2025-09-05-coi-cms-laenderinformationen-syrien-version-12-73ab
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Länderinformationsblätter“
(AI 24.4.2024; vgl. FR24 10.10.2023). Kanada und die Niederlande forderten vom Gericht einen Noterlass, in dem Syrien zum unverzüglichen Stopp von einer langen Liste an Missbräuchen, wie willkürliche Verhaftungen, Folter und das Erzwingen von Geständnissen für erfundene Ver brechen, insbesondere jene, die mit einer Todesstrafe geahndet werden, aufgefordert wurde (NYTM 11.10.2023). Am 16.10.2023 erließ das Gericht, dass die syrischen Behörden Maß nahmen zu ergreifen haben, um Folter und andere Misshandlungen im Zusammenhang mit Inhaftierungen zu unterbinden (AI 24.4.2024). Human Rights Watch berichtete, dass die syri sche Regierung ein Jahr nach dem Urteil diesem nicht nachgekommen war und Syrer weiterhin der Gefahr ausgesetzt waren, durch Fremdeinwirkung zu verschwinden, zu Tode gefoltert zu werden und schrecklichen Haftbedingungen ausgesetzt zu sein (HRW 20.11.2024). Frauen stellen einen geringeren Anteil in staatlichen Haftanstalten. Manche von ihnen erfah ren sexuelle Gewalt, wie Vergewaltigungen, Androhung von Vergewaltigung, sexuelle Folter, Missbrauch und Demütigung. Aber nicht alle inhaftierten Frauen und Mädchen werden sexuell missbraucht. Misshandlungen anderer Art aber sind weit verbreitet (UNHRC 12.7.2023). Laut deutschem Auswärtigem Amt werden Familienmitglieder, nicht selten Frauen und Kinder, oder Nachbarn als vermeintliche Mitwisser oder für vermeintliche Verbrechen anderer inhaftiert und gefoltert (AA 2.2.2024). Eine realistische Möglichkeit zur Einforderung einer strafrechtlichen Verfolgung von Folter oder anderen kriminellen Handlungen durch Sicherheitskräfte besteht gemäß deutschem Auswär tigem Amt nicht. Gegenwärtig können sich der einzelne Bürger und die einzelne Bürgerin in keiner Weise gegenüber staatlichen Willkürakten zur Wehr setzen. Bereits vor März 2011 gab es glaubhafte Hinweise darauf, dass Personen, die sich über die Behandlung durch Sicher heitskräfte beschwerten, Gefahr liefen, dafür strafrechtlich verfolgt bzw. wiederholt selbst Opfer solcher Praktiken zu werden (AA 2.2.2024). Eine vertrauliche Quelle des niederländischen Au ßenministeriums gibt ebenfalls an, dass Folter durch Regierungsbeamte weitgehend unbestraft bleibt (MBZ 8.2023). Quellen ■ AA - Auswärtiges Amt [Deutschland] (2.2.2024): Auswärtiges Amt, Bericht über die Lage in der Arabischen Republik Syrien (Stand: Ende Oktober 2023), https://www.ecoi.net/de/dokument/21043 40.html, Zugriff 26.2.2024 [Login erforderlich] ■ AI - Amnesty International (24.4.2024): The State of the World’s Human rights in Syria 2023, https: //www.amnesty.org/en/location/middle-east-and-north-africa/middle-east/syria/report-syria , Zugriff 15.5.2024 ■ AJ - Al Jazeera (2.4.2024): Anti-Assad Syrians lead protests against prison torture by rebel group, https://www.aljazeera.com/news/2024/4/2/anti-assad-syrians-lead-protests-against-prison-torture-r ebel-group, Zugriff 1.8.2024 ■ CCR/YASA - Ceasefire - Centre for Civilian Rights, Yasa - Kurdish Center for Studies and Legal Consultancy (5.2024): Escalating violations in Syrias Afrin 2024 update, https://reliefweb.int/attach ments/ec76c163-47fc-401c-a5f6-29db16503ae9/Ceasefire-report-Afrin-2024-update.pdf , Zugriff 11.7.2024 ■ FR24 - France 24 (10.10.2023): Syria in World Court dock over ’abhorrent’, ’widespread’ torture, https: //www.france24.com/en/live-news/20231010-world-court-to-hear-watershed-syria-torture-case , Zugriff 21.6.2024 ■ HRW - Human Rights Watch (20.11.2024): Syria Violating World Court Order, https://www.hrw.org/ news/2024/11/20/syria-violating-world-court-order , Zugriff 25.11.2024 130

■ HSC - Human Security Center (6.5.2024): The Militarization and Exploitation of Northern Syria, http://www.hscentre.org/uncategorized/militarization-exploitation-northern-syria , Zugriff 25.6.2024 ■ MBZ - Außenministerium der Niederlande [Niederlande] (8.2023): General Country of Origin Inform ation Report - August 2023, https://www.government.nl/binaries/government/documenten/reports/ 2023/08/07/general-country-of-origin-information-report-syria-august-2023/General Country of Ori gin Information Report Syria August 2023.pdf, Zugriff 5.7.2024 ■ NYTM - New York Times Magazin, The (11.10.2023): Syrian Torture Hearing Begins in International Court, https://www.nytimes.com/2023/10/11/world/middleeast/icj-syria-torture-human-rights-case. html, Zugriff 7.6.2024 ■ PoS - Parliament of Syria [Syrien] (30.3.2022): سيئرلﺍ دسألﺍ ﺭدصي ًانوناق ميرجتل بيذعتلﺍ [Präsident Assad erlässt ein Gesetz, das Folter unter Strafe stellt], http://www.parliament.gov.sy/arabic/index.php?n ode=5516&cat=22943&, Zugriff 15.7.2024 ■ SAV - Synergy Associations for Victims (Hevdesti) (25.2.2024): Northern Syria: Arbitrary Detention and Torture as Systematic Policy in SNA-Held Areas, https://hevdesti.org/en/northern-syria-arbitra ry-detention-and-torture-as-systematic-policy-in-sna-held-areas , Zugriff 2.8.2024 ■ SeG - Syrian E-Government [Syrien] (24.2.2012): Syrian Constitution, https://egov.sy/page/en/137/ 0/Constitution.html, Zugriff 25.6.2024 ■ SNHR - Syrian Network for Human Rights (1.7.2024): 429 Civilian Deaths, Including 65 Children and 38 Women, as well as 53 Deaths due to Torture, Documented in Syria in the First Half of 2024, https://reliefweb.int/attachments/ce5ee071-c442-4715-9e4b-e6f15ace9cac/M240701E.pdf , Zugriff 15.7.2024 ■ SNHR - Syrian Network for Human Rights (1.1.2024): 1,032 Deaths, Including 181 Children and 150 Women as well as 57 Deaths due to Torture, Documented in 2023, https://reliefweb.int/attachments/ daaeb858-87e7-4ee4-b00d-f733a8cb05e8/M240101E (1).pdf, Zugriff 15.7.2024 ■ SNHR - Syrian Network for Human Rights (10.10.2023): The Syrian Regime is Accused of Killing 15,051 Individuals, Including 190 Children and 94 Women, Under Torture in Its Detention Centers Since March 2011, While Nearly 136,000 Remain Forcibly Disappeared, https://snhr.org/wp-content /uploads/2023/10/R231007E.pdf, Zugriff 15.7.2024 ■ STJ - Syrians for Truth and Justice (26.6.2024): In the Absence of Accountability: Torture as a Systematic Policy in Northern Syria, https://stj-sy.org/en/in-the-absence-of-accountability-torture-a s-a-systematic-policy-in-northern-syria , Zugriff 17.7.2024 ■ STJ - Syrians for Truth and Justice (12.7.2022): Syria: Anti-Torture Law Issued 35 Years After the Convention against Torture Went Effective - Syrians for Truth and Justice, https://stj-sy.org/en/syr ia-anti-torture-law-issued-35-years-after-the-convention-against-torture-went-effective , Zugriff 15.7.2024 ■ UNGA - United Nations General Assembly (9.2.2024): Report of the Independent International Com mission of Inquiry on the Syrian Arab Republic, https://www.ohchr.org/sites/default/files/documents/ hrbodies/hrcouncil/sessions-regular/session55/A_HRC_55_64_EN.pdf, Zugriff 26.6.2024 ■ UNHRC - United Nations Human Rights Council (12.7.2023): “No End in Sight”: Torture and ill- treatment in the Syrian Arab Republic 2020-2023* - Independent International Commission of Inquiry on the Syrian Arab Republic (A/HRC/53/CRP.5), https://www.ohchr.org/sites/default/files/document s/hrbodies/hrcouncil/coisyria/A-HRC-53-CRP5-Syria-Torture.pdf , Zugriff 15.7.2024 8 Korruption - Entwicklungen seit dem Sturz des Assad-Regimes (seit 8.12.2024) Letzte Änderung 2025-05-08 15:45 Entwicklungen seit dem Sturz des Assad-Regimes (seit 8.12.2024) [Derzeit liegen keine ausreichenden Informationen zum Thema Korruption der neuen syrischen Regierung vor. Im Folgenden wird der aktuelle Stand dargelegt, wie er sich aus öffentlich zugäng lichen Quellen ergibt. Teilweise werden Falschinformationen, insbesondere auf Social-Media Kanälen verbreitet, die in weiterer Folge auch Eingang in andere Berichte finden. Die Vorge hensweise der Recherche und Ausarbeitung der vorliegenden Länderinformation entspricht den in der Methodologie der Staatendokumentation festgeschriebenen Standards. Weder wird ein 131

Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Richtigkeit der vorliegenden Informationen erhoben. Wei tere Informationen zur vorliegenden Länderinformation finden sich im Kapitel Länderspezifische Anmerkungen.] Die Korruption im öffentlichen Sektor war unter dem Assad-Regime durch ein zunehmendes Maß an Klientelismus und Plünderung von Ressourcen gekennzeichnet. Die Institutionen wur den so verwaltet, dass sie den Interessen der politischen Eliten dienten, die mit dem Regime und seinen Kreisen verbunden waren, und das auf Kosten von Effizienz und Effektivität. Die geschäftsführende Regierung hat angekündigt, ein Paket von Reformen durchführen zu wollen (OSS 20.1.2025). Das Assad-Regime hat die Institutionen praktisch hohl zurückgelassen – voller Korruption, ohne Regularien, ohne qualifizierte Fachkräfte, ohne Ausstattung (NZZ 24.1.2025). Syriens geschäftsführende Regierung steht vor dem Dilemma der Nachlässigkeit in der Verwal tung und der Korruption, die sie vom vorherigen Regime geerbt hat (AAA 27.1.2025). Unmittelbar nach ihrem Amtsantritt