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11. Haftbedingungen Die Haftbedingungen sind hart (BS 2022; vgl. USDOS 20.3.2023, FH 2023) und manchmal lebensbedrohlich (USDOS 20.3.2023), aber es gibt keine Hinweise auf systematische Folter (BS 2022). Die Gefängnisse sind häufig überfüllt (HRW 12.1.2023; vgl. USDOS 20.3.2023, FH 2023). Es gibt zudem Berichte über mangelhafte Einrichtungen, sanitäre Anlagen und medizinische Versorgung, Übergriffe durch Gefängnisbeamte und lange Einzelhaft (USDOS 20.3.2023; vgl. FH 2023). Die Gefangenen haben keinen wirksamen Mechanismus, um Rechtsmittel gegen Missstände einzulegen. Diejenigen, die die Regierung kritisieren oder in den Hungerstreik treten, müssen oft lange Einzelhaft, Schläge, eingeschränkte Familienbesuche und die Verweigerung medizinischer Versorgung ertragen (HRW 12.1.2023). Die Regierung veröffentlicht keine offiziellen Statistiken über die Gefängnisse und erlaubt internationalen Beobachtern nicht, diese zu inspizieren (USDOS 20.3.2023). Die Regierung verweigert kubanischen und internationalen Menschenrechtsgruppen weiterhin den Zugang zu den Gefängnissen (HRW 12.1.2023). Quellen: - BS - Bertelsmann Stiftung (2022): BTI Country Report Cuba 2022, https://bti-project.org/en/reports/country-report/CUB#pos5, Zugriff 23.11.2023 - HRW - Human Rights Watch (12.1.2023): World Report 2023 - Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2085407.html, Zugriff 28.11.2023 - USDOS - US Deparmtent of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089110.html, Zugriff 28.11.2023 12. Todesstrafe Die Todesstrafe ist nicht abgeschafft (WCDAP 23.5.2023). Sie wird laut dem neuen, am 1.12.2022 in Kraft getretenen neuen kubanischen Strafgesetzbuch für 23 schwere Verbrechen beibehalten (AI 1.12.022). Es gab in den Jahren 2022, 2021 und 2020 keine Exekution. Die letzte bekannte Durchführung der Todesstrafe erfolgte im Jahr 2003 (WCADP 23.5.2023). Quellen: - AI - Amnesty International (2.12.2022): Cuba: New criminal code is a chilling prospect for 2023 and beyond, https://www.amnesty.org/en/latest/news/2022/12/cuba-el-nuevo-codigo-penal- presenta-un-panorama-aterrador-para-2023-y-anos-posteriores/, Zugriff 29.11.2023 - WCADP - World Coalition against the death penalty (23.5.2023): https://worldcoalition.org/pays/cuba/, Zugriff 29.11.2023 .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 16 von 27

13. Religionsfreiheit Die Bevölkerung besteht aus Christen 58,9 %, Volksreligionen 17,6 %, Buddhisten <1 %, Hindus, < 1 %, Juden, <1 %, Muslime, <1 %, andere <1 %, kein Bekenntnis 23,2% [Schätzung aus dem Jahr 2020]. Zu den Volksreligionen gehören Religionen afrikanischen Ursprungs, Spiritismus und andere, die sich mit dem Katholizismus oder Protestantismus vermischt haben; die Daten sind Schätzungen, da es für Kuba keine maßgebliche Quelle zur Religionszugehörigkeit gibt CIA (14.11.2023). Die Verfassung enthält schriftliche Bestimmungen über die Religionsfreiheit und das Verbot der Diskriminierung aus religiösen Gründen. Bestimmungen im Straf- und Verwaltungsrecht stehen jedoch im Widerspruch zu diesen Schutzbestimmungen. Die Verfassung erklärt das Land zu einem säkularen Staat und sieht die Trennung von religiösen Institutionen und dem Staat vor, aber die Kommunistische Partei Kubas (KPCh) regelt über ihr Amt für religiöse Angelegenheiten (ORA) und das Justizministerium (MOJ) die religiöse Praxis. Das Gesetz schreibt vor, dass alle religiösen