palg-gaza-lib-2022-05-31-ke

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Israelische  Beamte  verhängten  aufgrund  von  Sicherheits-  und  Wirtschaftsbedenken  
Beschränkungen für den Material-, Waren- und Personenverkehr in und aus dem Gazastreifen,  
wobei  auch NGOs wie Amnesty International  und Human Rights Watch,  sowie die  Vereinten  
Nationen, berichteten, dass ihre Mitarbeiter von den Einschränkungen betroffen waren und keine  
Genehmigungen erhielten. Die israelische Regierung erklärte, dass alle Anträge auf Ausreise aus  
dem Gazastreifen von Fall zu Fall unter Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten geprüft werden, 
die  sich  aus  der  de  facto-Kontrolle  der  Hamas  über  den  Gazastreifen  ergeben  (USDOS 
12.4.2022). 
Israel  hält  eine  starke  Sicherheitspräsenz  an  den  Land-  und  Seegrenzen  des  Gazastreifens 
aufrecht und hindert Personen auch mit scharfer Munition daran, die Pufferzonen in der Nähe  
dieser Grenzen zu betreten (FH 28.2.2022).  Im September 2021  hat Israel eine Lockerung der  
Auflagen für das palästinensische Küstengebiet angekündigt. So wurde die Fischereizone vor dem  
palästinensischen  Gazastreifen  auf  15  Seemeilen  (knapp  28  Kilometer)  ausgeweitet,  der 
Warenübergang Kerem Schalom in das blockierte Gebiet wieder vollständig geöffnet, und Israel  
will die Zahl der Einreisegenehmigungen für Geschäftsleute aus dem Gazastreifen von 5.000 auf  
7.000 erhöhen (Spiegel 1.9.2021).
Korruption und Bestechung an den Grenzübergängen sind weit verbreitet (FH 28.2.2022).
Reise von/nach Israel und die Westbank:
Israel hat weitreichende Beschränkungen des Personen- und Warenverkehrs in und aus dem  
Gazastreifen verhängt, wobei Israels Abriegelungspolitik laut Human Rights Watch von wenigen  
Ausnahmen  abgesehen  nicht  auf  einer  individuellen  Bewertung  des  Sicherheitsrisikos  einer 
Person basiert (HRW 13.1.2022). Israel verweigert den Einwohnern des Gazastreifens oft aus  
Sicherheitsgründen die Erlaubnis, das Gebiet zu verlassen, und erlaubt nur bestimmten Patienten  
aus medizinischen Gründen sowie anderen Personen die Ausreise. Universitätsstudenten haben  
Schwierigkeiten, die notwendigen Genehmigungen zu erhalten, um das Gebiet zu verlassen und  
im Ausland zu studieren (FH 28.2.2022). Ansuchen auf eine Umsiedlung in die Westbank werden  
normalerweise abgelehnt (Hamoked/B’Tselem 1.2014). Der Gaza-Streifen ist seit Juni 2007 für den 
allgemeinen  Personenverkehr  von  und  nach  Israel  fast  vollständig  abgeriegelt.  Der  einzige 
Personenübergang zwischen Israel und dem Gaza-Streifen, Erez, ist zurzeit insbesondere für  
humanitäre Fälle und internationale Organisationen geöffnet (AA 24.5.2022). Die Einreise nach  
Israel aus dem Gazastreifen via Erez-Checkpoint ist nur möglich, wenn die Ausreise aus Israel  
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nach  Gaza  ebenso  dort  erfolgte.  Personen,  die  nach  Gaza  über  Rafah  (Ägypten)  einreisen, 
müssen wieder über Rafah ausreisen (BMEIA 24.5.2022). 
Im Jahr 2021 verließen insgesamt 90.421 Menschen den Gazastreifen via Erez Richtung I srael, 
rund 87.000 reisten über diesen Weg nach Gaza ein. In den ersten vier Monaten des Jahres 2022  
reisten rund 114.000 Menschen via Erez aus Gaza aus und rund 113.000 reisten ein. Die Zahl der  
Grenzübertritte lag zwischen Jänner und April 2022 deutlich höher als in den meisten anderen  
Monaten seit 2008 (OCHA o.D.b). Mit Stand April 2022 hat Israel rund 12.000 Ausreiseerlaubnisse  
zu Arbeitszwecken für Bewohner des Gazastreifens nach Israel ausgestellt. Als Ende April 2022  
Raketen aus dem Gazastreifen nach Israel abgefeuert wurden, hat Israel den Grenzübergang Erez 
zwei Tage lang für Arbeiter und Händler gesperrt (Gisha 26.4.2022), im Mai 2022 folgte eine  
weitere Grenzschließung (Gisha 11.5.2022).
