jama-lib-2017-01-20-ke

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Das Komitee des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte zeigt sich 
besorgt  über  die  beklagenswerten  Bedingungen  in  den  staatlichen  Gefängnissen  und 
Haftanstalten.  Weiters  werden  die  fehlenden  gesetzlichen  Rahmenbedingungen  für  die 
Behandlung  von  Personen  in  Untersuchungshaft  und  für  die  räumliche  Trennung  von 
Personen in Untersuchungshaft und Verurteilten kritisiert. Das Komitee äußert sich auch 
besorgt  bezüglich  der  Berichten  über  Folter  und  Misshandlung,  aber  auch  wegen  der 
exzessiven  Gewaltanwendung  durch  Sicherheitskräfte  bei  Verhaftungen  und  in 
Polizeistationen.  Laut  dem  Komitee  sollte  das  Strafgesetz  Folterhandlungen  eindeutig 
verbieten und entsprechend der Schwere der Tat bestrafen. Außerdem wurde das Fehlen 
einer unabhängigen Beschwerdeinstanz zur Untersuchung und Ahndung von Fällen von 
Folter, grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung untersucht festgestellt 
(UNHRC 22.11.2016).  
Quellen:
- UNHRC – UN Human Rights Committee (22.11.2016): Concluding observations on the
fourth  periodic  report  of  Jamaica, 
http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1481718264_g1626053.pdf, Zugriff 19.1.2017 
- USDOS – US Department of State (13.4.2016): Country report on human rights practices 
2015  –  Jamaica,  https://www.ecoi.net/local_link/322589/462065_de.html,  Zugriff 
19.1.2017 
7. Korruption
Korruption ist nach wie vor ein ernstes Problem in Jamaika. In den vergangenen Jahren 
wurden  langjährige  Beziehungen  zwischen  Abgeordneten  und  organisierter  Kriminalität 
aufgedeckt. Abgeordnete bekamen von kriminellen Banden Wählerstimmen in bestimmten 
Bezirken al Gegenleistung für politischen Schutz (FH 28.1.2015).  
Das  Gesetz  sieht  strafrechtliche  Folgen  für  Korruption  durch  Beamte  vor.  Für  die 
Korruptionsbekämpfung  sind  das  Justizministerium  und  das  Büro  der 
Generalstaatsanwaltschaft zuständig. Die Regierung setzt diese Rechtsvorschriften jedoch 
nicht effektiv um, deshalb kommt es vor, dass Beamte in korrupte Praktiken verwickelt sind, 
ohne  dass  sie  dafür  bestraft  werden.  Der  Staat  ist  jedoch  weiterhin  bemüht, 
Korruptionspraktiken durch Beamte zu verbieten und zu bestrafen und die Öffentlichkeit für 
die Korruption zu sensibilisieren. Die Generalstaatsanwaltschaft wird von den Medien und 
zivilgesellschaftlichen Organisationen kritisiert, da die Korruptionsdelikte langsam und
zögerlich bearbeitet und nicht entsprechend bestraft werden. Im September 2015 wurden 
von der zuständigen Behörde 10 Beamte im öffentlichen Sektor und 22 Polizisten wegen 
Korruption  verhaftet  und  verurteilt.  Im  selben  Zeitraum  gab  es  in  27  Verurteilungen,  3 
Freisprüche  und  14  Entlassungen.  Im  Zeitraum  von  2008  bis  2015  waren  159 
Korruptionsfälle beim Gericht anhängig (USDOS 13.4.2016).
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Jamaika liegt im 2015 Corruption Perceptions Index von Transparency International mit einer 
Bewertung von 41 (von 100) (0=highly corrupt, 100=very clean) auf Platz 69 (von 167) (je 
höher, desto schlechter). 2014 war das Land mit Bewertung 38 auf Platz 85 (von 174) (TI 
2014 / TI 2015).
