2025-09-05-coi-cms-laenderinformationen-russische-foederation-version-16-1b03

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1.7.2024; vgl. Memorial o.D.a). Die Behörden nutzen neben der Gesetzgebung über „ auslän­
dische Agenten“ und „ unerwünschte Organisationen“ verschiedene weitere Maßnahmen, um 
Menschenrechtsverteidiger unter Druck zu setzen. Im November 2022 schloss Präsident Putin 
mehrere prominente Menschenrechtsverteidiger aus dem Menschenrechtsrat des Präsidenten 
aus und ersetzte sie durch regierungsfreundliche Personen (AI 28.3.2023). Menschenrechts­
anwälte geraten zunehmend unter Druck (UNHRC 13.9.2024; vgl. ÖB Moskau 1.7.2024), und 
Verteidiger sind strafrechtlicher Verfolgung ausgesetzt (UNHRC 13.9.2024). Mehreren Men­
schenrechtsanwälten wurde die Anwaltslizenz entzogen, ohne ihnen ein Beschwerderecht ein­
zuräumen (EUAA 16.12.2022b). [zum Thema Europarat/Klagemöglichkeiten wegen Menschen­
rechtsverletzungen siehe das Kapitel Rechtsschutz / Justizwesen]
Ombudsperson
Die Ombudsperson für Menschenrechte wird laut der Verfassung der Russischen Föderation 
vom Parlament (Duma) ernannt und entlassen (Verfassung RUSS 6.10.2022). Gemäß den 
gesetzlichen Vorgaben ist die Ombudsperson bei der Ausübung ihrer Befugnisse unabhängig 
und keinem staatlichen Organ oder Amtsträger gegenüber rechenschaftspflichtig (FVGOPMR 
RUSS 29.5.2023). Zu den Aufgaben der Ombudsperson für Menschenrechte gehören die Kon­
trolle der Tätigkeiten staatlicher Organe sowie die Bearbeitung von Beschwerden, welche von 
Bürgern der Russischen Föderation, Staatenlosen oder anderen Personen eingereicht werden 
(OPMR RUSS o.D.a). Jährlich erstellt die Ombudsperson einen Tätigkeitsbericht (OPMR RUSS 
o.D.b). Die Befugnisse der Ombudsperson für Menschenrechte gelten als begrenzt (USDOS 
22.4.2024; vgl. OSCE/ODIHR/Nußberger 22.9.2022). In allen Regionen gibt es außerdem re­
gionale Ombudspersonen, deren Wirksamkeit sehr variiert. Örtliche Behörden untergraben oft 
die Unabhängigkeit der Ombudspersonen (USDOS 22.4.2024). 
Menschenhandel
Gemäß dem Strafgesetzbuch zieht Menschenhandel eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren 
nach sich (StGB RUSS 9.11.2024). Das Strafgesetzbuch definiert den Begriff Menschenhan­
delsopfer nicht. Die meisten der an Behörden gemeldeten Menschenhandelsfälle werden von 
der Regierung nicht als Menschenhandel anerkannt, sondern anderen Gesetzesparagrafen zu­
geschrieben. Dadurch wird das Ausmaß des Problems verschleiert. Regierungsbeamte und die 
Polizei lassen sich regelmäßig bestechen, um Menschenhandelsfälle zu vertuschen. Die Re­
gierung zeigt wenig Bemühung zur Unterstützung von Menschenhandelsopfern. Auch existiert 
keine nationale Strategie zur Bekämpfung von Menschenhandel. Die Regierung hat Aktivitäten 
mehrerer zivilgesellschaftlicher Gruppen, die gegen Menschenhandel ankämpfen, unterbun­
den (USDOS 24.6.2024). Menschenhandelsopfer werden regelmäßig inhaftiert, abgeschoben 
und gerichtlich verfolgt (FH 2024). Die am weitesten verbreitete Form von Menschenhandel in 
Russland ist der Handel mit Arbeitskräften. Auch Sexhandel kommt vor. Zwangsarbeit ist weit­
verbreitet. Die Regierung stellt keine finanziellen Mittel für Bewusstseinskampagnen und andere 
Präventionstätigkeiten bereit (USDOS 24.6.2024). In der Russischen Föderation gibt es Unter­
kunftsmöglichkeiten für Opfer von Menschenhandel. Für gewöhnlich werden diese Unterkünfte 
von örtlichen NGOs verwaltet (IOM 8.2024).