gewährte die neue Regierung Tausenden von Angestellten drei Monate bezahlten Urlaub, bis ihr Status überprüft worden ist. Dies wurde als willkürliche Entlassung interpretiert, da dies mit einer Verzögerung bei der Auszahlung von Gehältern zu sammenfiel, weil das notwendige Budget nicht zur Verfügung stand (AAA 27.1.2025). Die neuen Machthaber in Syrien haben mit der Zerschlagung des Captagon-Handels begonnen und ehemalige Fabriken an Standorten wie dem Luftwaffenstützpunkt Mezzeh in Damaskus, einem Autohandelsunternehmen in Latakia und einer Fabrik, in der früher Snackchips hergestellt wurden, im Damaszener Vorort Douma demontiert (AJ 7.1.2025). Der interimistische syrische Premierminister versprach, dass der Drogenschmuggel und Captagon in Syrien keine Bedro hung mehr für Jordanien sein werde (REU 7.1.2025). Unter der Herrschaft von Al-Assad war Jordanien ein Hauptumschlagplatz für den Schmuggel von in Syrien hergestellten Captagon- Amphetaminen mit hohem Suchtpotenzial in die Golfstaaten, was zu Spannungen zwischen den beiden Ländern geführt hatte (AJ 7.1.2025). Finanzminister Abazid sagte, dass die ehemaligen Rebellen seit ihrer Machtübernahme auf massive Korruption und Verschwendung gestoßen seien. Einige staatliche Unternehmen schie nen unter al-Assad nur dazu da zu sein, Ressourcen zu veruntreuen, und würden geschlossen werden. Eine vorläufige Überprüfung der neuen Regierung zeigte, dass nur 900.000 von 1,3 Millionen Menschen auf der Gehaltsliste der Regierung tatsächlich zur Arbeit kommen. Mo hammad Alskaf, Minister für Verwaltungsentwicklung, der die Personalstärke des öffentlichen Sektors überwacht, sagte gegenüber Reuters, dass der Staat zwischen 550.000 und 600.000 Mitarbeiter benötigen würde – weniger als die Hälfte der derzeitigen Zahl (REU 31.1.2025). [Informationen zu Maßnahmen gegen Korruption, Menschenrechtsverletzungen etc. im gestürz ten Assad-Regime finden sich im Kapitel Rechtsschutz / Justizwesen - Entwicklungen seit dem Sturz des Assad-Regimes (seit 8.12.2024) Anm.] 132

Quellen ■ AAA - Asharq Al-Awsat (27.1.2025): ةموكح فيرصت لامعألﺍ يف ايﺭوس مامﺃ لهرتلﺍ يﺭﺍﺩإلﺍ ﺀاهنإو فئاظولﺍ [Syriens geschäftsführende Regierung sieht sich mit administrativer Laxheit und Stellenabbau konfrontiert], https://aawsat.com/-/-/5105677---------- , Zugriff 30.1.2025 ■ AJ - Al Jazeera (7.1.2025): First international flight since al-Assads removal lands in Syria, https:// www.aljazeera.com/news/2025/1/7/first-international-flight-since-al-assads-removal-lands-in-syria , Zugriff 8.1.2025 ■ NZZ - Neue Zürcher Zeitung (24.1.2025): Fragiler Frieden: Asad hat die Institutionen in Syrien hohl zurückgelassen, https://www.nzz.ch/feuilleton/fragiler-frieden-asad-hat-die-staatlichen-institutionen -in-syrien-hohl-zurueckgelassen-ld.1867547 , Zugriff 29.1.2025 ■ OSS - Omran Center for Strategic Studies (20.1.2025): ﺕﺍﺀاضﺇ ةيلوﺃ يف ﺡالصﺇ ﻉاطقلﺍ ماعلﺍ [Erste Hö hepunkte der Reform des öffentlichen Sektors], https://www.omrandirasat.org/ﺕﺍﺭﺍدصإلﺍ /ﺙاحبألﺍ /-قﺍﺭوﺃ ةيثحب /.ماعلﺍ-ﻉاطقلﺍ-ﺡالصﺇ-يف-ةيلوﺃ-ﺕﺍﺀاضﺇ html, Zugriff 31.1.2025 ■ REU - Reuters (31.1.2025): Syria’s new Islamist rulers to roll back state with privatizations, public sector layoffs, https://www.reuters.com/world/middle-east/syrias-islamist-rulers-overhaul-economy -with-firings-privatization-state-firms-2025-01-31 , Zugriff 31.1.2025 ■ REU - Reuters (7.1.2025): Jordan and Syria to combat arms and drugs smuggling, Islamic State’s resurgence, https://www.reuters.com/world/middle-east/jordan-syria-combat-arms-drugs-smuggli ng-resurgence-islamic-state-2025-01-07 , Zugriff 8.1.2025 8.1 Korruption in den Gebieten unter der Kontrolle der kurdisch dominierten SDF - De mokratische Autonome Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) Letzte Änderung 2025-05-08 14:40 [Im vorliegenden Dokument wurde auf die allgemeine Lage nach dem Umbruch am 8.12.2024 fokussiert. Die Lage in von den Kurden dominierten Gebieten unter der Kontrolle der kurdisch dominierten SDF – Demokratische Administration von Nord- und Ostsyrien (DAANES) hat sich bisher nicht wesentlich verändert und wurde daher aufgrund zeitlicher, personeller und finan zieller Ressourcen nicht in der gewohnten Tiefe bearbeitet. Für Fragestellungen dazu, bitten wir auf die Vorversion der Länderinformation zurückzugreifen bzw. uns mittels einer Anfrage zu kontaktieren. Die Einarbeitung aktueller Quellen und Informationen zur Lage in der DAANES wird zeitnah mittels Aktualisierung erfolgen. Weitere Informationen zur vorliegenden Länderin formation finden sich