Quellen:
- FH  –  Freedom  House  (28.1.2015):  Freedom  in  the  World  2015  –  Jamaica, 
https://www.ecoi.net/local_link/309935/447859_de.html, Zugriff 19.1.2017
- TI  –  Transparency  International  (2015):  Corruption  Perceptions  Index, 
http://www.transparency.org/cpi2015, Zugriff 19.1.2017 
- TI  –  Transparency  International  (2014):  Corruption  Perceptions  Index, 
https://www.transparency.org/cpi2014/results, Zugriff 19.1.2017 
- USDOS – US Department of State (13.4.2016): Country report on human rights practices 
2015  –  Jamaica,  https://www.ecoi.net/local_link/322589/462065_de.html,  Zugriff 
19.1.2017 
8. NGOs und Menschenrechtsaktivisten
Eine  Reihe  von  nationalen  und  internationalen  Menschenrechtsgruppen  und  andere 
internationale Organisationen sind in der Regel ohne Einschränkung tätig. Sie untersuchen 
Menschenrechtsfälle und veröffentlichen ihre Ergebnisse. Regierungsvertreter erweisen sich 
oft als kooperativ und reagieren auf die Anfragen der NGOs. Darüber hinaus arbeiten in 
Jamaika auch staatliche Menschenrechtsorgane. Das unabhängige Büro des Ombudsmanns 
bietet Hilfe bei Verletzung der Grundrechte der Bürger durch die Behörden. In diesem Fall 
werden Privatanwälte beauftragt, die Regierung im Auftrag der Bürger zu verklagen (USDOS 
13.4.2016).
Staatliche  Behörden,  aber  auch  NGOs  engagieren  sich  in  sozialen  Projekten  in 
unterschiedlichen Lebensbereichen. Die Regierung bietet auch eine jährliche Subvention für 
bestimmte Programme an (UPR/UNHRC 27.4.2015).
Das Komitee des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte berichtet, 
dass  NGOs  für  Menschenrechte  aufgrund  des  Gesetzes  über  Wohltätigkeit  bei  der 
Registrierung mit Schwierigkeiten konfrontiert sind. Weiters wird über Fälle von Belästigung 
und Angriffe gegen Menschenrechtsverteidiger berichtet (UNHRC 22.11.2016). 
Quellen:
- UNHRC – UN Human Rights Committee (22.11.2016): Concluding observations on the
fourth  periodic  report  of  Jamaica, 
http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1481718264_g1626053.pdf, Zugriff 19.1.2017 
- UN/UNHRC – Universal Periodic Review of the United Nations Human Rights Council 
(13.4.2016):  National  report  –  Jamaica, 
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl  Seite 12 von 23
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https://www.upr-info.org/sites/default/files/document/jamaica/session_22_-_may_2015/
a_hrc_wg.6_22_jam_1_e.pdf, Zugriff 19.1.2017
- USDOS – US Department of State (13.4.2016): Country report on human rights practices 
2015  –  Jamaica,  https://www.ecoi.net/local_link/322589/462065_de.html,  Zugriff 
19.1.2017 
9. Wehrdienst und Rekrutierungen
Das Mindestalter für den freiwilligen Militärdienst beträgt 17 ½ Jahre (CIA 12.12.2016). 
Quellen:
- CIA  –  Central  Inteligence  Agency  (12.12.2016):  The  World  Factbook  –  Jamaica, 
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/jm.html,  Zugriff 
19.1.2017 
10.Allgemeine Menschenrechtslage
Obwohl die Verfassung jede Diskriminierung aufgrund von Rasse, Geschlecht, nationaler 
Herkunft,  politischer  Gesinnung,  Hautfarbe  und  Religion  verbietet,  gibt  es  weiterhin 
Benachteiligung  aufgrund  der  politischen  Zugehörigkeit  in  der  Verteilung  der  knappen 
staatlichen Leistungen, wie Beschäftigung, besonders in armen Stadtteilen (USDOS
13.4.2016).  
Das jamaikanische Justizsystem wird als das schwerwiegendste Menschenrechtsproblem im 
Land  betrachtet.  Es  gilt  als  überbelastet,  ungenügend  ausgestattet  und  dysfunktional 
(USDOS 13.4.2016). Darüber hinaus kommt es weiterhin zu exzessiver Polizeigewalt und 
außergerichtlichen Hinrichtungen. Jamaika weist gemessen an der Einwohnerzahl immer 
noch eine der höchsten Tötungsraten der Welt auf. Gewaltkriminalität ist auch ein Anlass zu 
großer Besorgnis (AI 24.2.2016). Weitere Probleme stellen die unzureichenden Zustände in 
den Gefängnissen und Haftanstalten, Gewalt gegen und sexueller Missbrauch von Kindern, 
sowie Gewalt gegen und Diskriminierung von Frauen und LGBTI-Personen dar (USDOS 
13.4.2016). 