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Flüchtlinge
Russland hat die Genfer Flüchtlingskonvention ratifiziert (UNTC 29.11.2024) und gewährt laut 
der russischen Verfassung Asyl. Die Verfassung lässt die Auslieferung von Personen, welche 
aufgrund ihrer politischen Überzeugungen verfolgt werden, an andere Staaten nicht zu (Ver­
fassung RUSS 6.10.2022). Personen, welche nicht als Flüchtlinge anerkannt werden, wird von 
der Regierung das Recht auf temporären Schutz eingeräumt (USDOS 22.4.2024; vgl. FGFLÜ 
RUSS 13.6.2023). In der Praxis wird dieses Prinzip von Behörden nicht konsequent umgesetzt 
(USDOS 22.4.2024). Für ausländische Flüchtlinge ist es de facto schwierig, einen endgültigen 
oder zeitlich begrenzten Flüchtlingsschutz zu erlangen (AA 2.8.2024). Die Anerkennungsrate 
von Asylwerbern, die nicht aus der Ukraine stammen, ist niedrig (UNHRCOM 1.12.2022). Mit 
Stand Juni 2023 besaßen ungefähr 36.500 Personen einen temporären Schutzstatus. Es man­
gelt an klaren Verfahrensregeln. Der Non-Refoulement-Begriff ist gesetzlich nicht ausdrücklich 
festgeschrieben (USDOS 22.4.2024). Für Personen mit besonderen Bedürfnissen sind keine 
besonderen Verfahrensmaßnahmen vorgesehen. Personen, welchen Asyl gewährt wurde, sind 
mit Integrationsschwierigkeiten konfrontiert (UNHRCOM 1.12.2022).
Gemäß Berichten sind Flüchtlinge aus der Ukraine in Russland in sogenannten Filtrationsla­
gern interniert oder sonstigen Bewegungseinschränkungen ausgesetzt. Es wird über Fälle von 
Folter, geschlechtsspezifischer Gewalt und Erniedrigung ukrainischer Staatsangehöriger sowie 
über gewaltsame Deportation/Verschleppung ukrainischer Kinder nach Russland und in rus­
sisch besetzte Gebiete berichtet (AA 2.8.2024). Mit Stand 31.12.2023 waren in der Russischen 
Föderation 1.227.555 Flüchtlinge aus der Ukraine registriert (UNHCR o.D.).
Quellen
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Lage in der Russischen Föderation (Stand: 4. Juli 2024), https://www.ecoi.net/en/file/local/2113358
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en_Föderation,_02.08.2024.pdf, Zugriff 19.8.2024 [Login erforderlich]
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der Menschenrechte; Russland 2022, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089408.html , Zugriff 
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Report — Russia, https://bti-project.org/fileadmin/api/content/en/downloads/reports/country_report
_2024_RUS.pdf, Zugriff 2.4.2024
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sites/default/files/documents/2024/2023 EU country updates on human rights and democracy_2.pdf, 
Zugriff 23.8.2024
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opposition, https://euaa.europa.eu/sites/default/files/publications/2022-12/2022_EUAA_COI_Repo
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правам человека в Российской Федерации [Föderales Verfassungsgesetz: Über die Ombudsper­
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https://www.osce.org/files/f/documents/7/5/526720.pdf, Zugriff 26.8.2024
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■ SWP/Fischer - Stiftung Wissenschaft und Politik (Herausgeber), Fischer, Sabine (Autor) (19.4.2022): 
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(SWP-Aktuell 31), https://www.swp-berlin.org/publications/products/aktuell/2022A31_Russland_Dik
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Federation, Mariana Katzarova (Advance edited version; A/HRC/57/59), https://www.ohchr.org/site
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■ UN News - United Nations News (7.4.2022): UN General Assembly votes to suspend Russia from 
the Human Rights Council, https://news.un.org/en/story/2022/04/1115782, Zugriff 29.11.2024
■ UNTC - United Nations Treaty Collection (29.11.2024): Convention relating to the Status of Refugees, 
https://treaties.un.org/Pages/ViewDetailsII.aspx?src=TREATY&mtdsg_no=V-2&chapter=5&Temp=
mtdsg2&clang=_en, Zugriff 29.11.2024
■ USDOS - United States Department of State [USA] (24.6.2024): 2024 Trafficking in Persons Report: 
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27.2.2024
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11.1 Tschetschenien, Kritiker, Tschetschenienkrieg-Kämpfer
Letzte Änderung 2024-12-04 09:14
In Tschetschenien stellt sich die Menschenrechtssituation als äußerst beunruhigend dar (FC­
DO 12.2022; vgl. AA 2.8.2024). Die weitverbreiteten Menschenrechtsverletzungen sind staat­
lichen Akteuren zuzuschreiben (EUAA 16.12.2022b). Um die Kontrolle über die Republik zu 
behalten (FH 2024), wendet das Regime von Republiksoberhaupt Kadyrow unterschiedliche 
Gewaltformen an, darunter Entführung, Folter und außergerichtliche Tötung (FH 2024; vgl. CoE-
PACE 3.6.2022, UNGA 11.10.2024). Es kommt zu Massenrazzien und Massenentführungen (KR 
27.3.2023). Auch kollektive Bestrafungen gelangen zur Anwendung (EUAA 16.12.2022b; vgl. 