Gruppen beim MOJ eine offizielle Registrierung beantragen müssen. Nach dem Strafgesetzbuch ist die Mitgliedschaft in oder die Verbindung mit einer nicht registrierten Gruppe eine Straftat. Eine Änderung eines bestehenden Gesetzes, die seit dem 1.12.2022 in Kraft ist, erhöht das Mindeststrafmaß für Personen, die versuchen, aus Gewissensgründen den Militärdienst oder den öffentlichen Schulbesuch zu verweigern, einschließlich derjenigen, deren Verweigerung auf ihren religiösen Überzeugungen beruht. Ein weiteres Gesetz, das ebenfalls seit Dezember 2022 in Kraft ist, sieht Haftstrafen von bis zu zehn Jahren für Personen vor, die Gelder von ausländischen Organisationen erhalten oder Aktivitäten finanzieren, die als gegen den Staat oder seine verfassungsmäßige Ordnung gerichtet gelten; dieses Gesetz könnte sich gegen die unabhängige Zivilgesellschaft, einschließlich religiöser Gruppen, richten (USDOS 15.5.2023). Die Kubaner genießen zwar Religionsfreiheit, aber offizielle Hindernisse machen es den Kirchen schwer, ungehindert zu arbeiten. Bestimmte kirchliche Gruppen haben Schwierigkeiten, sich registrieren zu lassen, und die Verbindung mit einer nicht registrierten Gruppe ist ein strafbares Vergehen. Die römisch-katholische Kirche genießt eine Ausweitung ihrer pastoralen Rechte, einschließlich des regelmäßigen Zugangs zu den staatlichen Medien und der Möglichkeit, neue Kirchen zu bauen. Protestantische und evangelikale Gruppen sind in der Regel mit größeren Einschränkungen konfrontiert, aber auch für sie haben sich die Bedingungen in den letzten Jahren verbessert (FH 2023). Viele religiöse Gruppen berichteten, dass die Regierung trotz der Verfassungsbestimmungen, die Gewissens- und Religionsfreiheit vorsehen und Diskriminierung aufgrund der Religion verbieten, weiterhin Drohungen, Inhaftierungen, Gewalt und andere Zwangsmaßnahmen einsetzte, um die Aktivitäten einiger religiöser Gruppen, Führer und Anhänger einzuschränken, einschließlich des .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 17 von 27

Rechts von Gefangenen auf freie Religionsausübung. Während einige Gruppen stärkeren Einschränkungen durch die Regierung ausgesetzt waren als andere, berichtete die Zivilgesellschaft, dass die Regierung weiterhin alle religiösen Gruppen überwachte, einschließlich registrierter Gruppen und solcher, die direkt mit dem kubanischen Krichenrat (CCC – Council of Cuban Chruches) verbunden sind (USDOS 15.5.2023). Quellen: - CIA - Central Intelligence Agency (14.11.2023): The World Factbook - Cuba, https://www.cia.gov/the-world-factbook/countries/cuba/#military-and-security, Zugriff 28.11.2023 - FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088504.html, Zugriff 28.11.2023 - USDOS - US Deparmtent of State [USA] (15.5.2023): 2022 Report on International Religious Freedom: Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2091873.html, Zugriff 29.11.2023 14. Minderheiten Gemäß der Volkszählung aus dem Jahr 2012 besteht die Bevölkerung in Kuba zu 64,1 % aus Weißen, zu 26,6 % aus Mestizen und zu 9,3 % aus Schwarzen (CIA 14.11.2023). Das Gesetz verbietet die Diskriminierung aus Gründen der ethnischen Gruppe (USDOS 20.3.2023; vgl. FH 2023). Es liegen keine Informationen darüber vor, ob die Regierung dieses Gesetz wirksam durchsetzt (USDOS 20.3.2023). Die PCC-Führung hat in den letzten Jahren eine größere geschlechtliche und ethnische Vielfalt gezeigt. Da jedoch allen kubanischen Bürgern