im Kapitel Länderspezifische Anmerkungen.] Im August 2023 brachen in der Demokratischen Autonomen Region Nord- und Ostsyrien (DAA NES) gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Syrian Democratic Forces (SDF) und den Stammeskämpfern in Deir ez-Zour aus. Neben der Festnahme eines SDF-Kommandanten waren der Independent International Commission of Inquiry on the Syrian Arab Republic (CoI) zufolge auch Missstände in der Selbstverwaltung, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, Zwangsrekrutierung, unzureichende Lehrpläne und Korruption Auslöser dieser Unruhen (UNGA 9.2.2024). Auch USAID gab an, dass die Wahrnehmung von Korruption in der DAANES sowie die Einmischung der Kurdischen Arbeiterpartei (Partiya Karkerên Kurdistanê - PKK) die Span nungen durch die Proteste weiter antrieben und die öffentliche Akzeptanz der SDF untergruben (USAID 13.8.2023). 133

Quellen ■ UNGA - United Nations General Assembly (9.2.2024): Report of the Independent International Com mission of Inquiry on the Syrian Arab Republic, https://www.ohchr.org/sites/default/files/documents/ hrbodies/hrcouncil/sessions-regular/session55/A_HRC_55_64_EN.pdf, Zugriff 26.6.2024 ■ USAID - United States Agency for International Development [USA] (13.8.2023): Context Update: Northeastern Syria August 13, 2023, https://reliefweb.int/attachments/cd53aad4-2bf6-4a49-b152- 24cd89ec8b75/Northeast Syria - Context Update - July 2023.pdf, Zugriff 17.7.2024 8.2 Korruption (Stand August 2024) Letzte Änderung 2025-05-08 14:12 Korruption, Bestechung und Günstlingswirtschaft waren in Syrien weit verbreitet (GITOC 2023). Sowohl in den von der syrischen Regierung als auch in den von der Opposition kontrollierten Ge bieten hatten autoritäre Regierungskoalitionen, die von bewaffneten Akteuren dominiert wurden, formelle Institutionen geschaffen oder erobert, die ein vernetztes und voneinander abhängiges Wirtschaftssystem regulierten. Dieses basierte auf Raub, Erpressung, Schmuggel, Bestechung und Gewalt (BI 27.1.2023). Der Alltag der Zivilbevölkerung hatte sich in den Monaten von Febru ar bis April 2024 durch die sich verschärfende Wirtschaftskrise und der galoppierenden Inflation verschlechtert und es wurde zunehmend von räuberischen Tätigkeiten der bewaffneten Akteure berichtet. Die Konfliktparteien waren in unterschiedlichem Maße direkt an kriminellen Aktivitäten, wie Menschenhandel, Korruption und gewaltvolle Erpressung beteiligt bzw. tolerierten diese oder waren unfähig, diese zu verhindern (UNGA 9.2.2024). Die Nichtregierungsorganisation Syrian Network for Human Rights (SNHR) gab in einem Inter view mit dem Danish Immigration Service an, dass Korruption an Checkpoints in allen Teilen Syriens verbreitet ist (DIS 6.2024). Der Global Organized Crime Index schrieb ebenfalls, dass fast der gesamte Fernverkehrshandel und -transport im Land regelmäßig von Erpressungen betroffen war (GITOC 2023). Gemäß einem Interview mit dem Danish Immigration Service war es SNHR zufolge für eine Person möglich, die in der Demokratischen Autonomen Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) lebt, alle Checkpoints zwischen der DAANES und Damaskus problemlos zu passieren, selbst wenn die Person von den Syrischen Behörden gesucht wurde, wenn sie das Personal an den Checkpoints bestach. Normalerweise kannten die Fahrer, die die gesuchte Person auf der Reise begleiteten das Personal an den Checkpoints und bestachen dieses schon im Voraus (DIS 6.2024). Schmuggleraktivitäten im Zusammenhang mit illegalem Handel von Konsumgütern, wie etwa Tabak, wurden Berichten zufolge von den im Land prä senten ausländischen Kräften und von Akteuren, die im Staat eingebunden waren, erleichtert. Sie stellten eine bedeutende Einnahmequelle durch Bestechungsgelder für Regierungsbeamte und bewaffnete Gruppierungen, die Grenzen und Checkpoints kontrollierten (GITOC 2023). Gebiete unter der Kontrolle der Opposition (HTS, SNA, etc.) In den von der Opposition kontrollierten Gebieten war Korruption weit verbreitet (FH 2024; vgl. OpD 2024). Erpressung und Schutzgeldforderungen waren in Syrien in der Regel mit geo politischen Entwicklungen verbunden. Milizen der Opposition führten im Zuge von territorialen 134