UNGA 11.10.2024). Die Behörden gehen gegen Extremismusverdächtige menschenrechts- und 
rechtsstaatswidrig vor. Die kritische Zivilgesellschaft wird weitgehend unterdrückt. Die Bekämp­
fung von Extremisten geht mit rechtswidrigen Festnahmen, Sippenhaft, Kollektivstrafen, Ver­
schwindenlassen, Folter zur Erlangung von Geständnissen, fingierten Straftaten, willkürlichen 
Tötungen und Geheimgefängnissen, in welchen gefoltert wird, einher (AA 2.8.2024). Frauen 
werden Opfer von Ehrenmorden (USDOS 22.4.2024). Mit der Unterstützung Moskaus wird 
gewaltsam gegen religiöse Minderheiten vorgegangen (USCIRF 26.10.2021). Nach Angaben 
des Innenministeriums verschwanden 2022-2023 in Tschetschenien 3.209 Personen spurlos. 
Genaue Angaben zur Anzahl der verschollenen Personen sind sehr schwierig zu eruieren, da 
die Tätigkeit von Menschenrechtsverteidigern und unabhängigen Ermittlern in der Region prak­
tisch unmöglich ist (KR 30.8.2024). Tschetschenien gehört zu denjenigen Regionen, in welchen 
Verschwundene am seltensten wiedergefunden werden (KR 28.3.2023). Russland ist dem In­
ternationalen Übereinkommen zum Schutz aller Personen vor dem Verschwindenlassen nicht 
beigetreten (OHCHR o.D.).
Schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen, begangen von Vertretern der föderalen und re­
gionalen Behörden, bleiben straffrei (CoE-PACE 3.6.2022; vgl. UNGA 11.10.2024). Bestimmte 
Gruppen genießen keinen effektiven Rechtsschutz. Hierzu gehören Menschenrechtsverteidiger, 
sexuelle Minderheiten, Oppositionelle, Regimekritiker, Frauen, welche mit den Wertvorstellun­
gen ihrer Familie in Konflikt geraten, sowie Personen, die sich gegen das Republiksoberhaupt 
Kadyrow bzw. dessen Clan aufgelehnt haben. Kadyrow äußert regelmäßig Drohungen gegen 
Oppositionspolitiker, Menschenrechtsaktivisten und Minderheiten (AA 2.8.2024). Menschen­
rechtsaktivisten sind schweren Menschenrechtsverletzungen durch tschetschenische Sicher­
heitsorgane ausgesetzt, darunter Folter, Verschwindenlassen, rechtswidrige Festnahmen und 
Fälschung von Straftatbeständen (ÖB Moskau 1.7.2024; vgl. EEAS 31.7.2023). Entsprechen­
de Vorwürfe werden kaum untersucht, die Verantwortlichen genießen Straflosigkeit (ÖB Mos­
kau 1.7.2024). In Tschetschenien gibt es eine regionale Ombudsperson für Menschenrechte 
(OPMRT RUSS o.D.).