Im  Mai  2015  wurde  die  Menschenrechtslage  in  Jamaika  im  Rahmen  der  Allgemeinen 
Regelmäßigen  Überprüfung  durch  den  UN-Menschenrechtsrat  begutachtet.  Jamaika 
akzeptierte  23  der  177  Empfehlungen.  Die  Regierung  unternahm  erste  Schritte  zur 
Einrichtung einer Nationalen Menschenrechtsinstitution (AI 24.2.2016). 
Quellen:
- AI  –  Amnesty  International  (24.2.2016):  Amnesty  International  Report  2015/2016  – 
Jamaika, http://www.ecoi.net/local_link/319830/466635_de.html, Zugriff 19.1.2017 
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl  Seite 13 von 23
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- USDOS – US Department of State (13.4.2016): Country report on human rights practices 
2015  –  Jamaica,  https://www.ecoi.net/local_link/322589/462065_de.html,  Zugriff 
19.1.2017 
11.Haftbedingungen
Das Komitee des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte zeigt sich 
besorgt  über  die  Bedingungen  in  den  staatlichen  Gefängnissen  und  Haftanstalten,  wie 
Überbelegung,  schlechte  sanitäre  Bedingungen  in  baufälligen  Gebäuden,  mangelnde 
medizinische  Versorgung  (UNHRC  22.11.2016;  vgl.  USDOS  13.4.2016).  Die  meisten 
Häftlinge waren in Hochsicherheitsgefängnissen, aber im Laufe des Jahres 2015 wurden 700 
Personen in Gefängnisse der mittleren und niedrigen Sicherheitsstufe überstellt (USDOS 
13.4.2016). Außerdem begann die Regierung mit dem Bau eines neuen Zellenblocks für 304
Insassen im Tamarind Farm Correctional Center, um die Kapazitäten zu erweitern und so 
bessere  Bedingungen  für  die  Gefangenen  zu  schaffen  (USDOS  13.4.2016;  vgl.  JO 
10.5.2016).   
Die Bedingungen in Frauengefängnissen sind in der Regel besser, als in denen für Männer. 
Die Zellen in manchen Einrichtungen haben wenig natürliches Licht und unzureichendes 
künstliches  Licht,  die  Sanitär-  und  Toilettenanlagen  sind  unterdurchschnittlich  und  die 
Belüftung ist schlecht. Im Hochsicherheitsgefängnis St. Catherine für Erwachsene wird in 
den Zellen von 16 bis 8 Uhr nur ein Eimer für die hygienischen Bedürfnisse zur Verfügung 
gestellt. Bettwanzen stellen ein Problem dar. Im Hunts Bay Lockup sind die Gefangenen in 
käfigartigen Strukturen untergebracht, die für Regen, Sonne und die neugierigen Blicke der 
Passanten offen sind. Die Zellen sind mit bis zu 10 Personen pro Zelle überfüllt und oft mit 
Urin und Müll verschmutzt. Häftlinge berichten, dass sie ihre Zellen zwei oder dreimal am 
Tag für 15 Minuten verlassen dürfen, um die Sanitär- und Toilettenanlagen zu benutzen und 
ihre Wasserflaschen aufzufüllen (USDOS 13.4.2016).
Die medizinische Versorgung ist begrenzt. Es stehen drei Ärzte und eine Krankenschwester 
Vollzeit, mehrere Ärzte Teilzeit und ein Zahnarzt zur Verfügung. Wenn es notwendig ist, 
kann ein Zugang zu öffentlichen Gesundheitseinrichtungen ermöglicht werden. Vier Teilzeit-
Psychiater in 11 Einrichtungen behandeln 225 Insassen mit psychischen Krankheiten im
ganzen Land. Die Häftlinge erhalten keine Zahnprothesen, aber die durch die fehlenden 
Zähne  entstandenen  speziellen  Ernährungsbedürfnisse  werden  beachtet.  Im  Jahr  2015 
waren für jeden Gefangenen 200 Jamaica Dollar vorgesehen, um drei Mahlzeiten pro Tag 
zur  Verfügung  stellen  zu  können.  In  den  Gefängnissen  werden  jedoch  die 
Ernährungseinschränkungen  der  Häftlinge  oft  ignoriert.  Es  ist  allerdings  erlaubt,  dass 
Familienangehörige einmal pro Woche Lebensmittel mitbringen (USDOS 13.4.2016).