Streitigkeiten Erpressungen durch, indem sie Steuern von Zivilisten und Unternehmen in den von ihnen kontrollierten Gebieten erhoben, im Austausch für „ Dienstleistungen“ oder „ Schutz“. Die bekannteste Form der Schutzgelderpressung war das Einheben von Zakat, normalerweise eine wohltätige Spende, die im Islam als religiöse Pflicht gilt. Auch ausländische Akteure waren stark in die kriminelle Landschaft des Landes involviert, denn die meisten syrischen Grenzen wur den von einer Vielzahl ausländischer Akteure kontrolliert, wie militante sunnitisch-islamistische Gruppen, die Syrian National Army (SNA), die russischen Streitkräfte, die Syrian Democratic Forecs (SDF) und türkische Milizen (GITOC 2023). In den von der Hay’at Tahrir ash-Sham (HTS) kontrollierten Gebieten mangelte es den Institu tionen an Transparenz und Integrität, dem Personal fehlte es an Effizienz und Qualifikation und Korruption und Günstlingswirtschaft wurden systematisch praktiziert. Dabei kam es häufig zu Diskriminierung und führte dazu, dass Personen, die mit der HTS in Verbindung standen, Privi legien in militärischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereichen gewährt wurden (SCPR/UniVie 8.2023). Bei den Institutionen der HTS handelte es sich um Mechanismen, die hochrangige Persönlichkeiten innerhalb der Regierungskoalitionen stärkten und bereicherten (BI 27.1.2023). Anfang des Jahres 2024 kam es zu Demonstrationen gegen die HTS unter anderem in der Stadt Idlib. Mehrere Tage lang gingen Hunderte Demonstranten auf die Straße, um gegen eine Sicher heitskampagne zu demonstrieren, aber gleichzeitig wuchs auch die Frustration über Korruption und Misswirtschaft in diesen Gebieten, die viele für die steigenden Lebenserhaltungskosten verantwortlich machten (Etana 2.2024). Die HTS monopolisierte den Handel mit Treibstoff und wichtigen Dienstleistungen in ihrem Gebiet, konfiszierte oder zerstörte regelmäßig Waren und beschlagnahmte den Besitz abwesender Eigentümer, häufig um ihn an ihre eigenen Komman deure zu verteilen (FH 2024). Einem Bericht der NGO Syrians for Truth and Justice (STJ) zufolge soll eine Behörde der HTS Bauern in Idlib eine Zakat für die Ernte aufgezwungen und Abgaben und Steuern eingefordert haben. Im Juli 2023 wurden zu diesem Zweck Checkpoints eingerichtet (STJ 24.10.2023). Den von der Türkei unterstützten Milizen wurden Korruption, Tyrannei und Menschenrechts verletzungen vorgeworfen (SOHR 2.7.2023), sowie Plünderungen, Erpressung und Diebstahl. Lokale Verwaltungsbeamte und Aktivisten kritisierten, dass nur ein geringer Teil der internatio nalen Hilfe, die angeblich an Oppositionsvertreter im Ausland ging, bei ihnen ankam, was den Verdacht der Korruption aufkommen ließ (FH 2024). Human Rights Watch (HRW) schrieb auch von Annahme von Bestechungsgeldern in der lokalen Militärpolizei, um einerseits Familienan gehörige aus dem Gefängnis befreien zu können und andererseits um in den eigenen Häusern leben zu können, die zwischenzeitlich von Fraktionen der SNA besetzt worden waren. Neben Bestechungsgelder zahlten manche Familien sogar „ Mieten“, „ Steuern“ oder andere Abgaben an Angehörige der lokalen Militärpolizeien, um in ihren Häusern wohnen, ihre Shops betreiben oder ihre Ländereien bestellen zu dürfen (HRW 29.2.2024). Auch Syria Direct schrieb, dass ein umfassendes Korruptionsmuster in den von der Türkei unterstützten Oppositionsgebieten vorherrschte, bei dem unter anderem die Militärpolizei und SNA-Kommandanten gegen Be stechungsgelder Häftlinge freiließen oder Verwandte deckten, die wegen Verbrechen angeklagt wurden (SYD 20.5.2022). 135

2023 und 2024 kam es in den von der Türkei nahestehenden Gruppierungen kontrollierten Gebieten immer wieder zu Protesten der lokalen Bevölkerung, nicht zuletzt als Folge von Kor ruptionsvorwürfen gegen lokale Verwaltungsbehörden und Stromanbieter (HRW 29.2.2024). Im Dezember 2023 protestierten Menschenrechtsaktivisten, Anwälte und Journalisten in der von der SNA kontrollierten Stadt al-Ra’i in Nord-Aleppo gegen Korruption in der Justiz (NPA 18.12.2023). Auch in Tell Abyad kam es zu Protesten der lokalen Bevölkerung, die für bessere Lebensbedingungen und Versorgungsleistungen sowie gegen Korruption in militärischen und zivilen Einrichtungen protestierten (SOHR 2.7.2023). Auch hin ’Azaz protestierten Einwohner gegen die Korruption der Syrischen Übergangsregierung (Syrian Interim Government - SIG) und kritisierten die Vetternwirtschaft sowie ihre Vormachtstellung in Verwaltungseinrichtungen (SOHR 20.2.2024). Gebiete unter der Kontrolle der syrischen Regierung (Stand August 2024) Korruption war in Syrien schon immer ein Problem, hat aber während des Konflikts aufgrund der zunehmenden Armut, der Abwertung des syrischen Pfunds und der Diversifikationsmöglich keiten weiter zugenommen (BS 19.3.2024). Syrien stellte gemeinsam mit Somalia, Venezuela und dem Südsudan