Tausende von Familien im Gazastreifen haben Verwandte, die im Westjordanland oder innerhalb  
der Green Line [Anm.: im Staat Israel] leben. Jedoch gibt es laut der israelischen NGO Gisha  
(Legal Center for Freedom of Movement) Hindernisse und Beschränkungen für die Erteilung von  
Genehmigungen zum Besuch von Verwandten im Gazastreifen oder außerhalb. Anträge können  
nur gestellt werden, um einen Verwandten ersten Grades (ein Elternteil, Geschwister, Kind oder  
Ehepartner) bei Heirat, kritischer Krankheit oder Todesfall zu besuchen (Gisha 18.11.2021). Nach  
Angaben  von  Gisha  verweigerten  die  israelischen  Behörden  einige  Ausreiseanträge  von 
Einwohnern des Gazastreifens mit der Begründung, die Antragsteller seien  „Verwandte ersten  
Grades von Hamas-Aktivisten“ (USDOS 12.4.2022).
Die israelischen Behörden lehnten palästinensische Anträge auf Reisegenehmigungen für den  
Erez-Übergang unter Anführung von Sicherheitsbedenken häufig ab oder reagierten nicht auf sie,  
auch nicht für Patienten auf der Suche nach medizinischer Versorgung, die im Gazastreifen nicht  
verfügbar  war  (USDOS  12.4.2022).  Von  den  mehr  als  15.000  Anträgen  auf  Erteilung  einer 
Patientengenehmigung  aus  dem  Gazastreifen  im  Jahr  2021  wurden  nach  Angaben  der 
Weltgesundheitsorganisation 37 % verzögert oder abgelehnt. Die israelische Tageszeitung Haaretz 
berichtete z.B im April 2022 von dem Fall einer Patientin im Kleinkindalter, die verstarb, während  
sich  die  Genehmigung  zur  Ausreise  für  eine  lebenserhaltende  Operation  verzögerte  (Haaretz 
14.4.2022). Ein Teenager aus Gaza brach im März 2022 sterbend im PA-Gesundheitsministerium  
in Ramallah zusammen, weil er zu spät die Genehmigung für eine Behandlung in der Westbank  
erhalten, und die PA die Kosten für die Behandlung trotz vorheriger Garantie nicht übernommen  
hatte (BBC 27.3.2022).
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Gemäß NGOs besitzen 40.000 bis 50.000 Personen im Gazastreifen keine Identifikationskarten,  
die von Israel anerkannt werden. Einige dieser Personen sind im Gazastreifen geboren, aber Israel
hat sie nie als Einwohner Gazas anerkannt, andere wiederum waren im Krieg von 1967 aus Gaza  
geflohen oder hatten Gaza nach 1967 aus verschiedenen Gründen verlassen, und sind später  
zurückgekehrt. Eine kleine Gruppe ist in Gaza geboren und nie von dort weggegangen und besitzt  
ausschließlich Identifikationskarten, die von der Hamas ausgestellt wurden. Gemäß den Osloer  
Abkommen verwaltet die PA das palästinensische Bevölkerungsregister, obwohl Statusänderungen 
im Register der Zustimmung der israelischen Regierung bedürfen. Die israelische Regierung hat  
seit dem Jahr 2000 keine Änderungen des Registers mehr vorgenommen (USDOS 12.4.2022). 
Das Office for the Coordniation of Humanitarian Affairs (OCHA) der Vereinten Nationen berichtete, 
dass einigen seiner Mitarbeiter die Ausreisegenehmigung aus dem Gazastreifen verweigert wurde,  
weil OCHA mit der Hamas als de facto-Regierung im Gazastreifen zusammenarbeitete, um die  
Ein- und Ausreise sowie den Transport von UN-Mitarbeitern zu erleichtern. In anderen Fällen  
berichtete  OCHA,  dass  seine  Mitarbeiter  Ausreisegenehmigungen  erhielten,  die  israelischen 
Behörden  ihnen  jedoch  nach  stundenlangem  Warten  an  den  Grenzübergängen  die  Ausreise 
verweigerten (USDOS 12.4.2022). 
Reisen von/nach Ägypten:
Der Grenzübergang Rafah stellt die hauptsächliche Ausreisemöglichkeit für den Großteil der zwei  
Millionen  Einwohner  des  Gazastreifens  dar,  weil  israelische  Ausreisegenehmigungen  für  die 
beiden anderen, von Israel kontrollierten Grenzübergänge [Anm.: Erez für den Personenverkehr  
und Kerem Shalom für den Warenverkehr] schwer zu erhalten sind. Im Zuge der COVID-19-
Pandemie  war  der  Grenzübergang  zeitweise  geschlossen  (Al-Jazeera  10.2.2021).  Der  
Grenzübergang  Rafah  zwischen  dem  Gazastreifen  und  Ägypten  wurde  2021  regelmäßiger 
geöffnet als 2020, aber die Bedingungen blieben weitgehend unvorhersehbar und restriktiv (FH  
28.2.2022). Die von Israel 2007 verschärfte Blockade des Gazastreifens wird inzwischen auch von  
Ägypten mitgetragen, wobei Ägypten dies, wie auch Israel, mit Sicherheitsinteressen begründet.  