politische Rechte verwehrt sind, können Frauen, Afrokubaner und Angehörige anderer demografischer Gruppen weder ihre Vertreter wählen noch sich unabhängig organisieren, um ihre politischen Interessen durchzusetzen (FH 2023). Afrokubaner werden häufig rassistisch diskriminiert. Afrokubaner berichteten über Diskriminierung bei der Einstellung, insbesondere bei der Besetzung von Führungspositionen in der Tourismusbranche, den Medien und der Regierung. Stellenanzeigen dürfen offen sexistisch und rassistisch sein. Die Polizeigewalt nahm im Laufe des Jahres 2022 zu und richtete sich unverhältnismäßig stark gegen Afrokubaner bei der Durchsetzung von Gesetzen gegen informelle kommerzielle Aktivitäten und bei friedlichen Protesten (USDOS 20.3.2023). Quellen: - CIA - Central Intelligence Agency (14.11.2023): The World Factbook - Cuba, https://www.cia.gov/the-world-factbook/countries/cuba/#military-and-security, Zugriff 28.11.2023 - FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088504.html, Zugriff 28.11.2023 .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 18 von 27

- USDOS - US Deparmtent of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089110.html, Zugriff 28.11.2023 15. Relevante Bevölkerungsgruppen 15.1. Frauen Frauen und Männer sind rechtlich gleichgestellt (FH 2023; vgl. USDOS 20.3.2023). Der Einzelne genießt weitgehende Freiheit in seinen zwischenmenschlichen, romantischen und sexuellen Beziehungen. Scheidungen sind zwar üblich, aber Männer und Frauen haben die gleichen Rechte in Bezug auf die ehelichen Güter und das Sorgerecht für die Kinder (FH 2023), aber auch dieselben Pflichten in Bezug auf Ehe, Scheidung, elterliche Pflichten, Haushaltsführung und Beschäftigung. Es liegen keine Informationen darüber vor, ob die Regierung das Gesetz wirksam durchsetzt (USDOS 20.3.2023). Strukturelle Diskriminierung betrifft Frauen jedoch auf unterschiedliche Weise, sagte der Sonderberichterstatter für wirtschaftliche, soziale, kulturelle und ökologische Rechte der Interamerikanischen Menschenrechtskommission im August 2022 (HRW 12.1.2023). Frauen sind in den meisten Berufen gut vertreten, obwohl ihre Erwerbsquote deutlich hinter der der Männer zurückbleibt, was auf anhaltende wirtschaftliche Ungleichheiten und kulturelle Doppelmoral hindeutet (FH 2023). Die Mitgliederzahl der Kommunistischen Partei ist in den 1990er Jahren leicht gesunken, hat sich aber seitdem wieder auf etwas mehr als eine halbe Million Mitglieder erholt. Seit Raúl Castro den Parteivorsitz übernommen hat, wurden mehr Frauen in das Zentralkomitee und in das Politbüro aufgenommen (BS 2022). Mehr als die Hälfte der 605 Sitze in der Nationalversammlung sind mit Frauen besetzt. Im 12-köpfigen Politischen Vorstand des Zentralkomitees der PCC, der auf dem Parteitag im April 2021 gewählt wurde, hatten Frauen jedoch nur drei Sitze (FH 2023). Das überarbeitete Strafgesetzbuch stellt die Vergewaltigung von Frauen und Männern, einschließlich der Vergewaltigung in der Ehe, unter Strafe und stellt andere sexuelle Übergriffe gegen beide Geschlechter gesondert unter Strafe. Das Strafmaß für Vergewaltigung beträgt mindestens vier Jahre Haft. Das neue Gesetz erkennt weder den Straftatbestand des Femizids an, noch gibt es ein spezielles Gesetz für häusliche Gewalt. Es erkennt das Verbrechen der geschlechtsspezifischen Gewalt an und sieht je nach Schwere des Vergehens Geld- oder Gefängnisstrafen unterschiedlicher Länge vor. Die Regierung setzte das Gesetz in Bezug auf Vergewaltigung im Allgemeinen wirksam durch. Es liegen keine Informationen darüber vor, ob die Regierung die Gesetze zur geschlechtsspezifischen Gewalt wirksam durchsetzt. Das Gesetz sieht Strafen für sexuelle Belästigung vor, die von sechs Monaten bis zu fünf Jahren Haft reichen können. Die Regierung hat im Laufe des Jahres 2022 keine Statistiken über Verhaftungen, .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 19 von 27