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Das Gesetz verbietet es, Kinder in Gefängnissen für Erwachsene einzusperren und der Staat 
organisiert Gefangenentransporte, um sicherzustellen, dass Jugendliche und Erwachsene in 
getrennten  Einrichtungen  untergebracht  werden  (USDOS  13.4.2016).  Trotzdem  werden 
Kinder nach wie vor zusammen mit Erwachsenen in Polizeizellen festgehalten, in einigen 
Fällen mehrere Tage lang (AI o.D). Die rechtliche Interessensvertretung für Kinder (Office of 
the Children´s Advocate – OCA), beschäftigt sich mit Beschwerden bezüglich jugendlicher 
Straftäter.  Minderjährige,  die  in  einer  Jugendvollzugsanstalt  oder  in  Untersuchungshaft 
sitzen, können eine Beschwerde direkt bei OCA einlegen (USDOS 13.4.2016).
Es  gibt  keinen  spezifischen  Gefängnis-Ombudsmann.  Offizielle  Beschwerden  und 
Untersuchungen sind selten. Unabhängige Behörden untersuchen glaubwürdige Berichte 
über unmenschliche Zustände. Generell erlaubt die Regierung privaten Gruppen, freiwilligen 
und religiösen Organisationen, örtlichen und internationalen Menschrechtsorganisationen
und den Medien, die Gefangenen zu besuchen und die Haftbedingungen zu überwachen. Im 
Laufe des Jahres 2015 fanden derartige Besuche statt (USDOS 13.4.2016). 
Quellen:
- AI  –  Amnesty  International  (o.D.):  Amnesty  Report  2015  –  Jamaika, 
http://www.amnesty.de/jahresbericht/2015/jamaika, Zugriff 19.1.2017 
- JO  –  Jamaica  Observer  (10.5.2016):  300  more  cells  for  Tamarind  Farm  Adult 
Correctional Centre, http://www.jamaicaobserver.com/news/300-more-cells-for-Tamarind-
Farm-Adult-Correctional-Centre, Zugriff 19.1.2017 
- UNHRC – UN Human Rights Committee: Concluding observations on the fourth periodic 
report  of  Jamaica,  http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1481718264_g1626053.pdf, 
Zugriff 19.1.2017 
- USDOS – US Department of State (13.4.2016): Country report on human rights practices
2015  –  Jamaica,  https://www.ecoi.net/local_link/322589/462065_de.html,  Zugriff 
19.1.2017 
12.Todesstrafe
Jamaika  hält  an  der  Todesstrafe  fest  (AI  o.  D.).  Das  Land  zögert  die  Todesstrafe 
abzuschaffen  und  eine  formale  Aussetzung von  Hinrichtungen  zu  etablieren.  INDECOM 
stellte im Jahr 2014 einen Rückgang der Zahl der Hinrichtungen im Vergleich zu 2013 fest 
(AI 28.11.2015). 
Quellen:
- AI  –  Amnesty  International  (o.D.):  Amnesty  Report  2015  –  Jamaika, 
http://www.amnesty.de/jahresbericht/2015/jamaika, Zugriff 19.1.2017 
- AI – Amnesty International (28.11.2015): Menschenrechtsrat verabschiedet das Ergebnis 
der regelmäßigen Überprüfung von Jamaika,
http://www.queeramnesty.de/laender/artikel/kategorie/jamaika/view/menschenrechtsrat-
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl  Seite 15 von 23
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verabschiedet-das-ergebnis-der-regelmaessigen-ueberpruefung-upr-von-jamaika.html, 
Zugriff 19.1.2017 
13.Relevante Bevölkerungsgruppen
13.1. Frauen
Gesetzliche Schutzmaßnahmen für Frauen werden unzureichend durchgesetzt, Gewalt und 
Diskriminierung  sind  weit  verbreitet.  Eine  Reihe  von  durch  die  Presse  gegangenen 
Vergewaltigungsfällen  junger  Mädchen  führte  zu  öffentlichen  Protesten  und  zu  einer 
erneuten Debatte über Prävention und Bestrafung der Delikte (FH 28.1.2015). 