Kritiker
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Tschetschenische Behörden unterdrücken alle Formen abweichender Meinungen, nehmen Kri­
tiker ins Visier und bestrafen deren Familienangehörige. Zu den angewandten Methoden gehört 
die Zwangsrekrutierung von Männern zur Kampfteilnahme in der Ukraine (HRW 11.1.2024). Ka­
dyrow droht denjenigen Personen öffentlich, welche ihn und seine Familie kritisieren (GOV.UK 
12.8.2024). Mit der Unterstützung Moskaus wird gewaltsam gegen Kritiker des Kadyrow-Re­
gimes vorgegangen (USCIRF 26.10.2021). Regimekritiker müssen mit Strafverfolgung aufgrund 
fingierter Straftaten sowie physischen Übergriffen bis hin zu Mord rechnen (AA 2.8.2024). Es 
kommt zu Folterungen (KR 27.3.2023). Auch Sippenhaft von Familienangehörigen ist mög­
lich (AA 2.8.2024; vgl. UNGA 11.10.2024). Bürger, welche sich über örtliche Angelegenheiten 
beschweren (beispielsweise Krankenhausschließung), sind Belästigungen und Demütigungen 
ausgesetzt (GOV.UK 12.8.2024). Kritiker des Kadyrow-Regimes werden systematisch zu Ent­
schuldigungen gezwungen (KK 8.8.2023).
Wer aus politischen Gründen strafrechtlich verfolgt wird, kann nicht mit einem fairen Gerichts­
verfahren rechnen (GOV.UK 12.8.2024). Die Opposition hat sich wegen der Unmöglichkeit von 
Straßenprotesten in Tschetschenien in soziale Netze und Messenger verlagert. Einer der be­
kanntesten Oppositionskanäle ist der Telegram-Kanal 1ADAT. Die Inhalte von 1ADAT wurden 
gerichtlich als extremistisch eingestuft (KK 13.2.2022). 1ADAT steht dem tschetschenischen 
Republiksoberhaupt Kadyrow äußerst kritisch gegenüber (USDOS 20.3.2023) und lässt regel­
mäßig Stimmen tschetschenischer Dissidenten zu Wort kommen (HRW 12.1.2023). Der Kanal 
sammelt Informationen über Verbrechen in Tschetschenien und führt eine Entführungsstatistik. 
Mitarbeiter von 1ADAT sind Festnahmen und Folter durch Kadyrows Personal ausgesetzt (KK 
13.2.2022).
Grundsätzlich können Tschetschenen ebenso wie andere russische Staatsangehörige auch an 
einem anderen Ort in der Russischen Föderation außerhalb Tschetscheniens leben bzw. sich 
dorthin flüchten, solange sie nicht neuerlich ins Blickfeld der tschetschenischen Sicherheits­
kräfte geraten. Wird eine Person allerdings gesucht, so ist es den Sicherheitsorganen möglich, 
diese zu finden. Tschetschenen stehen in größeren russischen Städten unter Beobachtung ihrer 
Landsleute, und „ falsches“ Verhalten kann ebenfalls das Interesse der tschetschenischen Si­
cherheitsstrukturen wecken (ÖB Moskau 1.7.2024). Gemäß Berichten verfolgen in Einzelfällen 
die Familien der Betroffenen oder tschetschenische Behörden (welche Zugriff auf russlandweite 
Informationssysteme haben) Flüchtende in andere Landesteile. Die regionalen Strafverfolgungs­
behörden können Tschetschenen in anderen Gebieten Russlands in Gewahrsam nehmen und 
nach Tschetschenien verbringen. Sofern keine Strafanzeige vorliegt, können Untergetauchte 
durch eine Vermisstenanzeige ausfindig gemacht werden (AA 2.8.2024). Die russische Regie­
rung setzt Gesichtserkennungssoftware ein, um Personen festzunehmen (FH 16.10.2024). Es 
wird von verschiedenen Personengruppen berichtet, die gegen ihren Willen von einem inner­
staatlichen Zufluchtsort nach Tschetschenien zurückgeholt und dort Opfer von Menschenrechts­
verletzungen geworden sind. Zu den Betroffenen gehören Oppositionelle und Regimekritiker, 
darunter ehemalige Kämpfende und Mitglieder der tschetschenischen Unabhängigkeitsbewe­
gung (AA 2.8.2024). In mehreren Fällen wurden Kritiker Kadyrows, welche außerhalb Russlands 
lebten, Opfer von Attentaten (KR 31.1.2023).