Beispielsweise im August 2021 war der Grenzübergang nach gewaltsamen Zusammenstößen  
zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern für einige Tage geschlossen (Spiegel  
26.8.2021).  Politische  Entwicklungen  in  Ägypten  haben  direkte  Auswirkungen  auf  den  
Gazastreifen, indem die ägyptischen Behörden die Grenze ohne Vorwarnung auf unbestimmte Zeit 
abriegeln (EDA 8.4.2022). 
Der Grenzübergang kann nach Angaben der ägyptischen Behörden regulär nur von Palästinensern 
mit gültigen Ausweispapieren der  PA benutzt werden. Für die Ausreise aus dem Gazastreifen  
bedarf es der Zustimmung der ägyptischen und palästinensischen Grenzbehörden (AA 24.5.2022).  
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Hier kann es auch bei erst kürzlich erfolgter Einreise in den Gazastreifen zu Wartezeiten von  
mehreren Wochen bei der Ausreise kommen (AA 24.5.2022; vgl. Gisha 1.9.2021). Personen, die  
via Rafah aus Gaza ausreisen wollen, müssen gemäß ägyptischen Vorgaben unter die folgenden  
Kategorien fallen, außerdem ist eine Vorabregistrierung erforderlich: Einwohner des Gazastreifens  
mit  ausländischem  Wohnsitz  oder  Reisepass,  Patienten  mit  Überweisung  zur  medizinischen 
Behandlung  in  Ägypten  und  Personen  mit  Studien-,  Arbeits-  oder  Familienbesuchsvisa  für 
Drittländer. Viele  derjenigen, die durch  Ägypten reisen möchten, erfüllen diese Kriterien nicht  
(Gisha 1.9.2021). Die Vereinten Nationen und mehrere internationale NGOs berichteten, dass es  
für die Palästinenser im Gazastreifen äußerst schwierig war, von der Hamas-Regierung und der  
ägyptischen  Regierung  die  Erlaubnis  zu  erhalten,  durch  Rafah  zu  reisen,  und  dass  häufig 
Schmiergelder an die örtlichen Behörden gezahlt werden mussten (USDOS 12.4.2022). 
Im Jahr 2021 reisten insgesamt rund 100.000 Personen via Rafah aus dem Gazastreifen aus und  
rund 81.000 reisten ein. In den ersten vier Monaten des Jahres 2022 reisten rund 39.000 Personen 
aus Gaza aus und rund 41.000 reisten ein. Dies sind mehr monatliche Grenzübertritte als in allen  
anderen Monaten seit 2013 (OCHA o.D.b).
Quellen:
- AA  –  Auswärtiges  Amt  (24.5.2022):  Palästinensische  Gebiete:  Reise-  und  
Sicherheitshinweise  (Teilreisewarnung),  
https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/palaestinensischegebiete-
node/palaestinensischegebietesicherheit/203674, Zugriff 24.5.2022
- Al-Jazeera (10.2.2021):  Egypt ‘indefinitely’ opens Rafah border crossing with Gaza Strip,  
https://www.aljazeera.com/news/2021/2/10/egypt-opens-rafah-border-crossing-with-
blockaded-gaza-strip, Zugriff 24.5.2022
- BBC – British Broadcasting Corporation News (27.3.2022): The Palestinian cancer centre  
that  can't  take  patients,  https://www.bbc.com/news/world-middle-east-60829319,  Zugriff 
31.5.2022
- BMEIA –  Bundesministerium  für  Äußeres  (24.5.2022):  Palästina,  Einreise  &  Ausreise, 
https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/reiseinformation/land/palaestina/, Zugriff 24.5.2022
- EDA  –  Eidgenössisches  Departement  für  auswärtige  Angelegenheiten  (8.4.2022): 
Reisehinweise  für  das  Besetzte  Palästinensische  Gebiet  (dazu  gehören  das  
Westjordanland,  einschliesslich  Ostjerusalem,  und  der  Gazastreifen),  
https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/vertretungen-und-reisehinweise/besetztes-
palaestinensisches-gebiet/reisehinweise-besetztes-palaestinensisches-gebiet.html,  Zugriff 
24.5.2022FH - Freedom House (28.2.2022): Freedom in the World 2022 - Gaza Strip,  
https://freedomhouse.org/country/gaza-strip/freedom-world/2022, Zugriff 19.5.2022
- Gisha – Legal Center for Freedom of Movement (11.5.2022): More collective punishment:  
Erez  closed  “until  further  notice”,  https://gisha.org/en/more-collective-punishment-erez-
closed-until-further-notice/, Zugriff 24.5.2022
- Gisha – Legal Center for Freedom of Movement (26.4.2022): Israel blocks exit from Gaza  
for work in Israel, https://gisha.org/en/israel-blocks-exit-from-gaza-for-work-in-israel/, Zugriff 
24.5.2022
- Gisha  –  Legal  Center  for  Freedom  of  Movement  (18.11.2021):  Gaza,  near  and  far, 
https://gisha.org/en/gaza-near-and-far/, Zugriff 24.5.2022
