.5). Weiblich geführte Haushalte haben nicht unbedingt Zugang zu Fi­
nanzanlagen, Sozialleistungen oder dem öffentlichen Verteilungssystem (PDS) (FIS 22.5.2018, 
S.38). Laut der genannten Studie von IOM erhalten nur etwa 10 % der weiblich geführten 
IDP-Haushalte Unterstützung, bei männlich geführten IDP-Haushalten waren es nur 7 % (IOM 
23.9.2020, S.5). Viele sind auf Unterstützung durch ihre Familien (FIS 22.5.2018, S.38; vgl. IOM 
23.9.2020, S.5), Behörden und NGOs angewiesen (FIS 22.5.2018, S.38). Soziale Netzwerke, 
Familie, Nachbarn und Freunde sind für das Wohlergehen und Überleben entscheidend (IOM 
23.9.2020, S.5). Bei fast 70% der untersuchten Haushalte handelt es sich um Witwen. Wenn 
der Tod des Ehemannes dokumentiert ist, kann die Familie die staatliche Sozialhilfe für Witwen 
und Waisen sowie, wenn dieser eine staatliche Stelle innehatte, die Rente des Ehemannes in 
Anspruch nehmen. Frauen mit niedrigem Bildungsniveau und funktionale Analphabeten (41 % 
der untersuchten Haushalte mit weiblichem Haushaltsvorstand) finden es eine Herausforderung, 
sich in bürokratischen Systemen zurechtzufinden, insbesondere im Fall von Vertreibung (IOM 
23.9.2020, S.17).
Es gibt unterschiedliche Angaben über den Anteil der berufstätigen weiblichen Haushaltsvor­
stände: Einer Quelle zufolge sind nur 2 %der weiblichen Haushaltsvorstände erwerbstätig und 
haben ein festes Gehalt, während weitere 6 %informell arbeiten und kein regelmäßiges Ein­
kommen haben (DFAT 17.8.2020, S.45). Der bereits genannten IOM-Studie zufolge, bei der 
2014/2015 vertriebene Haushalte nach fünf Jahren befragt wurden, sind etwa 13,5 % der weib­
lichen Haushaltsvorstände berufstätig. Rund 12,8 % haben sich aus dem Berufsleben zurück­
gezogen. 67,7 % sind als Hausfrauen tätig. 1,4 % sind auf Arbeitssuche, weitere 4,6 % sind aus 
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diversen Gründen nicht berufstätig (Arbeitsunfähigkeit aufgrund einer Krankheit, Studenten und 
Arbeitslose, die nicht auf Arbeitssuche sind) (IOM 23.9.2020, S.8).
Um ihre Grundbedürfnisse decken zu können, reduzieren viele IDP-Haushalte laut der erwähn­
ten Studie Lebensmittel und andere Ausgaben. Außerdem leihen sie Geld von Familie und 
Freunden. Fast 70 % der weiblichen Haushaltsvorstände geben an, für ihre Grundbedürfnisse 
sorgen zu können, wenn sie bei den Lebensmitteln und anderen Ausgaben Abstriche machen 
(IOM 23.9.2020, S.10).
Alleinstehende Frauen und Witwen haben oft Schwierigkeiten, ihre Kinder registrieren zu lassen, 
was dazu führt, dass den Kindern staatliche Leistungen, wie Bildung, Lebensmittelbeihilfen und 
der Zugang zum Gesundheitswesen verweigert werden, obwohl die Behörden in den meisten 
Fällen Geburtsurkunden nach der Registrierung der Geburt durch die Ministerien für Gesund­
heit und Inneres ausgestellt haben. Diese Registrierung ist Berichten zufolge ein langwieriger 
und bisweilen komplizierter Prozess (USDOS 20.3.2023).
Berichten zufolge kam es zu Vorfällen, dass Frauen von Arbeitgebern durch Zwangsehen und 
die Androhung von Scheidungen zu unfreiwilliger Hausarbeit gezwungen wurden. Frauen, die 
aus solchen Ehen fliehen oder, deren Ehemänner sich von ihnen scheiden lassen, sind sozialer 
Stigmatisierung und einer erhöhten Anfälligkeit für neuerliche prekäre Arbeitssituationen, wie 
Zwangsarbeit ausgesetzt. Binnenvertriebene Frauen, alleinstehende Frauen und Witwen sind 
besonders anfällig für wirtschaftliche Ausbeutung und diskriminierende Arbeitsbedingungen 
(USDOS 20.3.2023).
Das Personenstandsgesetz Nr. 188 aus dem Jahr 1959 bevorzugt Männer gegenüber Frauen 
(Jum 2.12.2022). Männer können sich aus nichtigen Gründen von ihren Ehefrauen scheiden 
lassen, während Frauen nach den Artikeln 40, 41 und 42 nur aus bestimmten Gründen Schei­
dungsverfahren einleiten können, wie z. B. die Inhaftierung des Mannes für mehr als drei Jah­
re (HRW 25.2.2018; vgl. Jum 2.12.2022), oder wenn ihr Mann sie verlassen hat (Jum 2.12.2022), 
nämlich für eine Dauer von über zwei Jahren, oder wenn der Ehemann für vier oder mehr Jahre 
als vermisst gilt (HRW 25.2.2018).