Vergewaltigung ist illegal und die Höchststrafe dafür beträgt 25 Jahre. Vergewaltigung in der 
Ehe  ist  unter  bestimmten  Umständen  eine  Straftat.  Die  JCF  berichtet  über  460 
Vergewaltigungsfälle von Januar bis Ende Oktober 2015, dies bedeutet einen Rückgang um 
20%  zum  Vergleichszeitraum  2014.  Das  zuständige  Büro  für  Frauenangelegenheiten 
(Bureau  of  Women´s  Affairs  –  BWA)  schätzt  jedoch  die  tatsächliche  Anzahl  der  Fälle 
signifikant höher, da viele Delikte aus Angst vor Stigmatisierung, Vergeltung oder weiterer 
Gewalt verschwiegen werden. Das Zentrum für Untersuchung von sexueller Gewalt und 
Kindesmisshandlung der Jamaikanischen Polizei (CISOCA) besteht aus einem
multidisziplinären Team von Polizisten, Sozialarbeitern und Mitarbeitern aus der Einheit für 
Opferhilfe,  welche  Sexualdelikte  untersucht  und  weitere  relevante  Leistungen,  wie  z.B. 
rechtliche  Unterstützung,  anbietet.  Die  Mitarbeiter  der  CISOCA  erhalten  eine 
maßgeschneiderte Schulung zur Untersuchung von Sexualdelikten. Gewalt gegen Frauen ist 
weiterhin  ein  ernstes  Problem.  Obwohl  das  Gesetz  häusliche  Gewalt  verbietet  und 
Rechtsmittel wie einstweilige Verfügungen und andere Nichtfreiheitsstrafen bietet, ist sie 
Studien  zufolge  weit  verbreitet.  Die  NGO  Woman  Inc.  berichtet,  dass  sich  Frauen  oft 
beschweren,  weil  die  Polizei  häusliche  Gewalt  nicht  als  Verbrechen  behandelt  und 
entsprechend registriert. Verschiedene staatliche Einrichtungen, Frauenzentren, aber auch 
NGOs und religiöse Organisationen stellen landesweit Beratungsangebote für Frauen zur 
Verfügung.  Die  Krisenzentren  von  Woman  Inc.  in  Kingston  und  Montego  Bay  bieten 
Beratung,  Unterkunft  und  Unterstützung  für  Opfer  von  Vergewaltigung  und 
geschlechtsbezogener Gewalt, aber auch für erwachsene Inzest-Opfer. NGOs äußern sich 
besorgt  über  die  unzureichenden  Mittel  für  polizeiliche  Ermittlungen  bei 
geschlechtsspezifischer  Gewalt  und  für  Beratungs-  und  Betreuungsangebote  für  Opfer. 
Weiters kritisieren NGOs, dass das Strafjustizsystem dabei scheitert, die Täter von Gewalt 
gegen Frauen und Kinder mit der nötigen Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit zur Rechenschaft 
zu ziehen (USDOS 13.4.2016).
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Geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt gaben weiterhin Anlass zur Besorgnis. Eine 
große Anzahl von Frauen wurde von ihren Ehemännern oder Partnern getötet. Lesbische, 
bisexuelle und Transfrauen waren aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen sexuellen 
Orientierung und ihres vermeintlich geschlechtsuntypischen Äußeren dem Risiko sexueller 
Gewalt ausgesetzt. Die  Regierung stand kurz  vor  der Beendigung der Arbeit an einem 
Nationalen  Strategischen  Aktionsplan  zur  Beseitigung  geschlechtsspezifischer  Gewalt  in 
Jamaika. Ein gemeinsamer Sonderausschuss des Parlaments hatte eine Überprüfung des 
Gesetzes  über  Sexualdelikte  aus  dem  Jahr  2009  noch  nicht  abgeschlossen. 
Zivilgesellschaftliche Organisationen übermittelten Empfehlungen an den Ausschuss, die u. 
a. die Ausweitung der Definition von Vergewaltigung, die Entkriminalisierung von Sexarbeit 
und  den  Gebrauch  einer  geschlechtsneutralen  Sprache  in  dem  betreffenden  Gesetz 
umfassten (AI 24.2.2016).
Frauen sind in der Regierung unterrepräsentiert und haben nur sieben Sitze im
Repräsentantenhaus (FH 28.1.2015).
