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Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter“
-FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088548.html, Zugriff 25.9.2023 - USDOS - U.S: Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089223.html, Zugriff 25.9.2023 11. Haftbedingungen Die Haftbedingungen waren aufgrund von Überbelegung, unzureichenden sanitären Einrichtungen, unzureichender Ernährung, schlechter medizinischer Versorgung und Korruption unter den Gefängniswärtern im Allgemeinen sehr hart. Im August 2022 meldete das Nationale Institut für Strafvollzug (INPE), dass das Gefängnissystem 90.155 Gefangene in 68 Einrichtungen für insgesamt 41.018 Gefangene beherbergt. Fast 40 % der Gefangenen befinden sich in Untersuchungshaft (USDOS 20.3.2023). Eine lange Untersuchungshaft ist üblich. Nach seiner Verhaftung im Dezember 2022 wurde der ehemalige Präsident Castillo zu 18 Monaten Untersuchungshaft verurteilt (FH 2023). Es kommt zu Übergriffen auf Insassen durch Gefängniswärter und Mitgefangene. Gefangene mit Geld, Einfluss oder anderen Ressourcen haben Zugang zu Privilegien (USDOS 20.3.2023). Der Zugang zu Trinkwasser ist für zahlreiche Gefangene zeitlich beschränkt. Die Sanitäranlagen und die hygienischen Bedingungen sind im Allgemeinen oft unzureichend. Die meisten Gefängnisse bieten nur begrenzten Zugang zu medizinischer Versorgung, was zu einer verzögerten Diagnose von Krankheiten führt. Die Insassen beklagen sich, dass die medizinische Versorgung kostenpflichtig ist. Das Büro des Ombudsmannes berichtet darüber hinaus über unzureichende Zugänglichkeit und unzureichende Einrichtungen für Gefangene mit Behinderungen. Häftlinge mit geistigen Behinderungen haben meist keinen Zugang zu angemessener psychologischer Betreuung (USDOS 20.3.2023). Die Regierung erlaubt Überwachungsbesuche durch unabhängige Beobachter der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts. Unangekündigte Besuche von Beamten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und Vertretern des Büros des Ombudsmanns finden statt. Das Ministerium für Frauen und schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen sowie UNICEF überwachen Jugendstrafanstalten (USDOS 20.3.2023). Quellen: - FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088548.html, Zugriff 25.9.2023 - USDOS - U.S: Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089223.html, Zugriff 25.9.2023 .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 13 von 24

12. Todesstrafe Die Todesstrafe in Peru ist gemäß Amnesty International für gewöhnliche Verbrechen abgeschafft. Das Land behält die Todesstrafe nur für schwere Verbrechen bei, z.B. für Verbrechen, die in Kriegszeiten begangen werden (AI o.D.) Laut Amnesty International wurde im Jahr 2022 keine Hinrichtung in Peru durchgeführt und die Todesstrafe auch nicht verhängt (AI 5.2023). Quellen: - AI - Amnesty International (2023.): Peru, https://www.amnesty.org/en/location/americas/south- america/peru/, Zugriff 2.10.2023 - AI - Amnesty International (5.2023): Death Sentences and Executions 2022, https://www.amnesty.ch/de/themen/todesstrafe/dok/2023/todesstrafen-bericht-2022- hoechststand-seit-5-jahren/amnesty-report-death-sentences-and-executions-2022.pdf, Zugriff 2.10.2023 13. Religionsfreiheit Laut Volkszählung von 2017 sind 76 % der Bevölkerung katholisch, wobei Katholizismus und präkolumbianische Glaubensvorstellungen häufig miteinander verbunden werden. 