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Tschetschenienkrieg-Kämpfer
Von einer Verfolgung von Kämpfern des ersten und zweiten Tschetschenienkrieges allein auf­
grund ihrer Teilnahme an Kriegshandlungen ist heute im Allgemeinen nicht mehr auszugehen; 
es wurden in den letzten Jahren keine Fälle der Verfolgung bekannt. Prominentes Beispiel dafür 
ist der Kadyrow‐Clan selbst, welcher im Zuge der Tschetschenienkriege vom Rebellen‐ zum 
Vasallentum wechselte (ÖB Moskau 1.7.2024). Ein weiteres Beispiel stellt der tschetschenische 
Premierminister Magomed Daudow dar, welcher an den zwei Tschetschenienkriegen aufsei­
ten der bewaffneten Kämpfer teilnahm, jedoch auf die Seite der föderalen Kräfte wechselte, 
nachdem ihm Achmat, der Vater von Ramsan Kadyrow, eine Amnestie versprochen hatte (WG 
28.5.2024). Die Frauen von im Zusammenhang mit den zwei Tschetschenienkriegen verurteil­
ten oder getöteten Militanten berichten teils von Stigmatisierung und differenzierter, mitunter 
illegaler Behandlung durch Strafverfolgungsbehörden, auch ihre Kinder betreffend (ÖB Moskau 
1.7.2024).
Quellen
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■ OHCHR - Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights (o.D.): Russian Feder­
ation - Status of Ratification - Interactive Dashboard, https://indicators.ohchr.org, Zugriff 11.11.2024
■ OPMRT RUSS - Ombudsperson für Menschenrechte in Tschetschenien [Russland] (o.D.): Startseite, 
https://chechombudsman.ru, Zugriff 27.8.2024
■ UNGA - United Nations General Assembly (11.10.2024): Situation of human rights in the Russian 
Federation (A/79/508), https://documents.un.org/doc/undoc/gen/n24/291/80/pdf/n2429180.pdf , 
Zugriff 18.11.2024
■ USCIRF - United States Commission on International Religious Freedom [USA] (26.10.2021): Issue 
Update Russia - Religious Freedom Violations in the Republic of Chechnya, https://www.uscirf.gov/
sites/default/files/2021-10/2021 Chechnya Issue Update.pdf, Zugriff 1.3.2024
■ USDOS - United States Department of State [USA] (22.4.2024): 2023 Country Reports on Human 
Rights Practices: Russia, https://www.state.gov/wp-content/uploads/2024/03/528267_RUSSIA-202
3-HUMAN-RIGHTS-REPORT.pdf , Zugriff 8.5.2024
■ USDOS - United States Department of State [USA] (20.3.2023): 2022 Country Report on Human 
Rights Practices: Russia, https://www.ecoi.net/de/dokument/2089062.html, Zugriff 7.12.2023
■ WG - Wichtige Geschichten (28.5.2024): Админ телеграм-канала Кадырова пытался удалить 
критику со страницы Магомеда Даудова в «Википедии» в день его назначения премьером 
Чечни, выяснили «Важные истории» [Admin von Kadyrows Telegram-Kanal versuchte, Kritik von 
Magomed Daudows Seite auf „ Wikipedia“ zu entfernen, am Tag seiner Ernennung zum Premier 
Tschetscheniens, fand „ Wichtige Geschichten“ heraus], https://istories.media/news/2024/05/28/adm
in-telegram-kanala-kadirova-pitalsya-udalit-kritiku-so-stranitsi-magomeda-daudova-v-vikipedii-v-d
en-yego-naznacheniya-premerom-chechni-viyasnili-vazhnie-istorii , Zugriff 29.11.2024
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11.2 Dagestan
Letzte Änderung 2024-12-04 09:23
Die Menschenrechtslage in Dagestan ist grundsätzlich besser als im benachbarten Tschetsche­
nien. Jedoch auch in Dagestan gehen mit der Bekämpfung des islamistischen Untergrunds 
Menschenrechtsverletzungen durch lokale und föderale Sicherheitsbehörden einher, darun­
ter Entführungen und Verschwindenlassen. Davon sind auch Menschenrechtsorganisationen, 
NGOs im sozialen/humanitären Bereich und regierungskritische Journalisten betroffen. Im Ge­
gensatz zu Tschetschenien können NGOs in Dagestan tätig werden, sich mit Opfern von Men­
schenrechtsverletzungen treffen, vor Ort recherchieren und selbst Verfahren gegen Mitglieder 
der Sicherheitskräfte wegen Foltervorwürfen anstrengen. Die NGO „ Komitee zur Verhinderung 
von Folter“ arbeitet mit den Sicherheitsbehörden in Dagestan im Rahmen des Strafvollzugs zu­
sammen (AA 2.8.2024). In Dagestan gibt es eine regionale Ombudsperson für Menschenrechte 
(OPMRD RUSS o.D.).