Quellen:
- AI  –  Amnesty  International  (24.2.2016):  Amnesty  International  Report  2015/2016  – 
Jamaika, http://www.ecoi.net/local_link/319830/466635_de.html, Zugriff 19.1.2017 
- FH  –  Freedom  House  (28.1.2015):  Freedom  in  the  World  2015  –  Jamaica, 
https://www.ecoi.net/local_link/309935/447859_de.html, Zugriff 19.1.2017 
- USDOS – US Department of State (13.4.2016): Country report on human rights practices 
2015  –  Jamaica,  https://www.ecoi.net/local_link/322589/462065_de.html,  Zugriff 
19.1.2017 
13.2. Homosexuelle
Das Gesetz verbietet „grob unsittliches Verhalten“ (generell wird dies als irgendeine Art 
körperlicher  Intimität  interpretiert)  zwischen  gleichgeschlechtlichen  Personen  in  der 
Öffentlichkeit und im Privaten. Dies kann mit bis zu 2 Jahren Haft bestraft werden. Das sog. 
Antibuggery law stellt einvernehmlichen Analverkehr für hetero- und homosexuelle Paare 
unter Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. Das Gesetz wurde im Laufe des Jahres 2015 
aber nur in Fällen von sexueller Gewalt und Kindesmissbrauch angewendet, nicht jedoch um 
Homosexuelle  zu  verfolgen.  Diskriminierung  auf  Basis  der  sexuellen  Ausrichtung, 
Geschlechtsidentität oder einer HIV-Erkrankung ist nicht gesetzlich verboten (USDOS
13.4.2016). 
Homophobie  ist  in  Jamaika  weit  verbreitet.  Die  NGO  Jamaica  Forum  of  Lesbians,  All-
Sexuals  and  Gays  (J-Flag)  berichtet,  dass  ca.  100  LGBTI-Personen  im  Jahr  2015 
Diskriminierung, Belästigungen, und sonstige Formen von Missbrauch ausgesetzt waren. 
Darunter befinden sich 19 physische Angriffe, 34 Fälle von Beschimpfungen, 22 Fälle von 
Drohungen und Einschüchterung und 4 Angriffe durch Gruppen (USDOS 13.4.2016). 
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl  Seite 17 von 23
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Zwischen  Januar  und  Juli  2015  gingen  bei  J-Flag  47  Berichte  über 
Menschenrechtsverletzungen an LGBTI-Personen ein. Obdachlosigkeit und Vertreibung von 
LGBTI-Jugendlichen  gaben  weiterhin  Anlass  zur  Besorgnis.  Lesbische,  bisexuelle  und 
Transfrauen waren aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen sexuellen Orientierung 
und  ihres  vermeintlich  geschlechtsuntypischen  Äußeren  dem  Risiko  sexueller  Gewalt 
ausgesetzt. Junge Leute, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität 
gezwungen worden waren, ihr Zuhause zu verlassen, lebten weiterhin in der Kanalisation 
und  in  leerstehenden  Gebäuden.  Lokale  NGOs  unterstützten  wohnungslose  LGBTI-
Jugendliche, während ihnen der Staat kaum Hilfe gewährte. Bis zur Jahresmitte 2015 hatte 
J-Flag  insgesamt  329  LGBTI  bei  sozialen  Schwierigkeiten  und  in  Krisensituationen 
unterstützt. Die Organisation erhielt auch weiterhin Beratungsanfragen von jamaikanischen 
LGBTI, die beabsichtigten, in anderen Ländern Asyl zu suchen (AI 24.2.2016). 
Dank J-Flag und anderer NGOs können LGBTI-Personen diese Themen in den Medien und 
öffentlichen Foren ansprechen und für ihre Menschenrechte eintreten. Außerdem zeigte eine 
Reihe  hochrangiger  politischer  Führer  ihre  Unterstützung  für  die  Wahrung  der 
Menschenrechenrechte  von  LGBTI-Personen.  J-Flag  und  das  Gesundheitsministerium 
schulen zwischen 2014 und 2015 mehr als 200 Mitarbeiter, um sie für den Umgang mit 
LGBTI-Personen  zu  sensibilisieren.  Obwohl  der  Staat  über  ein  allgemeines 
Gesundheitsversorgungssystem verfügt, lassen sich die Mitglieder der LGBTI-Gemeinschaft 
hauptsächlich  in  den  Kliniken  des  Jamaica  AIDS  Support  for  Life  behandeln,  da  das 
Personal der staatlichen Krankenhäuser angeblich kein Verständnis für ihre Bedürfnisse hat 
und  sich  abweisend  zeigt.  Die  Trainingsprogramme  von  J-Flag,  die  Öffentlichkeitsarbeit 
durch andere NGOs und internationale Spender und der erhöhte Fokus der Regierung auf 
das Problem des öffentlichen Gesundheitswesens bezüglich HIV/AIDS führten dazu, dass 
eine  erhöhte  Zahl  der  LGBTI-Personen  die  staatlichen  Gesundheitseinrichtungen  in 
Anspruch nahmen (USDOS 13.4.2016).