14 % sind protestantisch (hauptsächlich evangelisch-protestantisch, 5,1 % nicht-religiös und 4,9 % fallen auf andere religiöse Konfessionen. Hierzu gehören u.a. die Zeugen Jehovas, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Kirche Jesu Christi), Juden, Muslime, Bahais, Buddhisten, orthodoxe Christen und die Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein. Nach Angaben des Jüdischen Weltkongresses leben etwa 3.000 Juden im Land (hauptsächlich in Lima, Cusco und Iquitos). Die Islamische Vereinigung von Peru geht von etwa 2.600 – überwiegend sunnitischen - Muslimen in Peru aus. Einige Menschen in den Anden und im Amazonasgebiet praktizieren traditionelle indigene Religionen (USDOS 15.5.2023). Die Verfassung verbietet Diskriminierung aufgrund von Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung (USDOS 15.5.2023) und sieht Gewissens- und Religionsfreiheit vor (USDOS 15.5.2023; vgl. FH 2023). Diese Rechte werden üblicherweise auch in der Praxis respektiert (FH 2023). Die Trennung von Religion und Staat, aber auch die historische Bedeutung der römisch- katholischen Kirche sind verfassungsmäßig anerkannt (USDOS 15.5.2023). Der Interreligiöse Rat von Peru setzt sich weiterhin beim Justizministerium für die Förderung von Grundsätzen der Religionsfreiheit ein, wie z.B. den gleichberechtigten Zugang zu staatlichen Leistungen für alle religiösen Gruppen und die Möglichkeit, als Militärseelsorger zu dienen. Während die katholische Kirche für diese Leistungen automatisch qualifiziert ist, müssen sich andere religiöse Gruppen hierfür bewerben (USDOS 15.5.2023). Quellen: .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 14 von 24

- FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088548.html, Zugriff 25.9.2023 - USDOS - U.S: Department of State [USA] (15.5.2023): 2022 Report on International Religious Freedom: Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2091909.html, Zugriff 2.10.2023 14. Minderheiten Die Ethnien in Peru sind: Mestizos (gemischt indianisch und weiß) 60,2%, indianisch 25,8%, weiß 5,9%, afrikanischer Abstammung 3,6%, andere (einschließlich chinesischer und japanischer Abstammung) 1,2%, nicht spezifiziert 3,3% (Schätzung 2017) (CIA 26.9.2023). Die Verfassung garantiert die Gleichheit der Rechte. Die Durchsetzung durch die Regierung ist jedoch uneinheitlich. Diskriminierung aufgrund von Rasse oder ethnischer Herkunft ist im Strafgesetzbuch neben anderen Faktoren wie Sprache, Religion, Alter, Geschlecht oder sozioökonomischem Status als Straftat verankert. Sie wird mit bis zu vier Jahren Gefängnis und Geldstrafen von bis zu 1,9 Millionen PEN (ca. 500.000 US-Dollar) geahndet. Die Durchsetzung ist unterschiedlich und hängt unter anderem von der Sichtbarkeit der Fälle, der Macht der Betroffenen und der Korruption ab (USDOS 20.3.2023). Die Anliegen von Angehörigen ethnischer und kultureller Minderheiten, insbesondere in abgelegenen Berg- und Amazonas-Gebieten, werden in der Politik nach wie vor nur unzureichend berücksichtigt. Mit dem Gesetz über die vorhergehende Konsultation aus dem Jahr 2011 wurde versucht, die Beteiligung indigener Gruppen zu verbessern, indem Konsultationen vor der Durchführung von Bergbau- und anderen Entwicklungsprojekten garantiert werden. Indigene Gruppen haben das Gesetz jedoch kritisiert, da das Verfahren indigenen Vertretern kein Vetorecht einräumt und es Unklarheiten darüber gibt, was eine Gemeinschaft als indigen qualifiziert (FH 2023). Die indigene Bevölkerung bleibt politisch, wirtschaftlich und sozial benachteiligt. Indigene Gemeinschaften im Amazonas-Gebiet werden von Landräubern, Drogenhändlern, illegalen Bergleuten und Holzfällern sowie von der mineralgewinnenden Industrie bedroht, die in der Nähe oder auf indigenem Land tätig sind. Indigene Personen sind besonders gefährdet, Opfer des Menschenhandels mit Sexarbeitern und Arbeitskräften zu werden. Viele indigene Personen, die in ländlichen Gemeinden leben, haben nur begrenzten Zugang zum Justizsystem, zu Schutz oder zu Maßnahmen zur Missbrauchsprävention. Indigene Führer behaupten, dass die nationalen und regionalen Regierungen weder ihre Gemeinschaften noch ihre Eigentumsinteressen angemessen schützen. Auch in Bezug auf Landbesitz sind indigene Personen benachteiligt (USDOS 20.3.2023). Quellen: .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 15 von 24