Die Mobilisierung führte im September 2022 zu einer Protestwelle in Dagestan. Die Massen­
proteste hielten mehrere Tage an und wurden von den Behörden gewaltsam niedergeschlagen 
(HRW 12.1.2023). Es kam zu Massenverhaftungen (KK 17.2.2023). Einige Verhaftete berichte­
ten über Folterungen durch die Polizei (KR 17.2.2023). Mehrere Strafverfahren gegen Protest­
teilnehmer wurden wegen angeblicher Gewalt gegen die Polizei eröffnet (HRW 12.1.2023). 
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (2.8.2024): Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante 
Lage in der Russischen Föderation (Stand: 4. Juli 2024), https://www.ecoi.net/en/file/local/2113358
/Auswärtiges_Amt,_Bericht_über_die_asyl-_und_abschiebungsrelevante_Lage_in_der_Russisch
en_Föderation,_02.08.2024.pdf, Zugriff 19.8.2024 [Login erforderlich]
■ HRW - Human Rights Watch (12.1.2023): World Report 2023 - Russian Federation, https://www.ec
oi.net/de/dokument/2085489.html, Zugriff 6.2.2024
■ KK - Kaukasischer Knoten (17.2.2023): Участник протестов против мобилизации в Махачкале 
освобожден в зале суда [Teilnehmer an Anti-Mobilisierungsprotesten in Machatschkala aus Ge­
richtssaal entlassen], https://www.kavkaz-uzel.eu/articles/386005, Zugriff 6.2.2024
■ KR - Kawkas.Realii (17.2.2023): Участника протестов против мобилизации в Дагестане оштра­
фовали на 50 тысяч рублей [Geldstrafe von 50.000 Rubel für Teilnehmer an Antimobilisierungsprotesten 
in Dagestan], https://www.kavkazr.com/a/uchastnika-protestov-protiv-mobilizatsii-v-dagestane-osh
trafovali-na-50-tysyach-rubley/32276048.html , Zugriff 27.8.2024
■ OPMRD RUSS - Ombudsperson für Menschenrechte in Dagestan [Russland] (o.D.): Руководство 
[Leitung], https://dagombu.ru/ministry/management, Zugriff 27.8.2024
12 Meinungs- und Pressefreiheit, Internetfreiheit
Letzte Änderung 2024-12-16 16:02
Die Verfassung der Russischen Föderation garantiert Meinungsfreiheit und verbietet Zensur 
(Verfassung RUSS 6.10.2022). Derzeit herrscht eine Kriegszensur (SWP/Fischer 19.4.2022). Pres­
se- und Meinungsfreiheit sind eingeschränkt (BS 2024; vgl. UNHRCOM 1.12.2022), insbeson­
dere in Bezug auf kriegskritische Aussagen (UNHRCOM 1.12.2022). Informationen über den 
Krieg werden von der Regierung massiv kontrolliert und manipuliert (AI 24.4.2024). Journalisten 
dürfen gemäß einer Entscheidung der Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor ausschließlich 
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Informationen der russischen Regierung verwenden, wenn sie über den Ukraine-Krieg berichten. 
Ansonsten drohen Geldstrafen und die Blockierung von Webseiten (UNHRCOM 1.12.2022). 
Die Verwendung der Begriffe Krieg, Angriff und Invasion im Zusammenhang mit dem Ukraine-
Krieg ist verboten. Stattdessen ist der Begriff der „ militärischen Spezialoperation“ zu benutzen 
(SWP/Fischer 19.4.2022). Die Diskreditierung der Armee kann gemäß dem Strafgesetzbuch 
zu einer mehrjährigen Haftstrafe führen. Bei öffentlicher Verbreitung von Falschinformationen 
über die Armee droht eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren (StGB RUSS 9.11.2024). Der Begriff 
Diskreditierung ist nicht definiert (SFH 12.1.2023). Die Maßnahmen haben zur Folge, dass 
jegliche abweichende Meinung und alternative Informationen über den bewaffneten Konflikt in 
der Ukraine unterdrückt werden (FNS/Parchomenko 11.2022).