- Gisha  –  Legal  Center  for  Freedom  of  Movement  (1.9.2021):  Gaza  Up  Close, 
https://features.gisha.org/gaza-up-close/, Zugriff 24.5.2022
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- GIZ – Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Länderinformationsportal  
(11.2020d)  [Archivversion  vom  14.5.2021]:  Palästinensische  Gebiete,  Gesellschaft,  
https://web.archive.org/web/20210514035400/https://www.liportal.de/palaestinensische-
gebiete/alltag/, Zugriff 24.5.2022
- Haaretz (14.4.2022): Toddler's Death in Gaza Exposes Israel's Arduous Permit System for  
Life-saving Treatment,  https://www.haaretz.com/middle-east-news/toddler-s-death-in-gaza-
exposes-israel-s-arduous-permit-system-for-life-saving-care-1.10741724, Zugriff 25.5.2022
- Hamoked/B’Tselem  (1.2014):  So  Near  and  Yet  So  Far  Implications  of  Israeli-Imposed 
Seclusion  of  Gaza  Strip  on  Palestinians’  Right  to  Family  Life,  
https://www.btselem.org/download/201401_so_near_and_yet_so_far_eng.pdf, 31.5.2022
- HRW  –  Human  Rights  Watch  (13.1.2022):  World  Report  2021  -  Israel  and  Palestine, 
https://www.hrw.org/world-report/2022/country-chapters/israel/palestine#b9d2a1,  Zugriff  
19.5.2022
- OCHA – United Nations Office for the Coordniation of Humanitarian Affairs (o.D.b): Gaza 
crossings: movement of people and goods, https://www.ochaopt.org/data/crossings, Zugriff 
24.5.2022
- Spiegel – Spiegel Online (21.9.2021): Israel verkündet Reihe von Erleichterungen für 
Gazastreifen, https://www.spiegel.de/ausland/israel-verkuendet-reihe-von-erleichterungen-
fuer-gazastreifen-a-19674e18-92ef-4bfb-adc4-291c64cf17f7, Zugriff 25.5.2022
- Spiegel – Spiegel Online (26.8.2021): Israel lockert Gaza-Blockade, auch Ägypten öffnet 
Grenzübergang, https://www.spiegel.de/ausland/israel-lockert-gaza-blockade-aegypten-
oeffnet-rafah-grenzuebergang-a-29d0e8c1-8123-4d62-b5da-2900fa687450, Zugriff 
24.5.2022
- USDOS – United States Department of State (12.4.2022): 2021 Country Reports on Human 
Rights Practices: West Bank and Gaza, https://www.state.gov/reports/2021-country-reports-
on-human-rights-practices/israel-west-bank-and-gaza/west-bank-and-gaza/, Zugriff 
19.5.2022
 13. IDPs und Flüchtlinge
Im Gazastreifen leben rund 2,1 Millionen Menschen, davon etwa 1,4 Millionen palästinensische  
Flüchtlinge (UNRWA 5.2021), die vom Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge  
im  Nahen  Osten  (UNRWA)  betreut  werden  (GIZ  11.2020c).  Acht  offizielle  palästinensische 
Flüchtlingslager  der  UNRWA  erstrecken  sich  über  den  Gaza-Streifen  und  weisen  eine  der 
höchsten Bevölkerungsdichten der Welt auf (UNRWA 5.2021). 
Auf dem Höhepunkt der Kämpfe im Mai 2021 suchten rund 113.000 Binnenvertriebene in Gaza  
Schutz in Schulen der UNRWA oder bei Gastfamilien (USDOS 12.4.2022). Rund 8.250 von ihnen  
waren auch im Oktober 2021 noch binnenvertrieben, vor allem, weil ihre Häuser zerstört oder  
schwer beschädigt waren (HRW 13.1.2022; USDOS 12.4.2022). Während der Kämpfe zwischen  
Israel und bewaffneten palästinensischen Gruppen im Jahr 2014 haben laut OCHA mit Stand April  
2019 über 12.000 Palästinensern ihr Heim verloren (HRW 14.1.2020). 
UNRWA beschäftigt über 13.000 Mitarbeiter in über 300 Einrichtungen im gesamten Gazastreifen  
und bietet registrierten palästinensischen Flüchtlingen Bildung, Gesundheits- und psychiatrische  
Versorgung, Hilfs- und Sozialdienste, Mikrokredite und Nothilfe. Die Zahl der Palästina-Flüchtlinge,  
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die von Nahrungsmittelhilfe der UNRWA abhängig sind, ist von weniger als 80.000 Menschen im  
Jahr 2000 auf fast eine Million gestiegen (UNRWA 5.2021) . Die sozioökonomischen Bedingungen  
in Gaza haben die Flüchtlinge schwer getroffen. UNRWA berichtete, dass die Ernährungssicherheit 
weiterhin gefährdet sei. Im März [2020] setzte UNRWA die Verteilung von Nahrungsmitteln in  
seinen offiziellen Verteilungszentren vorübergehend aus, um eine Ausbreitung von COVID-19 zu  
vermeiden, begann aber bald darauf mit der Haus-zu-Haus-Lieferung als Alternative (USDOS  
12.4.2022).  Unter  anderem  wird  UNRWA  2022  in  Gaza  Lebensmittelhilfe  und  kurzfristige 
Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten (UNRWA 2022).