- CIA - Central Intelligence Agency [USA] (26.9.2023): The World Factbook - Peru, https://www.cia.gov/the-world-factbook/countries/peru/#military-and-security, Zugriff 4.10.2023 - FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088548.html, Zugriff 25.9.2023 -USDOS - U.S: Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089223.html, Zugriff 25.9.2023 15. Relevante Bevölkerungsgruppen 15.1. Frauen Das Gesetz sieht die Gleichstellung von Männern und Frauen vor. Es verbietet die geschlechtsspezifische Diskriminierung zwischen Partnern in Bezug auf Ehe, Schwangerschaft, Lohn und Eigentumsrechte. Trotzdem schreibt das Gesetz ausschließlich Frauen vor, 300 Tage nach einer Verwitwung oder Scheidung zu warten, um wieder heiraten zu dürfen. Nach Angaben spezialisierter NGOs setzt die Regierung das Wiederverheiratungsgesetz nicht immer wirksam durch (USDOS 20.3.2023). Willkürliche Entlassungen schwangerer Frauen und Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz sind an der Tagesordnung. Das Gesetz sieht vor, dass Frauen für gleiche Arbeit gleiches Entgelt erhalten sollen, doch Frauen werden für dieselbe Arbeit oft schlechter bezahlt als Männer (USDOS 20.3.2023). Frauen und Mädchen können nur dann legal abtreiben, wenn eine Schwangerschaft ihr Leben oder ihre Gesundheit bedroht. Im Jahr 2014 hat das Gesundheitsministerium technische Leitlinien für legale Schwangerschaftsabbrüche verabschiedet, aber viele Gesundheitsdienstleister haben sie nicht umgesetzt, was den Zugang erschwert. Im September 2022 beriet der Kongress über einen Gesetzentwurf zur Anerkennung des „Rechts auf Geburt", der im Falle seiner Verabschiedung ein zusätzliches Hindernis für den Zugang zu einem legalen Schwangerschaftsabbruch darstellen könnte (HRW 12.1.2023). Obwohl die politische Beteiligung von Frauen in den letzten Jahren zugenommen hat, haben Frauen nur wenige Führungspositionen in lokalen und regionalen Regierungen inne. Im Juni 2020 verabschiedete der Kongress ein Gesetz, das eine vollständige Geschlechterparität auf den Parteilisten vorschreibt. Nach den Wahlen im Jahr 2021 beträgt der Frauenanteil in der Legislative 40 %, und 52 Frauen haben Sitze im Kongress. Nach ihrem Amtsantritt im Dezember 2022 wurde Dina Boluarte die erste weibliche Präsidentin Perus (FH 2023). Das Gesetz stellt die Vergewaltigung von Männern und Frauen, einschließlich der Vergewaltigung in der Ehe, unter Strafe und sieht Haftstrafen von 14 Jahren bis zu lebenslänglich vor. Die .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 16 von 24

Durchsetzung der Gesetze über sexuelle und häusliche Gewalt ist unzureichend und liegt oft im Ermessen der zuständigen Behörden, so die Experten für geschlechtsspezifische Gewalt. Ungerechtfertigte Ablehnungen von Anklagen sind angeblich üblich (USDOS 20.3.2023). Das Gesetz definiert Femizid als das Verbrechen der Tötung einer Frau oder eines Mädchens aufgrund von Erwartungen, Annahmen oder Faktoren, die für ihr Geschlecht charakteristisch sind. Das Mindeststrafmaß für Femizid beträgt in der Regel 20 Jahre bzw. 30 Jahre, wenn erschwerende Umstände hinzukommen (z.B. bei Verbrechen gegen ein Kind, ältere Menschen oder ein schwangeres Opfer). Die polizeilichen Maßnahmen zur Durchsetzung des Gesetzes sind schwach und langsam, die Verfolgung der Fälle oft langwierig und unwirksam (USDOS 20.3.2023). Geschlechtsspezifische Gewalt ist in Peru weit verbreitet (FH 2023) und ein signifikantes Problem (HRW 12.1.2023). Mehr als die Hälfte der peruanischen Frauen berichten von körperlicher, sexueller oder emotionaler Gewalt. Im Jahr 2022 wurden mehr als 135 Femizide registriert (FH 2023), im Jahr 2021 waren es 136 (HRW 12.1.2023). Im Laufe des Jahres 2022 begann das Büro des Ombudsmannes, Fälle von vermissten Frauen und Mädchen in monatlichen Berichten zu erfassen. Bis September 2022 meldete das Büro des Ombudsmannes 3.528 Fälle von Frauen, die zwischen Januar und September 2022 vermisst und nicht