das Schlusslicht des Korruptionsperzeptionsindex’ (Corruption Perception Index) 2023 von Transparency International dar (TI 1.2024). Das syrische Regime und seine Ver bündeten kontrollierten einen Großteil der syrischen Wirtschaft. Durch den Bürgerkrieg wurden neue Möglichkeiten für Korruption für die Regierung, den regierungstreuen bewaffneten Kräften und der Privatwirtschaft geschaffen. Auch ausländische Verbündete konnten von den undurch sichtigen Regierungsverträgen und Handelsabkommen profitieren (FH 2024). Der Regierung fehlte der Bertelsmann-Stiftung zufolge der politische Wille, gegen Korruption vorzugehen. Als eines von wenigen Ländern hatte Syrien das Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption (United Nations Convention Against Corruption - UNCAC) nicht unterzeichnet (BS 19.3.2024). USDOS zufolge gab es keine Berichte darüber, dass das Regime versucht hätte, die Korruption zu bekämpfen (USDOS 22.4.2024). Gelegentliche, öffentlichkeitswirksame An ti-Korruptionsinitiativen zielten auf diejenigen ab, die mit dem Regime gebrochen hatten, oder deren Ressourcen das Regime kontrollieren wollte (BS 19.3.2024). Ähnlich wurde es auch im oppositionsnahen Nachrichtenportal Enab Baladi beschrieben. Ein dort zitierter Experte gab an, dass Verhaftungen im Dezember 2023 unter dem Vorwand der Korruptionsbekämpfung standen und der schlechten wirtschaftlichen Lage Syriens geschuldet waren und der Suche des Regimes nach finanziellen Einsparungen. Der Experte fügte hinzu, dass das syrische Regime stillschweigend akzeptierte, dass Angestellte im öffentlichen Sektor wegen der niederen Gehäl ter sich durch Korruption ihr überleben sicherten (Enab 29.12.2023). Global Organized Crime Index räumte zwar ein, dass der syrische Staat mafiösen Gruppierungen nicht viel Spielraum ließ, aber jene Gruppierungen mit familiären oder verwandtschaftlichen Beziehungen im Land aktiv blieben. Gleichzeitig schrieb er, dass das syrische Regime sich nicht ausreichend um die Bekämpfung des organisierten Verbrechens bemüht hatte, sondern vielmehr ein günstiges Umfeld für kriminelle Organisationen geschaffen hatte, in dem diese gedeihen und die fragile Nachkriegssituation des Landes ausnützen konnten (GITOC 2023). Personen, die in den von der Regierung kontrollierten Gebieten versuchten Korruption aufzudecken oder zu kritisieren, 136

sahen sich Repressalien, wie Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis und Haft, ausgesetzt (FH 2024). Korruption blieb ein weitverbreitetes Problem bei der Polizei, den Sicherheitsdiensten, den Ein wanderungsbehörden und im gesamten Regime. Angehörige von Inhaftierten berichteten, dass Regierungsbeamte in Gerichten und Haftanstalten Bestechungsgelder gegen die Bereitstellung von grundlegenden Dienstleistungen und für positive Entscheidungen forderten. Familienmitglie der von willkürlich Verhafteten oder verschwinden gelassenen Personen wurden aufgefordert Bestechungsgelder zu bezahlen, um den Aufenthaltsort oder das Schicksal der betroffenen Person zu erfahren (USDOS 22.4.2024). Korruption im Justizsystem war weit verbreitet, da die öffentlichen Gehälter durch Inflation und Währungsverfall völlig entwertet wurden und im Regelfall umgerechnet 20 bis 30 US-Dollar nicht überstiegen, während die Lebenshaltungskos ten mehr als das Zehnfache pro Monat betrugen (ÖB Damaskus 2023). Familien berichteten, dass sie aufgrund fehlender Kanäle teure, mit der Regierung in Verbindung stehende Mittels männer beauftragen mussten, die hohe Summen für Informationen über den Aufenthaltsort ihrer inhaftierten Angehörigen oder Besuchsrechte verlangten (UNGA 9.2.2024). In einigen Fäl len behinderten Mitarbeiter in Einwanderungs- und Passbehörden sowie in Botschaften und Konsulaten die Bearbeitung der Dokumente von Personen, um Bestechungsgelder zu erhalten oder sie dazu zu zwingen, sich an Mittelsmänner zu wenden (SNHR 15.3.2024). Niedrige Löh ne und hohe Inflationsraten zwangen Arbeitnehmer dazu, sich alternative Einkommensquellen zu suchen, um ihr monatliches Budget aufzubessern. Im öffentlichen Sekt nahmen Beschäf tigte zusätzliche Jobs an, während die Kosten für Bestechungsgelder ebenfalls stiegen (FES 7.2023). Die niedrigen Löhne trieben Wehrdienstleistende in die Korruption, wie beispielsweise die Erpressung von Zivilisten an Checkpoints, Drogenhandel, Diebstahl und Raub (DIS 1.2024). Bestechung wurde immer häufiger durch zentralisierte und dezentralisierte Formen der Er pressung ersetzt, darunter die Einführung neuer Steuern, die Erhöhung der Preise für