Strafverfolgungen oder Verurteilungen wegen Straftaten im Zusammenhang mit sexueller Belästigung veröffentlicht (USDOS 20.3.2023). Quellen: - BS - Bertelsmann Stiftung (2022): BTI Country Report Cuba 2022, https://bti-project.org/en/reports/country-report/CUB#pos5, Zugriff 24.11.2023 - FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088504.html, Zugriff 27.11.2023 - HRW - Human Rights Watch (12.1.2023): World Report 2023 - Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2085407.html, Zugriff 27.11.2023 - USDOS - US Deparmtent of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089110.html, Zugriff 28.11.2023 15.2. Kinder Die Staatsbürgerschaft wird in der Regel durch Geburt im Hoheitsgebiet des Landes erworben, und Geburten wurden im Allgemeinen unverzüglich und ohne Diskriminierung registriert (USDOS 20.3.2023). Die allgemeine Schulpflicht beträgt neun Schuljahre und umfasst die sechsjährige Grundbildung (Educación Primaria) sowie die drei Jahre dauernde erste Stufe der Sekundarbildung (Educación Media Básica). Die Sekundarstufe I schließt direkt an die allgemeine Grundbildung an. Als Zugangsvoraussetzung gilt der erfolgreiche Abschluss des letzten Grundbildungsjahres. Danach folgt die Berufliche Erstausbildung oder Ausbildung im Post-sekundären Bereich (bq o.D.). Das Familiengesetzbuch legt das gesetzliche Mindestalter für die Eheschließung auf 18 Jahre fest. Auf Zwangsverheiratung steht eine Freiheitsstrafe von sieben bis 15 Jahren, bei Minderjährigen eine Freiheitsstrafe von 10 bis 30 Jahren oder lebenslänglich (USDOS 20.3.2023). Die Verfassung und das Familiengesetzbuch regeln die Rechte von Minderjährigen und die Pflichten ihrer Erziehungsberechtigten, während das Strafgesetzbuch Sanktionen für die Nichteinhaltung dieser Pflichten oder für die Verletzung der Rechte von Minderjährigen vorsieht. Das neue Familiengesetzbuch ist im August 2022 in Kraft getreten, das neue Strafgesetzbuch im Dezember 2022. Das Gesetz sieht für Kindesmissbrauch eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren vor, je nach Schweregrad und wenn das Opfer durch den Missbrauch oder die Vernachlässigung erheblichen Schaden erlitten hat. Die Regierung hat das Gesetz im Allgemeinen wirksam durchgesetzt (USDOS 20.3.2023). Das Gesetz sieht 10 bis 30 Jahre Haft oder lebenslange Haft für Sexhandel, Zwangsheirat und illegale Adoption von Kindern unter 18 Jahren vor. Wenn die Regierung die Beteiligung von .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 20 von 27