gefunden wurden, ein Anstieg von 22 % im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Jahres 2021. Von den Vermissten waren 68 % junge Mädchen und Teenager (USDOS 20.3.2023). Das Gesetz verbietet häusliche Gewalt; die Strafen reichen im Allgemeinen von einem Monat bis zu sechs Jahren Gefängnis. Das Gesetz ermächtigt Richter und Staatsanwälte, einen verurteilten Ehepartner oder Elternteil daran zu hindern, zur Familie zurückzukehren. Das Gesetz ermächtigt auch die Verwandten des Opfers und nicht verwandte Personen, die in der Wohnung leben, Anzeige wegen häuslicher Gewalt zu erstatten. Das Gesetz schreibt vor, dass innerhalb von fünf Tagen nach einer Anzeige eine polizeiliche Untersuchung wegen häuslicher Gewalt durchgeführt werden muss, und verpflichtet die Behörden, weiblichen Opfern häuslicher Gewalt Schutz zu gewähren. Laut NGOs, die sich auf die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt spezialisiert haben, wurde das Gesetz nur lax durchgesetzt (USDOS 20.3.2023). Quellen: - FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088548.html, Zugriff 25.9.2023 - HRW - Human Rights Watch (12.1.2023): World Report 2023 – Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2085486.html, Zugriff 3.10.2023 -USDOS - U.S: Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089223.html, Zugriff 25.9.2023 .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 17 von 24

15.2. Kinder Die Staatsbürgerschaft wird entweder durch Geburt im Hoheitsgebiet des Landes oder von einem der beiden Elternteile erworben. Die Geburtenregistrierung erfolgt auf nicht diskriminierender Basis. Bei der Geburt stellt der Staat eine nationale Identifikationsnummer und anschließend einen Personalausweis aus, der für den Zugang zu den meisten öffentlichen und vielen privaten Dienstleistungen unerlässlich ist. Mehr als 98 % der ansässigen Bürger besitzen einen gültigen Personalausweis; in den ländlichen Amazonas-Gebieten war die Abdeckung mit 96 % am geringsten. Regierungs- und NGO-Vertreter nehmen an, dass Menschen ohne gültige Papiere besonders anfällig für Arbeitsausbeutung, Menschenhandel und andere Verbrechen sind (USDOS 20.3.2023). In Peru kommen Kinder mit sechs Jahren in die Schule. Der Besuch des Kindergartens ein Jahr vor der Schule ist verpflichtend. Die Grundschule umfasst sechs Jahre, die weiterführende Schule fünf. Nach weiteren zwei Schuljahren kann die Matura (orig. Certificado Oficial de Estudios) abgelegt werden, das dann zum Studium berechtigt. Staatliche Schulen sind kostenlos. Wohlhabendere Familien schicken ihre Kinder jedoch auf kostenpflichtige Privatschulen, da diese besser ausgestattet sind und der Unterricht eine höhere Qualität hat. Es besteht Schulpflicht. Inzwischen werden auch alle Kinder eingeschult. Allerdings beenden 5 von 100 Kinder die Grundschule nicht. 83 % besuchen die weiterführende Schule. Vor allem auf dem Land ist der Schulbesuch manchmal schwierig, weil es zu wenig Schulen gibt (KW 1.8.2023). Gewalt gegen Kinder, einschließlich sexueller Missbrauch, ist ein ernstes Problem. Laut der Nationalen Gesundheitserhebung von 2020 (der letzten verfügbaren Erhebung) schlagen 9 % der Eltern ihre Kinder, um sie zu bestrafen. Gefährdete Kinder können bei Vormündern oder in speziellen Heimen für verschiedene Arten von Opfern untergebracht werden. Nicht alle Heime bieten psychologische Betreuung an, obwohl das Gesetz dies vorschreibt. In den meisten Regionen wurden die von den Provinz- oder Distriktbehörden betriebenen Heime durch Heime ergänzt, die von Schulen, Kirchen und NGOs verwaltet werden. Das Ministerium für Frauen und gefährdete Bevölkerungsgruppen unterhält sechs spezielle Heime für Opfer des Mädchenhandels, die psychosoziale, medizinische und rechtliche Unterstützung bieten (USDOS 20.3.2023). Das gesetzliche Mindestalter für die Eheschließung beträgt 18 Jahre. Das Gesetz erlaubt es einem Zivilrichter, Minderjährigen im Alter von 16 und 17 Jahren die Eheschließung zu gestatten. Das Mindestalter für einvernehmlichen Sex liegt bei 14 Jahren. Auf eine Verurteilung wegen Vergewaltigung eines Kindes unter 14 Jahren durch einen Erwachsenen steht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Das Gesetz verbietet es Erwachsenen auch, ein Kind zu täuschen, seine Macht zu missbrauchen oder es in einer prekären Situation zum Sex zu verleiten (USDOS 20.3.2023). .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 18 von 24