Mehr  als  80  Prozent  der  gesamten  Bevölkerung  des  Gazastreifens  ist  auf  humanitäre  Hilfe 
angewiesen  (HRW  13.1.2022).  UNRWA  und  andere  humanitäre  Organisationen  versorgten 
Binnenvertriebene  im  Gazastreifen  und  im  Westjordanland,  allerdings  mit  einigen  
Einschränkungen aufgrund der israelischen Beschränkungen der Bewegungsfreiheit. Humanitäre  
Akteure,  darunter  UNRWA,  das  Internationale  Rote  Kreuz  und  NGOs,  berichteten,  dass  sie 
während  des  Konflikts  im  Mai  2021  im  Gazastreifen  Schwierigkeiten  hatten,  Hilfe  zu  leisten. 
Gründe dafür waren unter anderem die Intensität der Bombardierung des Gazastreifens durch das  
israelische  Militär,  Schwierigkeiten  bei  der  Koordinierung  mit  der  israelischen  Regierung, 
Beschränkungen des Waren- und Personenverkehrs durch die israelischen Behörden und – in  
einem bemerkenswerten Fall, in dem Israelis humanitäre Hilfslieferungen über den Kerem-Shalom-
Übergang zuließen – ein Mörserangriff der Hamas (USDOS 12.4.2022).
Im Herbst 2018 hat US-Präsident Trump die Hilfen für UNRWA eingestellt. Die USA hatten  bis 
dahin 30 Prozent zum UNRWA-Budget beigesteuert, so viel wie kein anderes Land. Es mussten  
Einsparungen  vorgenommen  werden  (Zeit  8.7.2019;  vgl.  DW  18.2.2022).  Unter  Trumps 
Nachfolger, US-Präsident Biden, wurden die Zahlungen an UNRWA 2021 wieder aufgenommen,  
jedoch  gab  UNRWA  Anfang  2022  bekannt,  dass  es  immer  noch  unterfinanziert  sei  (DW 
18.2.2022).  Es  gibt  Andeutungen  seitens  des  UNRWA-Chefs  bezüglich  einer  möglichen 
Auslagerung  von  UNRWA-Aufgaben  an  andere  UN-Organisationen  angesichts  der  weiterhin 
prekären Finanzierungslage der Organisation (EURACTIV 9.5.2022).
Im Gazastreifen kooperierten die de facto-Behörden der Hamas im Allgemeinen mit UNRWA und  
erlaubten dieser, ungehindert zu arbeiten. Nach dem Konflikt im Mai 2021 und einem umstrittenen  
Interview des UNRWA-Direktors für den Gazastreifen kündigte die Hamas an, nicht länger für  
seine  Sicherheit  und  die  seines  Stellvertreters  garantieren  zu  wollen,  wodurch  die  beiden 
ranghöchsten UNRWA-Vertreter aus dem Amt gedrängt wurden (USDOS 12.4.2022).
Quellen:
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- DW – Deutsche Welle (18.2.2022): UN Palestinian refugee agency still short of cash,  
https://www.dw.com/en/un-palestinian-refugee-agency-still-short-of-funds/a-60816258, 
Zugriff 24.5.2022
- EURACTIV  (9.5.2022):  Palestine  refugee  agency  could  ‘implode’,  UN  warns,  
https://www.euractiv.com/section/global-europe/news/palestine-refugee-agency-could-
implode-un-warns/, Zugriff 31.5.2022
- GIZ – Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Länderinformationsportal  
(11.2020c)  [Archivversion  vom  14.5.2021]:  Palästinensische  Gebiete,  Gesellschaft,  
https://web.archive.org/web/20210514041258/https://www.liportal.de/palaestinensische-
gebiete/gesellschaft/,  Zugriff 23.5.2022
- HRW  –  Human  Rights  Watch  (13.1.2022):  World  Report  2021  -  Israel  and  Palestine, 
https://www.hrw.org/world-report/2022/country-chapters/israel/palestine#b9d2a1,  Zugriff  
19.5.2022
- HRW  –  Human  Rights  Watch  (14.1.2020):  World  Report  2020  -  Israel  and  Palestine, 
https://www.ecoi.net/de/dokument/2022793.html, Zugriff 24.5.2022
- UNRWA –  United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near  
East  (5.2021):  Where  we  work,  https://www.unrwa.org/where-we-work/gaza-strip, Zugriff  
24.5.2022
- UNRWA - United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East 
(o.D.): Gaza Emergency, https://www.unrwa.org/gaza-emergency, Zugriff 31.3.2020
- USDOS – United States Department of State (12.4.2022): 2021 Country Reports on Human 
Rights Practices: West Bank and Gaza, https://www.state.gov/reports/2021-country-reports-