Einzelpersonen oder nichtstaatlichen Gruppen an Verbrechen im Zusammenhang mit der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern aufdeckt, setzt sie das Gesetz durch (USDOS 20.3.2023). Quellen: - bq - bq-Portal (o.D.): Länderprofil Kuba, https://www.bq-portal.de/db/L%C3%A4nder-und- Berufsprofile/kuba, Zugriff 27.11.2023 - USDOS - US Deparmtent of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089110.html, Zugriff 28.11.2023 15.3. Homosexuelle/Sexuelle Minderheiten Gleichgeschlechtliche sexuelle Aktivitäten sind nicht kriminalisiert (USDOS 20.3.2023). Die Verfassung von 2019 verbietet ausdrücklich die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung und der Geschlechtsidentität. Im September 2022 wurde in einem Referendum ein neues Familiengesetzbuch verabschiedet, das eine geschlechtsneutrale Definition der Ehe enthält und die Tür für gleichgeschlechtliche Ehen öffnet (HRW 12.1.2023; vgl. FH 2023). Außerdem wurde das Recht gleichgeschlechtlicher Paare auf Adoption oder künstliche Befruchtung gebilligt (FH 2023). Viele Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT) leiden jedoch unter Gewalt und Diskriminierung, insbesondere im Landesinneren von Kuba (HRW 12.2.2023). Quellen: - FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088504.html, Zugriff 28.11.2023 - HRW - Human Rights Watch (12.1.2023): World Report 2023 - Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2085407.html, Zugriff 28.11.2023 - USDOS - US Deparmtent of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089110.html, Zugriff 28.11.2023 16. Bewegungsfreiheit Die Regierung schränkte willkürlich die Bewegungsfreiheit innerhalb des Landes (USDOS 20.3.2023; vgl. FH 2023), das Recht, das Land zu verlassen, und die Migration mit Rückkehrrecht (USDOS 20.3.2023) sowie den Wohnortswechsel und Arbeitsplatzwechsel ein (FH 2023). Obwohl die Verfassung allen Bürgern das Reisen innerhalb des Landes erlaubt, ist die Niederlassung in Havanna eingeschränkt. Jeder Wohnsitzwechsel muss von der örtlichen Wohnungskommission und den Behörden der Provinzregierung genehmigt werden. Die Regierung kann gegen Personen, die sich ohne Genehmigung an einem Ort aufhalten, Geldstrafen verhängen und sie zwingen, an ihren rechtmäßig genehmigten Wohnsitz zurückzukehren. Das Gesetz erlaubt es den Behörden, eine Person für maximal 10 Jahre aus einem bestimmten Gebiet .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 21 von 27

innerhalb des Landes zu verbannen oder sie auf ein bestimmtes Gebiet zu beschränken. Nach dieser Bestimmung können die Behörden jede Person, deren Anwesenheit an einem bestimmten Ort als "sozial gefährlich" eingestuft wird, intern ins Exil schicken. Dissidenten berichten häufig, dass die Behörden sie daran hindern, ihre Heimatprovinzen zu verlassen, oder sie festnehmen und in ihre Häuser zurückschicken, obwohl gegen sie keine schriftlichen oder formellen Beschränkungen verhängt worden waren (USDOS 20.3.2023). Das Gesetz schränkt das Recht der Bürger ein, das Land zu verlassen. Für diejenigen, die versuchen, das Land illegal zu verlassen werden Haftstrafen, eine moderate Geldstrafe oder beides vorgesehen. Berichten zufolge kann die Strafe für Angehörige des Militärs oder der Polizei oder für Personen, die mit Kindern reisen, härter ausfallen. Wenn ehemalige Regierungsangestellte aus dem Land auswanderten, wurden ihren Familienangehörigen manchmal willkürlich Pässe verweigert, damit sie ihre Familienangehörigen im Ausland besuchen oder ihnen nachreisen konnten (USDOS 20.3.2023). Einige Dissidenten und Journalisten dürfen trotz eines Migrationsgesetzes aus dem Jahr 2013, mit dem die Ausreisevisumspflicht aufgehoben wurde, nicht ins Ausland reisen. Die Zahl der Menschen, die Kuba verlassen - einschließlich derjenigen, die nicht ins Ausland reisen dürfen, die sogenannten regulados - ist seit den Protesten im Juli 2021 stark angestiegen. Schätzungen