Es bleiben weiterhin gewalttätige und hasserfüllte Angriffe auf Menschen auf der Grundlage 
ihrer  tatsächlichen  oder  vermeintlichen  sexuellen  Orientierung  oder  Geschlechtsidentität 
oder  ihres  Geschlechtsausdrucks  straflos,  trotz  der  Behauptung  von  Jamaika,  dass 
Maßnahmen  getroffen  worden  sind,  um  alle  Zwischenfälle  und  Gewalttaten,  die  auf 
Individuen wegen ihrer sexuellen Orientierung zielen, zu untersuchen und zu verfolgen (AI
28.11.2015; vgl. AI o.D.).
Ein großer Teil der Bevölkerung ist Homosexuellen gegenüber feindlich eingestellt. Es ist 
eine steigende  Zahl gewalttätiger  Übergriffe  gegen  Homosexuelle  und  Transsexuelle  zu 
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verzeichnen (AA 26.10.2016). Vereinzelt gibt es auch anekdotische Berichte von NGOs, 
demnach LGBT-Personen bei der Arbeitssuche oder nach der Erhaltung einer Beschäftigung 
diskriminiert werden (USDOS 13.4.2016).
Quellen:
- AA  –  Auswärtiges  Amt  (26.10.2016):  Reise-  und  Sicherheitshinweise, 
http://www.auswaertiges-amt.de/sid_6E1FB0965BB3377643ED578B5F043075/DE/
Laenderinformationen/00-SiHi/Nodes/JamaikaSicherheit_node.html, Zugriff 19.1.2017
- AI  –  Amnesty  International  (o.D.):  Amnesty  Report  2015  –  Jamaika, 
http://www.amnesty.de/jahresbericht/2015/jamaika, Zugriff 19.1.2017 
- AI – Amnesty International (28.11.2015): Menschenrechtsrat verabschiedet das Ergebnis 
der  regelmäßigen  Überprüfung  von  Jamaika, 
http://www.queeramnesty.de/laender/artikel/kategorie/jamaika/view/menschenrechtsrat-
verabschiedet-das-ergebnis-der-regelmaessigen-ueberpruefung-upr-von-jamaika.html, 
Zugriff 19.1.2017 
- AI  –  Amnesty  International  (24.2.2016):  Amnesty  International  Report  2015/2016  – 
Jamaika, http://www.ecoi.net/local_link/319830/466635_de.html, Zugriff 19.1.2017 
- USDOS – US Department of State (13.4.2016): Country report on human rights practices 
2015  –  Jamaica,  https://www.ecoi.net/local_link/322589/462065_de.html,  Zugriff 
19.1.2017 
14.Bewegungsfreiheit
Die Verfassung garantiert Bewegungs- und Reisefreiheit im Inneren wie nach außen, und 
ermöglicht eine Emigration, aber auch eine Rückkehr. Diese Rechte werden im Allgemein 
von der Regierung respektiert (USDOS 13.4.2016).
Quellen:
- USDOS – US Department of State (13.4.2016): Country report on human rights practices 
2015  –  Jamaica,  https://www.ecoi.net/local_link/322589/462065_de.html,  Zugriff 
19.1.2017
15.Grundversorgung und Wirtschaft
In  den  letzten  Jahren  konnten  die  jamaikanischen  Regierungen,  vor  allem  mit  Hilfe 
internationaler Finanzinstitutionen den Teufelskreis aus hoher Verschuldung und geringem 
Wirtschaftswachstum  durchbrechen.  Die  Inflation  lag  im  Kalenderjahr  2015  bei 
durchschnittlich 5,3% (im Sommer 2016 bei 2,4%). Die Arbeitslosigkeit ist von 14,2% auf 
13,2%  (Vergleichszahlen  für  Oktober  2014  und  April  2016)  gefallen,  die 
Jugendarbeitslosigkeit  ist  jedoch  mit  28,2%  (Juli  2015)  hoch.  In  Jamaika  gibt  es  kein 
Arbeitslosengeld,  aber  gewisse  Sozialleistungen  können  im  Falle  der  Arbeitslosigkeit 
beansprucht werden (USDOS 5.7.2016). Der Tourismus ist um 4% gewachsen und die
Verschuldung konnte etwas abgebaut werden. Im Jahr 2015 wuchs die Wirtschaft um 1,1%. 