Die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor, welche vom Ministerium für digitale Entwicklung 
kontrolliert wird, handelt oft intransparent (FH 16.10.2024). Immer weniger Medien in Russland 
sind tatsächlich unabhängig von staatlicher Kontrolle tätig (FNS/Parchomenko 11.2022). Laut 
Berichten betreiben unabhängige Medien in großem Stil Selbstzensur (USDOS 22.4.2024). Es 
gibt Berichte über Schikanierung von Journalisten, darunter strafrechtliche Verfolgung, Haus­
durchsuchungen, Festnahmen, physische Angriffe und Drohungen, auch gegen Familienan­
gehörige von Journalisten (UNHRCOM 1.12.2022). Diesbezüglich herrscht Straflosigkeit (AI 
4.2023). Seit Kriegsbeginn wurde gegen Journalisten und Medienmitarbeiter, darunter Blogger, 
eine beträchtliche Anzahl straf- und verwaltungsrechtlicher Anklagen erhoben. Beinahe alle 
führenden unabhängigen Medien haben mittlerweile ihren Sitz ins Ausland verlegt. Nach Ent­
ziehung der Drucklizenz entzog der Oberste Gerichtshof im September 2022 der unabhängigen 
Nowaja Gaseta [„ Neue Zeitung“] die Online-Medienlizenz. Die Nowaja Gaseta hatte alle ihre Ak­
tivitäten in Russland bereits im März 2022 ausgesetzt. Mehrere Journalisten der Nowaja Gaseta 
gründeten einen Online-Vertrieb in Europa, welcher in Russland ebenfalls blockiert ist (EUAA 
16.12.2022b). Mit Echo Moskwy wurde der einzig verbliebene landesweite und vom Kreml un­
abhängige Rundfunksender, mit TV Doschd der letzte unabhängige Fernsehkanal, gesperrt (AA 
2.8.2024).
Zahlreiche Journalisten und unabhängige Medien wurden als „ ausländische Agenten“ und „ un­
erwünscht“ eingestuft, darunter Meduza, Bellingcat und Kaukasischer Knoten (FCDO 12.2022) 
[zur Gesetzgebung über „ unerwünschte Organisationen“ siehe NGOs und Menschenrechtsak­
tivisten, Anm.]. Als „ ausländische Agenten“ werden laut den gesetzlichen Vorgaben Personen 
oder Vereinigungen eingestuft, welche ausländische Unterstützung erhalten oder in irgendei­
ner anderen Form unter ausländischem Einfluss stehen. „Ausländische Agenten“ müssen sich 
in ein Register eintragen lassen. Die Entscheidung der Behörde über die Aufnahme ins Re­
gister kann gerichtlich angefochten werden (FGÜP RUSS 15.5.2024). Mit der Eintragung als 
„ ausländischer Agent“ gehen umfassende Kennzeichnungs‐ und Berichtspflichten sowie zahlrei­
che Einschränkungen einher (ÖB Moskau 1.7.2024). Gemäß dem Strafgesetzbuch drohen bei 
Verstößen gegen diese Verpflichtungen unter anderem Geld- oder Haftstrafen von bis zu fünf 
Jahren (StGB RUSS 9.11.2024; vgl. EUAA 16.12.2022b). Die Gesetzgebung zu „ ausländischen 
Agenten“ hat den Kreis betroffener Organisationen und Personen immer mehr erweitert, die 
Folgen einer Listung verschärft (AA 2.8.2024) und trägt zur Selbstzensur bei (FH 16.10.2024).