zufolge versuchen allein zwischen Oktober 2021 und Juli 2022 mehr als 140.000 kubanische Einwanderer und Asylsuchende in die Vereinigten Staaten zu gelangen (FH 2023). Quellen: - FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088504.html, Zugriff 28.11.2023 - USDOS - US Deparmtent of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Cuba, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089110.html, Zugriff 28.11.2023 17. Grundversorgung und Wirtschaft Die COVID-Pandemie brachte den internationalen Tourismus zum Erliegen und die Geldüberweisungen nach Kuba auf einen neuen Tiefstand. Infolgedessen schrumpfte die kubanische Wirtschaft nach offiziellen Angaben im Jahr 2020 um 11 %, nach einem schwachen Wachstum von 0,5 % im Jahr 2019. Bereits vor der Pandemie war Kuba durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch seines strategischen Verbündeten Venezuela, die Verschärfung der US- Sanktionen und die Beendigung der groß angelegten medizinischen Missionen nach Brasilien und Ecuador - die jährlich 300 Millionen Dollar einbrachten - nach einem Regierungswechsel in diesen Ländern schwer getroffen worden. Diese externen Faktoren verschärfen die tiefgreifenden strukturellen Probleme der staatlich gelenkten kubanischen Binnenwirtschaft. Raúl Castro setzt sich für eine schrittweise Reform ein, aber die Umsetzung bleibt extrem langsam und inkohärent, so dass nie eine nachhaltige wirtschaftliche Dynamik erreicht wurde. Die landwirtschaftliche .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 22 von 27

Produktion ist besonders enttäuschend. Infolgedessen machen Nahrungsmittel einen großen Teil der Einfuhren aus. Die kubanischen Produktionsbetriebe arbeiten zum größten Teil mit veralteter Technologie und sind auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig (BS 2022). Für 2023 hat das kubanische Statistikamt ONEI noch keine Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) veröffentlicht. Das Wirtschaftsinstitut Economist Intelligence Unit (EIU) rechnet jedoch für das laufende Jahr mit einem Plus von 2,5 Prozent. Die Erholung des Tourismus und der wachsende Privatsektor geben dem Land Impulse, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus. Aus den gleichen Gründen geht EIU ab 2024 von einem Wirtschaftswachstum von rund 4 Prozent jährlich aus (GTAI 15.11.2023). Es gibt keine zuverlässigen Daten zur Inflation. Die Lebenshaltungskosten sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Dies wurde durch den wirtschaftlichen Abschwung im Jahr 2020 noch verschärft. Die Währungsreform vom 1.1.2021 brachte einen dreistelligen Inflationsschub für die Peso-Preise mit sich, da die Regierung im Vorfeld die staatlichen Gehälter und Renten verfünffacht hat. Infolgedessen wird das Haushaltsdefizit für 2021 auf mehr als 20 % des BIP geschätzt. Es wird eine zentrale Herausforderung sein, diesen Inflationsdruck einzudämmen und die Abwertung der Währung in einem kontrollierbaren Rahmen zu halten (BS 2022). Die Inflationsrate betrug im Jahr 2021 151 % 2022 76,1 %. In den Jahren 2005, 2010 und 2015 war sie noch im niedrigen einstelligen Bereich gelegen (WKO 10.2023). Seit 2021 gibt es einen Rechtsrahmen für die Einrichtung und den Betrieb von kleinen und mittelständischen Privatunternehmen (KMU) durch Kubanerinnen und Kubanern (AA 18.9.2023); vgl. GTAI 15.11.2023). Die Zahl solcher Unternehmen steigt seitdem langsam, obwohl die Staatswirtschaft weiterhin