wichtige Dienstleistungen (z. B. die Ausstellung von Pässen) und die Forderung von Familien, für Infor mationen über verschwundene Familienmitglieder zu zahlen. Bewaffnete Banden übernahmen die Macht und erfanden neue Geschäftszweige (BS 19.3.2024). Staatlich eingebettete Akteu re stellten kriminelle Gruppierungen Waffen und Sicherheit zur Verfügung, schützten sie vor rechtlichen Konsequenzen und erleichtern ihnen die Durchfahrt an Checkpoints (GITOC 2023). Regierungsangehörige waren direkt in die Geschäfte mit illegalen Betäubungsmitteln involviert. Einheiten mit bekannten oder vermuteten Verbindungen zu Machthabern und der Terrororga nisation Hizbollah sollen im Land illegale Betäubungsmittel hergestellt und damit gehandelt haben, insbesondere das weithin als Captagon bekannte Aufputschmittel (USDOS 22.4.2024). Medien und Nichtregierungsorganisationen berichteten, dass die Vierte Division der syrischen Armee unter der Leitung von Maher Assad, dem Bruder von Präsident Assad, einen Großteil der Produktion und des Vertriebs von Captagon überwachte (USDOS 22.4.2024; vgl. GITOC 2023; Syria TV 24.6.2024). Al Jazeera berichtete im Mai, dass die Produktion und der Schmuggel von Captagon Präsident Assad und seinen Verbündeten Berichten zufolge Milliarden von Dollar eingebracht hatten (USDOS 22.4.2024). Die USA sowie das Vereinigte Königreich belegten im März 2023 mehrere Personen des Syrischen Regimes für die Produktion von Captagon 137

und die Verwendung der Einnahmen zur Unterstützung der Regierung Assads mit Sanktionen (FH 2024). Im März 2024 verhängte die US-Regierung weitere Sanktionen gegen elf Personen und Einrichtungen, die das Regime des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad durch illegale Finanztransfers, den Handel mit illegalen Drogen und die Gewinnung und den Export von syri schen Rohstoffen unterstützten (USDOT-OIG 26.3.2024). Der illegale Waffenmarkt wurde dem Global Oragnized Crime Index zufolge ebenfalls von inländischen und ausländischen Akteuren angeführt, die mit dem syrischen Regime verbündet waren (GITOC 2023). Berichten zufolge wurden grundlegende staatliche Dienstleistungen und humanitäre Hilfe je nach politischer Loyalität der Empfänger gegenüber dem Assad-Regime bereitgestellt oder verweigert (FH 2024). Zwar gab es in allen Konfliktsituationen Korruption, doch das Ausmaß und die systematische Art und Weise, in der das Regime von der humanitären Hilfe profitierte, waren einzigartig (BS 19.3.2024). Privatunternehmen waren besonders gefährdet, willkürlich geschlossen oder enteignet zu wer den, und die Regierung füllte die Staatskasse weiterhin durch willkürliche Steuern und Bußgelder für Privatunternehmen auf. Darüber hinaus stahlen und beschlagnahmten bewaffnete Akteure, die für das Regime arbeiteten, regelmäßig das Eigentum von Kleinunternehmen oder erpressten Bestechungs- oder „ Schutzgelder“ (BS 19.3.2024). Korruption und mangelnde Rechtsstaatlichkeit spielten eine große Rolle bei der Nichtdurch setzung von Gesetzen, die Frauen gewisse Rechte zugestanden hätten, sodass Bräuche und Traditionen überwogen (FSLA 2024). Frauen waren besonderen Risiken ausgesetzt, wenn sie mit lokalen Behörden und Sicherheitskräften in Kontakt traten. Es wurde von Belästigungen, Druckausüben oder sogar Nötigung zu sexuellen Handlungen berichtet, wenn sie die verlangten Gebühren oder Bestechungsgelder für die Ausstellung von Personaldokumenten nicht bezahlen konnten. Insbesondere allein reisende Frauen gaben an, dass sie an Militärkontrollpunkten und in öffentlichen Verwaltungsbüros finanziell erpresst wurden und in den Fällen, in denen sie nicht über die nötigen Mittel verfügten, eine Bestechung zu bezahlen, wurde die Erpressung oft durch sexuelle Ausbeutung ersetzt (OHCHR 1.2.2024). In Bezug auf die Wehrpflicht war mit dem arabischen Begriff Tafayish (شييفت was schon vor 2011 in Syrien üblich war, die Bestechung von Offizieren durch Wehrpflichtige gemeint, die durch die Zahlung von Bestechungsgeldern nach Hause gehen konnten, anstatt ihren Wehr dienst abzuleisten, und es im System trotzdem so schien, dass sie in der Armee dienten (DIS 1.2024; vgl. Syria TV 7.7.2023, ISPI 5.6.2023). Darüber hinaus konnten mit der Zahlung von Bestechungsgeldern an die Vorgesetzten eine bessere Behandlung oder bessere Bedingungen erwirkt werden. Wobei Männer aus Gebieten, die zuvor durch die Opposition geführt wurden, gemäß Syrians for Truth and Justice in einem Interview mit der dänischen Migrationsbehör de, von der Möglichkeit der Bestechung zur Verbesserung ihrer Lage nicht Gebrauch machen konnten. Auch zum Erhalt einer medizinischen Ausnahmegenehmigung, zur Befreiung vom Re servedienst, wenn der Wohnsitz nicht im Ausland war, für Studenten, denen eigentlich eine Aus nahmeregelung zugestanden hätte oder für Familienangehörige von Wehrdienstverweigerern und Deserteuren zur Vermeidung von Konsequenzen, wurde auf Bestechung und Erpressung 138