on-human-rights-practices/israel-west-bank-and-gaza/west-bank-and-gaza/,  Zugriff  
19.5.2022
- Zeit  –  Zeit  Online  (8.7.2019):  "Es  könnte  eine  Hungerkatastrophe  geben",  
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-07/palaestina-unrwa-gazastreifen-fatah-hamas-
israel, Zugriff 24.5.2022
 14. Grundversorgung und Wirtschaft
In den Jahren der vollständigen israelischen Besatzung ist die palästinensische Wirtschaft ein  
reiner Zulieferbetrieb für Israel, eine eigenständige Wirtschaftsentwicklung gibt es nicht. Auch nach  
der Schaffung der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) blieb die wirtschaftliche Entwicklung  
von  Israel  abhängig.  Bis  heute  sind  alle  Exporte  und  Importe  von  der  Zustimmung  und 
Genehmigung  der  israelischen  Behörden  abhängig  (GIZ  11.2020e).  Die  Blockade  des 
Gazastreifens seit 2007 durch Israel, die durch die ägyptischen Beschränkungen an der Grenze  
zum Gazastreifen noch verschärft wird, schränkt den Zugang der fast zwei Millionen dort lebenden 
Palästinenser  zu  Bildung,  wirtschaftlichen  Möglichkeiten,  medizinischer  Versorgung,  sauberem 
Wasser und Elektrizität ein  (HRW 13.1.2022; vgl. FH 28.2.2022).
Israelische Behörden schränken den Verkehr von Material, Waren und Personen in den und aus  
dem Gazastreifen ein (USDOS 12.4.2022), sowohl auf dem Land- als auch auf dem Seeweg. Für  
den Waren- und Personenverkehr nach bzw. aus Gaza gibt es drei Grenzübergänge: Rafah, Erez  
und  Kerem  Shalom  (UNRWA  o.D.). Kerem  Shalom  ist  der  einzige  vom  Handel  genutzte 
Grenzübergang für den Warenverkehr zwischen dem Gazastreifen und Israel und damit de facto  
auch für das Westjordanland, obwohl er nie  für diese Funktion ausgelegt war. Im Februar 2018  
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öffnete Ägypten den Grenzübergang Salah a-Din. Der Übergang wird von privaten Unternehmen  
auf  beiden  Seiten  unter  der  Aufsicht  des  ägyptischen  Militärs  bzw.  der  Hamas-Behörden  im 
Gazastreifen verwaltet. Er wird nur für den Warentransfer in eine Richtung, nach Gaza, und nur in  
begrenztem Umfang genutzt (Gisha 3.2020). Die „Coronavirus-Sperre“, die Israel über mehr als  
ein Jahr am Grenzübergang Erez verhängt hat, hat zusätzlich zu den seit Jahren bestehenden  
Beschränkungen des Personen- und Warenverkehrs den Verkehr von Händlern, Geschäftsleuten  
und Arbeitern unterbunden (Gisha 13.4.2021). Der Gazastreifen ist mit großen Einschränkungen  
im Warenverkehr konfrontiert. Ebenso limitiert Israel die Fischereizone. Vor dem Hintergrund der  
israelischen Versuche, den Konflikt einzudämmen, wurde 2021 erstmals nach vielen Jahren die  
Zahl  der  Arbeitserlaubnisse  für  Palästinenserinnen  und  Palästinenser  in  Israel  erhöht  (ADA 
4.2022).
Seit Verhängung der Blockade durch Israel 2007 sank die Zahl der Unternehmen in Gaza von rund 
3.500 auf geschätzte 250. Mehr als 600 Fabriken wurden geschlossen. Aufgrund von drei großen 
militärischen Angriffen [Anm.: Stand 2020] übersteigt die Produktionskapazität der verbleibenden  
Einrichtungen nicht mehr als 16 Prozent der früheren Kapazität. Es wird geschätzt, dass der  
Privatsektor in Gaza in diesem Zeitraum Verluste in Höhe von etwa 11 Milliarden Dollar erlitten hat  
(EMHRM 1.2020). Die Blockade des Gazastreifens hat die wirtschaftlichen Möglichkeiten in dem  
Gebiet stark eingeschränkt. Israels zeitweilige Beschränkungen für die Einfuhr von Baumaterialien  
haben das Wachstum und die Erholung von den Konflikten behindert, und israelische Patrouillen  
schränken  die  Landwirtschaft  in  der  Nähe  des  Grenzzauns  sowie  die  Fischerei  in  den 
Küstengewässern  ein.  Die  Hamas  hat  Preiskontrollen  eingeführt,  was  die  Wirtschaftstätigkeit 
weiter dämpfen könnte (FH 28.2.2022).