Das Gesetz verbietet Kinderpornografie und sieht eine Strafe von sechs bis zwölf Jahren Haft und eine Geldstrafe vor. Es verbietet weiter den sexuellen Kinderhandel und sieht eine Strafe von zwölf bis 20 Jahren Gefängnis vor, wenn das Opfer 14 bis 17 Jahre alt ist, und mindestens 25 Jahre, wenn das Opfer 13 Jahre oder jünger ist. Regierungsbeamte und Nichtregierungsorganisationen stellten im Laufe des Jahres 2022 zahlreiche Fälle von Kindersexhandel fest, obwohl die Beamten viele Verbrechen des Kindersexhandels weiterhin als sexuelle Ausbeutung einstuften, was den Opfern weniger Schutz bietet. Obwohl das Land über strenge Gesetze zum Schutz von Kindern verfügt, hat die Regierung die Gesetze nicht wirksam durchgesetzt (USDOS 20.3.2023). In Peru machen Kinder unter 15 Jahren einen großen Teil der Bevölkerung aus. Gefährdete Kinder und Jugendliche sind mit vielen Herausforderungen konfrontiert: Sie leben in Armut und sind von Gewalt, Missbrauch und Unterernährung betroffen. Viele dieser Kinder sind gezwungen, die Schule frühzeitig abzubrechen (SOS o.D.). Quellen: - KW - Kinderweltreise (1.8.2023): Schule in Peru, https://www.kinderweltreise.de/kontinente/suedamerika/peru/alltag-kinder/schule-in-peru/, Zugriff 3.10.2023 - SOS - SOS Kinderdorf (o.D.): Wo wir helfen - Peru, https://www.sos-kinderdorf.de/portal/spenden/wo-wir-helfen/amerika/peru, Zugriff 3.10.2023 -USDOS - U.S: Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089223.html, Zugriff 25.9.2023 15.3. Homosexuelle/Sexuelle Minderheiten Es gibt keine Gesetze, die einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen unter Strafe stellen. Organisationen der Zivilgesellschaft berichten, dass auf lokaler Ebene geltende Vorschriften gegen "Unsittlichkeit" und "Herumlungern" gelegentlich in unverhältnismäßiger Weise Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, queere Personen und Intersexuelle (LGBTQI+) betreffen, und dass die missbräuchliche Anwendung lokaler Gesetze gegen Straßen-Sexarbeit häufiger gegen Transgender-Frauen gerichtet ist (USDOS 20.3.2023). Die Verfassung enthält ein umfassendes Diskriminierungsverbot, und Einzelpersonen können rechtliche Ansprüche wegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung oder der Geschlechtsidentität geltend machen. Nur wenige nationale Gesetze erwähnen jedoch die sexuelle Ausrichtung und die Geschlechtsidentität als ausdrückliche Kategorien für den Schutz vor Diskriminierung, was Raum für Interpretationen lässt, die die Rechte von LGBTQI+-Personen außer Acht lassen. Einige Regionen und Gemeinden, darunter La Libertad, Loreto, Piura und San Martín, verfügten über Verordnungen, die die Diskriminierung von LGBTQI+-Personen .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 19 von 24

ausdrücklich verbieten und administrative Abhilfe, aber keine strafrechtliche Verfolgung, ermöglichen (USDOS 20.3.2023). Regierungsbeamte, NGO-Vertreter, Journalisten und führende Persönlichkeiten der Gesellschaft berichten von offizieller und gesellschaftlicher Diskriminierung von LGBTQI+-Personen in den Bereichen Beschäftigung, Wohnen, Bildung, Strafverfolgung und Gesundheitsversorgung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität. NGO-Vertreter berichten, dass die Strafverfolgungsbehörden die Rechte von LGBTQI+-Bürgern wiederholt nicht schützten und gelegentlich missachten (USDOS 20.3.2023). LGBTQI+-Menschen sind Diskriminierung, Feindseligkeit und Gewalt