zurückgegriffen (DIS 1.2024). In Bezug auf Ausnahmen von und Aufschub der Wehrpflicht wur de Korruption auf zwei Arten eingesetzt. Zum Einen konnten Ausnahmen auf korrupte Weise erlangt werden, beispielsweise, wenn Personen, die Syrien nicht verlassen hatten, sich von der Wehrpflicht freikaufen konnten, was sonst nur Personen, die im Ausland lebten, möglich war. Zum Anderen konnte es vorkommen, dass Personen, die nachweislich von der Wehrpflicht befreit waren oder einen Aufschub gewährt bekommen hatten, an Checkpoints festgehalten wurden, als wären sie Wehrdienstverweigerer und erst gegen Zahlung von Bestechungsgeldern freigelassen wurden. Dabei ging es nur um das Lukrieren von Bestechungsgeldern. Berichte von Personen, die auf diese Weise unrechtmäßig eingezogen worden wären, lagen nicht vor (CPTI 5.2024). Wehrpflichtige verdienten sich zu ihren niedrigen Solden oft durch Korruption etwas dazu, beispielsweise durch Erpressung von Zivilisten an Checkpoints, Drogenhandel oder Diebstahl und Raubüberfälle (DIS 1.2024; vgl. ISPI 5.6.2023). Quellen ■ BI - Brookings Institution (27.1.2023): Syria’s dissolving line between state and nonstate actors, https://www.brookings.edu/articles/syrias-dissolving-line-between-state-and-nonstate-actors/ , Zugriff 25.9.2023 ■ BS - Bertelsmann Stiftung (19.3.2024): BTI 2024 Country Report Syria, https://www.ecoi.net/en/file /local/2105866/country_report_2024_SYR.pdf, Zugriff 3.5.2024 ■ CPTI - Conscience and Peace Tax International (5.2024): Submission to the 141st Sessionn of the Human Rights Committee; Syrian Arab Republic (Military service, conscientious objection and re lated issues), https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/TreatyBodyExternal/DownloadDraft.aspx?key =YT9VK9E6jAj6S4CPg6EyUkxjE9Nxad4ibtaZXr4sPbK2 E72XSwMV kNPD33OveCkyQz1tr7hoUT IRpdj0eqQ==, Zugriff 17.7.2024 ■ DIS - Danish Immigration Service [Denmark] (6.2024): Syria - Military Recruitment in North and East Syria, https://www.ecoi.net/en/file/local/2112078/ffm-report-military-recruitment-in-nes-final.pdf , Zugriff 17.7.2024 ■ DIS - Danish Immigration Service [Denmark] (1.2024): Syria - Military Service, https://www.ecoi.net /en/file/local/2103893/coi-report_syria_military-service_jan-2024.pdf , Zugriff 17.7.2024 ■ Enab - Enab Baladi (29.12.2023): Attempts to cover up corruption: Syrian regime looks for monetary savings, https://english.enabbaladi.net/archives/2023/12/attempts-to-cover-up-corruption-syrian-r egime-looks-for-monetary-savings , Zugriff 2.8.2024 ■ Etana - Etana Syria (2.2024): Syria Military Brief: North-West Syria February 2024, https://etanasyr ia.org/syria-military-brief-north-west-syria-february-2024 , Zugriff 17.7.2024 ■ FES - Friedrich-Ebert-Stiftung (7.2023): SYRIA’S TRADE UNIONS UNDER THE SCOPE - HISTORY , INSTRUMENTALIZATION, AND LABOUR DISSENTS, https://library.fes.de/pdf-files/bueros/beirut/2 0484.pdf, Zugriff 17.7.2024 ■ FH - Freedom House (2024): Syria: Freedom in the World 2024 Country Report, https://freedomh ouse.org/country/syria/freedom-world/2024, Zugriff 3.5.2024 ■ FSLA - Free Syrian Lawyers Association (2024): Report to the Human Rights Committee in rela tion to Syrias Fourth Periodic Review, https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/TreatyBodyExternal/ DownloadDraft.aspx?key=YT9VK9E6jAj6S4CPg6EyUg qtnjWmwqALNbMyl V4NnNg0NtCRV2jg PbNNi834gN4A7fbSCWJ/AFS5W7EZ29Bw==, Zugriff 17.7.2024 ■ GITOC - Global Initiative Against Transnational Organized Crime (2023): Global Organized Crime Index - Syria 2023, https://ocindex.net/assets/downloads/2023/english/ocindex_profile_syria_2023 .pdf, Zugriff 2.8.2024 ■ HRW - Human Rights Watch (29.2.2024): “Everything is by the Power of the Weapon” - Abuses and Impunity in Turkish-Occupied Northern Syria, https://www.hrw.org/report/2024/02/29/everything-p ower-weapon/abuses-and-impunity-turkish-occupied-northern-syria , Zugriff 15.5.2024 ■ ISPI - Italian Institute for International Political Studies (5.6.2023): Fight or Flight: The Syrian Con scription Nightmare, https://www.ispionline.it/en/publication/fight-or-flight-the-syrian-conscription-n ightmare-130593, Zugriff 17.7.2024 139