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Die Regierung beschränkt und unterbricht den Zugang zum Internet, kontrolliert Online-Inhal­
te und überwacht die gesamte Internet-Kommunikation (USDOS 22.4.2024). Viele westliche 
Medien sind in Russland nicht mehr zugänglich (RSF o.D.). Soziale Netzwerke wie Facebook, 
Instagram und Twitter [nunmehr genannt X; Anm. der Staatendokumentation] wurden ebenfalls 
gesperrt. Der Facebook-Konzern Meta wurde als extremistische Organisation eingestuft (SWP/
Fischer 19.4.2022). Die Anti-Extremismus-Gesetzgebung wird häufig dazu verwendet, die Mei­
nungsfreiheit zu beschränken (UNHRCOM 1.12.2022). Webseiteneigentümer sind berechtigt, 
Entscheidungen gerichtlich anzufechten. Dafür sind aber oft nur kurze Zeiträume vorgesehen 
(FH 16.10.2024). VPN-Kanäle werden von russischer Seite immer wieder gezielt unterbrochen 
(AA 2.8.2024; vgl. FH 16.10.2024). Der Föderale Sicherheitsdienst (FSB) betreibt ein Spiona­
gesystem, das sogenannte „ System für operative Ermittlungsmaßnahmen“ (SORM), mit dem 
Telefongespräche, der Internetverkehr und soziale Medien in Russland überwacht werden (SFH 
12.1.2023).
Auf der Rangliste der Pressefreiheit 2024 von Reporter ohne Grenzen rangiert Russland ge­
genwärtig auf Platz 162 von 180 gelisteten Staaten/Gebietseinheiten. Russland befindet sich 
damit zwischen Dschibuti und Nicaragua und verbesserte sich um zwei Plätze gegenüber der 
Reihung des Vorjahres (RSF 2024).
Quellen
■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (2.8.2024): Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante 
Lage in der Russischen Föderation (Stand: 4. Juli 2024), https://www.ecoi.net/en/file/local/2113358
/Auswärtiges_Amt,_Bericht_über_die_asyl-_und_abschiebungsrelevante_Lage_in_der_Russisch
en_Föderation,_02.08.2024.pdf, Zugriff 19.8.2024 [Login erforderlich]
■ AI - Amnesty International (24.4.2024): Amnesty International Report 2023/24; Zur weltweiten Lage 
der Menschenrechte; Russland 2023, https://www.ecoi.net/de/dokument/2108012.html , Zugriff 
22.5.2024
■ AI - Amnesty International (4.2023): Российская Федерация: Тёмные времена для прав человека 
[Russische Föderation: Dunkle Zeiten für Menschenrechte], https://eurasia.amnesty.org/wp-conte
nt/uploads/2023/04/upr44-submission-russian-federation-ru-clean.pdf , Zugriff 28.8.2024
■ BS - Bertelsmann Stiftung (2024): BTI (Bertelsmann Stiftung’s Transformation Index) 2024 Country 
Report — Russia, https://bti-project.org/fileadmin/api/content/en/downloads/reports/country_report
_2024_RUS.pdf, Zugriff 2.4.2024
■ EUAA - European Union Agency for Asylum (16.12.2022b): The Russian Federation – Political 
opposition, https://euaa.europa.eu/sites/default/files/publications/2022-12/2022_EUAA_COI_Repo
rt_Russian_Federation_Political_Opposition.pdf, Zugriff 16.4.2024
■ FCDO - Foreign, Commonwealth & Development Office [United Kingdom] (12.2022): Human Rights 
& Democracy - The 2021 Foreign, Commonwealth & Development Office Report, https://assets.p
ublishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/1130821/hu
man-rights-and-democracy-2021-foreign-commonwealth-development-office-report.pdf , Zugriff 
26.8.2024
■ FGÜP RUSS - Föderales Gesetz zur Überwachung von Personen unter ausländischem Einfluss 
[Russland] (15.5.2024): Федеральный закон (N 255-ФЗ): О контроле за деятельностью лиц, 
находящихся под иностранным влиянием [Föderales Gesetz: Über die Überwachung der Tätigkeit 
von Personen, die unter ausländischem Einfluss stehen], https://www.consultant.ru/document/con
s_doc_LAW_421788, Zugriff 10.5.2024
■ FH - Freedom House (16.10.2024): Freedom on the Net 2024 - Russia, https://www.ecoi.net/de/do
kument/2116582.html, Zugriff 5.11.2024
■ FNS/Parchomenko - Friedrich Naumann Stiftung (Herausgeber), Parchomenko, Sergej (Autor) 
(11.2022): Impulspapier - Russlands unabhängiger Journalismus - Der harte Überlebenskampf unter 
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