Die palästinensische Wirtschaft stagnierte und die sozioökonomische Lage war bereits vor dem  
Ausbruch von COVID-19 schwierig. Dies wird auf die israelischen Beschränkungen (in Bezug auf  
Handel, Freizügigkeit und Zugang), die wiederkehrenden Feindseligkeiten, die interne Spaltung  
und den Rückgang der Hilfslieferungen zurückgeführt. Zwischen dem Westjordanland und dem  
Gazastreifen besteht ein erhebliches regionales Gefälle bei der Wirtschaftstätigkeit und dem Pro-
Kopf-Einkommen.  Die  Armut  ist  in  Gaza  deutlich  höher:  46  Prozent  der  Bevölkerung  lebten 
2016/17 (aktuellste offizielle Erhebung) unter der Armutsgrenze, verglichen mit nur 9 Prozent im  
Westjordanland (WB 14.4.2022). Im November 2021 schätzte die Weltbank die Armutsrate in Gaza 
auf 59 % (TRT 9.11.2021). Die wirtschaftlichen Folgen der russischen Invasion in der Ukraine und  
die  damit  verbundenen  Sanktionen  könnten  den  Wirtschaftsausblick  durch  zunehmenden 
Inflationsdruck beeinträchtigen, ebenso wie die anhaltende Pandemie (WB 14.4.2022). Die Preise  
für Lebensmittel sind in Gaza in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 gestiegen. Der Status  
der Ernährungssicherheit hat sich im Gazastreifen nach Angaben des World Food Programme  
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(WFP) zuletzt verschlechtert: Der Anteil der Haushalte mit schwerer Ernährungsunsicherheit lag im 
März  2022  bei  40,7 %.  Damit  stieg  der  Gesamtanteil  der  Haushalte  mit  schwerer  oder 
mittelschwerer Ernährungsunsicherheit im Gazastreifen auf 64,4 % (WFP 29.4.2022).
Die Hälfte der Bevölkerung von Gaza ist unter 18 Jahren alt (Gisha 1.9.2021). Im dritten Quartal  
2021  waren  50  Prozent  der  Erwerbsbevölkerung  des  Gazastreifens  arbeitslos,  wobei  die 
Arbeitslosenquote bei den Jugendlichen zwischen 15 und 29 Jahren bei 70,4 Prozent lag (FH  
28.2.2022; vgl. ILO 2022). Frauen waren häufiger arbeitslos als Männer (ILO 2022; vgl. Gisha  
13.4.2021).  Das  Pro-Kopf-Einkommen  liegt  aktuell  unter  dem  Wert  von  1996.  Vor  allem  im 
Gazastreifen geht die Wirtschaftsleistung weiterhin zurück (ADA 4.2022). Der durchschnittliche  
Monatslohn  im  Gazastreifen  beträgt  laut  der  palästinensischen  Statistikbehörde  682  Neue 
Israelische Schekel (NIS) (~207 USD), im Westjordanland dagegen 1.062 NIS (~323 USD). Von  
den  Beschäftigten  im  Gazastreifen  arbeiten  39,2 %  im  öffentlichen  Sektor,  entweder  für  die 
Palästinensische Autonomiebehörde oder für die lokale Regierung des Gazastreifens. Viele dieser  
Beschäftigten sind auf Teilzeitbasis angestellt und verdienen im Durchschnitt 96 NIS (~29 USD)  
pro Tag. Die übrigen Arbeitsplätze befinden sich im privaten Sektor, wo die Beschäftigten im  
Durchschnitt nur 36,3 NIS (~11 USD) pro Tag verdienen. 79  % der Beschäftigten im privaten  
Sektor verdienen weniger als 1.450 NIS (~440 USD) pro Monat, was dem Mindestlohn in Gaza  
entspricht (Gisha 13.4.2021).
80 %  der Bevölkerung im Gazastreifen sind von humanitärer Hilfe abhängig (HRW 13.1.2022; vgl.  
FH 28.2.2022). Zwei Drittel der Bevölkerung Gazas sind palästinensische Flüchtlinge, die vom  
Hilfswerk der Vereinten  Nationen  für  Palästina-Flüchtlinge  im Nahen  Osten  (UNRWA) betreut 
werden (GIZ 11.2020e). Die Zahl der palästinensischen Flüchtlinge, die auf die Nahrungsmittelhilfe  
von UNRWA angewiesen sind, ist von weniger als 80.000 im Jahr 2000 auf heute fast eine Million  
gestiegen  (UNRWA  5.2021).  Der Hamas  wird Korruption  bei  der  Erbringung  öffentlicher  
Dienstleistungen und der Verteilung von Hilfsleistungen vorgeworfen (FH 28.2.2022).