dominiert (AA 18.9.2023). Die Rechtsform ist eine SRL (Sociedad de Responsabilidad Limitada), ähnlich der deutschen Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Die Bevölkerung hat die neue Rechtsform sehr gut angenommen und seit Einführung des Gesetzes wurden rund 9.000 KMU gegründet. Sie stellen rund 15 % der Arbeitsplätze in Kuba. Beispiele sind Bauunternehmen, Agrarbetriebe, Restaurants, Supermärkte, kleine Lebensmittelproduzenten und sogar Softwarefirmen. Nicht zugelassen sind privatwirtschaftliche Aktivitäten in den Bereichen Bergbau, Gesundheitswesen, Medien, Zuckerindustrie, Großhandel sowie Wasser- und Energieversorgung. Eine Herausforderung für viele neue KMU ist die Versorgung mit Rohstoffen und Investitionsgütern, wie etwa Baumaterialien oder Maschinen (GTAI 15.11.2023). Die formale Arbeitslosigkeit ist niedrig, aber etwa zwei Millionen Kubaner sind weder formell beschäftigt noch auf der Suche nach einer Beschäftigung und tauchen daher in den Statistiken .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 23 von 27

nicht auf. Da die Löhne so niedrig sind, schlägt sich der Verlust von Arbeitsplätzen nicht wie in anderen Ländern in einem Einkommensverlust nieder. Die Unterbeschäftigung im staatlichen Sektor ist hoch. Während der Krise im Jahr 2020 ging die Beschäftigung im privaten Sektor zurück, da viele Kubaner wegen des Mangels an Touristen und Einkommen ihre Lizenzen für die Selbstständigkeit zurückgaben. Die offizielle Arbeitslosenrate im Jahr 2022 betrug 1,4% (BS 2022). Die Regierung der Republik Kuba kann auf eine lange Geschichte von Sozialrenten zurückblicken, die bis ins Jahr 1963 zurückreicht. Die Sozialversicherungsrente (Social Security Pension Scheme, SSPS). Die SSPS ist ein obligatorisches und beitragsabhängiges Rentensystem, das allen Beschäftigten des Staates, den Beschäftigten von Genossenschaften und selbständigen Landwirten offensteht und durch eine Gesetzesreform im Jahr 2011 auch auf Selbständige ausgedehnt wurde. Die SSPS steht Frauen ab 60 Jahren und Männern ab 65 Jahren offen. Antragsteller, die 30 Jahre lang Beiträge geleistet haben, haben Anspruch auf eine monatliche Mindestzahlung von 200 CUP (200 USD) und auf bis zu 60 % des Durchschnitts der fünf besten Einkommensjahre des Antragstellers innerhalb der letzten 15 Jahre vor der Pensionierung. Die monatlichen Zahlungen erhöhen sich um weitere 2 % für jedes Jahr, das nach der Pensionierung gearbeitet wird. Um ein angemessenes Sicherheitsnetz zu gewährleisten, erhalten auch diejenigen monatliche Leistungen, die die Voraussetzungen für die SSPS nicht erfüllen oder teilweise oder vollständig arbeitsunfähig sind. Die SSPS erreicht etwa 87 % der älteren Menschen in Kuba und bewirkt damit eine der höchsten Deckungsraten in Lateinamerika (UN ESCAP 2019). Quellen: - AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (18.9.2023): Kuba: Politisches Porträt, https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/kuba-node/politisches-portraet/212242, Zugriff 28.11.2023 - BS - Bertelsmann Stiftung (2022): BTI Country Report Cuba 2022, https://bti-project.org/en/reports/country-report/CUB#pos5, Zugriff 23.11.2023 - GTAI - Germany Trade & Invest (15.11.2023): Kuba will Krise überwinden, https://www.gtai.de/de/trade/kuba/wirtschaftsumfeld/kuba-will-krise-ueberwinden-945174, Zugriff 1.12.2023 - UN ESCAP - United Nations Economic and Social Commission for Asia and the Pacific (2019): https://www.socialprotection-toolbox.org/practice/cubas-social-pension-system, Zugriff 1.12.2023 - WKO - Wirtschaftskammer Österreich (10.2023): Länderprofil Kuba, https://www.wko.at/statistik/laenderprofile/lp-kuba.pdf? _gl=1*18i8aaa*_ga*MTI5MDYzMzMyNC4xNjg5NjY5NDYz*_ga_TJBEG291F0*MTcwMTM0MD Y0Ni43LjAuMTcwMTM0MDY0Ni4wLjAuMA.., Zugriff 1.12.2023 18. Medizinische Versorgung In Kuba existiert ein staatliches Gesundheitssystem mit einer gut funktionierenden hierarchischen Organisationsstruktur und einer klaren Aufgabenteilung und Vernetzung der verschiedenen Ebenen (HCH 2020). Die medizinische Versorgung ist ein Grundrecht der kubanischen Bürger und .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 24 von 27

ist in der kubanischen Verfassung verankert. Das kubanische Gesundheitssystem garantiert allen Kubanern eine kostenlose Gesundheitsversorgung. Es gibt keine privaten Krankenhäuser (WW 17.1.2023). Besonders die früher stark vernachlässigten ländlichen Gebiete verfügen heute über eine ausreichende Zahl von Polikliniken und Krankenhäusern. Ganz Kuba ist in Sektoren (areas) aufgeteilt, deren Bewohner in immer breiterem Maße von den medicos de la familia, den Familienärzten, versorgt werden. Zusammen mit einer Krankenschwester betreut ein Familienarzt bzw. eine Familienärztin jeweils 120-130 Familien, also 600-700 Personen, im jeweiligen Wohnbezirk. Dabei sind Arztwohnung und Praxis meist im gleichen Haus untergebracht. Zu den Aufgaben gehören neben der täglichen Gesundheitsfürsorge speziell auch die Schwangeren-, Kleinkind- sowie Altenbetreuung (Sozialmedizin). Wichtige weitere Tätigkeitsaspekte sind die präventive Medizin und die Rehabilitation. Das Familienarztprogramm wurde 1984 eingeführt und schnell ausgeweitet. Bis Ende 1994 wurden bereits 94 % der Bevölkerung von Familienärzten versorgt, derzeit sind es über 99 Prozent. Diese Grundversorgung umfasst auch die ländlichen Gebiete, selbst entlegene Bergregionen. Gesundheitsposten existieren außerdem in Kindereinrichtungen, Schulen, Hotels und vielen Arbeitszentren (HCH 2020). Die Lebenserwartung sowie die Kinder- und Müttersterblichkeit entsprechen denen der entwickelten Länder. Kubaner sterben wie in den Industrienationen meist an Herz-Kreislauf- Erkrankungen oder an Krebs. Nach dem CIA Factbook 2019 lag die Säuglingssterblichkeit (bis zum Ende des 1. Lebensjahres) 2018 in den USA bei 5,7/1000, in Kuba bei 4,4/1000 (HCH 2020). Die medizinische Versorgung ist kostenlos in Kuba. Medikamente müssen teils mit einem geringen, eher symbolischen Obulus bezahlt werden. Vor der Revolution wurden 50 % des pharmazeutischen Marktes von ausländischen Firmen beherrscht. 1992 wurden 80 % der Mittel im Lande selbst hergestellt, die vorhandenen 40.000 Medikamente wurden auf 500 reduziert (HCH 2020). Obwohl medizinisches Fachpersonal in Kuba gut ausgebildet ist, mangelt es den Einrichtungen an grundlegenden Medikamenten, klinischem Material und angemessener Ausrüstung (KK 10.9.2023; vgl. FCDO 23.5.2023). Die medizinische Versorgung [Anm.: für schwerwiegende Erkrankungen oder Unfälle] ist nicht gewährleistet. Ernsthafte Erkrankungen und Verletzungen müssen im Ausland (Europa, Kanada) behandelt werden (EDA 20.7.2023). Kuba wurde während des Kalten Krieges boykottiert und stand seit dem Untergang der Sowjetunion zunächst recht alleine da. So hat Kuba aus der Not eine Tugend gemacht und eine .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 25 von 27