ausgesetzt (FH 2023; vgl. AI 27.3.2023). Peru ist nach wie vor eines der wenigen Länder in Südamerika, das weder die Transgender- Identität noch die gleichgeschlechtliche Ehe anerkennt (AI 27.3.2023). Das Gesetz gibt Transgender-Personen das Recht, ihre nationalen Identitätsdokumente auf den neuesten Stand zu bringen, um ihre Geschlechtsidentität widerzuspiegeln, aber dies erfordert ein langwieriges, teures Anfechtungsverfahren mit unvorhersehbaren Ergebnissen. Transgender-Personen besitzen daher oft keine gültigen nationalen Ausweise, was ihren Zugang zu staatlichen Dienstleistungen einschränkt. Im Juni 2022 ordnete ein untergeordnetes Gericht an, dass das Nationale Identitäts- und Personenstandsregister den Bürgern die Möglichkeit geben muss, ihr Geschlecht, ihren Namen und ihr Bild zu ändern, um ihre aktuelle Identität widerzuspiegeln. Das Register hatte bisher nur Namensänderungen zugelassen und die Änderung des Geschlechts im Dokument erst nach Vorlage eines Nachweises über eine abgeschlossene geschlechtsangleichende Operation genehmigt (USDOS 20.3.2023). Quellen: - AI - Amnesty International (27.3.2023): Amnesty International Report 2022/23; The State of the World's Human Rights; Peru 2022, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089589.html, Zugriff 25.9.2023 -FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088548.html, Zugriff 25.9.2023 -USDOS - U.S: Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089223.html, Zugriff 25.9.2023 16. Bewegungsfreiheit Das Gesetz sieht Freizügigkeit im Inland, Auslandsreisen, Auswanderung und Rückkehr vor, und diese Rechte werden von der Regierung im Allgemeinen respektiert (USDOS 20.3.2023). In Peru gibt es keine formellen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit (FH 2023). .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 20 von 24

Die Regierung hält Notstandsgebiete aufrecht, die die Bewegungsfreiheit im VRAEM aufgrund der Präsenz der militarisierten Kommunistischen Partei Perus einschränken. Diese illegalen Akteure unterbrechen zeitweise die Freizügigkeit von Personen, indem sie Straßensperren errichten. Darüber hinaus errichten Personen, die gegen Projekte der Rohstoffindustrie protestieren, gelegentlich Straßensperren im ganzen Land. Am 15.12.2022 verhängte die Regierung den Ausnahmezustand, der abendliche Ausgangssperren in 15 Provinzen in acht Regionen vorsah (USDOS 20.3.2023). Im Jahr 2022 wurden, insbesondere während der Proteste im Dezember, weiterhin Straßenblockaden eingesetzt, bei denen die Demonstranten über hundert Straßen im ganzen Land blockierten. Auch einige öffentliche Verkehrsmittel waren betroffen. Darüber hinaus verhängten sowohl die Castillo-Regierung als auch die Boluarte-Regierung im Laufe des Jahres 2022 zahlreiche auf Proteste bezogene Ausnahmezustände, die die Bewegungsfreiheit der Zivilbevölkerung einschränkten (FH 2023). Quellen: - FH - Freedom House (2023): Freedom in the World 2023 - Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2088548.html, Zugriff 25.9.2023 - USDOS - U.S: Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human Rights Practices: Peru, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089223.html, Zugriff 25.9.2023 17. Grundversorgung und Wirtschaft Peru zählt seit über zehn Jahren zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Lateinamerikas. Peru ist eine exportorientierte Wirtschaft und wichtiger Exporteur von Rohstoffen wie Kupfer. Trotz weitreichender Staatshilfen, die zu den ambitioniertesten in ganz Lateinamerika zählten, belief sich der Einbruch der Wirtschaft 2020 auf 11,1 %. Auch wenn sich die Wirtschaftslage 2021 und 2022 wieder deutlich erholt hat, werden die Folgen der COVID-19-Krise lange nachwirken und das Problem der sozialen Ungleichheit noch weiter verstärken. 