Im Jahr 2021 wurden mehr als 73.000 Scheidungen von den Gerichten ausgesprochen, was in 
etwa der Zahl des Jahres 2018 entspricht. Es ist ein Anstieg gegenüber einem Durchschnitt von 
knapp 51.700 pro Jahr im Zeitraum von 2004 bis 2014, als eine von fünf Ehen in einer Scheidung 
endete. Als Scheidungsgründe werden z.B. Zusammenleben mit der Familie des Ehepartners 
und damit einhergehende Beeinflussungen der Beziehung genannt, die finanzielle Abhängigkeit 
des Ehepartners von seiner Familie, Untreue, häusliche Gewalt und Kinderehen. So wurden 
in den zwei Jahren bis Ende 2021 insgesamt 4.092 Mädchen im Teenageralter geschieden 
(FR24 19.10.2022). Es gibt zwar keine Statistiken über die Dauer von Scheidungsverfahren. 
Laut Informationen von sechs Rechtsanwälten, die sich mehrheitlich mit Scheidungen befassen, 
setzen etwa 20 % der scheidungswilligen Frauen ihre Trennungsklagen bis zu fünf Jahre lang 
vor den Personenstandsgerichten fort, wobei Einigungen oft erst nach dem Verzicht auf alle 
Rechte erreicht werden können, während Scheidungsklagen von Männern in etwa 90 % der 
Fälle innerhalb von 15 bis 30 Tagen abgeschlossen sind (Jum 2.12.2022).
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Das gesellschaftliche Klima gegenüber geschiedenen Frauen ist nicht offen repressiv. Üblicher­
weise werden geschiedene Frauen in die eigene Familie reintegriert. Sie müssen jedoch damit 
rechnen, schlechter bezahlte Arbeitsstellen annehmen zu müssen oder als Zweit- oder Drittfrau 
in Mehrehen erneut verheiratet zu werden. Im Rahmen einer Ehescheidung wird das Sorgerecht 
für Kinder ganz überwiegend den Vätern (und ihren Familien) zugesprochen (AA 28.10.2022, 
S.12-13). Nach anderen Angaben bleibt eine Scheidung im Irak weiterhin mit starkem sozialem 
Stigma verbunden (FIS 22.5.2018, S.41). Manche Familien erlauben es geschiedenen Fami­
lienmitgliedern nicht, zu arbeiten oder auszugehen, aus Angst vor dem Stigma. Geschiedene 
Frauen sind außerdem häufig sexueller Belästigung ausgesetzt (FR24 19.10.2022).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (28.10.2022): Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und 
abschiebungsrelevante Lage in der Republik Irak (Stand: Oktober 2022), https://www.ecoi.net/e
n/file/local/2082728/Auswärtiges_Amt,_Bericht_über_die_asyl-_und_abschiebungsrelevante_
Lage_in_der_Republik_Irak_(Stand_Oktober_2022),_28.10.2022.pdf , Zugriff 23.3.2023 [Login 
erforderlich]
■ DFAT - Department of Foreign Affairs and Trade [Australien] (16.1.2023): DFAT Country Information 
Report Iraq, https://www.ecoi.net/en/file/local/2085737/country-information-report-iraq.pdf , Zugriff 
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■ DFAT - Department of Foreign Affairs and Trade [Australien] (17.8.2020): DFAT Country Information 
Report Iraq, https://www.ecoi.net/en/file/local/2036511/country-information-report-iraq.pdf , Zugriff 
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■ FIS - Finnische Einwanderungsbehörde [Finnland] (22.5.2018): Overview of the status of women 
living without a safety net in Iraq, https://coi.easo.europa.eu/administration/finland/Plib/Report_Wo
men_Iraq_Migri_CIS.pdf, Zugriff 17.8.2023
■ FR24 - France 24 (19.10.2022): In Iraq, divorce rates soar even as stigma persists for women, 
https://www.france24.com/en/live-news/20221019-in-iraq-divorce-rates-soar-even-as-stigma-persi
sts-for-women, Zugriff 23.1.2023
■ HRW - Human Rights Watch (25.2.2018): Iraq: Families of Alleged ISIS Members Denied IDs, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/1425202.html, Zugriff 17.8.2023
■ IOM - International Organization for Migration (23.9.2020): IOM Iraq Access to Durable Solu­
tions Among IDPs in Iraq- Experiences of Female Headed-Households, https://iraqdtm.iom.int/
files/DurableSolutions/202011153051193_IOM Iraq Access to Durable Solutions Among IDPs in 
Iraq- Experiences Female-Headed Households.PDF, Zugriff 17.8.2023
■ Jum - Jummar (2.12.2022): Wives lives are wasted waiting for divorce: Men have priority over women 
in Iraqi courts, https://jummar.media/en/2542, Zugriff 17.8.2023
■ REACH - REACH Initiative (2.6.2021): Iraq: Multi-Cluster Needs Assessment - Key Findings for Iraq, 
https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/REACH_IRQ_MCNA-Inter-sectoral-Factsheet
_December2020.pdf, Zugriff 17.8.2023
■ USDOS - United States Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human 
Rights Practices: Iraq, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089064.html, Zugriff 11.7.2023
19.1.7 Verwestlichung, westlicher bzw. nicht-konservativer Lebensstil
Letzte Änderung 2023-10-09 15:10
Sowohl Männer als auch Frauen stehen unter Druck, sich an konservative Normen zu halten, 
was das persönliche Erscheinungsbild betrifft (FH 2023). Personen, die als nicht konform mit den 
lokalen sozialen und kulturellen Normen angesehen werden, weil sie ein „ westliches“ Verhal­
ten an den Tag legen, sind Drohungen und Angriffen von Einzelpersonen aus der Gesellschaft 
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