Die  Versorgungslage  im  Gazastreifen  ist  schwierig  (AA 24.5.2022).Der  Zugang  zu  sauberem 
Wasser und Elektrizität ist nach wie vor krisenanfällig und wirkt sich auf fast jeden Aspekt des  
Lebens  in  Gaza  aus.  Sauberes  Wasser  ist  für  95  Prozent  der  Bevölkerung  nicht  verfügbar 
(UNRWA 5.2021). Durch die israelische Abriegelung des Gazastreifens ist es schwierig, Geräte  
und  Material  für  die  Wiederinstandsetzung  der  Wasserinfrastruktur  in  den  Küstenstreifen  zu 
bekommen (Gisha 22.3.2022; vgl. Haaretz 14.7.2021). Aufgrund der Schäden, die während der  
Eskalation im Gazastreifen im Mai 2021 entstanden sind, ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser  
und sanitären Einrichtungen für einen großen Teil der Bevölkerung nach wie vor ein täglicher  
Kampf (UNICEF 8.2.2022). Der reguläre Betrieb aller Anlagen – der Brunnen, Entsalzungs- wie  
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auch Kläranlagen – war gestört, weil die konfliktbedingten Schäden vom Mai 2021 nicht behoben  
werden konnten und es an  Ersatzteilen, Materialien für die regelmäßige Wartung der Rohre,  
Pumpen und Strom mangelte. Bei den Auseinandersetzungen im Mai 2021 wurde ein Drittel der  
Wasserrohre  beschädigt,  was  zu  offenen  Abwasseransammlungen  und  dem  Eindringen  von 
Abwässern ins Grundwasser führte. Laut dem Wasserwerk des Gemeindeverbands von Gaza  
sank der häusliche Wasserverbrauch pro Person – zum Trinken, Baden und Reinigen – aufgrund  
der Schäden an der Infrastruktur von etwa 80 Litern pro Tag vor dem Konflikt auf 50-60 Liter pro  
Tag (die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Mindestmenge liegt bei 100 Litern pro  
Tag).  Auch  die  Qualität  des  Wassers  hat  sich  verschlechtert,  da  der  Chloridgehalt  erheblich 
gestiegen  ist  (Haaretz  14.7.2021).  Für  Dezember  2021  meldete  UNOCHA,  dass  81  Liter 
Leitungswasser pro Kopf zur Verfügung standen (UNOCHA o.D.d). Im September 2021 hatte Israel 
angekündigt, dass d ie Wasserversorgung des Gazastreifens um fünf Millionen Kubikmeter erhöht  
würde (Spiegel 21.9.2021; vgl. UNSC 15.12.2021).
Die  öffentliche  Stromversorgung  ist  auf  wenige  Stunden  am  Tag  beschränkt  (AA 24.5.2022), 
jedoch hat sich die Verfügbarkeit von Elektrizität vergleichsweise verbessert – von 4 bis 5 Stunden  
auf durchschnittlich bis zu 14 Stunden pro Tag im April 2021 (UNRWA 5.2021; vgl. OCHA o.D.c).  
Während und nach der militärischen Eskalation im Mai 2021 kam es aufgrund von Schäden an der  
Strominfrastruktur  und  Brennstoffmangel  zu  längeren  Stromausfällen.  Nach  dem  Ende  der 
Feindseligkeiten wurde die Stromversorgung wiederhergestellt, und im Januar und Februar 2022  
war  Strom  durchschnittlich  11  bzw.  12  Stunden  pro  Tag  verfügbar  (UNHCR  3.2022).  Nach 
Angaben  der  Stromnetzgesellschaft  von  Gaza  wurde  damit  2022  weniger  als  die  Hälfte  des 
Strombedarfs  in  Gaza  gedeckt  (198  Megawatt  wurden  im  Durchschnitt  täglich  durch  die 
Stromversorgung aus Israel sowie Stromerzeugung in Gaza gedeckt, während der nicht gedeckte  
Bedarf auf rund 250 Megawatt geschätzt wurde) (OCHA o.D.c). Der anhaltende Strommangel  
beeinträchtigt die  Verfügbarkeit  wesentlicher  Dienstleistungen,  insbesondere  in  den  Bereichen 
Gesundheit,  Wasser  und  sanitäre  Einrichtungen,  stark  und  wirkt  sich  auch  negativ  auf  die 
Wirtschaft,  vor  allem  im  Herstellungssektor und  in  der  Landwirtschaft,  aus  (UNRWA 5.2021). 
Ebenso hat der Treibstoffmangel auch Auswirkungen auf öffentliche Dienstleistungen, wie z.B.  
Kläranlagen (AA 24.5.2022; vgl. Haaretz 14.7.2021).
Bei den Kämpfen im Mai 2021 wurden nach Angaben der örtlichen Behörden durch die tagelangen  
schweren Bombardierungen 50.000 Häuser im Gazastreifen beschädigt. Mehr als 2.000 wurden  
entweder  vollständig  zerstört  oder  so  stark  beschädigt,  dass  sie  unbewohnbar  waren (TNH  
2.5.2022). UNRWA kündigte Hilfen für schätzungsweise 10.000 bedürftige Familien an, deren  
Häuser  beschädigt  wurden  (UNRWA  29.9.2021).  Nach  Angaben  einer  Gruppe,  die  
Hilfsorganisationen koordiniert, welche im Gazastreifen mit dem Bau von Unterkünften befasst  
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