2022 konnte Peru dank steigender Rohstoffpreise die Devisen- und Steuereinnahmen erhöhen. Diese zusätzlichen Einnahmen kurbelten den öffentlichen Konsum an und halfen den Verbrauchern, die steigende Inflation auszugleichen. Auf der anderen Seite haben wirtschaftliche Engpässe, Unterbrechungen der Lieferketten und auf lokaler Ebene die chaotische Amtszeit von Präsident Pedro Castillo den wirtschaftlichen Erholungstrend in Peru gebremst (WKO 9.2023). Peru hat in den letzten 20 Jahren ein bemerkenswertes Wirtschaftswachstum erzielt. Im Jahr 2008 wurde es als Land mit mittlerem Einkommen der oberen Kategorie eingestuft. Im gleichen Zeitraum wurde die Armut halbiert und die chronische Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren ging zurück. Seit 2017 steht das Land jedoch vor großen Herausforderungen. Die öffentlichen Ausgaben sind stetig gesunken, die Armut hat zugenommen, und die Häufigkeit und Intensität klimabedingter Notfälle hat zugenommen. Beinahe 33 % der Bevölkerung sind von Armut bedroht. All diese Faktoren haben die Fortschritte beim Abbau der Ungleichheit verlangsamt. .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 21 von 24

Darüber hinaus haben die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie die Fortschritte bei der Bekämpfung von Armut und Unterernährung gefährdet. Im Jahr 2021 litten 51 % der Bevölkerung unter mäßiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit. Unterernährung, einschließlich Anämie, sowie Fettleibigkeit und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen nehmen weiter zu. Chronische Unterernährung ist eines der größten Probleme für die öffentliche Gesundheit bei Kindern unter fünf Jahren, was ihre Entwicklung und die der Gesellschaft insgesamt einschränkt und die Beseitigung der Armut erschwert (WFP 2023). Die Arbeitslosenrate in Peru betrug im Jahr 2022 7,7 % (WKO 9.2023; vgl. GTAI 11.2022). Trading Economics (TE), eine Webseite, die ihren Nutzern genaue Informationen für 196 Länder im Wirtschaftsbereich bietet, veröffentlicht die folgenden Statistiken: Das monatliche Durchschnittseinkommen in Peru beträgt aktuell (Stand 8.2023) PEN 1950,60 (ca. EUR 490) und der Mindestlohn PEN 1025,- (ca. EUR 257) (TE 9.2023). Quellen: -GTAI - Germany Trade and Invest (11.2022): Wirtschaftsdaten kompakt - Peru, https://www.gtai.de/resource/blob/17348/4104b8b40df004363214106683d2299a/GTAI- Wirtschaftsdaten_November_2022_Peru.pdf, Zugriff 6.10.2023 -TE - Trading Economies (9.2023): Peru Average Monthly Wages, https://tradingeconomics.com/peru/wages#6, Zugirff 6.10.2023 -WFP - World Food Program (2023): Where we work - Peru, https://www.wfp.org/countries/peru, Zugriff 6.10.2023 -WKO - Wirtschaftskammer Österreich (9.2023): Wirtschaftsbericht Peru, https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/peru-wirtschaftsbericht.pdf, Zugriff 6.10.2023 18. Medizinische Versorgung Das medizinische Versorgungsangebot ist in Lima im privaten Sektor z.T. auf international hohem Standard. Der öffentliche Sektor ist jedoch hinsichtlich personeller, apparativer, logistischer und z.T. hygienischer Ressourcen insbesondere in ländlichen Regionen meist defizitär strukturiert (AA 29.8.2023). Der peruanische Gesundheitssektor besteht aus fünf dezentralen Kerneinheiten, vier öffentlichen und einer privaten, die jeweils über eigene Einrichtungen verfügen. Die erste ist das Krankenversicherungsprogramm des Gesundheitsministeriums, Seguro Integral de Salud (SIS), der größte Versicherungsträger, der 60 % der Bevölkerung abdeckt. Das Sozialversicherungsprogramm EsSalud des Arbeitsministeriums deckt 25 % der Bevölkerung ab, die in der formellen Wirtschaft tätig sind. Die verbleibenden 10 % der Bevölkerung erhalten Leistungen von den Streitkräften, der nationalen Polizei und dem Privatsektor. Nach der Verabschiedung des Gesetzes über die allgemeine Krankenversicherung von 2009 und des Reformpakets von 2013 haben sich die Gesundheitsindikatoren im Land deutlich verbessert. Der .BFA Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Seite 22 von 24