Damit hält die  leichte  Aufwärtsbewegung,  die  in  der  zweiten  Hälfte  2013  einsetzte,  an. 
Jamaika nimmt im Human Development Index (HDI) mit einem Wert von 0,719 die Position 
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl  Seite 19 von 23
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99  von  188  bewerteten  Ländern  ein  (HDR  2015).  Sozial  abfedernd wirken  die 
Überweisungen der Auslandsjamaikaner (vor allem aus USA, Großbritannien und Kanada). 
Die wirtschaftliche Stagnation der vergangenen Jahrzehnte hatte zur Auswanderung vieler 
gut ausgebildeter Jamaikaner geführt. Ihre jährlichen Überweisungen an die Familien zu 
Hause lagen 2015 bei über 2 Milliarden US-Dollar (AA 9.2016c).
Trotz der positiven Entwicklungen ist das Land nach wie vor mit ernsten sozialen Problemen 
wie hoher Kriminalität, Gewalt und Arbeitslosigkeit konfrontiert, die vor allem Jugendliche 
betreffen (WB 20.9.2016).
Das soziale Sicherheitsnetz ist rudimentär und deckt lediglich eine begrenzte Anzahl von 
Begünstigungen.  Eine  im  November  2013  durchgeführte  Überprüfung  des  sozialen 
Sicherheitsnetzes durch  das  Programm  für  den  Aufstieg  durch  Gesundheit  und  Bildung 
(Advancement through Health and Education – PATH) berichtet, dass 400.000 Jamaikaner
Sozialhilfe erhielten (BTI 2016). Dabei handelt es sich um eine finanzielle Unterstützung für 
sehr  Bedürftige  und  vulnerable  Personen  (MLSS  o.D.).  Außerdem  bietet  das  PATH  im 
Rahmen der Reaktion der Regierung auf die erhöhte Armut Barüberweisungen mit einem 
erhöhten  Beihilfebetrag  an  Familien  an. Weiters  bestätigte  die  Regierung,  ihren 
Verpflichtungen  für  den  sozialen  Schutz  nachzukommen  und  das  im  Rahmen  des 
Abkommens  mit  dem  Internationalen  Währungsfond  vereinbarte  Budget  für 
Sozialschutzmaßnahmen einzuhalten. Dies ermöglicht verschiedene Initiativen besonders in 
den Bereichen Bildung, Ausbildung und Wohltätigkeit für bedürftige Gesellschaftsgruppen. 
Dank  finanzieller  Unterstützung  von  internationalen  Entwicklungspartnern  werden  vom 
Jamaica  Social  Investment  Fund  (JSIF)  komplementäre  Programme  im  Rahmen  der 
Armutsbekämpfung  mit  Schwerpunkt  Bildung  und  Ausbildung  durchgeführt.  Diese 
Organisation bietet zwar keine direkten finanziellen Unterstützungen an, versucht jedoch mit 
ihrem Angebot die sozialen Risiken und die mangelnde soziale Unterstützung des Staates zu 
kompensieren (BTI 2016).
Quellen:
- AA  –  Auswärtiges  Amt  (9.2016c):  Wirtschaft, 
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Jamaika/
Wirtschaft_node.html, Zugriff 19.1.2017 
- BTI – Bertelsmann Stiftung´s Transformation Index (2016): Jamaica Country Report, 
https://www.bti-project.org/fileadmin/files/BTI/Downloads/Reports/2016/pdf/
BTI_2016_Jamaica.pdf, Zugriff 19.1.2017 
- MLSS  –  Ministry  of  Labour  and  Social  Security  (o.D.):  PATH, 
http://www.mlss.gov.jm/pub/index.php?artid=23, Zugriff 19.1.2017 
- WB  –  World  Bank  (20.9.2016):  Jamaica, 
http://www.worldbank.org/en/country/jamaica/overview, Zugriff 19.1.2017 
- USDOS – US Department of State (5.7.2016): Investment Climate Statements for 2016 – 
Jamaica, http://www.ecoi.net/local_link/332563/473989_de.html, Zugriff 19.1.2017 
.BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl  Seite 20 von 23
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